Aus der Pfarrchronik von Esch

August Meyer

Im Jahre 1736 bekam Esch einen neuen Pfarrer: Adam Philipp Hambloch, nachdem dessen Vorgänger, Peter Davipont, sich mit 70 Jahren in Glaadt zur Ruhe gesetzt hatte. Hambloch legte ein Buch an, in das er mit sauberer Schrift jede Taufe, jede Heirat und jedes Begräbnis eintrug. Sein Nachfolger Philipp Ludwig Schnitzler, der wie Hambloch aus Kornelimünster stammte und dessen Neffe war, setzte die Eintragungen ab 1771 fort bis zu seinem Tode am 17. 10. 1796. Der Augustinerpater Engelbert Rodenkirchen aus dem Hillesheimer Kloster, verwaltete kurze Zeit die Pfarrei und schrieb eine Heirat, mehrere Taufen und einige Begräbnisse ein. 1797 wurde Johann Franz Heimsoeth Pastor in Esch. Von ihm stammen die letzten Eintragungen aus dem Jahre 1798: am 18. Mai die letzte Taufe des Johann Matthias Bernardi, am 3. Juni die letzte Heirat zwischen Christian Burghard aus Leudersdorf und Margarete Dalems aus Esch — und das letzte Begräbnis am 8. Juli von Joseph Bernardi, genannt Hauben aus Feusdorf.

Zwar sind noch viele Blätter frei und hätten bereitgestanden für weitere Eintragungen — doch es folgen keine mehr. Das Buch trägt als letztes unter jedem Register einen Stempel der neuen, der französischen Verwaltung: Kanton Stadtkyll im Saardepartement und dazu die folgende Schrift: »Birgelen, den 15ten Fructidor  Jahr 6. A. Hahn Viel President.« Am 16. Fructidor hat auch der President persönlich, ebenso in Birgel, unterzeichnet.

Das war wohl das erste Mal, daß alle Taufbücher der weltlichen Herrschaft vorgelegt werden mußten. Die Franzosen waren daran interessiert, weil sie alle jungen Männer erfassen wollten, um sie als Soldaten in ihre Armee einziehen zu können.

Später ist das Buch wohl noch einmal nach Esch zurückgekehrt, denn es enthält einen quergeschriebenen Eintrag:

»Esch den 10ten Februar 1836 Dechant« aber das sieht mehr wie eine Übung aus, da auch eine Unterschrift fehlt. Diese fehlt auch bei in gleicher Schrift Niedergeschriebenem: »Ein Hochwürdiges Bischöfliches General-Vikariat zu Trier«.

Auf der dieser gegenüberliegenden Seite ist mit spitzer Feder in schöner Schrift festgehalten, was man über einen früheren Pastor erzählte. Leider ist kein Datum angegeben, aber die Tatsache, daß eine Falte im Papier von der Schrift übergangen wird und auch die Schrift selbst lassen darauf schließen, daß die Niederschrift nach 1840 erfolgte.

Darin wird ausgeführt, daß Pfarrer Peter Hildenbrand als Hexenmeister verbrannt worden sei. Sein Küster hätte überall herumerzählt, daß der Pastor gehext habe. Sie waren beide auf der Antonius-Kirmes zu Alendorf (Hildenbrand war von 1614 bis 1620 Pfarrer in Alendorf und von 1620 bis 1623 in Esch) und wollten heim. Da habe der Pastor zum Küster gesagt, er solle sein Pferd am Schwanz angreifen, und er, der Küster, habe das getan und schon seien sie im Augenblick zu Hause in Esch gewesen. Ja—und daraufhin wurde Peter Hildenbrand auf Houkelstein verbrannt. Sein Bruder, der Pastor Hilger war dabei.

Der tröstete ihn und sagte zu ihm: »Deine Pfarrei Esch, die werde ich wohl kriegen.« Und — so der Text — er bekam sie auch. Hilger Hildenbrand war tatsächlich von 1623 bis 1633 Pastor in Esch! Sein Bruder wurde 1623 des Amtes enthoben. Er starb 1628 — ob er wirklich verbrannt worden ist? Nun zu den einzelnen Registern. 300 Verstorbene sind unter: »Nomina defunctorum et hie sepultorum ab anno 1737« verzeichnet.

Die erste ist Veronica Brewers, verstorben am 10..1. 37. Unter den Verstorbenen erscheinen insgesamt 96 verschiedene Familiennamen. Der häufigste ist, mit 12maligem Vorkommen Bernardi, gefolgt von Meyer 11 mal — daneben noch viermal Meyers. Ob es sich bei Neuman und Neumans um den selben Familiennamen handelt ist nicht klar. Beide zusammen kommen 13mal vor. Schmitz ist neunmal vertreten. Je siebenmal kommen vor: Bach, Berends, Dick, Finck, Jodoci und Halffen. In den Heirats- und Taufregistern kommen natürlich noch mehr Familiennamen vor. Hier seien die aufgezählt, die häufiger in Erscheinung treten:

Bastges, Claus, Dalems, Emunds, Frentzges, Gassen, Gebberts, Gilles, Hattenrath, Hilgers, Hoenen, Huberts, Joisten, Jobelius, Korris, Kutsch, Lenertz, Matthias, Mieß, Moers, Petersen, Quirin, Sartor(i), Simons, Stappen, Stinges und Willems.

Der Name »Ganser« taucht zum erstenmal 1793 auf, damals heiratete ein Peter Josef G. aus Engelgau, Pfarrei Zingsheim, eine Anna Barbara Finck aus Feusdorf.

 Die Vornamen der 300 Verstorbenen verteilen sich auf insgesamt 57! Männliche Vornamen erscheinen 36, weibliche dagegen nur 21! Johannes (23), Matthias (21) und Peter (20) sind die Spitzenreiter bei den Männern. Anton kommt 12mal, Joseph neunmal und Thomas siebenmal vor. Sebastian ist sechsmal vertreten. Viermal werden genannt Hubert, Heinrich, Theodor und Nikolaus, dreimal Bertram, Jacob, Philipp, Paul und Wilhelm. Die ausgefallenen Namen Aegidius und Salentin werden wie Karl und Kaspar zweimal genannt. Der Rest erscheint nur einmal: Adolf, Balthasar, Bernard, Diederich, Damian, Eberhard, Engelbert, Franz, Gangolph, Gero, Ludwig, Linus, Michael und Servatius.

 Bei den weiblichen Vornamen hat Katharina (28) den Vorrang, gefolgt von Anna (27) und Maria (26). Gertrud (19) und Margaretha (16) rangieren vor Magdalena und Christina (je 9). Beliebt war »Veronica« (10). Sechsmal kommen vor: Barbara, Agnes und Susanna. Zweimal erscheinen Eva, Elisabeth und Lucia. Je einmal sind folgende Namen vertreten: Apollonia, Charlotte, Franziska, Gudula, Helene, Klara und Ursula.

Auffallend ist, daß die Kinder meistens auf den Namen des Paten getauft wurden. Von 1736 bis 1747 erhielten nur 9 von 102 Täuflingen nicht den Namen des Paten.       4 davon aber wurden nach dem Vater oder der Mutter benannt.

 Insgesamt sind 609 Taufen im »Liber Baptismalis« aufgeführt. Das macht im Durchschnitt der 62 Jahre fast 10 Geburten pro Jahr in den beiden Dörfern Esch und Feusdorf. Dem gegenüber stehen 300 Verstorbene, also ungefähr 5 pro Jahr. Der Geburtenüberschuß pro Jahr betrug also ebenso 5.

Das Jahr 1780 ist mit 21 getauften Kindern einsame Spitze, was die Zahl der Geburten anbelangt. Das verwundert nicht, wenn man im Heiratsregister findet, daß die vorangehenden Jahre auch besonders heiratsfreudig waren: 1777 gab es 9 Hochzeiten, 1778 deren 5 und 1779 wiederum 3. Insgesamt weist das »über Conjugum« 124 Ehepaare auf, das sind ungefähr 2 Heiraten pro Jahr. Einige Jahre sehen keine Hochzeitsfeier: 1760, 67, 69, 70 und 89. Von den Ehepartnern war 75mal wenigstens einer der beiden von auswärts, also kein Escher oder Feusdorfer.

46mal kam der Bräutigam und 23mal die Braut aus einem anderen Dorf, sechsmal sogar beide. Die Auswärtigen kamen aus 38 verschiedenen Orten. Die entferntesten Herkunftsorte waren Münstereifel im Norden und Malberg im Süden.

 

Ein Mensch lebt keine hundert Jahre, doch

macht ersieh Sorgen für tausend.

                            Chinesisches Sprichwort