Am Drees

Ein gepflegter eisenhaltiger Mineralbrunnen bei Darscheid

Hans Mühlhaus

 

Ein beliebtes Wanderziel aller Sommergäste von Darscheid und seiner Umgebung ist der Sauerbrunnen am Rande des Lehwaldes, der wegen seiner ortsnahen Lage Darscheider Drees genannt wird. Seit alters her wurden hier viele Krüge mit Drees, d.i. sprudelndes Wasser, gefüllt. Die Bewohner unserer Dörfer wußten das erfrischende und bekömmliche Sauerwasser sehr zu schätzen, zumal es ihnen mit seiner Kohlensäure half, den Buchenweizenteig so zu lockern, daß daraus »Helich-Pannekoche« gebacken werden konnte

Aus der 1967 erschienenen Broschüre »Streifzüge durch die Eifel«, Verlag: Greven, Köln, darf mit stolzer Freude zitiert werden (S. 41): »Mitten im Wald fanden wir einen kleinen Brunnen, der nicht einmal viel Wasser schüttete. Ein jeder mußte geduldig warten, bis der Trinkbecher sich erneut wieder gefüllt hatte, aber geschmeckt hat uns dieser Brunnen am besten von allen Wässern der Eitel. Es war der Darscheider Drees.«

Viele Wege führen zum Darscheider Drees. Unterhalb des Dreeskreuzes an der Römerstraße schlängelt sich ein Feldweg am Sportplatz vorbei, durch ein Zipfelchen Heideland, hinunter ins Tal und führt am Rande von Wiesen und Akkerbreiten zum Lehwald. An den hohen Kastanienbäumen beginnt ein schnurgerader Waldweg, an dessen Ende der Brunnen zu sehen ist. Einst säumten 150jährige Fichten den Weg und rahmten die steingefaßte Quelle kreisförmig ein. Sie mußten leider wegen altersbedingter Rotfäule entfernt werden. Laubbäume, meist Roßkastanien, sollten die gestörte Schönheit schnell wiedergewinnen. Die Natur half mit, die entstandene Lücke zu schließen. In aller Ruhe wuchs nach des Winters langen Nächten zwischen den jungen Bäumchen eine bunte Fülle von Waldblumen, hochstieligen Stauden, Weiden und Blütenbüschen. Das alles geschah, während perlender Drees unaufhörlich aus dem Röhrchen floß und auf dem Steinboden plätschernd zersprang. So blieb unser Sauerbrun-

1945, in der die Brunnenlage häufig unter mutwilligen Beschädigungen zu leiden hatte. Es entstand die Frage, wie man die Jugend, die zum Brunnen kommt, ansprechen soll, um weitere Demolierungen zu verhüten. Und so entnen die kleine erholsame Stille, abseits des hastigen Getriebes der lärmenden Welt.

          

Schwere Eichenbänke heißen alle Besucher willkommen, bieten Sitzplätze an und laden jahraus und jahrein zur besinnlichen Pause am Dreesein!

Wie wunderbar ist es, an der Quelle zu

sitzen, nach Belieben Drees zu trinken und

das alles um Gotteslohn!

Wie herrlich ist es, hiereinem Vogelkonzert

zu lauschen, in dem die Amsel die erste

Flöte spielt und de r Kuckuck dazu den

Rhythmus ruft!

Wie schön ist es, wenn die Sonne durch die

Bäume strahlt und die korallenroten Beeren

des Hirschholunders aufleuchten läßt!

Der Darscheider Drees wird nicht wirtschaftlich genutzt, er gehört dennoch zu den großartigen Geschenken, die der Vulkanismus in unserer Eifelheimat hinterlassen hat. Seit jenen Zeiten steigt Kohlensäure aus noch nicht völlig erkalteten Glutströmen aufwärts durch die Erdrinde, vermischt sich mit Quellwasser und quillt mit ihm aus dem Boden. Die Menge der in der Eitel täglich dem Boden entströmenden Kohlensäure wird von Geologen auf 200 Tonnen geschätzt. Das ist das letzte Atmen der einst lebendigen feuerspeienden Berge.

Nach dem Kriege 1870/71 wurde der Säuerung zum ersten Mal gefaßt. Mehrere Kohlensäurequellen, die sich durch rötliche Bodenfärbungen anzeigten, mußten in eine Brunnenstube geleitet werden. In diesem Hohlraum, der etwa 2 m tief, tonnenförmig, von starken Eichenbalken umgeben und mit gestampftem Lehm abgedichtet ist, sammelt sich das Wasser, steigt hoch bis in die steinerne Kuppel, wo es die Öffnung findet, hinauszufließen in die lichte Welt. Hinter der Kuppel erhob sich eine rundbogige Grotte, aus Vulkanschlacken erbaut, die den fließenden Wasserspender schützend überragte. Ein vielgeliebtes romantisches Bild!

Dennoch gab es eine Zeit, besonders nach stand 1951 ein Epigramm, eingeschnitten in Eichenholz und eingesetzt in der Brunnennische; es war nicht zu übersehen:

 

Wie Gott der Herr

so spendet er

zu aller Zeit.

Wanderer,

hilf ihn erhalten

aus Dankbarkeit!       H. M.

Im Jahre 1966 war eine grundlegende Renovierung des Brunnens notwendig geworden. Die Kreis-, Forst- und Gemeindeverwaltung führten den Neuaufbau planmäßig durch. Der oberirdische Aufbau erhielt ein komplett neues Gesicht. Die Grotte entstand nicht mehr; in der aus behauenen Kalksteinen erbauten Rundmauer ragt nur ein Sandstein leicht hervor, es ist der Grundstein des ersten Brunnens, mit der Jahreszahl 1871.

Auf der gut besuchten Richtfeier sagte Landrat Urbanus, daß besonders der Kreis Daun in der Lage sei, den Wanderern und Erholungsgästen die Annehmlichkeiten zahlreicher Kohlensäurequellen anzubieten. Die Kreisverwaltung habe dieses aber nicht nur registriert, sondern sei ständig bemüht, diese in ihrer Schönheit zu erhalten und zu pflegen.

Über den Sauerbrunnen im Lehwald urteilt das Chemische Laboratorium zu Nippes i. J. 1893 wie folgt: »Das Wasser war nahezu mit Kohlensäure gesättigt; es war klar, jedoch hatte sich am Boden der Flasche Eisenoxydhydrat abgeschieden. 100 000 Teile Wasser enthielten von gelösten festen Stoffen nur 22,5 Teile, darunter nicht weniger als 8,1 Teile kohlensaures Eisenoxydul. Unter Zurechnung des am Boden der Flasche ausgeschiedenen Eisenoxydhydrats, welches jedenfalls bei der Füllung ebenfalls als kohlensaures Salz gelöst war, enthielten 100 000 Teile des Wassers 11,0 Teile kohlensaures Eisenoxydul; das ist mehr, als die eisenreichsten Stahlbrunnen von Pyrmont, Schwalbach und Spa enthalten. Die sonstigen gelösten Stoffe bestanden aus Kochsalz und geringen Mengen von Kalk- und Magnesiasalzen.«

(Entnommen einer alten Broschüre »Daun in Wort und Bild«, erschienen um die Jahrhundertwende im Verlag. A. Schneider in Daun).In einem Gutachten des Chemischen Untersuchungsamtes Trier vom 11.8. 1967 über das Wasser aus dem Darscheider Drees heißt es: »Das vorliegende Wasser wird charakterisiert durch einen außerordentlichen Eisengehalt. Neben diesem ist bemerkenswert der sehr erhebliche Anteil an freier Kohlensäure. Beide Bestandteile sind in dem obigen Wasser so vorwaltend, daß dieses etwa als Eisensäuerling angesprochen werden kann. Die Quelle selbst ist, wie aus der Ortsbesichtigung zu ersehen war, als periodische Quelle zu kennzeichnen. Was die hygienische Beschaffenheit der untersuchten Wasserprobe angeht, so läßt sich von chemischer Sicht her ein einwandfreies Wasser erwarten. Das völlige Fehlen von Sauerstoff sowie die Anwesenheit von Ammoniak ist im vorliegenden Falle chemisch bedingt und ohne hygienische Bedeutung. Wassertechnisch gesehen ist das Wasser des Darscheider Drees als weich und stark aggressiv anzusprechen (gez. Dr. Franzen, Chemierat).«

Die beiden wissenschaftlichen Gutachten über den Darscheider Drees bezeugen seinen hohen Wert. Auch die einheimischen Geologen haben ihn seit Jahrzehnten einbezogen in die Wunder der Natur der vulkanischen Eifel.

Möge jeder, der seine Schritte zum Sauerbrunnen am Rande des Lehwaldes lenkt, von ihm angesprochen werden, sich mit uns einzusetzen, daß die lebendige Kostbarkeit unserer geliebten Maarlandschaft erhalten bleibt um jeden Preis!

Schnitze das Leben aus

 dem Holz, das du hast.

 Alt-Russische Weisheit