Zeitdokument aus den 30er Jahren

Gedanken zur Kommunalpolitik und Heimatpflege

Lorenz Bastges, Boxberg t

Der Verfasser dieses Beitrages, geboren am 24.2. 1893 in Boxberg, war viele Jahre Ortsbürgermeister (nach 1926 in Kelberg-Zermüllen) und befaßte sich in zahlreichen Beiträgen in Lokalzeitungen und Zeitschriften mit der Heimatpflege. Die Jahre des Ruhestandes verbrachte er in der Familie seiner Tochter in Dahlem-Schmidtheim, wo er 1983 verstorben ist.

Kommunalpolitik und Heimatpflege! Zwei Worte, die man selten beieinander sieht und doch gehören sie zusammen. Wieviele Fäden verknüpfen beide miteinander! Kommunalpolitik darf sich nicht nur in Gemeindewirtschaft und materiellen Bedürfnissen erschöpfen. Zur Kommunalpolitik gehören auch Aufgaben, die dem weiteren Aufbau unseres Volkes dienen. Hierhin gehören auch alle Arbeiten an der Heimatpflege, des Heimatschutzes mit seinen Bestrebungen, der Erziehung der gesamten Einwohnerschaft zur Gemeinschaftsarbeit. Heimatpflege darf aber nicht nur eine literarische Bewegung sein; nein, sie muß anknüpfen an das Leben der Gemeinde. Heimatpflege will auch Heimatgefühl wecken. Von jeher war der Name Rhein ein süßer Klang in jedem deutschen Ohr. Heute noch, wenn wir in dem Rheinweinlied des vortrefflichen Claudius an die Stelle kommen, wo es heißt: Am Rhein, da wachsen unsere Reben . . ., wie stimmen alle Kehlen vollkräftig mit ein, wie klingen die blanken Römer an, wie schüttelt der Deutsche dem Deutschen die Hand, wie fühlen sich alle Teilnehmer des Festes in dem Gedanken an den geliebten deutschen Strom befreundet und verbrüdert. Wohl schwärmen wir für Rhein und Mosel, aber die Perle von allem ist unsere geliebte Eifelheimat. Nach ihrem Hochland, so rauh und so einzig schön wird immerdar, und mögen wir noch soweit in der Fremde weilen, unsere Sehnsucht gehet. Wenn aber das innige Verwobensein mit den Geschicken der Heimat fehlte, so fehlte auch das Heimatgefühl. Die Gemeinde wird uns dann zur liebenden Heimat, wenn die Menschen sich eins fühlen mit ihrer Gemeinde, ihre Einrichtungen kennen und Anteil nehmen an ihrem Wohl und Wehe. Unsere Eifeler Zeitungen zeigen uns in harmonischem Gefüge Kommunalpolitik und Heimatpflege. Die Heimatzeitung erzählt uns über Einrichtungen des Kreises, über Land und Leute und über vergangene Zeiten und stellt sich somit in den Dienst der Heimatbewegung. Wie schön ist es, wenn unsere Eifeler Zeitungen aus der Vergangenheit erzählen. Diejenigen, die dann zu uns sprechen, sind Heimatschriftsteller oder Heimatdichter oder wenigstens gute Freunde unserer Heimat. Sie führen uns das Bild unserer urwüchsigen, ernsthaften Heimat vor, einfach und wahr und nicht in verschwommenen Phrasen modelüsterner Literaten. Wir Eifeler können nicht geschildert werden von uns wesensfremden Personen. Was die Seele unseres Volkes erfüllt, muß in seinen leisesten Schwingungen in ihren Herzen mitzittern, mitklingen können. Und gerade in dieser Hinsicht wird sich bei dem Bestreben, den Gedanken der Heimatpflege rein und unverfälscht in weite Kreise hineinzutragen, echtes Eifeler Volkstum zu pflegen, sich an hervorragender Stelle stets unsere Heimatzeitung beteiligen. Dadurch gewinnt sie an Bedeutung. In gesteigertem Maße trägt sie auch dazu bei, das Nationalgefühl, das in manchen Kreisen in die Irre ging, zu reinigen und zu läutern, das Feuer von solch häßlichen Schlacken zu befreien, damit sich dann an der stillen, reinen Glut das Herz unserer Jugend entzünden kann, damit sie ihrer Väter kostbares Gut wieder kennenlernen, deren christliche, deutsche Tugend erwerben, um sie zu besitzen. Unsere Kreiskörperschaften würden sehr gut tun, den speziellen geschichtlichen und heimatlichen Teil oder die entsprechende Beilage aus Kreismitteln zu unterstützen. Unser Volk ist arm. Arm geworden im Frohndienst des täglichen Lebens. Auch unsere Eifelheimat bietet nicht allen Brot und die im Schatten der Fabrikschlote leben, sind auch arm geblieben. Doch unter diesen Tausenden Ärmsten leben auch noch Seelen, denen die Natur lächelt mit Liedern und Gestirnen. Diese schöpfen wohl mehr als andere tief am Born echter Heimatliebe. Sie erfreuen sich an Dialektdichtungen und Heimaterzählungen. Die guten alten Sitten und Gebräuche, christliche Tugend und deutsche Art entreißen sie der Vergessenheit.

 

Der Heimat Reize, ich zeige sie dir,

Die alten Geschichten erzähl' ich dir;

Die alten Geschichten, stets bleiben sie neu,

Der lieben Heimat stets bleibe treu!