Unsere Maare

Aus der Sicht der Limnologie

Lotte Schabacker

Limnologie ist Süßgewässerkunde. Sie erforscht stehende und fließende Gewässer des festen Landes. Kein Wunder also, daß sie sich auch unserer Maare angenommen hat. So sind wir denn gewahr geworden, die vulkanische Südeifel sei — so die Formulierung eines Limnologen — für die Seetypenlehre »klassischer Boden«. Denn: Die Maare und Kraterseen der Südeifel (im Gegensatz zu Gletscherseen allesamt tektonische Gewässer) liegen auf engem Raum beieinander, und dennoch haben wir es hier mit einer Fülle verschiedener Seetypen zu tun!

Die Seetypenlehre unterscheidet zwischen

a) eutrophen Seen, Faulschlammseen, nährstoffreichen Seen,

b) oligotrophen, kalkreichen Seen, nährstoffarmen Seen und

c) dystrophen Seen, kalkarmen Seen.

Beispiel: Das Weinfelder Maar weist sich durch die schmale, pflanzenfreie Uferbank als oligotroph aus. Im Wasser sieht man lichte Teichbinsenbestände, an den Hängen viel Besenginster und Wacholder. Während das Schalkenmehrener Maar, das dicht daneben, jedoch über 60 Meter tiefer liegt, dem eutrophen Typ zuzurechnen ist, der sich im breiten Schilfgürtel zeigt. Der seitlich erkennbare östliche Krater ist bereits verlandet.

Zu den eutrophen Gewässern gehören neben dem Schalkenmehrener Maar unter anderem auch das Holzmaar und das Ulmener Maar, zu den oligotrophen außer dem Weinfelder Maar das Gemündener Maar und das Pulvermaar.

Das Mosenberg-Maar (im Grunde ein Kratersee) hat dystrophen Charakter; erwähnenswert ist hier das Vorkommen des medizinischen Blutegels.

Auch die morphologischen und chemischen Wasserwerte der einzelnen Gewässer sind je nach Typ sehr unterschiedlich.

Quasi eine Doppelrolle spielt der Laacher See, der Eifel größtes Maar. Sein südlicher Teil zeigt Erscheinungen der Eutrophierung und Verlandung, was von Teichbinsen-Schilfrohr- und Tausendblatt-Teichrosen-Gesellschaften bestätigt wird. Lange Zeit hindurch gelangten hier Klosterabwässer in den See, die große Schlammablagerungen verursachten. Wogegen der nördliche Teil des Gewässers ein steileres Ufer und einen weit spärlicheren Pflanzengürtel zeigt; dies ist der wenig nährstoffreiche, oligotrophe Teil des Sees.

Die meisten kleineren Eifelmaare waren eutrophe Gewässer und sind inzwischen völlig verlandet und kultiviert. Eine über die Verlandung hinausgehende Moorbildung ist an zahlreichen Trockenmaaren zu sehen. Auch das Dürre Maar am Holzmaar bei Gillenfeld hat sich zu einem geschlossenen und fast intakten Hochmoor entwickelt. (Ein Hochmoor ist ein über den Grundwasserspiegel hinausgewachsenes Torfmoor mit leicht gewölbter, urglasförmiger Oberfläche, die hauptsächlich aus Torfmoos besteht; muß nicht hoch liegen). Es war bis etwa 3000 vor Chr. ein eutropher See mit starker Muddbildüng, Röhrichtbeständen und hohem Wasserstand; später entwickelte sich Sphagumtorf, und heute finden wir hier außer Torfmoosdekken viel Wollgras, Moosbeeren und Seggen, diese eleganten Riedgräser. Auch einige Kiefern und Birken haben zwischen Bülten und Schlenken Fuß gefaßt. Die freie Wasserfläche hat nur noch eine Ausdehnung von knapp 15 zu 20 m, bei einer Gesamtgröße des Moores von 110 zu 140m.

Sicherlich gehören gerade die Trockenmaare zu den reizvollsten Erscheinungsformen des Vulkanismus in unserer Heimat—und das nicht nur als Objekte für limnologische Untersuchungen.

Die limnologischen Daten sind entnommen dem Buch: »Praktische Limnologie« von Hans Miegel aus der Reihe »Laborbücher Biologie«, Verlag Moritz Diesterweg GmbH & Co, Frankfurt/Main