Partnerschaft bildet und bindet

Hauptschule Daun - Burnham Secondary School

Ursula Schmilz, Daun

»Wenn sich viele junge Menschen verschiedener Völker in einer Partnerschaft wie dieser begegnen, dann ist der Frieden zwischen den Völkern gesichert, dann hätte es keine Kriege gegeben«, so sinngemäß und in deutscher Sprache begrüßte Mrs. Bentley, Vorsitzende des Schulausschusses der Burnham Secondary Modern School, die Gäste aus der Hauptschule Daun am 27. März 1983, dem ersten Besuchstag in England.

Zuhörer waren ca. 600 englische Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrpersonen, die an diesem Morgen — innerhalb ihrer täglichen, gemeinsamen »assembly« — 17 deutsche Schülerinnen und Schüler mit Herrn Rektor Annen, Frau Annen und Frau Schmitz willkommen hießen. Mit diesem Gegenbesuch der Hauptschule Daun bei einer Schule im Bezirk Süd- Bucks war der erste praktische Schritt der im April 1982 gegründeten Kreispartnerschaft getan. Nicht lange nach diesem Beginn der Partnerschaft, die auch der Leiter der Burnham School, Mr. M. Eden, mitvollzogen hatte, wanderten die ersten Briefe zwischen beiden Schulen hin und her, wurde erkundet und gefragt, wurden Fotos ausgetauscht und erlernte Deutsch- und Englischkenntnisse aktiviert. Von Schülern und Eltern wurden bezüglich des Besuches Erwartungen geäußert, aber auch Befürchtungen laut, doch Gespräche mit den Lehrern und gemeinsame Programmplanungen räumten Bedenken aus und weckten Spannung.

Auf drei Bereiche stützen sich die Erwartungen beider Schülergruppen beim Besuch in Deutschland und England, und in diesen Bereichen liegt auch die Begründung für Sinn und Wert einer Schulpartnerschaft:

 Welche Gemeinsamkeiten verbinden uns?

Was ist anders oder neu im Alltag und im Land unserer Schulfreunde?

Wie erfolgreich werden wir unsere deutschen oder englischen Sprachkenntnisse verwenden können?

Im Herbst 1982 waren die 14- bis 16jährigen englischen Schüler mit Mr. Eden und der Deutschlehrerin Mrs. P. Woods Gäste in Daun, deren Besuch die gleichaltrigen Dauner Schüler somit im März 1983 erwiderten, um eine erlebnisreiche Woche in Süd - Bucks zu verbringen. Während die Engländer mit dem schuleigenen Bus über den Kanal angereist waren, erlebten die Dauner eine interessante Bahnfahrt und eine stürmische Überfahrt. Sowohl die englische als auch die deutsche Gruppe hatten nicht erwartet, daß die Entfernung zwischen den Gastländern so groß ist, und die meisten Schüler bekamen eine erste Ahung von der Weiträumigkeit am Beispiel zweier Staaten in Europa. Die Eingewöhnung in die Gastfamilien vollzog sich problemlos. Neben vielen Gemeinsamkeiten wurden auch neue Gerichte und Eßgewohnheiten probiert und angenommen. Die Ausgestaltung der programmfreien Stunden, die die Schüler in den Gastfamilien verbrachten, wurde erleichtert durch die gemeinsame Vorliebe der Mädchen für Mode und durch das Interesse der Jungen an technischen Dingen. Und alle gemeinsam hatten viel Freude an Fernsehen und moderner Musik.

Lange Diskussionen entstanden beim Vergleich der beiden Schulsysteme, die viele Verschiedenheiten aufweisen. In deutschen Schulen: sehr früh beginnender Vormittagsunterricht, die Vielzahl von Pflichtfächern mit Leistungsüberprüfungen, Notengebung, Samstagsunterricht, aber auch schulfreie Nachmittage und individuelle Kleidung, das alles wurde von den Engländern hinterfragt. Die deutschen Schüler setzten sich mit den englischen Schuluniformen auseinander; mit Ganztagsschule, einheitlichen Abschlußprüfungen, aber auch mit Wahlfächern, freier Entscheidung zu einer Prüfung und freien Samstagen. Der Vergleich half den Schülern, das eigene System bewußter zu sehen und andere Formen von Schule anzuerkennen.

 

 

Verschiedenartig waren auch die Eindrücke von den Landschaften, in denen die Partnerschulen liegen. Burnham hat sich durch das nahe Themsetal, seinen bekannten Buchenwald und durch den typisch englischen Ortskern eine ländliche Eigenheit bewahrt, obwohl Industriegebiet, breite Straßen und starker Flugverkehr die unmittelbare Nähe der Weltstadt London anzeigen.

London selbst ist für jeden englischlernenden Schüler und war auch für die Dauner ein ganz besonderes Erlebnis. Durch die Besichtigung von Schlössern und der Teilnahme bei Wachparaden erhielten sie Einblick in die Tradition und das Staatswesen mit einer regierenden Königin. Thomas Morus, der Dauner Kirchenpatron, erlebte sein bitteres Ende im Tower von London — beim Besuch dieses alten Schlosses und Gefängnisses wurde über diesen Heiligen bewußter nachgedacht. Tradition bezieht sich aber nicht nur auf Königshaus und Paläste. Das erlebten die Dauner Gäste beim Besuch des über 500 Jahre alten Dorney Gourt, dem noch bewohnten Familiensitz der Palmers, durch das Mr. P. Palmer, begleitet von Mr. F. Knowles, seine Besucher mit Stolz führte.

Dagegen waren die englischen Partner bei ihrem Besuch beeindruckt von der Vulkaneifel mit ihren Sehenswürdigkeiten, den Maaren, Sprudelquellen und Wildparks. Das Moseltal mit interessanten Weinbergen z. Zt. der Traubenernte war ebenfalls ein beliebtes Ziel, ebenso wie Trier, das steinerne Zeugnis deutscher und römischer Geschichte.

Die abwechslungsreichen Besuchsprogramme wurden gut bewältigt, und es blieb genügend Zeit für private Unternehmungen in den Gastfamilien. Immer waren die Schüler sehr bemüht und auch stolz, ihre erlernten Fremdsprachenkenntnisse anzuwenden und Neues hinzuzulernen. Der Gewinn bei den deutschen Teilnehmern war besonders groß, da viele Gespräche in Englisch geführt wurden. Dagegen wird Deutsch nur als 2. Fremdsprache in englischen Schulen angeboten.

Neben vielen Erlebnissen und Eindrücken kann als großer Gewinn dieses ersten Austausches festgehalten werden, daß die Schüler beider Gastländer viele gemeinsame Lebensgewohnheiten vorgefunden haben, daß sie gelernt haben, fremde Eigenheiten anzuerkennen, und daß sie mehr als vorher den Sinn vom Erlernen einer Fremdsprache, die solche Begegnungen ermöglicht, einsehen.

Der Start der Partnerschaft war ein Erfolg. Es bleibt zu wünschen, daß allen weiteren Planungen dieser Erfolg erhalten bleibt, daß sich immer genügend Schüler und Eltern bereiterklären mitzumachen, und daß immer mehr Freundschaften den Kontakt zwischen dem Distrikt South Bucks und dem Kreis Daun erweitern und vertiefen.