Der ehemalige Pfarrsprengel Wollmerath

Die kirchlichen Verhältnisse von Immerath in früherer Zeit

Anton Sartoris

 

Die Pfarrei Wollmerath ist eine der ältesten der Diözese Trier. Eine Chronik der Herrschaft Wollmerath, Seite 93, berichtet unter der Überschrift: »Die Kapellen der ehemaligen Pfarrei« u. a. wie folgt: »In den Dörfern Filz, Demerath, Immerath, Strohn und Schutzalf standen schon früh Kapellen. Die frühesten Kapellen stammen wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert.« Hier ist Immerath bereits mitbenannt, woraus hervorgeht, daß Immerath zur Pfarrei Wollmerath gehörte, wie dies auch mündlich überliefert ist. Die Chronik berichtet weiter:». . . ein schreiben des erzbischöflichen Offizials zu Trier von 1709 enthielt: »Die Herrschaft Wollmerath ist sehr alt, (Signoria Wollmerathum, perotesta), so dürfen wir auch dieses von der Pfarrei glauben. Das Sakramentshäuschen (Danetuarium), in dem schon alten Turm dieser Kirche und auch die Jahreszahlen auf den Kirchenglocken, (1394, 1465,1477) deuten auf das Alter der Pfarrei hin. Wollmerath zählte immer zu der Diözese Trier. Gegen 1600 kommt es unter die Pfarreien des Archidiakonats Garden und der Definition Zell.«

 Das Personal Strohn

Dazu heißt es: »Dieses hieß soviel als eine Vikarin, wo ein untergeordneter Geistlicher, als Gehilfe, die Verwaltung führte. Häufig residierte der Vikarius auch zu Wollmerath mit dem Titel Kaplan. Der eigentliche Seelsorger im Personal war aber bis 1803 der zeitliche Pastor zu Wollmerath. Oft hatte dieser den zweifachen Titel, Pastor und Personatist. Manchmal behielt der Gerichtsherr von Wollmerath für seine Familie das Personal Strohn, welches er in diesem Falle verwalten ließ. In den ältesten Lehensbriefen von 1400, die die Grafen von Wiedt den Vasallen und Gerichtsherrn ausstellten, — (wozu auch die Herrschaft Wollmerath gehörte, — S.) — wird das Personal ausdrücklich mit allen Dörfern angeführt. Zu dem sogenannlen Personal gehörten Slrohn, Immeralh, Demeralh, Mük-keln, Oberscheidweiler, Oberwinkel, Traulzberg und Springer Hof, (Sprinker Hof, — S. —), somit alle Orte außerhalb der Herrschaft Wollmerath. Das Weisfum von 1592 nennt es »freyadliges Personal.«

Hierzu sei vermerkt Strohn isl seil 1775 eine eigenständige Pfarrei. Wackenroder berichtet darüber in »Kulturdenkmäler des Reg.-Bez. Trier«:

»Die alte Pfarrei zu Strohn gehörte zum Landka-pilel Zell in der Trierschen Diözese. Außer Slrohn sind eingepfarrt Mückeln, und die Höfe Schutzalf, Sprink und Trautzberg.« — (S.) Die Wollmerather Chronik berichtel weiler:

Der Collator in der Pfarrei

Der zeilliche Lehens- und Gerichlsherr zu Wollmeralh war auch der sogen. Collalor bis 1794; d. h. er brachte eine geistliche Person zum Pfarramte und zur Vikarie in Vorschlag. Zu dem »Pfarrsprengel« Wollmerath gehörten 9 Dörfer und 6 Höfe. Dies Waren Filz, Wagenhausen, Demerath, Niederwinkel, Immerath, Strohn, Mückeln, Oberscheidweiler und Trautzberg. Die Höfe waren: Oberwinkel, — (Robenshof,) Walterburg, Lontzenhof, Schutzalf, Sprinker Hof und Jonghammerhof. Außerdem die Wollmerather Mühle, (Bannmühle) und die Heckenmühle. Die Pfarrei erstreckte sich somit über die Grenzen der Herrschaft und des Hochgerichls Wollmeralh hinaus.« —

Die Höfe Wallerburg, Lontzenhof, Schutzalf und Jonghammerhof bestehen heute nicht mehr. — Wie wir sehen, ist Immerath unter der Pfarrei Wollmerath immer wieder als Filialort genannt und gehörte offiziell bis zum Jahre 1803 zu der selben. Filialort geblieben bis heute, gehört Immerath seitdem zur Pfarrei Strotzbüsch. Letzteres gehörte bis zum Jahre 1435 zur Pfarrei Lutzerath. Darüber schreibt Ph. de Lorenzi in »Geschichte der Pfarreien der Diözese Trier« folgendes:

»Die Geschichte der Pfarrei Strotzbüsch nimmt bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts einen gleichen Verlauf mit der Mutterkirche Lutzerath. Am 11. 7. 1097 bestätigte Erzbischof Egilbert von Trier dem Simeonstift den Besitz des achten Teiles der Kirche Lutzenroda und Stronadesbusch. Das Patronatsrecht, seit 1231 in Händen des Erzbischofes Theoderich von Trier, käuflich erworben von dem St.-Germans-Stift in Speier. Genannter Erzbischof verschenkte nach fünf Jahren dieses Patronatsrecht an das Kloster St. Katharinen in Trier. — Bei der Visitation 1569 sehen wir den Domprobst im Besitze von 2/3 des Zehnten von Stroihsbusch, während 1/3 des Zehnten, (12 Malter Korn und Hafer,) dem Pfarrer zufallen, während St. Katharinen auch noch hier das Patronatsrecht ausübt. Später bezieht der Domprobst nur 1/3 des Zehnten, während 1715 der Abt von Echternach 1/3 und 1777 letzterer 1/6 und der Graf von Baßenheim 1/6 beziehen.

Die Kirchen gehörten zum Dekanat Keimta, (Kaimt/Mosel — S.) später Zell.

Kurz nach 1250 arbeitet Stroitzbusch erfolgreich daran eine gewisse Selbständigkeit zu erlangen und einen eigenen Geistlichen mit regelmäßigem Gottesdienst zu gewinnen. Um allen Zwist zu beseitigen, verordnete Ulrich Erzbischof von Trier: (Ulrich Graf von Manderscheid, — S.) »Der Pleban in Lutzerath ist von der Abhaltung des Dienstes in Stroitzbusch entbunden und den Parochianen steht es frei, diesen einem ändern Geistlichen zu übertragen.«

Die »Parochianen« = Pfarrangehörigen, konnten sich also einen ändern Geistlichen wählen oder bestellen. Ob ein solcher daselbst fest angestellt und dauernd anwesend war, ist sehr zu bezweifeln. Trotzdem, daß Strotzbüsch nun seit 1435 eine selbständige Pfarrei war, berichtet de Lorenzi: (s. o.) »Die Geschichte der Pfarrei Strotzbüsch nimmt bis gegen Ende des 16. Jahrh. einen gleichen Verlauf mit der Mutterkirche in Lutzerath.« So wird auch als 1. Pfarrer in Strotzbüsch ein »N. Gelen« im Jahre 1551 genannt. Ihm folgen dann bis zum Jahre 1824 noch weitere 17, die ebenfalls namentlich aufgeführt sind. Als 19. Pfarrer kam dann im Jahre 1824 noch Peter Densborn, aus Demerath stammend, der im Volksmund auch »Sieben-Sakraments-Pastor« genannt wurde, — und dies war, wie nachstehender Bericht aus der Chronik der Diözese Trier beweist, folgendermaßen begründet: »Am 13. März 1828 starb der Hochwürdige Herr Peter Densborn, Pfarrer in Strotzbüsch, im Kreise Daun, im 77. Jahre seines Lebens. Er wurde am 19. März 1751 zu Demerath im nämlichem Kreise geboren und begann in seinem 16. Jahre beim, durch seinen Katechismus bekannten Dominikus Schäfer, Pfarrer zu Üß, Kreis Adenau, seine Studien. Im Jahre 1773 ging er nach Trier. Nach beendigter Philosophie wurde er durch den Tod seiner Mutter genötigt, nach Hause zu gehen, — und als er Lust am Lehramte hatte, wurde ihm die Schullehrerstelle in Gillenfeld im Kreise Daun übertragen. Später kam er als Schullehrer und Küster nach Barweiler, Kreis Adenau und nach einigen Jahren widmete er sich der Handelschaft. In seinem 40. Jahre verheiratete er sich mit Agnes Marter aus Niederwinkel, mit welcher er zwei Söhne und drei Töchter erzeugte. Er nahm nun seinen Wohnsitz in seinem Geburtsorte Demerath, wo er auch die Küsterstelle bekleidete. 1803 starb seine Frau und verschiedene Umstände erweckten in ihm wieder den früher gehegten Wunsch, in den geistlichen Stand zu treten, wozu ihn auch seine Freunde ermunterten. Im Jahre 1804 ging er daher zum zweiten Male nach Trier und wiederholte den philosophischen Kursus und trat nach dessen Beendigung ins Clementinische Priesterseminar.

 Am 14. März 1807 empfing er die hl. Priesterweihe. Er erhielt hierauf die Sendung als Kaplan nach Kyllburg, und nach Verlauf von beinahe drei Jahren wurde er auf die Pfarrei Roth, im Kreise Daun, befördert. 1817 wurde er auf die Pfarrei Hupperath, im Kreise Wittlich versetzt, wo er die Freude genoß, am 17. September1820 seinen ältesten Sohn die Primiz feiern zu sehen. Den 1. Juli 1824 zog er auf die Pfarrei Strotzbüsch, wo ihn ein trauriger Tod erreichte. Er wollte am Abend des 13.3.1828 von Gillen-feld nach Demerath gehen, und durch die Dunkelheit der Nacht vom rechten Weg abgeirrt, stürzte er über einen Felsen in den Üßbach, in welchem er vollends seinen Tod fand.« —

Ein wohl interessanter Lebenslauf, dem noch zuzufügen ist, daß sein Sohn Matthias Josef Densborn ihm im Jahre 1828 bis 1835 auf die Pfarrstelle Strotzbüsch folgte.

Nun zurück zur Filiale Immerath. Eingangs ist bereits berichtet, daß die hiesige Kapelle wohl aus dem 14. Jahrh. stammt. Auch hier berichtet uns de Lorenzi wie folgt: »Betr.: Katholische Kapelle St. Wendelin in Immerath. Bischöfl. Visitationsbericht: Zunächst handschriftlicher Vermerk: »Reparatur der Kapelle 1616.«

»Eine Kapelle zu Ymgmerait steht im Visitationsprotokoll vom Jahre 1475, (Trierisches Archiv IX, Seite 7.)

Un an zu Imeraidt im Visitationsprotokoll vom Jahre 1569.

Von der alten Kapelle, um 1880 noch im guten Zustande, ist der Turm erhalten. — Neubau des Schiffes um 1900.

Der zweigeschossige Ostturm, wohl 16. Jahrh., ist von demselben Baumeister wie der zu Strotzbüsch, (s. das.)

Einfacher Bruchsteinbau in Putz, mit niedriger, achtseitiger Schieferpyramide. Im Lichten 3,80 m breit und 3,46 m tief, ist der Chorraum rippenlos kreuzgewölbt, mit schweren Blendbogen auf den Seiten, in die nun die jüngeren Fenster einschneiden. Der breite Triumpfbogen wie in Strotzbüsch.

Holzaltar des 17. Jahrh. mit gedrehten Säulen. Von dem geraden, durch Flammleisten verzierten Gesims hängen seitlich an Strickverschnürungen Fruchtgehänge herab. Über den Säulen die Figuren der hhl. Rochus und Margaretha, seitlich die der hhl. Sebastian und Wendelinus in Schäfertracht.

Einfache Strahlenmonstranz des 18. Jahrhunderts.«

Vermerk: Zu dem vorstehenden Bericht von de Lorenzi,

»Neubau des Schiffes um 1900« ist folgendes festzustellen:

Der Chronist der alten Schul-Chronik berichtet im Jahre 1890 wörtlich: »Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurde die Kapelle nach Westen hin erweitert zu ihrer jetzigen Gestalt. Sie ist so groß, daß sie hinreichenden Raum für die Bewohner Immeraths bietet.«

Demnach muß die Erweiterung nicht um 1900 sondern um 1800 durchgeführt worden sein. Wenn die Erweiterung um 1900 stattgefunden hätte, wäre dies ganz bestimmt in der alten Schul-Chronik vermerkt. Weder der Lehrer Stadtfeld, noch die Lehrer Grames und Radermacher, die von 1890 bis 1905 hier wirkten, berichten etwas darüber — und diese waren sehr gewissenhaft! Daß die Erweiterung um 1800 erfolgte, beweist m. E. ein kurzer Prüfbericht auch, (Randvermerk,) in dieser Chronik, mit »Gesehen 1890, Kortz«.

Dieser Kortz war Kreisschulinspektor.

Für die Filialkirche Immerath wurde im Jahre 1801 eine sonn- und festtägliche Frühmesse gestiftet und zwar von den Eheleuten Peter und Anna Maria Erz, worüber die alte Schul-Chronik wie folgt berichtet:

»In der Filialkirche Immerath wird an Sonn- und Feiertagen die Frühmesse gelesen. Die Mittel dazu werden aus einer Stiftung, vom Jahre 1801 herrührend, aufgebracht.

Der Rechnungsauszug vom 24. März 1819 hat folgenden Wortlaut:

Regierungsbezirk von Trier, Kreis Daun, Gemeinde Immerath, (L. S.) 4 Gr. 9 Pf. Hauptrechnung über Einnahmen und Ausgaben der Vermögensschaft von den verlebten Eheleuten Peter und Anna Maria Erz, zeitlebens wohnhaft in Immerath, welche durch die Erben der letztere gemäß Übereinkunft vom 23. 8. framaire 8. Reg.-Jahres an die Gemeinde Immerath behufs einer Sonn- und Feiertägigen Frühmesse daselbst übertragen worden.

Abgelegt an den Herrn Landrath des Kreises Daun vermög Verfügung der Königlichen Regierung zu Trier vom 7. Februar 1819.

Von Joh. Nik. Lodorf jun., Mathias Wallrath und Peter Merfeld, alle von Immerath, als laut Vollmacht vom 28. May 1801 hierzu ernannten Deputirten und Verwalter des obenerwähnten Frühmesse-Fonds von den Jahren 1803 bis 1. May 1818 einschließlich und zwar nach folgender Ordnung und weise. — Als Stiftungssumme ist ein Betrag von 4 332 Trierischen Thalern, vierig vier Albus und vier Senier angegeben.

Es erfolgt nun die Rechnung.«

Soweit der Wortlaut. Dieser Bericht enthält zwei längere Randbemerkungen, die lauten:

1. »Eingereicht und als wahrhaft bekräftigt in die Hände des Hr. Zillgen, Bürgermeister des Amtes Strohn, von den unterschriebenen Deputirten und Rechnungspflichtigen d. 24. März 1819 J. N. Lodorf, MA. Wallerath, i. V. Merfeld«

2. »Diese Rechnung wird andurch hinsichtlich der Form genehmigt und haben die Verwalter des Frühmesse-Fonds von Immerath binnen 3 Wochen solche mit sämtlichen nach der Ordnung gehörig gehefteten Einnahmen und Ausgaben Beläge zur Revision hier vorzulegen.

Daun 13. April 1819

Der Landrath, gez. Unterschrift.«

 Die Stiftungssumme von mehr als 4 332 Trierischen Thalern war für die damalige Zeit wohl schon ein ansehnlicher Betrag. Diese Stiftungsmesse besteht heute noch. In den Jahren 1934/35 wurde in die Filialkirche eine Empore eingebaut, da der vorhandene Raum für die Gläubigen nicht mehr ausreichte. Die Raumnot war damit auch noch nicht ganz behoben. Man behalf sich jedoch bis zum Jahre 1967, wo dann eine neue Kirche gebaut wurde, die nun groß genug ist.