Auf der Bühne der Theater-AG

Von der Komödie Molieres bis zum Lehrstück Bertolt Brechts

Malte Blümke, Daun

 

Als Vorläufer der Theater-AG des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Daun wurde im Schuljahr 1977/78 eine Arbeitsgemeinschaft »Szenisches Spiel« gegründet. Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe beschäftigten sich mit Rollenspielen, Sketchen, Pantomimen und Hörspielen. In der Anfangsphase waren einige Schwierigkeiten zu überwinden, da an unserer Schule keinerlei Voraussetzungen in Spielerfahrung, Requisiten und Bühnentechnik vorhanden waren.

Der Durchbruch der Theater-AG gelang im Sommer 1981 mit der Aufführung von zwei lonesco-Stücken »Die kahle Sängerin« und »Der neue Mieter« und der Musikpantomime »Der kleine Prinz« von Antoine de Saint-Exupery. Mit diesem Programm ging die Theater-AG auch auf Reisen und spielte an der Universität Bonn und den Gymnasien in Gerolstein und Sinzig.

Durch die positive Resonanz beflügelt wurden im Schuljahr 81/82 drei Spielprojekte in Angriff genommen: Bertolt Brecht, »Furcht und Elend des Dritten Reiches« als zeitkritisches Stück, »Dinner for one« als Komödie und die Romanze »Pygmalion« von George Bernhard Shaw. Voraussetzung für diese Produktionen war, daß immer wieder neue Schüler in die Theater-AG kamen und daß mit Paul Bies 1981 ein sehr engagierter Lehrer für die Theater-AG gewonnen wurde, der seitdem zusammen mit dem Verfasser dieser Chronik die Theater-AG betreut. Hinzu kam die finanzielle Unterstützung durch den Förderverein des Geschwister-Scholl-Gymna-siums und durch den Kreis Daun.

Inzwischen wuchs das Interesse für das Theater-Spiel an unserer Schule so stark, daß wir 1982 eine weitere Theatergruppe für die Orientierungsstufe und Mittelstufe unter der Leitung von Frau Schulen und Frau Koettnitz-Bies gründeten. Die neue Gruppe hatte mit »Momo« von Michael Ende und dem Einakter »Die Kurve« von Tankred Dorst einen großen Erfolg. Als Kontrast dazu spielte die Theater-AG der Oberstufe Molieres »Der Menschenfeind« in der Bearbeitung durch Hans-Magnus Enzensberger. Mit diesem Stück wurde die Theater-AG auch zum 1. Koblenzer Schülertheater-Treffen im Sommer 1983 eingeladen.

Die Theater-AG besuchte auch Aufführungen anderer Schülertheater-Gruppen und professioneller Theater, z. B. in Wittlich, Prüm, Trier, Münstermaifeld, Neuwied, Koblenz, Mainz, Bonn und Köln. Die Schauspieler und die Leiter der beiden Theater-Gruppen nehmen regelmäßig an Theater-Seminaren der Landesarbeitsgemeinschaft »Darstellendes Spiel«, des Kultusministeriums und des Landkreises Daun teil. Als Gäste spielten in Daun Schülertheater-Gruppen der Gymnasien Neuwied, Sinzig und Neuerburg.

Die Theater-AG ist in ihrem Programm nicht festgelegt auf eine bestimmte Sparte des Theaters, sondern möchte mit ihren Aufführungen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, das gesamte Spektrum des Theaters von der Klassik bis hin zur modernen Komödie darstellen. Schülertheater bietet hier eine Ergänzung, aber auch einen Kontrast zum traditionellen Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler können ihre Phantasie und Kreativität entfalten, sich selbst und andere erfahren, indem sie eigene und fremde Rollen spielen. Sie lernen durch eigene Inszenierungen auch Bereiche und Aufgaben des Theaters kennen, die von der Maske über das Bühnenbild bis hin zur Beleuchtung reichen.

Theater-Spiel ist eine ideale Möglichkeit der Kooperation zwischen verschiedenen Fächern und Fachbereichen. Der Schwerpunkt unserer Theater-AG liegt im Fach Deutsch und damit im Rollenspiel. Unterstützt werden wir jedoch durch die Kunsterzieherin Cornelia Bednarcyk und die Musiklehrer Cornelia und Christoph Barthel. In der Auswahl der Stücke (z. B. von Shaw und Moliere) und durch das Spiel von Einaktern in der Fremdsprache (z. B. Dinner for one) besteht auch ein Kontakt zu den fremdsprachlichen Fächern. Daß auch Eltern in der Theater-AG mitarbeiten können, zeigen das Engagement von Frau Borke und Frau Rauschert, die uns bei der Maske und den Kostümen helfen. Durch das Theater-Spiel entstehen sehr intensive Kontakte innerhalb der Gruppe, die die Beziehungen zwischen den Schülern und zwischen Schülern und Lehrern und Eltern sehr fördern.

Ein bißchen stolz sind wir auch darüber, daß Mitglieder der Theater-AG nach dem Abitur Film- und Bühnenschauspieler geworden sind. In der Spielzeit 1983/84 möchten wir neue Wege beschreiten, indem wir ein eigenes Theaterstück schreiben und aufführen.

 

Auch der Glaube hat seine Jahreszeiten,

und die Stille des Winters ist nötig, soll

daraus etwas erwachen und wachsen,

reifen und Frucht tragen.

                                             Jörg Zink