BRÜCKEN ÜBER DIE KREISGRENZE

Freundschaft bindet

Partnerschaft Kreis Daun — Kreis South Bucks, England

 Helene Leonards

Am 20.4.1965 berichtete der »Trierische Volksfreund« über den Besuch einer englischen Jugendgruppe im Kreis Daun mit der Überschrift: »Freundschaft über die Grenzen hinweg«. Am 7. 11. 1981 beginnt der Bericht des »Eton Express«, einer Lokalzeitung des Kreises South Bucks, England, über den Besuch von Herrn Landrat Orth mit Mitgliedern des Kreistages mit dem Leitsatz: »Der Start einer großen Freundschaft«.

Zwischen beiden Berichten liegen fast zwei Jahrzehnte, die trotz Fehlens einer offiziellen Partnerschaft ausgefüllt waren mit Kontakten, Besuchen und persönlichen Freundschaften zwischen Gruppen, Familien und Einzelnen von hier und drüben. In diesem Berichtsjahr besteht nämlich eine 25jährige Partnerschaft zwischen dem Regierungsbezirk Trier und der Grafschaft Buckinghamshire in England. An dem Zustandekommen dieser Partnerschaft hat der Kreis Daun unter dem damaligen Landrat Martin Urbantus und der ehrenamtlichen Jugendpflegerin maßgeblichen Anteil.

So war es fast selbstverständlich, daß der Kreis Daun auch selbst Gastgeber wurde für Gruppen aus der Grafschaft und umgekehrt. Bis heute finden Begegnungen zwischen Jugendgruppen aus Aylesbury — Hauptsitz der Grafschaft — und von Gruppen des TuS Daun und deren Familien statt. Zeitweilig bestand auch ein Austauschprogramm zwischen einer Schulgruppe aus Aylesbury und der damaligen Volksschule in Daun. Unberührt davon laufen die jährlichen Programme von Begegnungen zwischen Jugend- und Erwachsenengruppen auf der Ebene des Regierungsbezirks Trier und der Grafschaft Buckinghamshire. Der Kreis Daun ist — wie die übrigen Kreise des Bezirks und die Stadt Trier — in diese Programme eingebunden.

Offiziell pflegt der Kreis noch keine Partnerschaft mit einer Stadt oder einem Kreis im Ausland. Herrn Landrat Orth ist die Pflege von Kontakten zu unseren europäischen Nachbarn jedoch ein besonderes Anliegen. Bei der Suche nach einem Partner bot sich für ihn zunächst ein Kreis aus der Grafschaft Buckinghamshire an, und mit Hilfe der Grafschaftsverwaltung in Aylesbury kam der Kontakt zu dem Kreis South Bucks in Buckinghamshire dann zustande. Landrat Orth und Mitglieder des Kreistages erhielten eine Einladung und besuchten den Kreis South Bucks erstmalig vom   3.-5.11.1981. Die Delegation des Kreises Daun wurde im Kreis South Bucks sehr herzlich aufgenommen. Sie war Gast des politischen Landrats, Herrn Peregrin Palmer, und der Kreisverwaltung unter Leitung von Herrn Ivor Frederik Knowles sowie von verschiedenen Gruppen der freien, gemeindlichen und politischen Arbeit. Bei einer Rundfahrt durch den Kreis South Bucks lernten die Dauner die Schönheiten der Landschaft kennen.

Der Kreis South Bucks liegt südwestlich von London und ist landschaftlich recht vielseitig. Die Themse durchfließt den Kreis. An ihrem Flußlauf liegen romantische Erholungs- und Ferienorte. Die »Shilternhügel« mit viel Wald und Busch und großen Wiesenflächen bieten einen sanften hügeligen Eindruck. Durch die unmittelbare Nähe von London hat der Kreis South Bucks einen hohen Wohn- und Erholungswert. Der Kreis ist zur Londoner Seite hin mit einem breiten Grüngürtel abgeschirmt, eine private und industrielle Bebauung ist hier nicht möglich. Auf die Erhaltung der Grünzone sind die Verantwortlichen besonders stolz. Der Kreis ist verkehrsmäßig optimal angebunden, er hat ein gut ausgebautes Schienen- und Straßennetz, das von London durch den Kreis nach Süden zur Küste und nach Westen zur Küste und in die Industriezentren führt. Der Flugplatz Heathdrow von London liegt an der Kreisgrenze.

Verwaltungsmäßig ist der Kreis in 12 Gemeinden oder Gemeindeverbände gegliedert. Er hat etwa 72 000 Einwohner. Der Kreis South Bucks ist in seiner jetzigen Zusammensetzung recht jung, er besteht seit 1974 und wurde im Rahmen einer Verwaltungsneugliederung aus der Stadt Beaconsfield mit Umland und dem Bezirk Eton geschaffen. Durch die Nähe der Hauptstadt des Landes, die sehr vorteilhafte geographische Lage und die günstige Verkehrssituation hat der Kreis in den letzten Jahren eine umwälzende Entwicklung hinsichtlich Industrieansiedlung, Freizeiteinrichtungen, Wohnungsbau und Umstrukturierung der Bevölkerungsgruppen genommen. Insofern bestehen zwischen ihm und unserem Kreis viele gemeinsame Probleme, Möglichkeiten und Ziele, aus denen beide Partner gegenseitig lernen können und wollen

Hier begrüßt Landrat Orth seinen Kollegen Palmer sowie die Mitglieder der Delegation aus England. Links Frau Elisabeth Orth.

Der Gegenbesuch aus England erfolgte vom 19. bis 21. 4. 82. Unsere Gäste waren die Herren Peregrin Palmer, Ivor Frederik Knowles, Bob Parker, Mitglied des dortigen Kreistages, und die leitenden Beamten der Grafschaftsverwaltung für das Schulwesen und die Jugendarbeit: die Herren Fred Bush und Andrew Seber. Zur gleichen Zeit des Besuches befanden sich der Schulleiter der Burnham Secondary School (aus dem Kreis South Bucks), Herr Eden mit Gattin, als private Gäste der Hauptschule in Daun. Sie wurden in das Besuchsprogramm miteinbezogen.

Den englischen Gästen wurde Gelegenheit geboten, auch unseren Kreis kennenzulernen, sie sahen unsere schöne Eifellandschaft, besuchten alle fünf Verbandsgemeindebezirke und hier die Schulen, sozialen Einrichtungen, Wirtschaftsbetriebe, landwirtschaftliche Betriebe und kulturelle Einrichtungen. Sie kamen zusammen mit den offiziellen Vertretern der Verwaltungen, der Schulen und der Jugend- und Erwachsenenbildung und lernten bei den vielerlei Begegnungen Bürger des Kreises aus allen Bereichen kennen. So entstanden allseitig Kontakte, die nun behutsam und auf breiter Ebene ausgebaut und gepflegt werden müssen.

Die Partnerschaft — das ist der Wunsch und die Hoffnung der Initiatoren — soll so langsam und gediegen wachsen, wie die englische Buche, die Landrat Palmer symbolisch vor das Gebäude der Kreisverwaltung pflanzte. Die Buche hat bereits Wurzeln geschlagen und grünt. Die offizielle Partnerschaft soll noch in diesem Jahr besiegelt werden. Es bleibt zu hoffen, daß in den nächsten Berichtsjahren die Partnerschaft verwurzelt wird und zu einer völkerverständigenden Freundschaft wächst.