25 Jahre Kreisheimatmuseum

»Der Mensch lebt nicht vom Brot allein« Franz-Josef Ferber, Kreisverwaltung Daun

1983 ist das Heimatmuseum des Kreises Daun 25 Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum sollte nicht unbeachtet vorübergehen. Nicht etwa das Alter der ein Vierteljahrhundert bestehenden Kulturstätte gebietet Beachtung. Vielmehr, es ist die Freude, die wir an dieser Stätte empfinden, die uns Eifeler Kultur darbietet, die bildet und an der wir zuweilen den Alltag vergessen. Es ist auch Dank, den wir aussprechen möchten dafür, daß dieser Hort die kulturellen Werte, die unsere Ahnen geschaffen haben, birgt und bewahrt. Das alles sollte Grund genug sein, diesem Kleinod heimatlicher Kultur zum Geburtstag zu gratulieren. Damit beglückwünschen wir uns letztendlich selbst, denn wir sind schließlich die Nutznießer seiner Existenz..

Der Gedanke, den alten Pfarrhof von Sarresdorf (Gerolstein) zum Heimatmuseum herzurichten, kam 1937. Die Idee aber reifte träge. Der Zweite Weltkrieg durchkreuzte alle wohlgemeinten Pläne. Unmittelbar nach Kriegsende hatte man andere Sorgen. Die schwer zerstörte Stadt mußte wieder aufgebaut werden; die Kriegsschäden an dem Pfarrhaus waren zu beseitigen. Das dauerte seine Zeit. Danach wurde der Raum für Wohnzwecke dringend gebraucht. Doch eines guten Tages — es war im Jahre 1954 — wurde das Haus frei. Nun erst konnte man die alten Pläne wieder aus den Schubladen hervorholen. Schon vor dem Krieg waren sich alle Verantwortlichen darüber einig, daß das Sarresdorfer Pfarrhaus, das in den Jahren 1544/45 wiedererbaut wurde, wie kein anderes Haus für museale Zwecke geeignet sei. Der Rheinische Museumsverband schrieb damals, daß »das malerische Gehöft aus dem 16. Jahrhundert sich vornehmlich für die Zusammenstellung der nachmittelalterlichen Eifeler Wohnkultur« eigne. Und was den Standort angeht, so herrschte in Gerolstein eine gewisse Museumstradition vor. Denn schon 1903 gründeten zwei namhafte Gerolsteiner Bürger — der Hotelier Matthias Heck und der Geologe Stefan Dohm — dort das erste Museum, das »Geognostische Eifelmuseum« (Fossilien).

 

Die Zeit war herangereift, an die Arbeit zu gehen. Es war höchste Eile geboten, das (noch) vorhandene Volksgut und die Volkskunst unserer Heimat zu retten. Immer mehr beobachtete man, daß Lastwagen mit Eifeler Kulturgegenständen aus dem heimatlichen Raum weggeschafft wurden, nach allen Himmelsrichtungen, uns für immer verloren. Der Stadtrat sprach sich sofort einstimmig für die Verwendung des inzwischen in den Besitz der Stadt Gerolstein gelangten Hauses als Kreisheimatmuseum aus. Gleichzeitig befaßte sich der Kreisausschuß mit der Sache.

Es geziemt sich, hier in tiefer Dankbarkeit eines Mannes zu gedenken, der den Aufbau meisterhaft bewerkstelligte: Johann Maximilian Meyer aus Mürlenbach, der auch lange Jahre Museumsverwalter war. Er trug in mühevoller Kleinarbeit den größten Teil der aufgestellten Kulturgegenstände aus vielen Dörfern, von Speichern, aus Schuppen, Scheunen und Ställen zusammen. Mit geschickter Hand restaurierte er sie. und machte sie damit museumsreif. Nach dem Tode von Herrn Meyer übernahm dessen Schwester, Frau Anna Maria Meyer, die Museumsverwaltung.

Am 21. Mai 1958 war sie gekommen, die Geburtsstunde des Museums. Im Gebäude der Kreisberufsschule in Gerolstein hatten sich viele Gäste versammelt: die Mitglieder des Kreisausschusses, die Amtsbürgermeister, Vertreter des Gerolsteiner Stadtrates, allen voran Bürgermeister Wollwert, der Kulturreferent der Bezirksregierung, ORR Wagner, und der Vertreter des Rheinischen Landesmuseums, Dr. Zahn, um nur einige Namen zu nennen. Landrat Martin Urbanus, der Hauptinitiator des neueröffneten Museums, stellte ihnen sowie den Mitbürgerinnen und Mitbürgern seines Landkreises die neue Kulturstätte vor. Seiner Festansprache gab der Landrat das Leitwort »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein«. Der Regierungsvertreter, der die Grüße und Glückwünsche von Regierungspräsident Dr. Steinlein überbrachte, sprach von einem »Lob für die Kulturpolitik des Kreises Daun«. Und die Presse rühmte das neuentstandene Kulturhaus.

Die Erwartungen, die seine Gründer in das neue Werk setzten, wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil, der landrätliche Leitspruch verhallte nicht ungehört. Das Museum wurde und wird zunehmend beliebter. Unter Josef Raskob, in dessen gute Hände nach dem Tode der Geschwister Meyer die Verwaltung gelegt wurde, hat es einen merklichen Aufschwung genommen. Zum zwanzigjährigen Bestehen, im Mai 1978, schrieb eine namhafte deutsche Zeitung zu unserem Heimatmuseum:

»Heimatmuseen sind in deutschen Landen keine Seltenheit. Wir finden sie in vielen kleinen und größeren Städten, mehr oder weniger ansprechend mit wertvollem Inhalt angefüllt. Ja, angefüllt! Man wird tatsächlich von der Fülle der historisch zweifellos wertvollen Dinge erschlagen. Wer in Gerolstein Ähnliches erwartet hatte, wurde enttäuscht, angenehm enttäuscht. Hier ist etwas geschaffen worden, was einmalig in der Eifel sein dürfte. Hier ist ein originales Alteifeler Wohnhaus entstanden, das den Besucher in vergangene Jahrhunderte in einzigartiger Lebendigkeit zurückversetzt. Hier ist nichts tot, hier pulsiert das Leben der Vorfahren.«

Dazu wäre eigentlich nur noch der alte Goethe zu zitieren, den auch der Festtagsredner bemühte: »Was du ererbt von deinen Vätern hast, .erwirb es, um es zu besitzen.«