Die Kirchenbücher gerettet

Eine Sammlung im Dauner Heimatmuseum bewahrt

August Meyer, Daun

Im Heimatjahrbuch 1983 erschien ein Artikel, der sich mit der Pfarrchronik Esch befaßte. Dieser hat ein unerwartetes Echo gefunden. Beim Verfasser sowie beim Heimatmuseum trafen Briefe ein, in denen von heutigen Nachfahren der damaligen Escher oder Feusdorfer Auskünfte über ihre Vorfahren erbeten und soweit möglich, auch von uns erteilt wurden. In manchem Familienstammbaum konnten so Lücken gefüllt werden, die bisher als unabänderlich galten, da man annahm die Kirchenbücher seien, wie manche andere, den Kriegswirren zum Opfer gefallen. Und so mag mancher dankbare Gedanke Herrn Richard Jung gegolten haben, der dieses und andere Kirchenbücher vor dem Verderben bewahrt hat.

Seine Söhne Ludwig und Otto, die des Vaters Vermächtnis im Heimatmuseum der Kreisstadt betreuen, entschlossen sich nun, alle im Museum befindlichen Kirchenbücher der Stelle zu übergeben, an der sie sachgemäß archiviert und auf Anfrage auch ausgewertet werden: dem Bischöflichen Archiv in Trier. Der Leiter des Archivs, Dr. Thomas, war hocherfreut über das Auftauchen der als verschollen geltenden Bücher und unterhielt sich lange mit Herrn Ludwig Jung, der es sich nicht nehmen ließ, trotz gesundheitlicher Schwierigkeiten folgende Bücher zu überbringen:

1.

Esch: Taufen 1736-1798, Heiraten und Sterbefälle 1 737 - 98

2.

Meisburg: Taufen 1673-1802, Heiraten 1683 - 1791, Sterbefälle 1749 - 1800

3.

Lissendorf: Heiraten 1695 - 1798

4.

Lissendorf : Sterbefälle 1 695 - 1 798

5.

Deudesfeld: Taufen 1779-1798, Heiraten und Sterbefälle 1788 -1798.

6.

Glaadt: Verzeichnis aller Bewohner am 30. 5. 1719, Liste der Firmlinge, Taufen 1722-1798

 7. Zivilstandsregister des Amtes Weidenbachwährend der Napoleonischen Zeit.

Wir würden uns freuen, wenn das Heimatjahrbuch mit dieser Nachricht jene Menschen erreichen würde, die bisher vergebens nach ihren Vorfahren forschten.

Glaadt am 30. Mai 1719

Glaadt war 1719 erst 54 Jahre lang selbständige Pfarrei, vorher hatte es zu Esch gehört. Drei Häuser aber, Lentzen, Hansen und Schwartzen hatten Stadtkyll unterstanden und dem dortigen Pastor jährlich 24 Pfund Brot und 2 Faß Hafer abzugeben. Sie wurden erst 1687 umgepfarrt. Der erste Glaadter Pfarrherr war der St. Vither Matthias Reuland, der zuvor 2 Jahre Frühmesser in Stadtkyll gewesen war. Man kann ihm nachfühlen, daß die superkleine Pfarrei seine Arbeit und sein Leben nicht ausfüllte und daß er deshalb nach weiterer Tätigkeit suchte. Mit Genehmigung seines Landesherren, des Grafen Salentin Ernst, eröffnete er 1691 eine Knaben- und eine Mädchenschule. Sie finden sich in der Häuseraufzählung unter »Pastorei« und »St.-Ursula-Haus« wieder. (Im Heimatkalender von 1981 ist auf Seite 156 darüber mehr berichtet.) Der aus Baasem stammende Gottfried Roetz folgte als zweiter Pastor in Glaadt. Ihm verdanken wir die interessante Aufzählung aller Bewohner. Diese sind meist nur mit Vornamen angegeben. Dafür sind die Häuser mit ihrem Namen bezeichnet, und es scheint, daß die Hausnamen mit den Familiennamen der Bewohner identisch sind. Es ließe sich denken, daß die Hausnamen überdauert haben und vielleicht alten Glaadtern noch bekannt sind.

Zwischen 1719 und 1779 scheint in Glaadt kein weiteres Haus zu den in dieser Liste aufgezählten hinzugekommen zu sein, wie die Firmlisten ausweisen. 1779 ist nur von einem neuen Haus »Mies« die Rede, dafür fehlen aber Angaben über »Müllers« und »Claeß«, so daß Mies auch die Nachfolge eines dieser beiden sein kann. Die Jünkerather Hütte heißt 1759 »Haus de l'Eau« und 1779 »Haus Feymonville«. Aus den Gärtner-Häusern kam später kein Firmling mehr.

Die Familiennamen der Hausbewohner entsprechen im Jahre 1779 in keinem Falle mehr dem Hausnamen.

Berg-Haus

Mutter: Susanna

Kinder: Maria Ursula und Johann Joseph

Junggeselle: Peter

Magd: Maria und Knecht: Andreas

Brücken-Haus

Eltern: Petrus und Petronella

Kinder: Catharina, Hubert und Maria Margaritha

Claeß-Haus

Eltern: Johannes und Lucia

Kinder: Hilger, Catharina, Johannes Petrus, Susanna Catharina

Kind der Ehefrau: Lucia

Schwester des Vaters: Anna

Neffe: Christian

Hans-Willems-Haus

Eheleute: Heinrich und Catharina

Geschwister der Catharina: Johann und Joh. Jacob

Neffe: Johann Jacob der jg.

Magd: Anna

Hänsen-Haus

Eltern: Georg und Veronica

Kinder: Anna, Maria Margeritha, Gertrud, Eberhard, Anna Maria, Johannes

Hermes-Haus

Großmutter: Maria, Mutter des Hilger

Eltern: Hilger und Maria

Kinder: Peter, Catharina Ursula, Anna Maria

Kind des Hilger: Petergeorg

Geschwister des Hilger: Johann Wilhelm und Maria

Lentz-Haus

Witwer: Christian

Erbe: Petrus

Geschwister des Petrus: Nicolaus und Agnes

Mutter der Familie: Margaritha

Kinder des Petrus: Heinrich, Johannes, Hubert, Susanna, Maria Christina, Johann Wilhelm und, Nicolaus

Müller-Haus

Eltern: Thomas und Maria

Kinder: Catharina, Johann Gottfried, Maria Elisabeth, Christian

Quirings-Haus

Eltern: Matthias und Catharina

Kinder: Margaritha, Susanna, Gertrud, Maria, Catharina

Geschwister der Mutter: Gertrud und Thomas

Schneyder-Haus

Eltern: Anton und Margaretha

(ohne Angaben) Peter und Johann Matthias

Sünnen-Haus

Mutter: die Witwe Maria

Kinder: Johannes, Karl, Thomas, Stephan, Susanna Catharina, Heinrich, Anton, Maria Magdalena

Bruder der Mutter: Joseph

Schwartzen-Haus

Witwer: Johann

Eltern: Michael und Maria

Kinder: Anna Getrud, Hubert, Margaretha, Matthias, Maria Margaretha

St.-Ursula-Haus

Vorsteherin: Jungfrau Margareta Berg

Die Jungfrauen: Gudula Helds, Dorothea

Schneyder, Maria Bergs

Pastorey

Joan Godefridus Röetz, Pastor in Glaad

Jungfrau Margaritha Röetz, Oeconoma

 Schüler: Petrus Nettersheim Theol; Gabriel Meuris aus Spaa; J. Nicolaus Lamberti, Wirtz-feld; Paul Röetz, Baasem

Magd: Ottilia Heintges aus Berck

 

Die externe Pfarrei Jünckerath am Schloß

Eltern: Johannes Mastiaux, Commendant, Anna Jousch

Kinder: Ernestina, Mauritius

Pensionärin: Agnes

Knechte und Mägde: Bernard, Eva, Veronica, Anna

Schafhirt: Peter

Jünckerather Hütte

Eltern: Johannes Deleau und Anna Christina

Kinder: Joseph, Maximilian, Maria Catharina, Sibilla, Christina, Johann Balthasar

Ein Knecht, eine Magd und die Magd Eva

Hofgärtners Haus

Witwe: Christina

Kinder: Catharina und Gertrud

Gärtner: Aaidius Richards

Thiergärtners Haus

Eltern: Eberhard Neuman und Maria

Kinder: Christina, Heinrich, Peter Magd: Magdalena

ller zu Jünckerath

Eltern: Matthias Bernardi und Barbara

Kinder: Sebastian, Gudula, Heinrich, Catharina, Paulus

Sengerstorfer oberstes Haus

Witwer: Damian Ruth

Eheleute: Anton Monschau und Sybilla

Eheleute: Johann Graus und Elisabeth Gorgens

Eheleute: Laurentius Ruth und Catherina

Eheleute: Wilhelm Gorgens und Susanna

Sohn des Damian: Michael

Magd: Catharina

Sengerstorfer unterstes Haus

Eheleute: Christian und Maria Kinder: Anna, Reinardus, Johannes, Anna Margaretha

Eheleute: Johann Arnold Marxen und Anna Maria

Deren Kind: Christian Witwe: Anna Marxen

Die Glaadter Firmlisten

Die Firmlinge in diesen Listen sind ebenfalls nach Häusern geordnet. Interessanter als deren Name dürfte für viele Leser aber der Ort der Firmung sein. Die Spendung dieses Sakramentes fand nämlich nicht im Pfarrort Glaadt statt. Die Glaadter Jungen und Mädchen hatten sich — wahrscheinlich mit denen aus anderen Pfarreien — an einem bestimmten Orte einzufinden. So waren in der Frühe des 23. Oktober 1717 vierundvierzig Jungen und vierunddreißig Mädchen auf dem Weg nach Hillesheim. Da die letzte Firmung sehr lange zurücklag, waren viele Firmlinge kräftige Burschen oder schmucke Jungfrauen. Mit ihnen waren siebzehn Glaadter Männer, darunter der Pastor Rotz, und fünfzehn Glaadter Frauen als Paten oder Patinnen unterwegs. Unter den Patinnen befanden sich die Schwester des Pastors und zwei Jungfrauen des St.-Ursula-Hauses. Hinzu kamen noch siebzehn auswärtige Verwandte. Insgesamt also ein stattlicher Zug von rund einhundertzwanzig Personen. Zogen sie als Prozession mit Fahnen, mit Beten und Singen? Es sei dem Leser überlassen, im Geiste mitzuziehen, die gewiß groß aufgezogene Feier in der Hillesheimer Pfarrkirche und das anschließende Feiern — denn es mußte ja gegessen und getrunken werden — mitzuerleben und schließlich auch den mindestens zweistündigen Rückweg, der vielleicht anders verlief als der Hergang, mitzuwandern.

Im August 1745 war das Kloster Steinfeld, rund 20 km entfernt, also wohl vier bis fünf Stunden weit, der Firmort von 21 Jungen und 18 Mädchen. Unter Leitung von Pastor Hinderkink dürften sie den Weg am selben Tag zweimal gemacht haben.

Nur zwei Stunden weit entfernt lag der Firmort Blankenheim für 10 Jungen und 14 Mädchen, unter Pfarrer Düntzer, 1759.

1799 hatten die Glaadter gleich zweimal die Möglichkeit, gefirmt zu werden. Im August führte Pfarrer Brandenburg 19 Jungen und 16 Mädchen in das zur Diözese Trier gehörige Prüm. Rund 19 km hatten sie bis zur herrlichen Klosterkirche zurückzulegen. Drei Jungen und drei Mädchen wurden im Oktober in Blankenheim, der Heimat des Pfarrers, gefirmt.