Mühlen an Salm und Kleiner Kyll

Friedbert Wißkirchen

Zahlreiche Bäche durchziehen den Kreis Daun, an denen auch jetzt noch vereinzelt Mühlen stehen, die zum Großteil heute eine andere Funktion haben. Die Namen der früheren Mühlen weisen noch auf den früheren Zweck hin, auch wenn sie nicht mehr in Betrieb und lediglich von ihrer Lage als Mühle erkennbar sind. Das Mühlenwesen an Salm und Kleiner Kyll kann auf eine lange geschichtliche Vergangenheit zurückblicken. Bereits 1238 wird in einer Lehensurkunde darauf hingewiesen, daß Diedrich von Hauxler den Hof und »die Mühl zu Schütze« (Schutz), von Heinrich Graf zu Manderscheid und Kerpen zu Lehen trug. Wohl die meisten Mühlen, auch die in unserer näheren Heimat, waren wahrscheinlich gräfliche oder kurfürstliche Mühlen, die von einem Pächter oder Verwalter betrieben wurden.

Das Mühlenrecht, die Befugnis zur Errichtung und Veränderung von Mühlen oder der Benutzung des Wasserlaufs, war ursprünglich das Recht des Grafen und später, als die Kurfürsten von Trier mehr und mehr Einfluß bekamen, das Recht des Kurfürsten selbst. Die Mühlen wurden von den kurfürstlichen Ämtern verwaltet, insbesondere die Pachte von diesen eingezogen. Durch den Grafen oder Landesherrn konnte auch festgelegt werden, wo die Einwohner der Dörfer mahlen lassen mußten; sie unterlagen dem sogenannten Mühlenzwang. Die herrschaftlichen Mühlen, bei denen die Bürger aus den umliegenden Orten zur Benutzung verpflichtet oder »gebannt« waren, nannte man deshalb auch »Bannmühlen«.

Die meisten Bauern waren also auf den Bannmüller angewiesen und diesem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. So war es keine Seltenheit, daß die Bauern von dem Bannmüller betrogen wurden.

Den Müllern ging insbesondere im Mittelalter der Ruf der Unehrlichkeit voraus, was sogar im Zunftrecht der Müller verankert wurde. Oft wurde er als Betrüger und Mehlverschlechterer verleumdet; dies brachte dem Müller eine soziale Außenseiterstellung ein. Die Landesherren sahen sich durch die Beschwerde der Mahlgäste (Mahlkunden) veranlaßt, einzuschreiten und Mühlenordnungen zu erlassen. Diese Mühlenordnungen enthielten strenge Regeln über Rechte und Pflichten des Müllers.

In einer Mühlenordnung vom 20. Oktober 1736, die vom Erzbischof und Kurfürsten Franz-Georg erlassen wurde und für das gesamte Kurfürstentum Trier galt, wird eingangs auch auf den häufigen Mißbrauch der Müller gegenüber ihren Mahlgästen hingewiesen. Um diese Ungerechtigkeit auszuschließen, sollte das zur Mühle gebrachte Getreide vor dem Mahlen gewogen werden, so daß nach dem Vermählen und nach Abzug des Mahllohnes des Müllers, der sogenannte »Molter«, des Staubs und der sonstigen Abfälle, das aus demselben Getreide gewonnene Mehl und die Kleie an den Mahlgast zurückzugeben war. Um den Anteil des Mehls und der Kleie nicht nur der Waage des Müllers anzuvertrauen, wurden in der Verordnung Mindestmengen festgelegt, die der Müller je Malter zurückzugeben hatte. Wurde einem Müller nachgewiesen, daß er zu wenig Mehl zurückgegeben hatte, mußte er für jedes fehlende Pfund Mehl mit der Strafe von 9 Albus rechnen und außerdem das Mehl nachliefern. Der Müller war verpflichtet, darauf zu achten, daß das Getreide nicht vertauscht wurde.

Meistens wurde der Molter in Naturalien gezahlt. Der Müller bekam entweder einen Anteil des gelieferten Getreides oder nach dem Mahlen einen prozentuellen Anteil an Mehl und Kleie. Nach der Verordnung von 1736 erhielt der Müller einen Molterlohn von 20 Pfund je Malter Koblenzer Maß. 1 Malter Koblenzer Korn war 270 bis 280 Pfund, so daß etwa der 14. Teil als Molter einbehalten wurde.

Das Malter-Maß war jedoch nicht überall gleich. Ende des 18. Jahrhunderts war das Mander-scheider Maß, das für die Mühlen an Kleiner Kyll und Salm meist galt, 1 Malter = 221,15 Liter. Die Höhe des Molters war auch davon abhängig, ob der Müller das Getreide bei den Bauern abholte und das Mehl wieder anlieferte oder ob dies durch die Bauern selbst geschah. Seltener kam es vor, daß der Müller seinen Lohn in Geld erhielt. Dies war immer dann der Fall, wenn durch Mißernten der Fruchtpreis erheblich anstieg. In der Verordnung von 1736 war bestimmt, daß bei einem Preis von über 4 Reichstalern je Malter Korn ein Mahllohn je Malter von 13,5 Albus zu zahlen war. Bereits 1709, 1714, 1731,1740 und 1770 ergingen kurfürstliche Anordnungen daß der Mahllohn nur in Geld verlangt werden dürfte, unter Androhung drastischer Strafen bei Nichtbeachtung.

1850 betrug der Molter pro Scheffel (54,962 Liter) in Natura auf der Weidenbacher Mühle und Übersdorfer Mühle 1 Metzen und auf den übrigen Mühlen 1 2/8 Metzen, wobei der Transport zur und von der Mühle in diesem Preis enthalten war. 16 Metzen waren 1 Scheffel, so daß der Molter zwischen 1/13 bis 1/16 vom zu mahlenden Getreide betrug. In den Städten Trier und Koblenz waren zur Einhaltung der Mühlen-Ordnung des Erzstiftes Trier besondere Mehlwaagen eingerichtet.

Auch das heute noch gebräuchliche Sprichwort »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!« hat seinen Ursprung in der kurfürstlichen Mühlenordnung von 1736. Denn dort war bestimmt, »der Müller solle ohne Noth einen Mahlgast dem anderen nicht vorziehen«. Diese Mühlenordnung behielt bis zur Besetzung durch die Franzosen im Jahre 1798 ihre Gültigkeit. Durch die Einführung des »Code Napoleon«, dem französischen Recht, wurden die Bestimmungen der kurfürstlichen Regierung aufgehoben, insbesondere auch die Verpflichtung der Bauern, nur in der Bannmühle mahlen zu lassen. Die Bauern hatten nun wieder die Freiheit dort zu mahlen, wo der Müller den niedrigsten Molter verlangte und am schnellsten und in guter Qualität lieferte.

Danach hörten auch die vielen Klagen gegen die Müller wegen Betrügereien auf.

Die Mühlenkonkurrenz an Salm und Kleiner Kyll war groß. Auf nur wenigen Kilometern Länge gibt es auch heute noch vier Mühlen, die sich in früheren Zeiten gegenseitig die Kunden streitig machten. Zunächst trieb der Salmbach die Weidenbacher Mühle an; es folgten die Binsenmühle, die Mausenmühle und die Turnemühle. Auch an der Kleinen Kyll sah es ähnlich aus. In Oberstadtfeld wie auch in Niederstadtfeld war je eine Mühle in Betrieb. In Schutz befanden sie h gar drei Mühlen, wovon eine von der Kleinen Kyll angetrieben wurde, eine andere vom Wallenbohrneer Bach, der in Schutz in die Kleine Kyll einmündet und eine weitere von einem Nebengewässer des Wallenborner Baches. Als letzte Mühle innerhalb des Kreises Daun, die von der Kleinen Kyll angetrieben wurde, liegt idyllisch gelegen, die Bleckhausener Mühle.

Im Jahrbuch 1983 wird versucht, die Geschichte der Mühlen an der Salm darzustellen; die Mühlen an der Kleinen Kyll sollen im nächsten Jahr folgen.

Weidenbacher Mühle

Wenn man von Daun aus die B 257 in Richtung Bitburg fährt, liegt auf einer kleinen Anhöhe der Ort Weidenbach. Unterhalb des Dorfes, unmittelbar an der Salm, steht ein größeres Gebäude, der heutige »Pappelhof«, der ein Hotel-Restaurant beherbergt. Richtiger wäre es gewesen, dieses Gebäude nach seiner jahrhundertelangen Zweckbestimmung als »Weidenbacher Mühle« zu bezeichnen. Schaut man nämlich vom Dorf her auf den Pappelhof, ist das alte Mühlengebäude auch jetzt noch deutlich zu erkennen.

Das Dorf Weidenbach gehörte nach einer Urkunde aus dem Jahre 1603 den Herren von Pyrmont. Wahrscheinlich bereits vor dieser Zeit lag der Ursprung der Weidenbacher Mühle. Wann sie jedoch erstmalig erbaut wurde, ist nicht mehr feststellbar. 1615 beurkundet Erzbischof Lotharius von Trier, daß »wir Ritters Gasparen (Kaspar) und seiner Hausfrauwen Johanneten wie auch seinen Schwageren Ritter Glasen und dessen Hausfrauwen Lueis zu Weydenbach ein Verfallen Mahlmühl daselbsten auf ihren eigenen Kosten aufzurichten und zu bauen bewilligt haben.«

Die Weidenbacher Mühle, rechts das heutige Hotel Pappelhof.

Caspar und Glasen Ritter, bekamen das Recht zugestanden, die verfallene Mahlmühle wieder aufzubauen, womit bewiesen ist, daß bereits früher eine Mühle existiert haben muß. Es handelte sich bei dem von Erzbischof Lotharius verliehenen Recht um eine erbliche Belehnung. Das Nutzungsrecht an der Mühle ging somit auf die Kinder über. Die Pächter der Mühle wurden verpflichtet, jedes Jahr auf »Martini« 1 Malter guten Korns und 2 Malter Hafer an die Amtkellnerei nach Manderscheid zu liefern, denn Weidenbach gehörte zum Kurfürstlichen Amt Manderscheid und der Amtskellner zog Pachte, Abgaben und Steuern für den Kurfürsten ein. Die Betreiber der Mühle wurden in der Urkunde weiter aufgefordert, den Mahlgästen »treulich mahlen und sonsten alles dasjenige tun, was getreuen Mahlmühlleuten wohl ansteht und gebühret«. Sollten sie mit der Pachtleistung in Verzug geraten oder aber die Mühle nicht in ordentlichem Zustand erhalten, sollte die Belehnung aufgehoben werden. In den Steuerlisten des Amtes Manderscheid erscheint 1702 ein Joes Wagener, der neben dem Ehegulden eine Abgabe »wegen der Mühl« von 16 Albus zu entrichten hatte. Wenn es sich um eine kurfürstliche Mühle handelte, wie eindeutig bewiesen, wieso mußte dennoch eine Steuer gezahlt werden? Der Kurfürst besteuerte doch kaum seinen eigenen Mühlenbetrieb.

Im Jahre 1725 berichtet der Kellnereiverwalter Armbrust des Amtes Manderscheid an die kurfürstliche Behörde in Koblenz, daß der Besitz der Mühle in Weidenbach sich auf 60 bis 70 Erben verteilt und die Mühle bei solchen Eigentumsverhältnissen nicht bestehen könne. Er schlägt vor, mit dem Matheißen Ritter, Weydenbach, als demjenigen mit den meisten Eigentumsanteilen, eine neue Belehnung abzuschließen. Um eine Erbauseinandersetzung durchzuführen, wird das Mühlenrecht mit einem Wert von 180 Reichstalern geschätzt und festgelegt. In einer Urkunde vom 25.1.1726, die der Amtsverwalter des Amtes Manderscheid zusammen mit Peter Teynbeiz, Schultheiß zu Weydenbach, aufgestellt hat, werden Entschädigungszahlungen an 16 Miteigentümer festgelegt. Auf »Matheißen Ritter kommen 36 Reichstaler« Entschädigung. Ein Niclas Klein erhält mit 36 Albus die geringste Summe. Dem Matheißen Ritter wird befohlen, die anderen Mühlenerben entsprechend den festgelegten Anteilen auszuzahlen. Sollte dies nicht geschehen, werde die Mühle versteigert. Wenn aber die Erben das Geld nicht annehmen wollten, »so soll das Geld auf hiesige Kellerey geliefert werden, welches den hernach in die Kurfürstliche Hofrathkammer geschickt werden wird bis auf fernere Verordnungen geben.« Unter den Erben befanden sich mehrere mit Namen »Wagener«, wohl Nachkommen des vorhin erwähnten Müllers Joes Wagener.

1760 entbrennt ein Streit darüber, ob es sich wie in Oberstadtfeld um eine herrschaftliche Mühle handelt. Es wird gemutmaßt, daß es eine ehemalige kerpische Mühle sein könnte.

Dies wird jedoch ganz energisch von der kurfürstlichen Verwaltung bestritten. Weiter wird darauf hingewiesen, daß 1726 die Mühle aufs Neue dem Matheißen Ritter in erblicher Belehnung gegen 1 Malter Korn Pyrmonter Maß überlassen sei und die Pacht sich mit 11 Sester Manderscheider Maß in den Rechnungseinnahmen 'der Kellnerei wiederfinde. In der gleichen Urkunde wird 1760 als Besitzerin die Wittib (Witwe) Quirin aus Weidenbach genannt.

In einem Schreiben vom 19. 8. 1760 teilt das Amt Manderscheid dem Erzbischof und Kurfürsten mit, daß die Wittib Quirin von Weidenbach sich weigere, die Renovation (= Erneuerung) der Pacht für die Weidenbacher Mühle nachzusuchen. Die Betreiberin der Mühle weist darauf hin, daß in der Belehnungsurkunde nichts von einer Erneuerung der Pacht gesagt und auch bisher nie verlangt worden sei. Außerdem gibt sie als Begründung an, daß die Mühle nicht wie die übrigen Bauerngüter im Simpelsanschlag — also in den Steuerlisten — verzeichnet sei. Eine weitere Pachtbelastung über der bisherigen sei unzulässig, da der Mühlenbetrieb schlecht sei. Im »Bering« von 1% Stunde seien 8 Mühlen in Betrieb, wovon mehr als eine Schwierigkeiten mit dem Wasserlauf hätte. Gemeint ist wahrscheinlich die Wasserknappheit in den Sommermonaten.

1807 wird im Heiratsregister der Bürgermeisterei Weidenbach Niclas Stolz als Müller von Weidenbach bezeichnet. Auch 1827 steht in den Steuerlisten der Nicolas Stolz sen. als Besitzer der Weidenbacher Mühle. Er mußte eine jährliche Gewerbesteuer für den Betrieb der Mühle von 6 Reichstalern (Rt.) zahlen. Zwischen 1830 und 1840 übernahm dann sein Sohn Wilhelm Stolz die Mühle. Wilhelm Stolz, der 5 Kinder hatte (4 Töchter und 1 Sohn) verstarb sehr früh, denn bereits 1852 wird als Besitzer in der Mühle Wilhelm Stolz Witwe genannt. Der Mühlenbetrieb wurde wahrscheinlich bereits durch den Sohn Matthias geführt.

Im Jahre 1857 war die Mühle immer noch im Besitz von Anna Margaretha Stolz geb. Reg, damals 59 Jahre alt. Die Mühle hatte zu diesem Zeitpunkt 2 Wasserräder und 2 Mahlgänge. Beide Mahlgänge konnten jedoch nicht gleichzeitig zum Mahlen benutzt, sondern lediglich ein Mahlgang konnte zum Schälen des Getreides verwendet werden. In den Steuerlisten wird auch darauf hingewiesen, daß wegen Wassermangels von Johanni bis Michaeli die beiden Mahlgänge nicht gleichzeitig betrieben werden konnten. Für jedes Wasserrad gab es einen eigenen Wasserkanal.

Der Betrieb der Mühle muß dann ständig zurückgegangen sein. 1872 ist als Besitzer der Mühle in den Steuerlisten Stolz Matthias Erben eingetragen. Den Steuerlisten ist auch zu entnehmen, daß nicht mehr die volle Gewerbesteuer von 6 Talern jährlich erhoben wird, weil 1 Mahlgang mit der Hälfte und ein weiterer Mahlgang mit 1 /3 Wasser—gemeint ist der Wassermangel — betrieben werden könnte. Es wird ferner darauf hingewiesen, daß der Mühlenbetrieb nicht bedeutend sei. 1874 wird ein Lambert Hens aus Hohenfels als Mahlknecht auf der Weidenbacher Mühle erwähnt. Ob er noch für die Erben Stolz oder aber für den neuen Müller, Johann Hubert Vanck, tätig war, ist, wie auch das Datum des Eigentumswechsels, nicht bekannt.

Im Jahre 1922 übernimmt der Sohn Johann Anton Vanck, 1892 auf der Mühle geboren, der das Handwerk von seinem Vater erlernt hatte, den Betrieb und führt ihn bis 1927 weiter. Ab diesem Zeitpunkt stand das Mühlrad still, auf der Mühle wurde nur noch Landwirtschaft betrieben.

Wenn man heute das alte Mühlengebäude besichtigt, findet man keine Stelle, wo das Mühlrad früher angebracht war. Der Mühlenteich und ein kleiner Stausee lagen vor dem Gebäude, dort, wo heute Grünanlage und Parkplätze sind. Von dort wurde über einen Wasserkanal das Wasser ins Innere des Gebäudes geleitet, wo das Mühlrad installiert war.

Heute ist an die alte Mühle ein moderner Hotel- und Gastronomiebetrieb angebaut worden, der seine Anziehungskraft auf Gäste und Einheimische nicht verfehlt.

Die Binsenmühle

Folgt man von Weidenbach aus auf einem schattigen Waldweg (ehemalige Kreisstraße) dem Salmbach, stößt man nach rd. 2 km auf eine kleine Ansiedlung, die Binsenmühle, die heute als »Waldhotel Binsenmühle« zum Verweilen einlädt. Nur der Name und die auf der hoteleigenen Liegewiese als Tische installierten Mühlsteine weisen darauf hin, daß bis 1950 hier noch Mühlräder klapperten.

In einem Brief, wahrscheinlich der Kellnerei Manderscheid, um 1560, ist vom Ankauf der Binsenmühle die Rede. Sie muß also bereits vor dieser Zeit entstanden sein. Wer sie zu dieser Zeit betrieben hat, ist leider heute nicht mehr ergründbar. Auch in den Steuerlisten des ehemaligen kurfürstlichen Amtes Manderscheid von 1663 und 1702 finden sich keine Eintragungen über die Binsenmühle bzw. deren Betreiber. Vermutlich war die Binsenmühle jedoch eine kurfürstliche Mahlmühle, weil ansonsten eine entsprechende Eintragung in den Steuerlisten hätte erfolgt sein müssen. Möglich ist es jedoch auch, daß über einen längeren Zeitraum nach der erstmaligen urkundlichen Erwähnung die Mühle nicht betrieben wurde oder sogar verfallen war.

 

Die Binsenmühle, wie sie bis Anfang der 50er Jahre aussah. Das Mühlrad befand sich auf der Rückseite des Gebäudes. Foto um 1920.

Im Jahre 1780 wird in den Kirchenbüchern von Deudesfeld die Kindtaufe eines Joannes Bernardus, geboren auf der »Bansenmühle« beurkundet. Als Eltern werden Petri und Susanna Erdorff von der »Bansen-Mühle« angegeben. Auch 1783 findet sich wieder ein Taufeintrag der Tochter Eva-Katharina. Vermutlich wurde die Mühle von Petri Erdorff betrieben. 1789 heiratete ein Joannis Erdorff, »Benßen Mühl« Margaretha Kemmer aus Schutz.

Sein Beruf wird mit »Müller« angegeben. Er betrieb zusammen mit seinem Vater, dem vorhin erwähnten Petri Erdorff, gemeinsam die Mühle. 1795 und 1796 sind weitere Eintragungen im Taufregister vorhanden, wobei einmal der Name »Benßen Mühl« oder »Banßen Mühl« verwendet wird. Kurz nach 1800 heiratet ein Nicolas Grober von der »Banßen Mühl« Sophie Weins aus Weidenbach. Als Eltern des Nicolas werden Mathias Grober, »Meunier« (Müller) und Margaretha geb. Müller von der »Bantzenmühl« angegeben. Im Jahre 1809 heiratet Jean Ördorf (Johann Erdorff) von der »Binßenmühl« die Marie Barbe Zirves aus Meisburg. Seine erste Frau Marguerit Kemmer war bereits verstorben. Auch sein Vater Peter Erdorf lebte nicht mehr.

1823 wird als Müller im Heiratsregister des Standesamtes Weidenbach Peter Erdorff, Sohn von Johann Erdorff, bezeichnet. Er heiratet Apolonia Kreuz. Im Alter von 27 Jahren verstarb er bereits am 17.6.1823 im Armenhaus zu Trier; welches Schicksal er erlitt, ist aus dem Standesamtseintrag nicht ersichtlich. Zu diesem Zeitpunkt lebte der Vater von Peter Erdorff, Johann Erdorff, noch, der die Mühle zusammen mit seiner Schwiegertochter Apolonia geb. Kreuz bewirtschaftete. Apolonia Erdorff geb. Kreuz heiratete 1824 den Müller Matthias Kappes von der Speicher Mühle, der jedoch bereits am 1.3.1825 nach nur einjähriger Ehe verstarb.1824 wird in einem Sterbeeintrag als Müller der Johannes Erdorff, damals 60 Jahre alt, angegeben. 1826 heiratete in dritter Ehe die Apolonia Kappes geb. Kreuz, verwitwete Erdorf, den 42 Jahre alten Petrus Zaums aus Niederpierschneid. Peter Zaums betrieb nun die Mühle, da wohl Johannes Erdorff aufgrund seines Alters nicht mehr in der Lage war. 1827 wird im Mühlenkataster Peter Zaums als Eigentümer und Betreiber aufgeführt.

Die Mühle hatte zum damaligen Zeitpunkt 3 Mühlräder und 3 Mahlgänge. In diesem Mühlenkataster wird irrigerweise die Binsenmühle zur Gemeinde Deudesfeld gerechnet, obwohl sie auf der Gemarkung Schutz gelegen war. 2 Wasserräder trieben 2 Mahlgänge zum Mahlen des Getreides an, während das 3. Rad dem Betrieb einer Ölmühle diente. Aus dem Kataster ist ferner zu ersehen, daß das Wasser des Salmbaches aus 13 Fuß Höhe auf das Wasserrad herunterfiel. Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, daß die Mahlgänge für das Mahlen des Mehls von Johann! bis Michaeli wegen Wassermangels kaum benutzt werden könnten und auch die Ölpresse von Mai bis November aus diesem Grunde stillgelegt sei.

Der Müller Peter Zaums hatte insgesamt 14 Rtlr. an Gewerbesteuer für den Betrieb der Mühle zu zahlen. Dabei entfielen je 6 Rtlr. auf die beiden Mahlgänge, die dem Mahlen des Mehls dienten und 2 Rtlr. auf die Ölpresse.

Waldhotel »Binsenmühle« — Im Vordergrund ein Relikt aus vergangenen Tagen, ein Mühlstein, der zum Tisch umfunktioniert wurde.

1828 wird durch Bürgermeister Weber von der Bürgermeisterei Weidenbach dem Müller Peter Zaums von der Binsenmühle eröffnet, daß die Betreiber von Ölmühlen nur für den Zeitraum Gewerbesteuer zahlen müßten, in dem ihre Ölmühle betrieben werde. Peter Zaums erklärte, »seine Ölmühle jährlich während einem Quartale und zwar in den Monaten Oktober, November und Dezember betreiben zu wollen und hat nach Vorlesung wegen Schreiben unerfahren sich verhandzeichnet.« Peter Zaums konnte also nicht schreiben und machte deshalb unter diese Niederschrift ein Kreuz. Daraufhin wurde die Ölmühle durch die Bürgermeisterei Weidenbach »durch amtlichen Verschluß dermalen gebrauchsunfähig gemacht«, also versiegelt. Auch 1840 lebte auf der Binsenmühle Peter Zaums mit seiner Ehefrau Apolonia geb. Kreuz, seinem Sohn Matthias Zaums und der Stieftochter Elisabeth Kappes. Ferner gehörten noch zu seinem Haushalt die Witwe Maria Erdorff, Witwe des Johann Erdorff. Auch die Geschwister von Johann Erdorff Anna und Susanna, lebten im Haushalt des Müllers Peter Zaums. 1843 heiratet Johann Erdorff (26 Jahre alt, Müller auf der Binsenmühle) Maria Barbara Blonzen aus Meisburg. Die Eltern von Johann Erdorff waren Peter Erdorff, 1823 in Trier verstorben und Apolonia geb. Kreuz, die 1841 verstorben war.

1846 wird die Binsenmühle von Johann Erdorff mit seiner Ehefrau, 2 Knechten und 1 Magd bewohnt und betrieben. 1852 stirbt Barbara Blonzen, und Johann Erdorff verheiratet sich im gleichen Jahr mit Eva Müller aus Densborn. Im Jahre 1854 verstarb dann sein Stiefvater Peter Zaums im Alter von 70 Jahren. Bis 1882 war die Mühle im Besitz des Johann Erdorff.

Ende Oktober 1882 übernahm der Müller und Landwirt Ludwig Schüller die Mahl- und Sägemühle, die von diesem bis Anfang der 20er Jahre selbst betrieben wurde. Nach dem Tode von Ludwig Schüller ging die Mahlmühle auf Georg Schüller, die Sägemühle auf seinen Bruder Jakob über. Die Mahlmühle wurde von Georg Schüller bis 1945 und nach seinem Tod von seiner Ehefrau Elisabeth Schüller bis 1950 betrieben. Georg Schüller hatte neben der Mahlmühle noch einen Fruchthandel, der ihn bis weit in der Kreis Bitburg führte. Das angekaufte Getreide wurde verarbeitet und an Bäcker und Händler verkauft.

Die Sägemühle, die von Jakob Schüller auf seinen Sohn Peter überging und von diesem auch heute noch geführt wird, wurde am Anfang ausschließlich mit Wasserkraft, später mit Wasserkraft und elektrischer Energie, heute nur noch mit einem Elektromotor betrieben. Bis 1927 diente das Wasserrad auch noch zum Antrieb eines Aggregates zur hauseigenen Stromversorgung und des Sägewerkes.

Eingangs wurde bereits auf die heutige Verwendung als Hotel hingewiesen. Die Beherbergung von Gästen auf der Binsenmühle hat Tradition und erfolgt bereits seit 50 Jahren, damals noch im alten Mühlengebäude. Von 1950 an fand ein ständiger Umbau der Mühle in ein modernes Hotel statt, der 1970 abgeschlossen wurde. Für den Namen der Binsenmühle findet man keine eindeutige Erklärung. Der Name »Banßen, Benßen- oder Binsenmühle« kommt nicht von der Distrikt- oder Flurbezeichnung, wie dies häufig der Fall war. Ob das Binsengras, das ja in der Nähe des Wassers wächst, der Mühle den Namen gab, ist fraglich, könnte jedoch eine Erklärung sein. Eine Binsenwahrheit ist es jedoch nicht.

Die Mausenmühle

Nur 2 Steinwürfe von der Binsenmühle entfernt liegt die Mausenmühle, ein langgestreckter Bau von über 30 m, der Wohnhaus, Scheune und Stallungen und bis 1961 auch noch die Mühleneinrichtung umfaßte. Eigentlich kann man aus der Lage des Gebäudes nicht schließen, daß es eine ehemalige Mühle ist, denn die Salm, der Bach der auch das Mühlrad der Mausenmühle trieb, fließt mehr als 50 m vor der Mühle vorbei. Schon kurz unterhalb der Binsenmühle wurde der Mühlgraben, der heute nicht mehr zu erkennen ist, abgeleitet und hinter dem Gebäude vorbei zum Mühlrad geführt, das auf der Giebelseite des Wohnhauses angebracht war, wie aus dem Lageplan von 1820 zu erkennen ist. Auch hundert Jahre später hat sich nicht viel daran geändert, sieht man davon ab, daß jetzt der Mühlengraben im Hofbereich unterirdisch verläuft.

Die Mausenmühle wird nicht wie die benachbarte Binsenmühle schon früh urkundlich erwähnt. Wann sie erstmals erbaut wurde, ist leider nicht mehr feststellbar. Die heute noch vorhandenen Wohn- und Ökonomiegebäude sind um 1800 errichtet worden. In den Kirchenbüchern von Deudesfeld wird 1785 die Taufe von Luzia Foegen eingetragen. Eltern sind Joannis Bernardus und Eva Foegen, »Müller« auf der Mausenmühl. Als Pate ist Joannes Erdorff, Müller von der benachbarten »Bansen Mühl« vermerkt. Im Jahre 1789 stirbt Bernhardus Foegen, »molitor in Molendina Maußen« (Müller in der Mausenmühle) im Alter von 49 Jahren. In den Kirchenbüchern wird als Müller ein Joannis oder Jois Foegen, der mit Anna Meyer aus U(O)rsfeld verheiratet war, in den späteren Jahren 1792,1794 und 1797 vermerkt.

Jean Foegen heiratet im Jahre 1801 Maria Weiler aus Meisburg und wird als »Meunier« bezeichnet. Er ist ein Sohn des 1789 verstorbenen Bernhardus Foegen. Als Trauzeuge fungiert sein Bruder Pierre. Der Einfluß der französischen Besatzungsmacht macht sich in den Standesamtsregistern bemerkbar, denn die deutschen Namen Peter und Johannes werden zu »Pierre« und »Jean«.

Die Führung der Mühle lag Ende des 18. Jahrhunderts vermutlich in den Händen der Brüder Bernhardus und Joannis Foegen. Später, nach dem Tode von Bernhardus 1789, wurde sie von Joannis und nachdem sein Neffe Johann (Jean) das Handwerk erlernt hatte, wohl wieder gemeinsam geführt. Im Mühlenkataster von 1826 wird als Besitzer und Betreiber Johannes Fügen genannt, der Name hat sich wohl von »Foegen« in »Fügen« gewandelt.

Nur ein Jahr später scheint ein Eigentumswechsel eingetreten zu sein, denn als Eigentümer und Betreiber ist im Mühlenkataster Johann Jungen eingetragen. Natürlich könnte es sich auch um einen Irrtum handeln, wenn man bedenkt, daß 1820 Peter Fügen, Müller und Sohn des Müllers Johann Fügen, 26 Jahre alt, die Tochter des bereits verstorbenen Müllers Matthias Kappes von der Binsenmühle — Luzia Kappes — heiratete und mit ihr auf der Mühle wohnte. Auch 1840 wird in den Einwohnerlisten von Deudesfeld als Müller Peter Fügen mit Frau und zwei Söhnen aufgeführt.

Die Mausenmühle

1843 wohnte bereits Mathias Flesch mit Frau und vier Kindern auf der Mühle. Die Mühle scheint einen guten Ertrag gebracht zu haben, denn er konnte sich einen Knecht und eine Magd halten. Nach einem Vermerk in den Steuerlisten wurde 1860 an die Mahlmühle noch eine Sägemühle angebaut und betrieben.

1872 übernimmt der Müller Peter Flesch, Sohn von Mathias, die Mühle und heiratet im gleichen Jahr Katharina Linerts. Sein Vater verstarb 4 Jahre später. Die Tochter Klara Flesch heiratete um 1910 den Müller Nikolaus Berscheid, der von der Thurnemühle stammte und den Mühlenbetrieb fortführte. Aus dieser Ehe ging Peter Berscheid hervor, der am 21. 5. 1911 geboren, der letzte Müller auf der Mausenmühle war. Nach dem Tode des Vaters führte er die Mühle bis 1961 weiter. 1965 verstarb er.

Eingangs wurde der Mühlenbau etwas beschrieben und aus dem Lageplan von 1820 sind weitere Einzelheiten erkennbar. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Mühle über 2 Mahlgänge mit 2 Wasserrädern. 1860 wurde östlich von dem eigentlichen Mühlenbau ein weiteres Nebengebäude, vermutlich die Sägemühle, errichtet. Der Betrieb der Sägemühle wurde jedoch bald wieder eingestellt. 12 Rtlr Steuern wurden 1827 für die beiden Mühlräder erhoben, wobei der Steuersatz wegen des Wassermangels um die Hälfte reduziert war.

Erst im Jahre 1951 wurde die Mühle gründlich saniert und die Mühleneinrichtung dem neuesten technischen Stand angepaßt. Bereits 10 Jahre später stand das Mühlrad für immer still. Die Konkurrenz wurde immer größer und zudem zahlte man den Betreibern kleinerer Mühlen eine Prämie, um so die Stillegung zu fördern. Kunden aus Wallenborn, Weidenbach, Salm, Meisburg, Desserath, Deudesfeld und Bettenfeld, die bisher hier mahlen ließen, mußten sich nach einem anderen Müller umsehen. Heute betreibt die Familie Berscheid einen landwirtschaftlichen Betrieb.

Woher kommt eigentlich der Name »Mausenmühle«? Auch hierauf gibt uns der Lageplan von 1820 eine Antwort, denn in unmittelbarer Nähe der Mühle heißt die Flurbezeichnung »Im Mausenbruch«.

Die Turnemühle

Folgt man von der Mausenmühle aus etwa 1,5 km dem Wasserlauf der Salm, liegt südwestlich des Deudesfelder Ortsteils Desserath als letzte Mühle an der Salm die Turnemühle. Auch heute läßt der mächtige zweigeschossige Wohnhausbau, der aus dem Jahre 1868 stammt, die Bedeutung dieser Mühle erkennen. Nicht immer hatte diese Mühle den heutigen Namen. Im Laufe der Zeit wechselte die Bezeichnung von »unterster Mühle«, »Thulenmühle«, »Thurney-, Thorne- oder Turnermühle« zur jetzigen Bezeichnung Turnemühle.

Die Turnemühle ist eine sehr alte Mühle, denn bereits 1593 wird in einer Urkunde des Erzbischof und Kurfürsten Johann bestätigt, daß »einer unser unterthanen zu Meysbergh durch gnadigste Concession undt Zulaßungh weiland unserer Vorfahren seligen gedechtnus, eine Mahlmühle bey Dudisfeldt uf die Salme sein Eigenthumb erbauet. . .«. Die Mühle war also älter als 1593, denn den Vorfahren war bereits die Erlaubnis zum Bau und zum Betreiben der Mühle erteilt worden. Ähnlich wie bei der Weidenbacher Mühle hatte sich der Mühlenbesitz durch Erbteilung zersplittert. Durch gütlichen Vergleich der Erben wurde die Mühle vom Kurfürsten dem Meisburger Bürger Erlaß Eiervasen und seiner Hausfrau Luden und deren Erben durch die Urkunde vom 5. April 1593 erneut zur Belehnung auf Dauer ausgesprochen. Die Urkunde enthielt jedoch die Auflage, daß nach dem Tode von Erlaß Eiervasen oder seiner Frau die Mühle nicht auf alle Kinder, sondern nur auf einen Erben übertragen werden dürfe, um eine Zersplitterung des Besitzes—wie es schon mal geschehen war—zu vermeiden. Es wurde dem neuen Betreiber ferner aufgegeben, auch einen Nachfolger auszuwählen, der »dazu tauglich und geschickt geachtet«.

Das Recht, die Mühle zu betreiben, wurde natürlich nicht ohne Gegenleistung erteilt. Jährlich hatte der Müller an »St. Martins des heiligen Bischofs tag im Winter« an den Amtmann zu Manderscheid 1 Gulden und 1 Quart Öl zu liefern. Sollte der Müller mit seiner Pacht in Verzug kommen, wurde der Amtmann zu Manderscheid angewiesen, die Belehnung aufzuheben und einem anderen die Mühle zu übertragen. Wie lange Erlaß Eiervasen die Mühle betrieb und auf wen sie übergangen ist, ist bis zum Jahre 1779 leider nicht nachvollziehbar. Im Taufbuch von Deudesfeld am 28. Juni ist Johannes Valentinus Thull eingetragen. Eltern sind Nikolai und Susanna Thull von der »Thullen Mühl«, wodurch sich auch der Name erklären läßt. Er war dem Besitzer der Mühle entliehen. Doch bereits 1785 wird als Betreiber der Müller Bernhard Dornau genannt. Er beabsichtigte wie aus einem Schreiben vom 12. Dezember 1785 des Amtsverwalters Linz, Manderscheid, an die kurfürstliche Regierung nach Koblenz zu entnehmen ist, zu seinem Mahlgang sich einen Oehlschlag zu errichten«, also eine Ölpresse anzubauen und zu betreiben. Für eine solche Veränderung bedurfte der Müller natürlich der besonderen Genehmigung. Er bot als Gegenleistung eine jährliche Vergütung von 6 Sester Korn Manderscheider Maß an. Amtsverwalter Linz hielt diese Abgabe für angemessen, denn er berichtet weiter: »Diese nachgesuchte Konzession ist gegen den zugestandenen Pfacht meines pflichtmäßigen Erachtens ganz unbedenklich gnädigst zu gestatten.« Die Genehmigung wird noch im gleichen Jahr erteilt.

1795 wird als Müller von der »untersten Mühle« (die unterste Mühle an der Salm) Joannis Dornau, vermutlich ein Sohn des Bernhard Dornau genannt. Vom Namen Dornau wurde wahrscheinlich auch der Mühlenname »Torne(y)« abgeleitet.

Die Turnemühle bei Deudesfeld — Heute ein großer landwirtschaftlicher Betrieb.

Bereits 20 Jahre später erscheint Johann Pauly, Müller von der »Turnee Mühle« in den Standesamtsregistern. Auch 1820 wird noch in einem Sterbeeintrag Johann Pauly als Müller der »Tur-nau Mühl« registriert. Im gleichen Jahr scheint jedoch noch ein Eigentums- oder Besitzwechsel eingetreten zu sein. Michael Kraemers, Müller von der »Thulenmühl«, ebenso wird sein Vater Nikolaus Kraemers als Müller von der gleichen Mühle erwähnt, heiratet Rosina Weiler aus Deudesfeld.

Daß die Mühle zu Beginn des 19. Jahrhunderts häufig den Besitzer wechselte, mag auch am schlechten baulichen Zustand gelegen haben. 1827 wird im Mühlenkataster erwähnt, daß die Mühle ganz zerfallen war. Als neuer Besitzer und Betreiber wird Nikolaus Gottfried genannt. Die Mühle verfügte zu dieser Zeit über 2 Mühlräder, jedoch nur über einen Mahlgang, den der Müller Gottfried wieder instandgesetzt hatte. Die Steuer machte jährlich 6 Rtlr aus und war— wie bei den vorhergehenden Mühlen — ermäßigt, weil von Johann! bis Michaeli Wassermangel herrschte. Häufig hatten Mühlen mit Wassermangel einen Wasserbehälter oder Wasserstau angelegt, bei den Mühlen an der Salm scheint dies jedoch nicht üblich gewesen zu sein.

Aber auch Müller Gottfried scheint nicht lange die Mühle betrieben zu haben, denn eine Tochter des Müllers Wilhelm Stoffels, Müller von der »Thurnemühle« heiratet 1832 den Müller Hugo Kolley, der später die Mühle in Niederstadtfeld betrieb. Der verwitwete Müller Stoffels heiratet am 21. 9. 1833 die 29 Jahre alte Margaretha Kolley, vermutlich eine Schwester seines Schwiegersohnes Hugo Kolley. Eigentümlich ist, daß im Heiratsregister 1832 die Bezeichnung »Thurnemühle«, 1933 aber »Thulenmühe« gebraucht wird. Auf der Mühle wohnte auch sein Sohn Johann, der 1838 Agnes Müller aus Neunkirchen heiratete, anschließend die Mühle übernahm und sie 1840 nach den Einwohnerlisten von Deudesfeld noch im Besitz hatte.

Bereits 3 Jahre später wird als Müller der damals 23jährige Valentin Berscheid genannt, der die Mühle zusammen mit seiner Schwester Katharina und einem Knecht bewirtschaftete.

In der Einwohnerliste von 1846 heißt der Müller Peter Berscheid und seine bei ihm wohnende Schwester Margaretha. Auch der Knecht ist ein anderer. Ob es sich um einen Irrtum bei der Aufstellung der Liste handelt oder ob es tatsächlich andere Personen sind, bleibt ungeklärt. 1852 wird Peter Berscheid als Besitzer von der »Thulenmühl« genannt, und auch 1857 ist er im Mühlenkataster als Eigentümer und Betreiber verzeichnet.

Die Mühle hatte wieder 2 Wasserräder und 2 Mahlgänge, die bei reichlichem Wasserzufluß gleichzeitig betrieben werden konnten. Peter Berscheid starb 1863. Danach wird vermutlich der Bruder Nikolaus Berscheid die Mühle übernommen haben. Er, seit 1865 mit Anna Heber aus Weidenbach verheiratet, verstarb am 18. 5. 1869 auf der Thurnemühle. Seine Witwe heiratete 1 Jahr später den Simon Suhr aus Steinborn, der jedoch auch nach nur einjähriger Ehe verstarb. 1871 kam als neuer Müller Heinrich Pauly aus Fließem durch Heirat mit Anna Berscheid geb. Heber auf die Thurnemühle. Im Mühlenkataster 1872 wird irrtümlich als Betreiberin Nikolaus Berscheid Ww. vermerkt, obwohl sie wiederverheiratet war. Die Mühle hatte guten Zuspruch, denn in der Steuerliste wird ein »ziemlich umfangreicher Betrieb« vermerkt. Auch 1876 wird in einem Standesamtseintrag noch als Müller Heinrich Pauly angegeben, während 1879 ein Alexander Backes, Thurnemühle, Gemeinde Deudesfeld, erscheint. War Müller Backes nur ein Mahlgeselle oder hatte er inzwischen den Mühlenbetrieb übernommen? 1879 lebte Müller Pauly noch, konnte aber die schwere Arbeit wahrscheinlich wegen Krankheit nicht mehr selbst verrichten und stellte Alexander Backes als Gesellen oder Mahlknecht, wie man sie damals auch bezeichnete, ein. Müller Pauly verstarb am 30. 7. 1884 auf der Turnemühle.

Witwe Pauly war mit ihren 8 Kindern (2 aus erster Ehe mit Nikolaus Berscheid und 6 aus der Ehe mit Heinrich Pauly) nicht in der Lage, neben der Landwirtschaft und der Versorgung der großen Familie, die Mühle selbst zu betreiben. So blieb ihr nichts anderes übrig, als den Betrieb dem Mahlgesellen Backes zu verpachten. Der aber ließ in den folgenden Jahren die Mühle sehr verkommen und verwendete sogar das Holz des Mühlengebäudes als Brennmaterial. Um die Mühle vor dem Ruin zu retten, übernahm Witwe Pauly mit ihren noch kleinen Kindern die Mühle wieder selbst. Der älteste Sohn, Jakob Berscheid, mußte schon mit 13 Jahren schwerste Arbeit übernehmen, um den Mühlenbetrieb mehr schlecht als recht aufrecht erhalten zu können. Jakob Berscheid heiratete 191 1 Margaretha Rodenkirch aus Weidenbach, übernahm die Mühle und führte sie bis 1934. Dann ging die Turnemühle auf seine Tochter Anna über, die mit Anton Sandgate — ebenfalls Müllermeister — verheiratet war.

Müller Sandgate bewirtschaftete gemeinsam mit seinem Schwiegervater den Betrieb bis zu Beginn der fünfziger Jahre.

Die aufkommenden Großmühlen machten den kleinen Betrieben immer mehr Konkurrenz. Zu dem lockte der Staat mit einer Prämie für die Betriebsaufgabe. So drehte sich das Mühlrad nur noch, um die Dreschmaschine anzutreiben.

Die Mühle hatte zuletzt ein Wasserrad von 4,50 m Höhe und 0,65 m Breite. Damit war es möglich, 3 Mahlgänge — 2 davon sogar gleichzeitig — zu betreiben. Außerdem wurde — wie vorhin schon erwähnt — die Dreschmaschine angetrieben und lange Zeit erzeugte man selbst über ein Aggregat den Strom.

Jetzt sind die Mühleneinrichtungen verschwunden, auf der Turnemühle wird nur noch Landwirtschaft betrieben. Eine Besonderheit, die auch heute noch auf die frühere Mühle hindeutet, weist das Wohnhaus auf. Oberhalb der Fenster des Obergeschosses sind weitere Öffnungen in gleicher Breite wie die Fenster selbst, jedoch nur in einer Höhe von etwa 20 cm zu erkennen. Diese kleinen Fenster konnten bei Bedarf geöffnet werden ,, um das auf dem Speicher gelagerte Getreide zu durchlüften und zu trocknen.

 

Quellen:Landeshauptarchiv Koblenz Stadtbibliothek Trier Archiv der Verbandsgemeinde Daun Heimatmuseum Daun (Kirchenbücher) Meisburg, aus der Geschichte eines Eifeldorfes

 

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