Emotionen der Natur

Christine Henn und die Malerei

Marianne Schönberg

 

Christine Henn führt eine Schülergruppe durch ihre Sonderausstellung im Hillesheimer Rathaus. Da werden Fragen beantwortet und Meinungen ausgetauscht. Die junge Malerin fühlt sich ihren Besuchern verpflichtet für den Dialog. Das haben sie gespürt und nahmen das Angebot gern an.

Die dritte Einzelausstellung in der Eifel hat sie erfolgreich abgeschlossen, Christine Henn, Jahrgang 1954, freischaffende Malerin mit Wohnsitz in Hillesheim. Ihr Vater, der Bildhauer Ulrich Henn, ist seit 1962 in Leudersdorf zu Hause. Mit den Eltern kam Christine aus Stuttgart in die Eifel.

Die Tatsache, einen berühmten Vater zu haben, hat nicht nur positive Seiten. Zu viel wird da vorausgesetzt, der Betrachter erwartet einen bekannten Stil im Ausdruck. Genau den wollte die Tochter nicht kopieren. Das hat sie geschafft. Nach einem Jahr Praktikum im väterlichen Atelier ging sie zu Professor Otto Gerster nach Köln, danach zum Studium an die Camberwell - School of Arts nach London, auf Studienreisen nach Italien und Paris. Bereits dreimal hat sie in England ihre Arbeiten ausgestellt. Das brachte Abstand vom väterlichen Arbeitsmuster und schuf den Freiraum, der für subjektiven Ausdruck so notwendig ist.

   

Das Porträt einer Frau, Kohlezeichnung von Christine Henn. In der Sondergalerie der KSK Daun war die Arbeit zum ersten Mal zu sehen.

 

Aktstudie — Christine Henn stellte sie als Kohlezeichnung vor und das Bild wurde Diskussionsthema; in Fachkreisen, bei Besuchern der Ausstellung. Das ist gut so, denn künstlerische Arbeit lebt vom Dialog

Fast alle Bilder malte Christine Henn aus der Vorstellung: Gärten, Landschaften und eine Fülle von Erfahrungen und Beobachtungen sind in jedes Bild gebracht. Bei den großflächigen Ölen spielt die Farbe eine Hauptrolle. Sie gibt kein Naturstudium wieder, sondern wird Träger von Emotionen. Besonders eindrucksvoll in den Arbeiten zu »Klingsors letzter Sommer», nach einer Erzählung von Hermann Hesse. Die Studien sind im weiten Sinne expressiv, es sind großzügige Bilder, in denen nicht unbedingt Wert auf Details gelegt wird. Christine Henns Zeichnungen hingegen zeigen eine direkte Auseinandersetzung mit der Natur. Innere Gefühle verändern das Gesehene nicht und die Formen werden nur in soweit verändert, als sie helfen, wesentliche Zusammenhänge deutlich zu machen. Bei den Porträts kommt es der jungen Malerin nicht auf fotografische Ähnlichkeit an. Sie möchte den Menschen so darstellen, daß Verwandte und Freunde im Bild wiederfinden können, was ihn als Persönlichkeit prägt. Und das gelingt ihr. Zur Eröffnung ihrer Ausstellung im Rathaus in Hillesheim sagte Christine Henn: »Es ist mein Wunsch, daß diese Bilder durch ihre Farben den Betrachter dazu verführen, seinen Alltag zu vergessen und die Natur auf neue, gefühlsmäßige Weise zu sehen.« Dem ist nichts hinzuzufügen.