Herbst im Tierpark Daun
Hildegard Sebastian,Daun
Herbstsonne über'm Eifelwald
legt Gold auf Feld und Flur.
O Wandrer komm, es schwindet bald
des Sommers letzte Spur.
Frühnebel klettert aus dem Tal,
verstummt der Vögel Sang.
Die Schatten fallen lang und schmal
schon über Weg und Hang.
Ein Rudel Hirsche zieht vorbei,
die Lauscher hoch gerichtet;
ein Käuzchen, das mit schrillem Schrei
ins dunkle Dickicht flüchtet.
Voran der Leithirsch, hehr und stolz,
läßt seinen Brunftschrei hören,
und lange noch im Unterholz
verklingt das laute Röhren.
Die Frischlingsschar vom Frühling her
verlor das Streifenkleid;
manch alter Eber, groß und schwer,
das Muttertier zur Seit'!
Sie kommen nah an dich heran;
du kannst getrost sie streicheln,
sie stelzen in den dunklen Tann
zu suchen Kraut und Eicheln.
Zutraulich bleibt das Damwild stehn
und frißt dir aus der Hand;
das Rehkitz im Vorübergehn
den Kopf zu dir gewandt.
Es ist fürwahr ein herrlich Bild
in herbstlicher Natur:
der Wald und all das schöne Wild
o komm und sieh doch nur!
Du bist beglückt, vergißt es nie:
es war ein schöner Tag.
Wie eine grüne Symphonie
liegt Wald und Flur und Hag.
Bald legt sich Nacht auf Baum und Strauch,
verstummt des Käuzchens Schrei'n,
und Nebel, fein wie Silberhauch,
hüllt Wald und Tiere ein.
Das ist des Sommers letzte Spur.
Komm Wanderer, es lohnt zu schaun
ein schönes Wunder der Natur,
den Hochwildpark bei Daun.