Eifeler Nachrichten

in einer amerikanischen Zeitung

Im Chicagoer »Katholischen Wochenblatt« von 1881 geblättert

Werner Schuhn, Trier-Ehrang

Aus Chicago schrieb der aus Wallenborn ausgewanderte Theo Scholzen im Jahre 1876 seinem Vetter Matthias Scholzen und schloß mit dem betrüblichen Fazit: »Die Geschäfte sind hier sehr schlecht.« Allerdings hatte seine mißliche Lage ihren Grund. Wegen jahrelanger Krankheit hatten er und seine Frau ihr »recht gutes Geschäft« vernachlässigen müssen. »Eine sehr gute, liebe Gattin und 8 Kinder habe ich jetzt hier in kühler Erde ruhen!«

Viele andere Nachrichten aus Amerika klangen optimistischer. Sie berichteten wohl von schwerer Arbeit, aber auch von gutem Auskommen, und die meisten zufriedenen Stimmen kamen aus ländlichen Gebieten. 1890 schrieb Gertrud Dreis, die im Jahre 1852 mit ihren Eltern Allscheid verlassen hatte: »Wir sind sehr froh, daß wir nach Amerika gegangen sind, und haben uns hier viel besser geholfen, als wir es in Deutschland hätten tun können.«

Aber auch andere als die blutarmen Auswanderer aus dem aufgegebenen Allscheid bereuten ihren Entschluß, die Heimat zu verlassen, keineswegs. Aussichten auf eine befriedigende Existenz in Nordamerika durfte sich vor allen anderen der fleißige Bauer machen. Das deutschsprachige Chicagoer »Katholische Wochenblatt« schreibt dazu am 1. Juni 1881: »Obwohl vorletzte Woche in New York allein 17 000 Personen landeten und noch 4 000 neue Ankömmlinge erwartet wurden, verteilen sich dieselben schnell über das ganze Land und findet die Mehrzahl von ihnen ohne große Schwierigkeiten Beschäftigung, welche ihnen die Mittelbietet, ihren Lebensunterhalt zu erwerben, und es ist keine seltene Erscheinung, daß viele Einwanderer schon nach wenigen Jahren einen Wohlstand erreichen, der denselben in ihrer alten Heimat niemals in Aussicht gestanden hätte.«

Für viele deutsche Einwanderer der ersten und zweiten Generation war das Chicagoer »Katholische Wochenblatt«, in dessen Jahrgang 1881 wir einen Blick werfen, Informationsquelle und Kommunikationsmittel. Englisch beherrschten die Neuankömmlinge erst nach einer gewissen Zeit, und um so später, je einsamer sie siedelten. Von 962 Tageszeitungen der USA erschienen zu der Zeit nicht weniger als 81 in deutscher Sprache!

Das Wochenblatt schreibt am 20. 4.1881:

»Gerolstein. Die Auswanderung aus unserer Gegend nach Amerika nimmt immer mehr zu. Es gibt fast kein Dörfchen, aus welchem nicht mehrere Personen oder Familien auswandern. Am 18. März sind auf dem Bahnhofe Hillesheim verschiedene Personen, auf dem Bahnhofe Jünkerath fünf, am 19. März hundert in den Zug gestiegen, um jenseits des Meeres eine bessere Heimat zu finden. In den nächsten Tagen werden aus einigen Ortschaften an der Kyll noch andere Europamüde dieselbe Reise antreten. Fragt man die Leute nach dem Grunde der Auswanderung, so erhält man zur Antwort: >Wir können die Steuern nicht mehr aus dem Boden bringen. Wenn unsere Söhne so groß sind, daß sie uns zur Stütze sein könnten, dann müssen sie zu den Preußen. In Amerika können wir unsere Kinder auch in gute katholische Schulen schicken und werden auch nicht an der Ausübung unseres katholischen Glaubens gehindert.««

An anderer Stelle, am 16. März, waren die Auswanderungsgründe folgendermaßen zusammengefaßt: » Man braucht sich übrigens nicht zu wundern, daß so viele Leute eine andere Heimstatt aufsuchen; denn hier hat man weiter nichts als Kulturkampf, viele Steuern, wenig Arbeit, die auch noch derart belohnt wird, daß man arbeitet, um nur zu arbeiten.«

Zu den alten Hauptauswanderungsursachen: Armut in der Heimat und Aussicht auf ein besseres Auskommen in Amerika, war also nun eine weitere getreten: Viele junge Männer zogen, um sich der lästigen Militärpflicht »bei den Preußen« zu entziehen, über den großen Teich.

Das »Katholische Wochenblatt« glaubt als engagierter Befürworter kirchlicher Belange, daß viele Menschen außerdem durch den Kulturkampf zur Emigration bewegt würden, wie die beiden Zitate gezeigt haben. Die Quellen bestätigen diese Ansicht freilich nicht. Zwar würden die Auswanderungswilligen bei der Beantragung des Entlassungsscheines aus dem preußischen Staatsverband Kulturkampflasten wohl nur äußerstenfalls angegeben haben, doch zeigen sich die Gründe und Ziele, soweit bekannt, als anderer Natur, und wo der Auswanderungsgrund nicht zu ersehen ist, sagt der Beruf und sagt die wirtschaftliche Situation genug. Aus Gerolstein ging der Musiker Wilhelm Linden 1880 nach Chicago mit der Absicht, »daß er sein Fortkommen in der Musik dort suchen wolle«. Die standeslose Anna Jung, wohnhaft in Hinterweiler, »ohne Vermögen, zieht (1896) zu ihrem Bräutigam, welcher ihr den Freifahrtschein zur Hinüberreise nebst 50 Mark Reisegeld geschickt hat«. Der Ackerer Johann Pinn aus Üxheim verläßt die Heimat 1881. »Die Familie stand früher in ziemlichen Verhältnissen. Durch den Brand in Üxheim, dann durch Hagelschlag und die schlechten Ernten der letzten Jahre ist die Familie in ihren Vermögensverhältnissen ganz heruntergekommen.«

Folgen der Auswanderungswelle branden zurück: »Man klagt allgemein über außerordentliche Geldnot und Mangel an Verdienst. Und nun nehmen die Auswanderer das wenige Geld, das sich noch unter dem Volke befindet, mit ins Ausland, und wir armen Leute werden noch ärmer.« Der Grundstücks- und Immobilienmarkt in der Heimat verfällt: »Der Grund, weshalb die Auswanderung nicht mehr so flott geht . . . , liegt darin, daß durch die vielen Verkäufe von Häusern und Grundstücken in den Auswandererdistrikten die Preise und die Kauflust so sehr abgenommen haben, daß weitere Verkäufe schwer zu realisieren sind« (Zitate aus WoBI. 20. 4. und 6. 7.). Wahrscheinlich läßt aus diesem Grund zum Beispiel der Ackerer Peter Michels, als er 1883 mit Frau und Tochter nachNordamerika geht, 8 Morgen Land einstweilen in Hinterweiler verpachtet zurück.

Die wirtschaftliche Notlage der Familien — verursacht durch kleinen, vielfach zersplitterten Besitz, durch Steuerbelastung, durch fehlende Arbeitsmöglichkeiten und schließlich durch mehrere Mißernten — ist 1881 immer noch wie seit Jahrzehnten der bedeutendste Auswanderungsgrund. Drastisch dokumentiert Allscheid, das 1852 aufgegebene Dorf im Alfbachtal, die Armut der Emigranten: 66 Personen nahmen auf ihre Fahrt nach Nordamerika lediglich 1 750 Taler Reisekapital mit. Leichten Herzens, erwartungsbeschwingt verließen sie die Heimat dennoch nicht, und nur zum Teil taten sie es ohne Zwang.

Im gleichen Jahre sagt der Landrat von Daun in einem Bericht an den Regierungspräsidenten in Trier: »Auch in hiesigem Kreise mehren sich die diesjährigen Auswanderungen in sehr bedeutender Weise, und die besten Arbeitskräfte mit den mitgenommenen Vermögen drohen zu absorbieren, da die Ausgewanderten meist die kräftigsten jungen Leute der Bevölkerung ausmachen. — Seit Januar curr. (= lfd. Jahres, d.V.) sind ungefähr 30 Gesuche um Auswanderungskonsense nach Amerika, meist New York, hier eingegangen ... — Ca. 17 Auslandspässe nach Antwerpen oder auch nach New York wurden seither ausgefertigt, von denen auch die nach Antwerpen offenbar keinen anderen Zweck hatten, als die Inhaber nach Amerika zu geleiten.«

Im Jahre 1852 wandern aus dem Kreise Daun 219 Personen aus, im Jahrzehnt von 1851 bis 1860 1 161 (wobei in dieser Zahl sicher nicht sämtliche Auswanderer erfaßt sind). 1870 war die Zahl der Auswanderer aus dem Kreise relativ niedrig: 36 (1871 : 66), im Regierungsbezirk Trier 635 (1871 : 1 119). Eine weitere Zahl für unsere Berichtszeit: 106 190 Deutsche gingen im Jahre 1880 nach Übersee. Im Zollbereich und Hafen von New York, dem ersten Ziel vieler Dauner Auswanderer, legten 1880 zusammen 157 Dampfer mit Emigranten aus der Alten Welt an, davon 19 Dampfer aus Bremen und 11 aus Hamburg. Die Bremer Linie beförderte dabei 54 278 Personen, die Hamburger Linie 48 300 Personen (WoBI. 9. 3.).

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Das bäuerliche Jahr lieferte einen beachtlichen Teil der Artikel, mit denen die Chicagoer Wochenzeitung ihre immer noch mit der alten Heimat verbundene Leserschaft unterhielt und informierte. Wenn die Meldung in der Stadt am Mi-chigansee gedruckt wurde, war sie, nach dem langen Weg von Deutschland nach Amerika, durchweg bereits drei Wochen alt. Auf der entgegengesetzten Route, zu seinen Interessenten nach Deutschland, brauchte das Blatt, wie es einmal bemerkt, meistens 12 Tage.

Der Sommer 1881 ist heiß und trocken. »Die gemähten Wiesen gleichen Stoppelfeldern. Alles lechzt nach Regen.« »Selbst der Weinstock läßt bei der Hitze die Blätter hängen« (WoBI. 3. 8.). Nur in der Eifei gibt es ergiebigere Regenfälle (WoBI. 30. 11.). Dann wird der Ausgewanderte näher über den Stand der Landwirtschaft in der Eifel informiert: »Hillesheim, 24. Juli. Am Samstag hat der Roggenschnitt in der Eifel begonnen, und stehen die Frucht, auch Sommerfrucht, Hafer und Kartoffeln sehr gut, obgleich es hier seit langem nicht mehr geregnet hat. Die bei den ausgedehnten Waldungen im Herbst, Winter und Frühjahr niedergefallenen, größeren Eis-und Schneemassen führten eine größere und nachhaltigere Feuchtigkeit des Bodens herbei; doch beginnt bei der großen Ausdehnung, welche die Viehzucht in den letzten Jahren genommen hat, ein Mangel an Futter sich geltend zu machen, so daß die Viehpreise um ein Siebentel gefallen sind« (WoBI. 10. 8.).

Im Winter und Frühjahr waren die Fleischpreise schon einmal auf einen niedrigen Stand gefallen, dann aber »infolge der milden Witterung wieder etwas angestiegen. Die vielen Notverkäufe von Vieh hatten an manchen Orten den Preis des Rindfleisches geringer Qualität bis auf 25 Pfennig pro Pfund herabgedrückt« (WoBI. 9. 3.).

Die Ernte im Herbst erfüllt nach Jahren der Not endlich einmal wieder die Erwartungen. »Nachdem es schon Mitte Oktober geschneit hatte, trat am 25. Oktober ein stärkerer Schneefall ein, der sehr unangenehm berührte, da Kartoffeln, Kohlraben und Runkelrüben noch im Felde stehen. Der Kartoffelreichtum ist hier ein immenser, wozu der im vorigen Jahre in allen Kreisen vorgenommene Wechsel des Saatgutes (aus Sachsen bezogen), sowie die gleichmäßigen Regengüsse dieses Sommers, durch die Wälder herbeigeführt, mit beigetragen haben. Preis 1,50 Mark pro Zentner. Alles glaubt, daß nach sieben mageren Jahren dies das erste der sieben fetten sei« (WoBI. 30.11.).

Der Vergleich mit den sieben mageren biblischen Jahren ist keine literarische Floskel. Die Jahre 1876, 1878 und 1880 waren ausgesprochene Mißjahre. Trockenheit und Hagelschlag, dann wieder Dauerregen verdarben die Ernten. Lange Winter zehrten die Vorräte auf. Der Kreis half in den krassesten Fällen mit finanziellen Zuschüssen, und er nahm zur Beschaffung von Saatkartoffeln ein Notstandsdarlehen von 50000 Mark auf. So bot das Jahr 1881, aus dem wir berichten, mit seiner mittleren bis guten Ernte endlich wieder genug Brot, die Hungrigen an den Tischen der kleinen Bauern und Tagelöhner zu sättigen.

Dann folgte das Katastrophenjahr 1882, von dem uns die Großväter als von einer schweren Heimsuchung erzählt haben. Roggen, Spelz und Weizen waren ausgewintert. In dem völlig verregneten Sommer faulten die Kartoffeln im Boden. Der Hafer stand noch grün im Feld, als der erste Schnee fiel. Der Hunger, äußerste Not, wurde Dauergast an den Tischen. »Die Kleinackerer und Tagelöhner haben weder Geld noch Brot mehr. Die Bürgermeisterei Sarmersbach hat eine völlige Mißernte erlitten. Der Roggen blieb überall hinter einer halben Mittelernte zurück, die Kartoffeln brachten durchschnittlich das doppelte, stellenweise nur das einfache der Saat ... Es fristen die Leute ihr ärmliches Dasein nur noch von Kohlrüben und verdorbenem Haferbrei, aber auch diese Nahrungsmittel werden mit nächstem Monat aufgebraucht sein. In den übrigen Kreisgebieten wird bald die gleiche Not eintreten, namentlich im südlichen« (P. Blum, Kr. Daun, 1925, S . 99/ 100.).

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Im vergangenen Winter hatten die Hörner mehrfach zur Jagd auf die Schwarzkittel geblasen. »Daun, 17. Januar. Der Schneefall der letzten Tage hat es endlich ermöglicht, auch dem so schädlichen Schwarzwild auf den Leib zu rükken und hat das vorgestern stattgefundene Treiben eine recht schöne Jagdbeute ergeben. Auf der Jagd des Landrates Rintelen (in Daun von 1876 - 81, d. V.) wurden vier dieser Borstentiere erlegt, worunter drei Bachen mit 17 Frischlingen.« Und es sollen, mit Berufung auf das »Dauner Kreisblatt«, »an demselben Tage auch auf der Jagd zu Gillenfeld ebenfalls vier dieser schwarzen Gesellen erlegt worden sein. Auch die Jäger von Manderscheid hatten an diesem Tage zehn Stück eingekreist, von denen aber nur ein Stück erlegt wurde. Zusammen wurden also an diesem Tage 26 Stück Schwarzwild unschädlich gemacht, welches Resultat für unsere vielgeplagten Landwirte recht erfreulich ist« (WoBI. 9. 2.).

Etwas Bizarres erhält die schlichte Meldung durch ihren Standort in der Rubrik »Aus aller Welt«; die nächsten Berichte führen nach Singapur und Steyr und zum St. Gotthard!

Auch den letzten Wölfen ging es an den Kragen: »Die Jäger und Förster der Eifel, des Hunsrükken, der Ardennen und des sauerländischen Gebirges sind während der Frost- und Schneezeit fleißig im Abschuß der Wildschweine und Wölfe gewesen. Während nur drei Wochen wurden 15 Wölfe und 90 Wildschweine erlegt. Die Wölfe haben sich wesentlich vermindert; denn in den zwanziger Jahren schoß man in manchen Jahren 120. Die Wildschweine dagegen haben sich in den letzten zehn Jahren stark vermehrt, auch auf dem rechten Rheinufer« (WoBI. 16.3.).

Die letzten Wölfe in der Eitel sollen nach dem Kriege 1870/71 aus den Ardennen herübergekommen sein.

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Das »Katholische Wochenblatt« nahm sich in der großen Stadt Chicago häufig relativ unbedeutender Ereignisse an. Das galt auch für Meldungen aus der alten Heimat. Für viele Leser waren sie interessanter als solche aus der Weltpolitik.

»Daun, 15. August. In dem Pfarrorte Bleckhausen ereignete sich am verflossenen Sonntag während des vormittägigen Gottesdienstes eine furchtbare Schreckensszene. Als der Priester eben die hl. Wandlung vollzogen hatte, entstand ein ungeheures Getümmel in der Kirche. Alles strömte zur Tür, wo die Menschenmassen sich stauten, als der Ruf ertönte: >Es brennt!« In wenigen Augenblicken war die Kirche leer. Der Priester beschleunigte, tief erschüttert, die Vollendung des hl. Opfers. In nicht allzu großer Entfernung von der Kirche war in einer Scheune Feuer ausgebrochen, welches jedoch bei der raschen Hilfe von selten der zahlreichen Menschen im Entstehen bewältigt wurde. Wie feststeht, hatten einige noch nicht schulpflichtige Kinder . . . das Feuer angezündet« (WoBI. 7. 9.).

»Daun. Im Nachbarorte Niederstadtfeld hat der Lehrer Adams sein 60jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Der Jubilar ist 86 Jahre alt, aber noch rüstig (WoBI. 30.11.).

»In Rockeskyll bei Gerolstein wurde eine sehr schöne neue Orgel aufgestellt und eingesegnet. Die Orgel ist das Geschenk einer voriges Jahr in Rockeskyll ausgestorbenen Familie. Vor einigen Monaten erhielt die Kirche in Rockeskyll aus derselben Erbschaft sechs gemalte Glasfenster . . . «(WoBI. 7. 12.).

Eine orginelle, weil für die Zeit bezeichnende Meldung aus dem nördlichen Vorland der Eifel möge den Abschluß der kleinen Nachrichten bilden. »Düren. Eine reiche protestantische Dame ließ sich vor einiger Zeit ein Kleid mit Schleppe, Volants etc. auswärts nach der neuesten Mode machen. Vierzehn Tage darauf erschien eines ihrer Dienstmädchen in einer ganz ähnlichen Bekleidung, so daß man sie von ihrer Herrschaft kaum zu unterscheiden vermochte. Das eitle Mädchen wurde wegen seiner übermäßigen Putzsucht mit Recht von der Herrschaft entlassen« (WoBI. 12.10.).

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Zum Kulturkampf, einer aller Stände bedrükkenden, jahrelangen Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche, bringt das »Katholische Wochenblatt« eine ganze Reihe von Berichten aus dem Trierer Land, jedoch keine aus dem Kreisgebiet Daun. Von Belang ist für unseren Zusammenhang jedenfalls die Neubesetzung des Trierer Bischofsstuhles, der seit dem Tode des Bischofs Eberhard im Jahre 1875 verwaist war. Das Jahr 1881 liegt bereits in einer Phase allmählicher Entspannung. Immer noch waren • aber 202 von 731 Pfarreien unbesetzt, darunter zahlreiche im Kreise Daun. Im September 1881 wird Michael Felix Komm als Bischof in Trier inthronisiert. Die erste von zahlreichen Meldungen und nachfolgenden Berichten des Chicagoer Blattes sagt: »Der neue Bischof von Trier, dessen Ernennung so unerwartet kam, ist ein elsässischer Geistlicher. . . Daß er die wichtige Stellung nicht unter Bedingungen übernahm, die ein katholischer Priester nicht eingehen darf, ist sicher.« Klugheit, Zurückhaltung und ruhiges Selbstbewußtsein tragen zur weiteren Entkrampfung der Verhältnisse bei. Eine bezeichnende Episode trug sich nun bei Wittlich zu. Als Bischof Komm von einem Besuch in Koblenz zurückkehrte, nahm ein Infanterieregiment, das auf seinen Extrazug zur Fahrt in die Garnison wartete, an der Bahn Aufstellung und präsentierte das Gewehr. »Alle Kompanien standen längs des Geleises in Front: die Offiziere grüßten, die Regimentskapelle intonierte die Nationalhymne, und der Bischof dankte für die ihm erwiesene Aufmerksamkeit« (WoBI. 16.11.).

Quelle:

Katholisches Wochenblatt. Ein Wochenblatt für katholisches Leben, Wissen und Wirken, Jahrgang 22, Chicago/Illinois, 1881.

Zur Auswanderung vgl. Josef Mergen: Die Amerika-Auswanderung aus dem Landkreis Daun, 1958.