... über Kreuze am Wegesrand

Hans Mühlhaus

Die Kreuz-Saga aus Boverath

Ett oß att lang heer — mei Grußvatta woßt ett von seinem Grußvatta. Da oß ees mott seinem Ochsejespann ob de Juckelberch jeforre, fia Howwa zu säen. Wi hään on dar Maupbesch an dem Stene Kreuiz laast kom, do doocht hään bei sech: Daat war noch en jode decke Steen, fia ob mein Äecht ze läje. Hään hatt stelljehale, hatt datt Kreuiz uß dem Boddem jehowwe unn ob de Woon jelodde. Wi hään nau ob dem Juckel-berch-Steck hunner der Äecht herjung, mooßt hään lauter ob datt Kreuiz kucken, daat ob der der Äecht looch unn hin unn her jeschockelt jof unn nett mi zur Roh kom. Ob emol jowett himm ewwer esu worm — ha moßt stellhale, moßt sech de Schweeß ofbotze — ewwer ett jof sech nett — ha kunt enfach nett mi weidermaache. Do hott hään datt Kreuiz vun der Äecht jehollt, hott ett ob de Woon jedron und zreck unn de Maupbesch jeforre onn do weer objericht, wo ett schon seit lange Joare jestanne hatt. Dono woar hään weär jot beisech unn hott zu sech selwer jesoot: Daat elao mächste nett noch ees! Wi jesot, ett oß att lang heer, awwer ett oß woar. Mei Grußvatta woßt ett vun seinem Grußvatta. Die Kreuz-Saga aus Boverath ist ein überliefertes Heimaterlebnis, das dem Denken und Fühlen des ortsgebundenen Menschen entspricht.

 

Sie mahnt: das Stene Kreuz im Maubachtal zu achten, nie zu mißbrauchen und dessen zu gedenken, der hier sein Leben verlor. Die Inschrift nennt seinen Namen, und das Kirchenbuch von Daun berichtet, daß der Tod durch einen Sturz vom Baum eintrat. In jüngster Zeit war das Gedenkkreuz verschwunden — keiner wußte, was geschehen war.

Als es aber unerwartet wieder auftauchte, war die Freude groß, und es wurde ernstlich überlegt, wo es, vor Mißbrauch ungefährdet, aufgestellt werden könnte. Gott sei Dank! — es fand wieder seinen Platz, wo es hingehörte und immer schon gestanden hatte: im Maubachtal unter hohen Bäumen. Dort steht es, aufgebaut auf einem neuen Sandsteinsockel, umgeben von einem handgeschmiedeten Eisenband und liebevoll umpflanzt von Sträuchern des Waldes. Nun ist der Walddom im Maubachtal wieder komplett! Es soll und darf nicht unerwähnt bleiben, daß Karl Theis aus Boverath sich maßgeblich um das Kreuz bemüht hat. Ihm gebührt dafür weitgehend Zustimmung und unser aller Dank.

Warum heißt der Kreuzberg bei Schönbach Kreuzberg?

Der Kreuzberg ist der Heimatberg des Dorfes Schönbach, das von einem Bach, dem Schönbach, durchflossen wird und von ihm seinen Namen bekam. Fragt man aber nach dem Namen Kreuzberg, so heißt es einhellig: weil ein Kreuz auf seinem Gipfel steht, ein Gelübdekreuz — errichtet im Jahre 1918 — als Dank für glückliche Heimkehr aus dem Kriege. Diese Erklärung wäre sicher einleuchtend, wenn es nicht feststünde, daß der Name Kreuzberg schon lange vor 1918 bestanden hat. Man muß schon in der Heimatgeschichte zurückblättern, um eine sichtbare Deutung des Namens zu finden.

In der »guten alten Zeit« der Kurstaaten Trier und Köln, als die Bischöfe gleichzeitig Fürsten waren, wuchs deren Macht immer mehr in den Raum der Eifel hinein. Das Bestreben der Kurfürsten, die vielen kleinen Herrschaften untertänig zu machen, wurde oft gefördert durch Entgleisungen der Burggrafen und Ritter, und so trafen sich — um eine Jahreszahl festzuhalten — 1352 Balduin von Trier und Wilhelm von Köln vor Daun, belagerten und zerstörten Burg und Stadt und errichteten in Daun ein kurfürstliches Amt, wie in Ulmen und Hillesheim. In diesen drei Ämtern am Nordrande des kurtrierischen Territoriums wird ein Stück Grenzlinie sichtbar, die zwischen Ulmen und Daun mitten durch Schönbach verlief. Schönbach war ein geteiltes Dorf; der Schönbach war die Grenze. Alle Häuser südlich des Dorfbaches kamen zu Kurtrier und zur Pfarrei Mehren; die nördlich des Baches, am Fuße des Kreuzberges gelegenen Häuser wurden Kurköln und der Pfarrei Üß zugeordnet. Somit hatte Schönbach zwei Kirchwege. An jedem wurden, wie es Sitte war, vom Filialort aus, im Abstand von etwa 50 Schrittlängen, die Sieben Kreuze errichtet: am Mehrener Weg in Richtung Lehnwaldhütte am Üßer Weg, der schnurgerade über den 516m hohen Kreuzberg führte. Den Sieben Kreuzen, die an seinem Südhang am Wegrand aufgestellt waren und jahrhundertelang gestanden haben, verdankt der Kreuzberg seinen Namen.

Die Sieben Kreuze geben dem »Weg zum Hause des Herrn« um das auch der Kirchhof für die gesamte Pfarrei lag, eine besondere Weihe. Für die Filialorte, die kein Gotteshaus besaßen — Schönbach erbaute erst 1717 seine erste Kapelle — waren die Sieben Kreuze Stationen vieler stillen Beter, Kreuzwegstationen, oft Fußfälle genannt. Sie waren Asyle der Zuflucht in leidvollen Tagen. Für Schwerkranke pilgerten die Beter von Kreuz zu Kreuz und fügten den Vaterunser-Bitten hinzu: »Herr, gib dem Kranken, was ihm selig ist, verwirf ihn nicht vor deinem Angesicht!« Beim letzten Geleit zum Kirchhof blieb der Sarg bei jedem Kreuze stehen, es war ein Abschiednehmen an die noch sichtbare Heimat im Schönbacher Tal:

 »Gesegne dich Laub, gesegne dich Gras, gesegne dich alles, was da waas, ich muß von hinnen scheiden.« Erst nach dem 7. Kreuz, als sich der Ort den Blicken entzog, kehrten die Mütter mit den Kindern zurück ins Dorf. Der Trauerzug bewegte sich pausenlos weiter nach Üß. Heute erinnern wir uns wieder der Sieben Kreuze. Man fragt nach ihrem Ursprung und Sinn. Da und dort sieht man sie wieder neu errichtet. Mögen wir ihnen unsere Verehrung und Pflege nie versagen!