Haus Dreimühlen

Von der »Burg« am Ahbach ist nicht viel bekannt

Herbert Wagner, Hillesheim

Zwischen Niederehe und Ahütte steht auf einem Tuffklotz über dem Ahbach eine Mauerruine, der letzte Rest des »Hauses Dreimühlen«: Erst Burg der Herren v. Dreimühlen, zuletzt arenbergisches Försterhaus.

Über das Aussehen der Burg Dreimühlen ist nichts bekannt, lediglich von ihren Inhabern wird in Archivalien berichtet.

Die Burg

Zum ersten Mal erscheint das Geschlecht Dreimühlen 1218 mit Oda v. Drimollen, die in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Engelbert als Wohltäterin des benachbarten Nonnenklosters Niederehe genannt wird. In einer Urkunde der Vorsteherin dieses Klosters von 1241 sind Leonius und Balduin v. Drimolen als Zeugen genannt.

1273 stiften Petrissa, die Witwe Dietrichs v. Drimolen, und ihre Söhne Dietrich und Hermann dem Kloster Himmerod 13 Solidi. Leonius v. Drimmolen und seine Frau Jutta verkaufen 1282 ihrem Verwandten, Herrn Gerhard IV. v. Blankenheim, für 60 kölnische Mark ihr Schloß Drimollen, das — gemessen am Kaufpreis:14,026 kg Silber — nicht groß gewesen sein kann. Im Gegenzug nehmen sie von Gerhard ihr Schloß wieder als Lehen zurück, eine damals »sehr beliebte Art, sein Eigentum zu sichern, indem man es einem starken Schutzherrn übertrug«. Der »armiger« (Knappe) Leonius führt 1282 als Wappen in einem roten Schild 5 (2 :1 : 2) silberne Ringe (s. Abb.)

Wappen des Leonius v. Drimollen, 1282.

In der gleichen Art wie 1282 übertragen 1303 Dietrich v. Dreimollen und seine Frau Loretta auch einen Hof und zwei Mühlen bei ihrem Schloß an Gerhard IV. v. Blankenheim. Das feste Haus Dreimühlen ist dann 1343 als Blankenheimer Lehen in den Händen Bernhards v. d. Lippe, der es seiner Gemahlin, Gräfin Richarda v. d. Mark, als Wittum (Heiratsgut zur Witwenversorgung) verschreibt. Beide geloben ihren Lehnsherren, den Brüdern Arnold l. und Gerhard V. v. Blankenheim, das Haus Dreimühlen nicht zu veräußern. Den Bewohnern desselben wird — wie althergebracht—gestattet, sich mit Holz aus dem Leudersdorfer Wald zu versorgen.

1400 wird Dreimühlen zum letzten Mal als Lehen vergeben: Graf Arnold V. v. Blankenheim belehnt Werner v. Dreymüllen mit dem Schloß, das er nach dessen Tod als erledigtes Lehen einzieht.

Im Ehevertrag von 1431 gibt Graf Gerhard v. Blankenheim Schloß Dreimölen seiner Frau Margareta, Gräfin v. Mors, als Wittum.

1468 erbt Dietrich III. v. Manderscheid durch seine Frau Elisabeth v. Schieiden, Erbin von Blankenheim, auch die Burg Dreimühlen, die er 1473 in der sog. Jülicher Fehde (1473/74) zerstören läßt, um sie nicht in die Hände seines Lehnsherren, Herzog Gerhard v. Jülich, fallen zu lassen. Schon im Januar 1473 beschwert sich der Herzog, daß seine Manderscheider Lehnsmänner »sein Haus Dreimühlen Verbrant und verwoist'« hätten. Es ist nicht wieder aufgebaut worden.

Das Försterhaus

Dietrich IV. v. Manderscheid erheiratete sich 1506 mit der Erbtochter Margareta v. Sombreff-Kerpen auch die Herrschaft Kerpen, zu der Dreimühlen fortan gehörte. Die Ruine kam dann mit der Herrschaft Kerpen an die Grafen v. d. Mark: 1593, wenige Tage nach dem Tod des kinderlosen Dietrich VI. v. Manderscheid auf Burg Kerpen, besetzte sein Schwager Philipp v. d. Mark, verheiratet mit Katharine v. Manderscheid (beider Grab in der Niedereher Kirche), durch einen Handstreich neben ändern Manderscheider Besitzungen auch Burg und Herrschaft Kerpen (6.2.). In einem langwährenden und verwickelten Erbprozeß zwischen den Grafen v. d. Mark und den Herzögen v. Arenberg gelangten die Herzöge durch Urteil des Reichskammergerichts 1674 in den Besitz der Herrschaft Kerpen mit Dreymüllen (s. Karte S. 108).

Die Arenberger ließen spätestens um 1740 auf der Ruinenstelle ein Haus bauen. 1774 beauftragte Herzog Karl (1754 - 78) den Architekten Gallibert mit der Überprüfung des Bauzustandes mehrerer ihm gehörender Gebäude, u. a. des »Maison de Dreymühlen« und der »Moulin Bannal« (Bannmühle) an der Kerpener Kapelle.

Architekt Gallibert berichtete dem Herzog (s. Abb.): »Das zweistöckige Haus Dreymühlen wurde vor ungefähr 30 Jahren aus Hausteinen erbaut. Alles ist jedoch in schlechtem Zustand und kurz vor dem Zusammenstürzen. Weil die Mauern sich an zwei Stellen gesenkt haben und von oben bis unten gerissen sind, ist eine Reparatur zwecklos.

Das Haus besteht aus einem heizbaren Zimmer (poele) A, der Küche B, zwei Kammern C und D und einem Keller; im Oberstock sind vier Kammern. Alle Räume sind gedielt, die Küche hat einen Steinplattenbelag. Der Speicher ist teilweise gedielt; aber da sich alles [die Decke] gesenkt hat, kann man ihn nicht benutzen, sogar das Hinaufsteigen ist gefährlich.

 

Karte der arenbergischen Herrschaft Kerpen, 1774.

Bei E sind Pferde- und Viehställe, F ist eine Scheune und G ein Schweinekoben, H ist ein umschlossener Hühnerhof. Alle [Gebäude] sind mit Stroh gedeckt. Früher stand an dieser Stelle eine Burg, von der noch Überreste und altes Gemäuer zu sehen sind, ferner eine Mühle, deren Standort noch zu erkennen ist. Dieses Haus, früher vom [arenbergischen] Rentmeister (censier), wird jetzt von Oberförster (maitre forestier) Frohn bewohnt.

Ställe und Scheune aus Hausteinen sind noch in gutem Zustand; aber das Wohn-Haus ist nicht mehr zu reparieren. [Deshalb] habe ich hier einen Plan gemacht, wie man es mit geringen Kosten neu erstellen könnte: Indem man es eingeschossig mit Speicher an die Ställe anbaut in gleicher Höhe [wie diese], 50 Fuß (ca. 15 m) lang und 15 Fuß (ca. 4,50 m) hoch, mit Küche l, heizbarem Zimmer K, vier Kammern L, M, N, 0 und Keller unter N und O. Man könnte die Materialien des alten Hauses benutzen, die Steine, das Gebälk, die Dielen, Türen und Fenster, so daß dieses Haus höchstens 130 Taler (Ecus) kosten würde.« (Zum Vergleich: Um 1770 kostete 1 Kuh 20 - 30 Taler).

Es ist jedoch zu keinem Neubau gekommen, wohl aber zu einer nochmaligen Überprüfung des Hauses 1780 durch Herzog Ludwig Engelbert (1778 -1803, + 1820). Architekt Gaine berichtete ihm in seinem » Rapport de la Maison de Dreymilder«, daß sich — mittlerweile — auch der Firstbalken (sommier) vom Stall gesenkt habe, dessen Mauerwerk in der Mitte fast zusammenfalle. Das Innere des Wohnhauses sei in schlimmem Zustand: Der Kamin sei am Einstürzen, und wegen der breiten Risse, die sich gebildet hätten, drohe Brandgefahr. Weder das Gebälk, noch die Dielen seien in Ordnung. Lediglich die kleine Scheune könne mit geringen Reparaturen erhalten werden.

Aber auch dieses Mal kam es weder zu einer Reparatur, die ja nach beiden Berichten nicht mehr lohnte, noch zu einem Neubau, der trotz seiner Billigkeit wohl doch noch zu teuer war; außerdem scheinen die politischen Zeitläufte eine Rolle gespielt zu haben. Und so wird das Haus Dreimühlen wohl ganz verfallen gewesen sein, als es 1807 von der französischen Regierung als ehemaliger Adelsbesitz versteigert wurde. Um 1825 wurde es abgebrochen. Nur ein Mauerrest gibt noch Kunde von dem einst »festen Haus Dreimühlen«.

Quellen:

Archives Generales du Royaume, Brüssel: Cartes et planes, inventaire manuscrit Nr. 7 357: Departement de Kerpen — Maison de Dreymiihlen (Architekt Gallibert, 1774). Herzoglich-Arenbergisches Archiv, Enghien/B.: Beschreibungen, Grundrisse und Zeichnungen des Architekten Gaine von der Burg Kerpen, 1780: Visite et Rapport de la Maison de Dreymilder.

Schannat-Bärsch: Eiflia illustrata, 1/1, 2/1, 3/2/1. Neudruck Osnabrück 1966.

Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun. Düsseldorf 1928.

Neu: Geschichte . . . des Hauses Manderscheid. Bonn 1972. Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels. Landeskdl. Vjbl. Trier 1962 -1965 und 1967.