50 Jahre Nürburgquelle

»Vulkania-Heilquelle« sprudelt als jüngste von sechs Quellen

 Lutz Kaiser

Sie fördern ihr Heilwasser und den begehrten Sprudel in einem deutlich noch erkennbaren weiten Kraterfeld aus 60 m Tiefe. Dort, im geologisch weit bekannten Distrikt »Dreiser Weiher«, wurden in 50 Jahren, seit es die Nürburgquelle in Dreis-Brück in der Vulkaneifel gibt, nach und nach sechs Quellen gebohrt und erschlossen. Das ist charakteristisch für die steile Aufwärtsentwicklung der Nürburgquelle.

Im Jahre 1932 verließen, sozusagen im Handbetrieb gefüllt, 72 000 Flaschen mit Sprudel das Unternehmen. 1980 waren es 80 Millionen Flaschen. In der neuen Quellfassung zum Geburtstag sprudelt daumendick die »Vulkania-Heilquelle«, seit 1975 schon als Heilquelle anerkannt und dadurch bekannt, daß sie die magnesiumhaltigste in Westeuropa ist.

Sie sprudelt aus einem behauenen Lavastein der Vulkaneifel. Die Familien Hermann und Robert Kreuter hatten sich zum goldenen Unternehmensjubiläum etwas Besonderes einfallen lassen. Ein Wunsch des Gründers und Seniorchefs, verwirklicht durch seinen Sohn Robert, ließ die kleine Marienkapelle im schönen Fachwerk der Eitel, dicht bei der Quelle, wieder im alten Glanz erstehen. Von hier hat man einen Blick hinüber auf die Betriebsanlagen der Nürburgquelle, in der jetzt im Sommer und in der hohen Zeit des Sprudels jeder der 105 Mitarbeiter (1952 waren es 20) besonders gefordert wird.

Bis »Vulkania« sprudelte ...

... war es ein weiter Weg. Man wußte im Hause Kreuter sehr genau, daß man da etwas Besonderes aus der Vulkanerde freigemacht hatte. Diese äußerst stark magnesiumhaltige Quelle mußte den Nachweis erbringen, daß von ihr besondere Heilkräfte ausgingen. Damit befaßten sich auf langem Instanzenweg Ministerien, Fachmediziner, der Deutsche Bäderverband und viele andere Instanzen. Bürgermeister Adolf Waldorf der Verbandsgemeinde Daun hat sich hier sehr engagiert, denn auch er wußte, was die Nürburgquelle als Arbeitgeber für die Region wert ist; aber auch, wie wertvoll im großen und berühmten Sprudeln aus vielen Quellen der Vulkaneifel ein so besonderes Heilwässerchen ist. Im Verlauf der ganzen Prozedur bis zu »Vulkanias« Anerkennung sagt er, daß das Problem eben der wissenschaftliche Nachweis der Heilkraft der Quelle ist. In diesem Falle wurde der Antrag auf Anerkennung der »Vulkania-Heilquelle« 1971 gestellt. Vier Jahre später erfolgte die Anerkennung, ausgesprochen vom Ministerium für Soziales und Gesundheit in Mainz, beteiligt das Innen- und das Wirtschaftsministerium. Erforderlich weiter die Herstellungsgenehmigung nach dem Arzneimittelgesetz, durch das Bundesgesundheitsamt. Grundlage des Gesamtverfahrens natürlich ein wissenschaftliches — ein balneologisches — Gutachten, so Adolf Waldorf, in dem dann die Heilwirkungen der »Vulkania-Quelle« wissenschaftlich nachzuweisen waren. Daß der Brunnen nun erst zum Geburtstag sprudelte, als eben die »Nürburg-Quelle« 50 Jahre alt wurde, das ist auch eine letzte Konsequenz des Genehmigungsverfahrens, denn — der Gesetzgeber fordert die Errichtung eines Trinkbrunnens bei der Heilquelle, und zwar deshalb, weil die staatliche Anerkennung im Sinne des Gemeinwohls erfolgte und somit das nach außen deutlich zu machen sei, durch die Errichtung eines der Öffentlichkeit zugänglichen Heilbrunnens. Inzwischen erfreut sich der »Vulkania-Brunnen« regen Zuspruchs bei Einheimischen und Touristen. Ein »zusätzliches Standbein dieses für die Region so bedeutsamen Mineralwasserproduzenten«, nennt der Verwaltungsfachmann die »Vulkania-Quelle«.

Wie war's im Jahre 1932?

Bedeutsame Geburtstage sind immer Anlaß zum Rückblick. Als Vater Hermann und Frau Eise Kreuter vor 50 Jahren begannen, war der Kraterboden, auf dem heute sechs Quellen sprudeln, deren Wasser in alle Welt gefahren wird, noch eine edle Wildnis. Mit 10 Leuten fing man an. Mit einem Pferdewagen fing es an, und Frau Eise Kreuter war in diesem 10-Mann-Be-trieb als Chefin Mädchen für alles, vom Pferdewagen-Lenken bis zum Verladen am Bahnhof. Der »Holzgaser«, mit dem Hermann Kreuter dann im Zweiten Weltkrieg seinen Vertrieb aufrecht erhielt, ist in die Werksgeschichte eingegangen, denn man fuhr, immer schön den Ofen des Wagens stechend, doch immerhin ohne Panne bis nach Herne. Rückblickend sagt das Gründerehepaar, daß damals alles menschlicher zuging, man kannte alle seine Mitarbeiter genau, es war eine Familie. Darum bemüht man sich auch heute, wenngleich Ausstoßzahlen, Wagenpark, Fabrikationsanlagen immens zugenommen haben.

Modernste Technik schafft Erfolge

Drei modernste Flaschentrassen — auf deren jeder stündlich 40 000 Flaschen Sprudel gefüllt, ettiketiert und in Kisten verpackt werden. Robert Kreuter, der Juniorchef, ist Herrscher in diesem Bereich. Er gibt die Tatsache, daß mehr Sprudel getrunken wird, weil Führerscheinfragen, der Trend zum Abnehmen und alles Mögliche dafür sprechen, aber auch als Lob an seine 105 Mitarbeiter weiter. »Das Team stimmt«, sagt er ein bißchen stolz, und stolz ist er auch auf den modernen Fuhrpark der »Nürburg-Quelle«. Der Vertrieb geht von Ostfriesland bis ins Saarland und der Junior-Chef ist optimistisch, was die Zusatzraten von morgen betrifft. Es wird nicht mehr so schnell gehen wie bisher, aber man sei, so Robert Kreuter, auch mit kleineren Umsatzzahlen zufrieden. 25 schwere Lastzüge stehen, wenn alle zu Hause sind, im Werkshof, jeder von ihnen mit einem Wert von rund 200 000,— Mark. »Ich lege Wert darauf, »sagt der Chef, »daß unsere Wagen sauber und immer anschaubar den Namen »Nürburg-Quelle« in die Lande fahren.« Der älteste Fahrer macht seine 30 Dienstjahre voll und jedes Fahrzeug macht zwischen 80 000 und 100 000 km im Jahr.

Magnesiumgehalt — Weg zum Erfolg

Zurück zur »Vulkania-Heilquelle«. Normalerweise holt man den Sprudel in der vulkanischen Eifel — vor 10 000 - 40 000 Jahren spien hier noch Vulkane flüssige Magma in die Luft — aus 10000 Metern Tiefe, in denen sich die sogenannten Blasen befinden, in denen die noch glühende Magma das Wasser erwärmt. Wer's genau wissen will: Das ist gar keine Kohlensäure sondern Kohlendioxyd oder CO2, für den, der damit was anzufangen weis. Eine Verbindung von Kohlenstoff und Sauerstoff. Und für Geologen ist 10 000 Meter ohnehin nicht tief, wenn's um Mutter Erde geht. 60 Meter tief indes die Quellen hier in Dreis-Brück und »Vulkania«, die Neue, Strahlende, ist nichts anderes als ein — jetzt kommts: »eisenhaltiger Magnesium-Natrium-Calcium-Hydrocarbobonat-Säuerling«.Und der ist eben als stark magnesiumhaltig gut gegen Herzkrankheiten, Darmprobleme, Krampferscheinungen in Füßen und Beinen und — sogar gegen Alkoholismus soll er schon Erfolge gehabt haben, dieser wundersame Heilwasser-Säuerling. Na denn Prost—auf die nächsten 50 Jahre!

Content-Disposition: form-data; name="hjb1983.8.htm"; filename="" Content-Type: application/octet-stream