Rolf Dettrmnn / Matthias Weber / Eifeler Bräuche

»Eifeler Bräuche im Jahreskreis und Lebenslauf« von Rolf Dettmann und Matthias Weber (Bachern, Köln). Aus diesem »Bilder- und Lesebuch für jung und alt« ist ein echtes Volksbuch geworden.

Wer das Buch zur Hand nimmt und beim ersten Durchblättern einen Eindruck davon zu gewinnen sucht, dem fallen zunächst die Bilder auf; sie sind echte, realistische Volkskunst. Der Betrachter braucht nicht lange zu suchen, was der Künstler damit sagen will, es sind keine »Bilder-Rätsel«, sondern hier hat der Künstler mit sehendem und liebendem Auge die Wirklichkeit eingefangen und festgehalten. Dabei sind Kinder und alte Menschen besonders lebensnah gezeichnet. Man betrachte einmal die drei Kinder hinter den Sternsingern (S. 21); das sind nicht blasse Gestalten, sondern so laufen sie in unseren Dörfern herum. Beim »Burgbrennen« (S. 35) steht im Vordergrund ein Junge, der mit seinen Händen einen Schalltrichter vor dem Mund formt: du glaubst, seine Stimme zu hören. Dasselbe gilt von den Kläpperjungen (S. 43 u. 45). Und wer die Männer (S. 47) vor allem am rechten Bildrand betrachtet, der möchte fragen: Wer hat hier Modell gestanden? Das alles wird nicht dadurch beeinträchtigt, ddaß die »jungen Erwachsenen« eher als zu jung empfunden sind (S. 59, 65, 67).

Und dann der Text. Seit der Gillenfelder Pastor J. H. Schmitz seine »Sitten und Bräuche des Eifeler Volkes« (Trier 1856) herausgegeben hat, scheint mir kein Buch erschienen zu sein, das so vollständig und erschöpfend dieses Thema behandelt. Wenn auch manche dieser Bräuche nur noch in der Erinnerung leben, so sagt uns Prof. Weber doch, mit welcher Einstellung er an seine Arbeit herangegangen ist: »Die Zeit ist zwar nicht mehr zurückzuschrauben, aber die Erinnerung lohnt.« (S. 50) Es gilt also Altes und (leider) Vergangenes festzuhalten.

Doch das ist nicht alles. Nicht nur viele alte Bräuche sind erhalten geblieben oder werden in unserer Zeit wieder belebt, es entstehen auch neue, Weber kennt sie nicht nur aus der Literatur, er kennt sie aus lebendiger Anschauung. Er war dabei: in Schönecken bei der Eierlage, in Wittlich bei den Säubrennern, in Gerolstein beim Sprudelfest und in Lissingen beim Schützenfest.

Überhaupt ist der Raum Gerolstein-Hillesheim in besonderer Weise berücksichtigt. Das ist zu verstehen aus dem 2. Wohnsitz, den Prof. Weber (neben Köln) in Niederbettingen hat. Gerade weil hier die Bräuche aus genauer Beobachtung beim aktiven Mitfeiern geschildert werden, ergeht sich Weber nicht in wissenschaftlichen Abhandlungen bei kontroversen Fragen (z. B. ob es Scheibensonntag, Scheefsonndisch oder Schoof- und Schööfsonndisch heißt). Solche Erörterungen würden den Lesefluß stören. Er entscheidet sich beherzt für einen wissenschaftlich begründeten, vom Volksmund wirklich gebrauchten Namen. Die tiefste Qualifikation für Weber, diese Texte zu schreiben, liegt aber anderswo. Die meisten der geschilderten Bräuche sind religiöse Bräuche. So hat der Professor hier in Zusammenarbeit mit Rolf Dettmann kein akademisches Werk geschaffen, sondern ein lebendiges Volksbuch.

P. Josef Böffgen t