Die Niederstadtfelder Mühle nach dem Umbau im Jahre 1933.

Die Niederstadtfelder Mühle

. . . steht, folgt man von Oberstadtfeld der Landesstraße 27, am Ortseingang kurz vor der Brücke über die Kleine Kyll. Sie ist nur noch als landwirtschaftliches Anwesen vorhanden. Im »Scheffenweistum zo Nidderstadefeldt« aus dem Jahre 1508 wird der Bezirk des Hochgerichts abgegrenzt auch durch den »Mülenbach«. Dieser Mühlenbach oder Mühlbach entspringt in dem Tal unterhalb der heutigen Steinfabrikation Bettendorf und läuft verrohrt unter dem Fabrikgebäude der »Warmpress« hindurch in den »Kälberbach« und von dort aus in die Kleine Kyll. Auch die in unmittelbarer Nähe so zahlreichen Flur- und Distriktbezeichnungen »Mühlscheid« und »Mühlwies« weisen auf die Nähe der Mühle hin. Vermutlich lag die erste Mühle nicht an der Kleinen Kyll, sondern am Mühlenbach, dem Nebengewässer der Kleinen Kyll. Warum hätte man ihm sonst diese Bezeichnung gegeben?

In den Kellereirechnungen des Amtes Manderscheid aus dem Jahre 1580 wird unter den Abgaben an Korn vermerkt: »Von der Muellen zu Niederstattfeldt 1 mltr.« 14 Jahre später, 1594, hatte der Müller ein sogenanntes »Mühlenschwein« zu liefern. Außerdem waren »ahn Korns« 3 Scheffel als Pacht zu erbringen. 1648 finden wir den Eintrag »Niederstattfeldter Muhll 1 fl. (Florentiner Gulden) Hebert.« Neben dem Geldbetrag waren außerdem 6 Faß Korn zu leisten. 1680 betrug die Abgabe in Geld 1 fl. und 6 Scheffel (ca. 1 Zentner) Korn. Auch 1691 betrug die Geldabgabe 1 Gulden und an Korn waren 6Sester abzuliefern. In dem Jahr ist jedoch eine Besonderheit in den Rechnungseinnahmen vermerkt. Die Niederstadtfelder Mühle hatte außerdem »1pots« (Gefäß) Öl zu liefern. Dies ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, daß neben der Mahlmühle, zumindest zeitweise, eine Ölmühle betrieben wurde. Auch 1692 finden sich in den Rechnungsbüchern die gleichen Einträge. 1694 erscheint die Abgabe für die Ölmühle nicht mehr. Die sonstigen Abgaben sind auch in den nachfolgenden Rechnungsbüchern 1695 und 1699 gleich. Im Jahre 1702 finden sich in den Manderscheider Kellereirechnungen erstmals Angaben zur Person des Müllers. Bei den Steuerpflichtigen aus Niederstadtfeld heißt es: »Philips Stattfeit in Ehe mit Gertruk (d) Stattfelts gutt und wegen dessen Mühl daselbsten 27 alb.« Neben dem Ehegulden war also auch eine Abgabe für die Mühle zu entrichten. In den Jahren 1740 und 1760 werden nach wie vor 1 fl. und 6 Sester Korn jährlich als Pachtleistung verlangt. Auch im Grund- und Extractbuch Niederstadtfeld, das aus dem Jahre 1725 stammt, findet sich die Bezeichnung »Bei dem Mühlenpesch«.

1806 wird die Mühle von Nicolaus Thullen, der im Heiratsregister als »Meunier« bezeichnet wird, betrieben. Kurz danach muß wohl Johann Adam Scholzen Müller in Niederstadtfeld gewesen sein, zumindest bis zum Jahre 1812, in dem er starb. Eigentümer der Mühle scheint jedoch seit der Säkularisation, dem Verkauf aller kirchlichen und kurfüstlichen Güter durch die französiche Besatzungsmacht, die Gemeinde Niederstadtfeld gewesen zu sein. So finden sich 1826 und 1827 in den Steuerlisten als Eigentümer die Gemeinde Niederstadtfeld und als Pächter Nicolas Bell. Die Steuer betrug 6 Reichstaler. Die Mühle hatte 1 Mühlrad und 1 Mahlgang; das Mühlrad wurde durch die Kleine Kyll getrieben. Aus 14 Fuß Höhe fiel das Wasser auf das Mühlrad und außerdem war ein Wasserstau angelegt worden, um immer ausreichend mit Wasser versorgt zu sein. Auch 1828 wird im Heiratsregister Nicolas Bell als Müller bezeichnet; er heiratet im gleichen Jahr Maria Elisabeth Müller aus Niederstadtfeld.

1840 ist die Mühle wahrscheinlich in den Besitz des Müllers Heinrich Spoo, 56 Jahre alt, übergegangen. Er lebte mit seiner Frau Anna Kathrin und den Kindern Josef, Elisabeth und Margaretha Spoo auf der Mühle. Im Haushalt lebte auch noch sein Vater Michael Spoo. Auch 3 Jahre später weist die Einwohnerliste Heinrich Spoo als Müller aus, während 1846 bereits Hugo Kolley, 39 Jahre alt, die Mühle betreibt. Seine Ehefrau Elisabeth geb. Stoffels, die er 1832 geheiratet hatte, stammte von der Turnemühle bei Deudesfeld.Er wohnte mit Frau, 5 Kindern und seiner Schwester auf der Mühle.

Lange jedoch kann er die Mühle nicht betrieben haben, denn im Mühlenkataster wird 1852 Heinrich Spoo wieder als Müller bezeichnet. Im gleichen Jahr heiratet der Dienstknecht Egidius Burbach aus Kirchweiler, 27 Jahre alt, Elisabeth Spoo, eine Tochter des Müllers. Wahrscheinlich ab diesem Zeitpunkt übernahm er die Leitung der Mühle. 1857 ist im Mühlenkataster Heinrich Spoo noch als Mühlenbesitzer verzeichnet. Auch im Jahre 1869 war es Egidius Burbach, der die Mühle betrieb. Drei Jahre später wird im Mühlenkataster die Witwe von Egidius Burbach als Besitzerin bezeichnet. Die Steuer betrug damals 8 Taler.

Niederstadtfelder Mühle um 1905 — Müller Leonhard Huschens und seine Ehefrau Katharina geb. Burbach

Kurze Zeit später ging die Mühle in den Besitz des Müllers Leonhard Huschens über, der wahrscheinlich von der Üdersdorfer Mühle stammte und 9 Kinder hatte.

Leonhard Huschens war mit Maria Katharina Burbach, einerTochterdes Müllers Egidius Burbach, verheiratet.

Leonhard Huschens führte bis zu seinem Tode im Jahre 1913 die Mühle. Danach übernahm sein Schwager, Heinrich Burbach, ein Sohn des Egidius Burbach, den Betrieb.

1919 kaufte der Müller Jakob Trosdorff die Mühle einschließlich des Wasserrechtes von der Gemeinde Niederstadtfeld zum Preise von 170 Goldmark. 1933 wurde der Mühlenbetrieb und das Wohnhaus um- und ausgebaut. Jakob Trosdorff betrieb die Mühle bis 1952, ehe sie auf seinen Schwiegersohn Matthias Jucken, der von der Waxweiler Mühle stammt, überging. 1954 wurde der Betrieb endgültig eingestellt. Das Mühlrad hatte zuletzt einen Durchmesser von 6,40 m, der Mühlbaum war 8,50 m lang und hatte an der dünnsten Stelle einen Durchmesser von 55 cm. Der Mühlbaum aus Eichenholz wurde nach der Stillegung zum Preise von 5 200 DM verkauft.

Der Burberg bei Schutz überragt markant die Mühlen und die Landschaft im Tal der Kleinen Kyll (s. dazu auch den Beitrag Seite 211).

 Sagenreichtum ums Mühlrad

Brudermord und »weißer Marder« auf der Rutschmühle bei Schutz

Der Brudermord auf der Rutschmühle hat in die Heimatliteratur Eingang gefunden. So gibt es in der Sammlung von M. Zender »Sagen und Geschichten aus der Westeifel« mehrere Versionen und Geschehensabläufe. Im »Eifeler Familien-Kalender 1925« hat Bernhard Weber nachfolgende Darstellung des Brudermordes gegeben:

Auf der Rutschmühle lebte zu Anfang des vorigen Jahrhunderts eine urwüchsige, robuste Familie, die neben der Getreide- und Ölmühle auch andere wenig einwandfreie Gewerbe betrieb. Wohl um das Jahr 1815, an einem trüben regnerischen Herbstmorgen, kam eine junge Frau aus Schutz auf dem einsamen Pfad von Wallenborn. Plötzlich begegnete ihr ein Mann, der etwas Schweres in einem Sack auf dem Rücken trug.

Die Rutschmühle hatte zwei Brüder als Besitzer, welche als rohe Gesellen weit und breit bekannt und berüchtigt waren. Dieselben hatten durch Erbgang ein schönes Besitztum erhalten, während auf der anderen Seite Neid und Habsucht bei denselben gleichzeitig Einzug hielt. Die Mühle befand sich nach den damaligen Verhältnissen in gutem baulichen Zustande und die dazugehörigen Ländereien und Wiesen lieferten gute Erträgnisse.

Martin, der ältere Bruder, eine grobe Figur, und Klaus, etwas schwächlicher, hatten wiederholt aus Anlaß der Erbschaft große Streitigkeiten gehabt. Solcher Zwist konnte zu keinem guten Ende führen. Während das große Mühlrad klappernd tagtäglich seine Arbeit verrichtete, spannen beide Brüder dunkle Pläne, den ändern zu überlisten und zu verderben. Von einem solchen Streit hatte plötzlich der stärkere Martin seinem Bruder Klaus einen tödlichen Schlag rücklings auf den Kopf versetzt und ihn in das Mühlengetriebe gestürzt. In dem Bestreben, diese dunkle Brudermordtat zu vertuschen, nahm Martin die Leiche, steckte diese in einen Sack und wollte sie am frühen Morgen in einer tiefen Schlucht des »Wolfsgrabens« verschwinden lassen.

Mit der schweren Last auf dem Rücken beschritt der Mörder eines trüben Herbstmorgens den Weg zum »Wolfsgraben«, welcher die Straße Wallenborn - Schutz kreuzt. Als Martin der Frau ansichtig wurde, warf er seine schwere Last ab und nötigte der Geängstigten einen Eid ab, nie in ihrem Leben von dieser Begegnung zu berichten, Schweigen zu wahren, andernfalls würde er sie ebenfalls in den Sack hineinstecken. Als die Frau die nackten Beine des erschlagenen Mannes sah, schwor sie, geängstigt vor dem mittels Hacken und Schaufel gelegten Kreuz nie in ihrem Leben ein Wort über diesen Vorgang verlauten zu lassen. Alsdann befiel die Frau eine Ohnmacht. Nach geraumer Zeit zu sich gekommen, setzte dieselbe mit ängstlichem Gemüte ob des Erlebten ihre Wanderung nach Schutz fort. Noch ehe die junge Frau Schutz erreichte, hatte der Brudermörder sein Opfer in der tiefen Schlucht des Wolfsgrabens der Erde anvertraut. Von jetzt ab lebte der Geist des erschlagenen Mannes bis auf die heutige Zeit am Ort der Tat, um in jeder Nacht in der Geisterstunde mit zwei geschundenen Hunden und einem mächtigen Steinschloßgewehr die Jagd auszuüben, zum Schrecken der jetzigen Generation.

In der Mühle blieb der Brudermord nicht ohne trübe Schatten, wenn auch durch die Wirren der Zeit und in der abgelegenen Gegend der Mord längere Zeit ein offenes Geheimnis blieb. Niemand erkühnte sich, eine Anzeige zu erstatten, um nicht in den bekannten Sack zu geraten. Nach einiger Zeit verkaufte der Mörder die Besitzung und floh ins Ausland.

Der » weiße Marder« auf dem Mühlrad der Rutschmühle nach einer Zeichnung von Otto Schwoll (f).

Die Mühle wurde von der Regmühle aus, die et wa 800 m tiefer im Marschbach oberhalb Schutz liegt, jahrzehntelang in Betrieb gehalten.

In der Mühle erschien der Geist des erschlagenen Mannes am Ende der Geisterstunde in jeder Nacht auf den Schaufeln des großen Wasserrades in der Gestalt eines weißen Marders, um dann mit mächtigem Geräusch in den tiefen Spalt der vulkanischen Blöcke des Burberges zu verschwinden. Hier wohnt der Geist in den unterirdischen Räumen des Bergkegels, dessen höchste Spitzen noch die Reste menschlicher Niederlassungen aus der Keltenzeit tragen.

In einer stillen Nacht der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts war ein beherzter Mann von der Regmühle auf der Rutschmühle mit dem Mahlen beschäftigt. Um die Mitternachtsstunde erschien auf dem Wasserrad wieder der große weiße Marder, den ein wohlgezielter Schrotschuß in 100 Teile zerriß. Als aber aus jedem Teilchen wieder ein weißer Marder enstand und diese das ganze Wasserrad belebten und selbst die aufspringende Gischt unter dem Wasserrad lebendig wurde, ergriff ein wildes Grauen selbst diesen starken Mann. Seit dieser Nacht war die Klapper am Mahlbeutel der einsamen Mühle auf immer verstummt und der mächtige Bau ging den Weg alles Irdischen. Auch jetzt noch entsteigt in jeder Nacht der Geist des Erschlagenen dem tiefen Schacht des Brunnens auf dem Burberg, um nach Umkreisung des Bergkegels und der Ruinen der Rutschmühle die Jagd im Wolfsgraben auszuüben. Die Schutzer und Weidenbacher Jäger meiden diese Gegend, weil der »Knallmann aus dem Wolfsgraben« ihnen kein Heil bringen kann.

Andere sagenhafte Darstellungen sprechen von einem weißen Männchen, anstelle des weißen Marders. Eine Darstellung berichtet, daß ein Schwein mit seinen Ferkeln auf die Rutschmühle gelaufen sei; die Ferkel seien zurückgekommen, die Sau sei spurlos verschwunden. Bei den Nachforschungen über die Rutschmühle ergaben sich keine Anhaltspunkte für den Brudermord, zumindest nicht in dem von Weber genannten Zeitraum (um 1815). Aber die alten Geschichten von bösen Müllern, Irrlichtern und nächtlichem Spuk waren ein beliebtes Thema, wenn frühere Generationen (noch ohne Radio und Fernsehen) sich zu abendlicher Unterhaltung in der Stube versammelten.

Artikelserie über Mühlen an Salm und Kleiner Kyll wird fortgesetzt.