Die Kreisstadt feierte Geburtstag

Rückblick auf das Jubiläum 1250 Jahre Daun

 Karl Krings

Es war ein fruchtbarer Gedanke, der den Anstoß zur Jubiläumsfeier gab. Es war ein mutiger Entschluß des Stadtrates, das Jahr 1981 zum Dauner Jubiläumsjahr zu erklären. Dabei berief man sich auf die Passage in der gräflichen Familienchronik, die besagt, daß anno 731 Sigumbert hier eine Burg errichtete, der er den Namen Dünne gab. Da die Funde aus der Kelten- und Römerzeit nur ungenau zu bestimmende Zeitdokumente darstellen, so bezeichnete es der Stadtbürgermeister Ferdinand Kettenhofen in seiner Eröffnungsansprache beim Festakt, an dem auch ein Nachfahre des Dauner Grafengeschlechts zugegen war, als legitim, davon auszugehen, daß Daun im Jahre 1981 mindestens 1250 Jahre alt sei.

Nun galt es die umfangreichen und vielfältigen Vorbereitungen in Gang zu bringen. Ein Festausschuß konstituierte sich und stellte Überlegungen zur Gestaltung des Jubiläumsjahres an. Es mußte etwas geschaffen werden, was Anlaß und Sinn des Jubiläums transparent zu machen geeignet war. Nach intensiven Beratungen mit Graphikern und Druckern hatte man schließlich eine gute Lösung gefunden: ein Emblem, das die charakteristischen Vorzüge der Stadt symbolisiert — Maar und sprudelnder Quell — in Verbindung mit dem Stadtwappen und einer entsprechenden Aufschrift. Damit war ein Hinweis auf die geologische Entstehung des Dauner Areals in der Vulkaneifel gegeben, auf seine landschaftliche Besonderheit und wirtschaftliche Basis als die Dauner Existenzgrundlagen. Dieses Emblem wurde zum durchgängigen Schmuck- und Gütezeichen und tauchte überall auf: als Briefkopf im amtlichen Schriftverkehr und als Sonderstempel der Frankiermaschinen; auf vielen Kraftfahrzeugen prangte die goldglänzende Polyesterfolie mit Emblem, Wappen und Schrift; in der Miniaturausgabe war es ein Briefaufkleber. So gelangte die Kunde vom Stadtjubiläum weit hinaus ins Land. Bei der Rallye Monte Carlo wurde das Emblem in Großformat auf einem Sportwagen zweier erfolgreicher Dauner Teilnehmer an diesem sportlichen Großereignis gar bis ans Mittelmeer gebracht. In der Stadt boten sich weitere Gelegenheiten, das Emblem anzubringen. Basaltquaderanden Zufahrtsstraßen kündeten das Jubiläum an. Silbermünzen wurden als kostbare Souvenirs angeboten, deren Verkaufserlös Behinderteneinrichtungen zugedacht war. Selbst Bierdeckel, Krüge und Weingläser luden mit dem Emblem zum Mitfeiern ein.

Ein Redaktionsausschuß konzipierte unter der maßgeblichen Regie seines Leiters und unter Mitarbeit meist ehrenamtlicher heimischer Autoren das »Dauner Buch«, eine Dokumentation des Wesens der Stadt Daun und seiner Bürger, die Strukturen und Lebensbedingungen transparent macht und bemerkenswerte Eigentümlichkeiten von Land und Leuten aufzeigt. Die Beiträge aus allen Lebensbereichen sind so angeordnet, daß dieses Buch eine ausgewogene Komposition heimatlicher Wesenszüge aus Vergangenheit und Gegenwart darstellt, die das Dauner Gesicht prägen. Die inhaltliche und formale Gestaltung heben das Buch von Festschriften herkömmlicher Art ab. Der Leser sucht vergeblich nach den Konterfeis honoriger Persönlichkeiten, er findet stattdessen deren aufschlußreiche Beiträge aus ihren speziellen Bereichen. Die Finanzierung war durch großzügige Spenden und die zu erwartenden Einnahmen aus dem Verkauf abgesichert.

Alle Großveranstaltungen, die in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Organisationen, Berufsgruppen, Vereinen und Schulen zu gestalten waren, hatte der Festausschuß terminiert. Es waren die feierliche Eröffnung des Jubiläumsjahres, die Frühjahrsveranstaltung des Eifelvereins, die Festwochen, die durch den Besuch des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Dr. Bernhard Vogel, — des Schirmherrn des Stadtjubiläums — eine besondere Würdigung erfuhren, verschiedene Ausstellungen und als Finale das große Weihnachtskonzert mit allen Chören und Orchestern der Kreisstadt. Fürwahr ein reichhaltiges Programm für groß und klein, für jung und alt! Schon im Stadium der Planung stellte sich die Frage, ob die im städtischen Etat des Jahres 1981 für die Jubiläumsfeierlichkeiten ausgewiesenen 100000,- DM wohl ausreichend sein würden.

Allen Vorbehalten und Widrigkeiten zum Trotz wurden die Veranstaltungen planmäßig durchgeführt. In den Festwochen reihten sich Theatergastspiele, sportliche Turniere, musikalische Darbietungen und internationale Freundschaftstreffen aneinander. Der Südwestfunk und der Saarländische Rundfunk schalteten sich in die Feierlichkeiten ein. Es wechselten Ausstellungen aus den Bereichen des Handwerks mit Showprogrammen, eine Open-Air-Veranstaltung mit dem Tag der Bundeswehr, der Seniorentreff mit dem musikalischen Nachwuchswettbewerb im Talentschuppen. Das von der Kurverwaltung regelmäßig herausgegebene Veranstaltungsprogramm gab neben den Großveranstaltungen auch einen Überblick über die zahlreichen Initiativen einzelner Gruppen und Verbände, die zu bemerkenswerten Aktionen einluden. Die verschiedenen Hilfsdienste, die Feuerwehr und die Amateurfunker klärten auf, zeigten interessante Vorführungen und grüßten auf kurzer Welle über weite Entfernungen den » Rest der Welt«. Das vielfältige Angebot wurde von der Bürgerschaft angenommen, und die Freude am Feiern sprang wie ein Funke über. So wurde auch die traditionelle Laurentius-Kirmes zum Volksfest, das symbolhaft vom Großfeuerwerk überstrahlt wurde.

Die Bemühungen um die Verschönerung der Stadt durch die Aktion »Bürger pflanzen Bäume« und der Baubeginn des Kurparks wurden allerdings durch das Ärgernis des Jahres überlagert: Das Verlegen von Gas-, Wasser-, Strom -und Telefonleitungen verwandelte das Dauner Straßenbild teilweise in eine häßliche Baustelle, die dem Bürger und dem Kurgast manch leidige Unannehmlichkeit bescherte. Schließlich wurde doch die Notwendigkeit dieser permanenten Störung eingesehen und die damit verbundenen Verkehrsstörungen, die Lärm- und Staubentwicklung nolens-volens hingenommen.

In dieser Rückschau, die nicht alle Aktivitäten einzeln aufzählen und in gebührender Weise berücksichtigen kann, sei schließlich noch der Ehrungen gedacht, die anläßlich des Jubiläumsjahres erfolgten. Es begann mit der Übernahme der Ehrenpatenschaft durch die Stadt für den im Jahre 1981 erstgeborenen Erdenbürger, wurde fortgesetzt mit der Einführung der Amtskette für den Stadtbürgermeister, mit der Verleihung der Ehrenbürgerrechte an den amtierenden Regierungspräsidenten Julius Saxler, mit der Würdigung verdienter Dauner Bürger, mit der Auszeichnung zahlreicher Altmeister des Handwerks und schließlich mit der festlichen Namensgebung der Leopold-von-Daun-Realschule. Von der Projektgruppe »Schule und Jubiläum« wurde ein Arbeitspapier geschaffen und zusammen mit einer Stoffsammlung anläßlich der Eröffnung der Ausstellung »1250 Jahre Daun«, die regen Zuspruch fand, vorgelegt. Diese Zusammenstellung ist als Anregung zur Behandlung der Dauner Geschichte in allen Schularten gedacht. Am letzten Sonntag klang das Jubiläumsjahr mit dem großen Weihnachtskonzert in der Thomas-Morus-Kirche aus. Diese Veranstaltung war ein kultureller Höhepunkt und ein würdiger Abschluß der Feierlichkeiten. Die Presse nahm an allen Ereignissen regen Anteil und berichtete in angemessener Aufmachung vom Jubiläum. Am Ende des Jahres faßte sie ihre Eindrücke in einer kurzen Rückschau u. a. wie folgt zusammen: »Der Bürger war angesprochen, wurde beteiligt, entwickelte Elan. Ob bei der Forschung in der Vergangenheit oder bei der Vorbereitung von Veranstaltungen, die Dauner entdeckten sich neu, fühlten sich andererseits aber auch bestätigt.« Dieser Aussage ist wohl zuzustimmen. Und mehr noch! Das anerkennenswerte Engagement der Dauner Bürgerschaft, der Behörden, Schulen und Vereinigungen aller Art förderte die mitmenschlichen Beziehungen zwischen den Generationen, den Einheimischen und Gästen und stärkte ebenso den Bezug zur Heimatstadt, dessen wir heute dringend bedürfen. Mag es auch hier und da Mißverständnisse und Unwillen gegeben haben, sie vermochten den positiven Gesamteindruck nicht zu beeinträchtigen, zumal allen Unkenrufen zum Trotz der Haushaltsansatz ausreichte. Die Fotoausstellung im Januar 1982 als Ergebnis eines Wettbewerbs bot noch einmal als Nachlese eine Auswahl typischer »Bilder unserer Stadt« und der Menschen, die darin leben. Bleibt zu wünschen, daß es der Stadt und ihren Bürgern in Zukunft wohlergehe und daß die positive Entwicklung der Kurstadt mit ihren vielfältigen Möglichkeiten fortschreite und daß sie auf dem Weg vom Kurort zum Heilbad nicht erlahme, wenn auch zur Zeit der Konsolidierung der bestehenden Heilbäder anstelle einer Expansion der Vorzug eingeräumt wird.