Dorfkapellchen

Zu Ehren der Heiligen Familie vor 100 Jahren erbaut

Hans Mühlhaus, Darscheid

 

Das Kapellchen an der Ecke Hauptstraße/Gartenstraße in Darscheid wurde vor 100 Jahren zu Ehren der Hl. Familie errichtet. Für die Anlieger war und ist die Betreuung eine Ehrensache. Seit über einem Jahrzehnt blieb der einstimmige Wunsch, den Innenraum zu erneuern, unerfüllt. Nun kam es doch endlich zu einem mutigen Entschluß: die Kunstwerkstatt Degen (Höhr-Grenzhausen) bekam den Auftrag, eine Statue der Hl. Familie zu schaffen.

Allen Pfarrangehörigen wurde dies mitgeteilt in der Hoffnung, daß sich unter ihnen Guttäterfänden, die das Anliegen unterstützten. Der Aufruffand ein weites Echo. Neben Sach- und Geldspenden meldeten sich freiwillige Helfer, die durch ihrer Hände Arbeit der guten Sache dienen wollten. Der einfach gemauerte Tischpfeiler bekam eine ziegelsteinerne Bekleidung. Der Altartisch mußte komplett erneuert werden. Seitenwände und Decke wurden mit Rauhputz überzogen. Ein hundertjähriges, handgeschmiedetes Doppeltörchen — ein kostbares Erbstück der einstigen Marienkapelle an der Steininger Straße — bedurfte einer gründlichen Überholung. Es schließt jetzt das Familienkapellchen ab, gestattet dennoch freien Zutritt zu jeder Zeit. Ein Außenanstrich war nicht zu umgehen. Nachdem dann über dem Altar ein Aufstelltürmchen gemauert war, konnte »die Hl. Familie« — eine Plastik aus Chamotteton, farbig engobiert und wetterfest gebrannt bei 1150 Grad — ihren Einzug halten.

Die Statue kam kurz vor Fronleichnam 1983 an und erhielt sofort ihren Platz auf dem Pfeilertürmchen. Sie übertraf alle Erwartungen. Ein frohes Familienbildnis, das jeden Betrachter anzieht: Das Jesuskind steht spielend auf dem Schoß seiner glücklichen Mutter Maria, und der aufrechte Pflegevater Josef hält beide schützend umfangen.

Hier wird die Hl. Familie sichtbar, wie es im alten Kirchenlied heißt:

Heilige Namen, allzeit beisammen,

Jesus, Maria, Josef!

Von Gott gegeben zum Trost im Leben,

Jesus, Maria, Josef!

Dorfkapellen stehen immer im Dienst des Fronleichnamstages. Die festlich geschmückte, neu eingerichtete Kapelle erhielt mit dem Eucharistischen Segen ihre Weihe und Anerkennung. Mit frohen Jubelliedern zieht die Prozession weiter, aber der Segen bleibt, auch dann noch, wenn der graue Alltag wieder begonnen hat. Der Name Kapelle wird hergeleitet vom lat. capa = Mantel, capella = Mäntelchen. Der Mantel des hl. Martin von Tours — so erklärt Dr. Ernst Wasserzieher im »Woher?« — wurde in einem Raum der fränkischen Königsfamilie aufbewahrt, der daher den Namen Kapelle erhielt; später dehnte sich der Name auf alle kleinen kirchlichen Gebäude aus.

Im Kapellchen zur Hl. Familie trägt Josef auch einen alle beschirmenden Mantel. Wer fühlte sich darunter nicht geborgen! Wer möchte nicht das strahlende Glück dieser menschlichen Gruppe, wo einer für den anderen da ist, wo jeder sich bemüht, dem ändern Freude zu bereiten, mitnehmen in sein eigenes Zuhause! Gewiß, ein Dorfkapellchen ist keine Kirche, es ist nur ein Heiligenhäuschen gleich um die Ekke, eine kleine Zuflucht, wo man eine Kerze anzünden kann, wo aber das kleinste Stoßgebet, mehr leise gedacht als laut gesprochen, zu einem Edelstein der Frömmigkeit wird.