Zeitbilder der Kreisgeschichte

Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Daun von 1818 bis 1980

Dr. Dr. Heinz Monz und Ludwin Monz, Trier und Mainz

 

Zur Einleitung

Die Grundstruktur der Gemeinden gerade im ländlichen Bereich ist über die Jahrhunderte hinweg im wesentlichen organisch gewachsen. Sicherlich gab es immer wieder tiefgreifende Einschnitte durch Krieg, Epidemien, usw. Doch man kehrte dann immer wieder zum Althergebrachten und Altbewährten zurück. Die Jahrzehnte des 19. und des 20. Jahrhunderts zeigen dagegen Entwicklungen, die nachhaltige und tiefgreifende Veränderungen der Erwerbsund Siedlungsstruktur mit sich gebracht haben. Man denke nur an die großen Auswanderungen im 19. Jahrhundert, an die Industrialisierung und die Förderung der Beweglichkeit durch neue Verkehrsmittel.

Ein Ausdruck dieser Entwicklung ist die Veränderung der Bevölkerungszahl. Dies kann für einen überschaubaren und durch exakte Zahlen belegten Zeitraum dargestellt werden. Das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz hat auf der Grundlage der heutigen Gemeinde-und Verwaltungsgrenzen die (absoluten) Bevölkerungszahlen der Jahre 1815/23 bis 1980 berechnet und dargelegt, wobei das Anfangsjahr für die Gemeinden des heutigen Landkreises Daun das Jahr 1818 ist; in wenigen Fällen wird vom Jahre 1817 ausgegangen, was an entsprechender Stelle angegeben wird. Daraus folgt, daß die Veränderungen der Bevölkerungszahlen allein auf die Bevölkerungsentwicklung zurückzuführen sind, Gebietsänderungen also bereits eingerechnet wurden. Nur dann, wenn Gebietsänderungen vor dem Jahre1939 lagen und nur Gemeindeteile betrafen, konnte dies für die Jahre vor 1939 nicht berücksichtigt werden; diese (wenigen) Fälle werden angegeben. Die hier für die Beurteilung der Entwicklung wichtigen Verhältniszahlen wurden von dem Mitverfasser Ludwin Monz berechnet. Wenn Gebietsänderungen nicht erfaßt werden konnten, wurde auf die Ausweisung von Verhältniszahlen verzichtet.

Zu beachten ist noch, daß sich der Bevölkerungsbegriff im Laufe der Zeit geändert hat. Die Bevölkerungszahl von 1980 stellt die auf der Basis der letzten Volkszählung 1970 fortgeschriebene Wohnbevölkerung dar, die zum Teil erheblich von der eigenen Fortschreibung der Gemeinden abweicht; eine Klärung kann nur eine neue Volkszählung bringen. Zur Wohnbevölkerung zählen alle Personen, die in der betreffenden Gemeinde ihre alleinige Wohnung haben. Personen mit mehreren Wohnungen sind der Gemeinde zugeordnet, von der aus sie zur Arbeit oder Ausbildung gehen, nicht erwerbstätige oder nicht in Ausbildung stehende Personen der Gemeinde, in der sie sich überwiegend aufhalten. Für die Zählungen vor dem Jahre 1939 wurde allein die ortsanwesende Bevölkerung (einschließlich vorübergehend Abwesender) erfaßt. Trotz dieser unterschiedlichen Begriffe ist die Vergleichbarkeit gegeben, weil den Personen mit mehreren Wohnsitzen in früheren Jahren eine weit geringere Bedeutung zukam. Für die vorliegende Untersuchung wurden die Zahlen der Jahre 1818,1939 und 1980 ausgewählt, weil es sich bei den beiden erstgenannten Jahren um solche handelt, die für sehr einschneidende Entwicklungen stehen. Die Zählung von 1818 liegt noch ziemlich am Anfang der preußischen Herrschaft, das Jahr 1939 kennzeichnet den Höhepunkt der Kriegsvorbereitungen gerade an der Westgrenze. Zu betonen ist, daß es sich hier in erster Linie um eine statistische Dokumentation handelt. Erste Erklärungen für die Entwicklung in den einzelnen Gemeinden durch die Kreisverwaltung und die Verbandsgemeindeverwaltungen werden erwähnt, um Ansatzpunkte für etwaige weitere Überlegungen zu geben. Sicher wird es lohnen, in den einzelnen Gemeinden den Ursachen der Veränderungen, vor allem etwa vom Durchschnitt stark abweichender, nachzugehen.

Die Entwicklung im Lande Rheinland-Pfalz, im Regierungsbezirk Trier und im Landkreis Daun

Die Berechnung der Bevölkerungszahlen für den Bereich des heutigen Landes Rheinland-Pfalz ergab für 1815/23 (das erste Jahr ist in den einzelnen Landesteilen unterschiedlich) eine Einwohnerzahl von 1 202412 und eine Steigerung um 146,2 % auf 2 959 994 bis zum Jahre 1939. Im Jahre 1980 betrug die Einwohnerzahl 3 642 482, woraus sich gegenüber 1815/23 eine Steigerung um 202,9 und gegenüber 1939 um 23,1 % ergibt. Völlig anders sehen demgegenüber die Vergleiche für den Regierungsbezirk Trier aus: Für 1818 wurden hier (nach dem heutigen Gebietsstand) 192 491 Menschen festgestellt; die Steigerung auf 457 004 Einwohner im Jahre 1939 machte 137,4 % aus. Das ist noch kein großer Unterschied zum Landesdurchschnitt. Geht man aber von der Zahl von 470 967 für das Jahr 1980 aus, beträgt die Steigerung gegenüber 1818 nur 144,7 und gegenüber 1939 lediglich 3,1 %.

Im Bereich des heutigen Landkreises Daun lebten 1818 25 943 Menschen. Diese Zahl verdoppelte sich bis 1939 fast auf 49 691 (= 91,5 %). Die für 1980 festgestellte Zahl von 55 707 Einwohner bedeutet gegenüber 1818 eine Steigerung von 114,7 %, gegenüber 1939 von 12,1 %. Hieraus ergibt sich, daß die Steigerungen gegenüber 1818 jeweils unter dem Durchschnitt des Regierungsbezirkes lagen, 1980 gegenüber 1939 stark überdurchschnittlich.

Die Entwicklung in den Verbandsgemeinden und den Ortsgemeinden

Über die Entwicklung in den Verbandsgemeinden und in den Ortsgemeinden des Landkreises Daun geben die Tabellen der folgenden Seiten Auskunft.

Anzumerken ist, daß die für 1818 angegebenen Zahlen sich im Falle der Ortsgemeinde Nohn und aller Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Kelberg (und folglich teilweise für diese selbst) mit Ausnahme der Ortsgemeinden Boxberg, Hörschhausen, Katzwinkel, Neichen und Welcherath auf eine Zählung von 1817 beziehen.

Die Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Hillesheim und Kelberg haben jeweils — wenn auch stark unterschiedlich — Steigerungen zu verzeichnen, während die Verbandsgemeinde Obere Kyll gegenüber dem Jahre 1818 sowohl 1939 wie 1980 zwar erheblich an Bevölkerungszahl zugenommen, aber 1980 gegenüber 1939 einen Rückgang zu verzeichnen hatte. Unter den Ortsgemeinden fällt besonders Jünkerath auf. Diese Ortsgemeinde ist im Jahre 1930 entstanden aus der früheren Gemeinde Glaadt und aus Teilen der Gemeinden Feusdorf, Gönnersdorf und Schüller. Dies wiederum stand im Zusammenhang mit der größten Industrieansiedlung im Kreis Daun an dieser Stelle. Im Zusammenhang mit der genannten Industrieansiedlung dürfte auch der starke Bevölkerungsanstieg in den Nachbargemeinden Feusdorf und Gönnersdorf stehen. Für die übrigen Ortsgemeinden sind sehr verschiedenartige Änderungen zu erkennen, Bevölkerungsrückgänge nur 1980 gegenüber 1939, die zum Teil erheblich sind. Bei der Ortsgemeinde Steffeln fehlt für 1818 die Zahl des später aus der Ortsgemeinde Basberg angegliederten Gebietsteils.

 Verbandsgemeinde

Ortsgemeinde

1818

absolut

1939

absolut

 

Veränderung

1939

gegenüber

1818 i. v. H.

1980

absolut

Veränderung 1980

gegenüber

1818

i. v. H.

1939

i. v. H.

Verbandsgem.

Daun

9375

16845

79,7

20277

116,3

20,4

Betteldorf

122

253

107,4

244

100,0

-3,6

Bleckhausen

182

364

100,0

353

94,0

-3,0

Brockscheid

66

181

174,2

218

230,3

20,4

Darscheid

200

425

112,5

569

184,5

33,9

Daun

1 639

3833

133,9

6811

315,6

77,7

Demerath

298

327

9,7

274

-8,1

-16,2

Deudesfeld

255

411

61,2

423

65,9

2,9

Dockweiler

280

379

35,4

497

77,5

31,1

Dreis-Brück

590

827

40,2

774

31,2

-6,4

Ellscheid

172

272

58,1

275

59,9

1,1

Gefell

45

101

124,4

92

104,4

-8,9

Gillenfeld

537

1 121

108,8

1 183

120,3

5,5

Hinterweiler

180

314

74,4

253

40,6

-19,4

Hörscheid

92

104

13,0

122

32,6

17,3

Immerath

170

312

83,5

254

49,4

-18,6

Kirchweiler

280

441

57,5

383

36,8

-13,2

Kradenbach

60

104

73,3

111

85,0

6,7

Mehren

510

761

49,2

1 137

122,9

49,4

Meisburg

137

306

123,4

270

97,1

-11,8

Mückeln

122

261

113,9

211

73,0

-19,2

Nerdlen

101

121

19,8

174

72,3

43,8

Niederstadtfeld

189

309

63,5

441

133,3

42,7

Oberstadtfeld

314

500

59,2

547

74,2

9,4

Sarmersbach

91

159

74,7

181

98,9

13,8

Saxler

87

117

34,5

93

6,9

-20,5

Schalkenmehren

269

434

61,3

489

81,8

12,7

Schönbach

140

211

50,7

237

69,3

12,3

Schutz

122

176

44,3

135

10,7

-23,3

Steineberg

123

184

49,6

199

61,8

8,2

Steiningen

101

222

119,8

158

56,4

-28,8

Strohn

327

573

75,2

495

51,4

-13,6

Strotzbüsch

283

343

21,2

360

27,2

5,0

Udler

151

262

73,5

256

69,5

-2,3

Üdersdorf

433

847

95,6

933

115,5

10,2

Utzerath

131

228

74,0

220

67,9

-3,5

Wallenborn

223

427

91,5

423

89,7

-0,9

Weidenbach

265

370

39,6

326

23,0

-11,9

Winkel (Eitel)

88

184

109,1

156

77,3

-15,2

Verbandsgem.

Gerolstein

5230

11 749

124,6

13 139

151,2

11,8

Berlingen

116

192

65,5

229

97,4

19,3

Birresborn

529

1 285

142,9

1 237

133,8

-3,7

Densborn

348

640

83,9

618

77,6

-3,4

Duppach

209

373

78,5

288

37,8

-22,8

Gerolstein

1 876

5216

178,0

6680

256,1

28,1

 

 Verbandsgemeinde

Ortsgemeinde

1818

absolut

1939

absolut

 

Veränderung

1939

gegenüber

1818 i. v. H.

1980

absolut

Veränderung 1980

gegenüber

1818

i. v. H.

1939

i. v. H.

Hohenfels-Essingen

178

312

75,3

303

70,2

-2,9

Kalenborn-Scheuern

178

385

116,3

351

97,2

-8,8

Kopp

180

229

27,2

177

-1,7

-22,7

Mürlenbach

466

887

90,3

844

81,1

-4ß

Neroth

347

758

118,4

900

159,4

18,7

Pelm

350

766

118,9

902

157,7

17,8

Rockeskyll

191

291

52,4

244

27,7

-16,2

Salm

262

415

58,4

366

39,7

-11,8

Verbandsgem.

Hillesheim

4120

6696

62,5

7782

88,9

16,2

Basberg

95

103

56

-^5,6

Berndorf

269

424

57,6

473

75,8

11,6

Dohm-Lammersdorf

140

164

17,1

191

36,4

16,5

Hillesheim

877

1 854

111,4

2325

165,1

25,4

Kerpen (Eifel)

307

447

45,6

514

67,4

15,0

Nohn

369

425

15,2

428

16,0

0,7

Oberbettingen

198

423

113,6

603

204,5

42,6

Oberehe-Stroheich

316

385

21,8

325

2,8

-15,6

Üxheim

812

1 299

60,0

1 538

89,4

18,4

Walsdorf

423

683

61,5

776

83,5

13,6

Wiesbaum

314

489

55,7

553

76,1

13,1

Verbandsgem.

Kelberg

4283

6161

43,8

6601

54,1

7,1

Arbach

104

184

76,9

174

67,3

-5,4

Beinhausen

53

97

83,0

85

60,4

-12,4

Bereborn

98

131

33,7

111

13,3

-15,3

Berenbach

95

172

81,1

172

81,1

0,0

Bodenbach

177

234

32,2

239

35,0

2,1

Bongard

179

225

25,7

223

24,6

-0,9

Borler

104

136

30,8

103

-1,0

-24,3

Boxberg

136

161

18,4

196

44,1

21,7

Brücktal

122

94

-23,0

65

-46,7

-30,9

Drees

198

158

-20,2

165

-16,7

4,4

Gelenberg

88

80

-9,1

88

0,0

10,0

Gunderath

60

83

38,3

105

75,0

26,5

Höchstberg

108

297

175,0

356

229,6

19,9

Hörschhausen

90

126

40,0

127

41,1

0,8

Horperath

78

106

35,9

106

35,9

0,0

Kaperich

111

182

64,0

178

60,4

-2,2

Katz Winkel

86

151

75,6

112

30,2

-25,8

Kelberg

653

1 021

56,4

1 404

115,0

37,5

Kirsbach

122

111

-9,0

95

-22,1

-14,4

Kötterichen

34

101

197,1

74

117,6

-26,7

Kolverath

83

144

73,5

162

95,2

12,5

Lirstal

180

227

26,1

223

23,9

-1,8

Mannebach

221

263

19,0

243

10,0

-7,6

Mosbruch

103

184

78,6

176

70,9

-4,3

Neichen

98

128

30,6

115

17,3

-10,2

 

 Verbandsgemeinde

Ortsgemeinde

1818

absolut

1939

absolut

 

Veränderung

1939

gegenüber

1818 i. v. H.

1980

absolut

Veränderung 1980

gegenüber

1818

i. v. H.

1939

i. v. H.

Nitz

50

70

40,0

44

-12,0

-37,1

Oberelz

138

158

14,5

164

18,8

3,8

Reimerath

64

76

18,8

76

18,8

0,0

Retterath

135

323

139,3

340

151,9

5,3

Sassen

76

153

101,3

102

34,2

-33,3

Ürsfeld

243

379

56,0

573

135,8

51,2

Ueß

37

76

105,4

61

64,9

-19,7

Welcherath

159

130

-18,2

144

-9,4

10,8

Verbandsgem.

Obere Kyll

2935

8240

180,7

7908

169,4

-4,0

Birgel

134

405

202,2

446

232,8

10,1

Esch

244

456

86,9

446

82,8

-2,2

Feusdorf

102

266

160,8

517

406,9

94,4

Gönnersdorf

167

433

159,3

488

192,2

12,7

Hallschlag

293

919

213,7

447

52,6

-51,4

Jünkerath

176

1 450

723,9

1 763

901,7

21,6

Kerschenbach

72

137

90,3

139

93,1

1,5

Lissendorf

286

797

178,7

904

216,1

13,4

Ormont

208

669

221,6

397

90,9

-40,7

Reuth

137

240

75,2

220

60,6

-8,3

Scheid

101

131

29,7

109

7,9

-16,8

Schüller

122

354

190,2

341

179,5

-3,7

Stadtkyll

551

1 272

130,9

1 115

102,4

-12,3

Steffeln

342

711

576

-19,0

Ähnlich unterschiedlich sind die Entwicklungen in den Ortsgemeinden der übrigen Verbandsgemeinden. Innerhalb der Verbandsgemeinde Daun ragt die Stadt Daun positiv heraus, was wohl auch auf deren Charakter als Mittelzentrum zurückzuführen sein dürfte. Für die Ortsgemeinde Demerath gibt die Verbandsgemeindeverwaltung Daun für 1980 eine abweichende Zahl für die Wohnbevölkerung an (306); geht man hiervon aus, liegt kein Bevölkerungsrückgang gegenüber 1818 vor; der Rückgang gegenüber 1939 ist dann auch merklich geringer. Bezüglich der Ortsgemeinde Saxler wird darauf hingewiesen, daß sie eine der kleinsten in der Verbandsgemeinde ist. Es versteht sich von selbt, daß hier geringe Änderungen in Prozenten starke Unterschiede bewirken. In der Gemeinde ist die Landwirtschaft dominierend; jüngere Bürger ziehen (weil auch Baugrundstücke in Saxler selten sind), in das nahegelegene Kleinzentrum Gillenfeld.  Unter den Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Gerolstein ragt die Stadt Gerolstein mit einer außergewöhnlichen positiven Entwicklung hervor. Die Steigerung in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde wesentlich beeinflußt durch den Bau und den Betrieb der Eisenbahnlinie Trier - Köln und eine Industrialisierung mit heute noch bestehenden Betrieben; aber auch die Steigerung von Handel und Bankgewerbe wirkte sich aus. Die Zahlen des Jahres 1980 werden für die Ortsgemeinden Duppach und Kopp in Zweifel gezogen; geht man von den Zahlen der Verbandsgemeindeverwaltung Gerolstein aus (345 für Duppach und 245 für Kopp), so liegen keine Bevölkerungsrückgänge vor. Ein Ort mit sehr starkem Anstieg der Bevölkerungszahl gegenüber 1818 ist die Ortsgemeinde Neroth. Diese Ortsgemeinde liegt zwischen den Städten Daun und Gerolstein, woraus auf ein doppeltes Arbeitsplatzangebot für die Bewohner der Ortsgemeinde Neroth geschlossen wird. Man hat festgestellt, daß die jungen Leute heute wieder mehr am Ort wohnen bleiben, zumal die Gemeinde diese Entwicklung durch Ausweisung von Bauland gefördert hat. Ein Zusammenhang zur Heimatverbundenheit wird auch darin gesehen, daß die Nerother einst als fahrende Kaufleute, die ihre Drahtwerkprodukte überall anboten, immer wieder in die Heimatgemeinde zurückkehrten. Heute werden 150 Pendler in der relativ kleinen Gemeinde gezählt.

Bei der Verbandsgemeinde Hillesheim fällt auf, daß diese nicht nur im Durchschnitt, sondern auch in fast allen Ortsgemeinden Zuwächse zu verzeichnen hat. Der Rückgang in Basberg — sogar gegenüber 1818 — wird darauf zurückgeführt, daß der rein landwirtschaftlich orientierte Ort keine Gewerbebetriebe hat und ein Neubaugebiet nicht erschlossen wurde; lediglich einzelne Baulücken seien aufgefüllt worden. Die Mechanisierung in der Landwirtschaft führte schließlich zur Abwanderung von Geschwistern der landwirtschaftlichen Betriebsinhaber. Der schwache Bevölkerungsanstieg in Oberehe-Stroheich 1980 gegenüber 1818 und der Rückgang gegenüber 1939 werden zunächst im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Struktur als ursächlich gesehen. Jedoch sind einige wenige Gewerbebetriebe vorhanden. Der Ort wurde inzwischen zur »Wohngemeinde« für Auspendler. Ein Neubaugebiet ist vorhanden. Im Falle der Ortsgemeinde Basberg ist zu beachten, daß für 1818 noch die Einwohner des später nach Steffeln ausgegliederten Gebietsteils enthalten sind (die dort dann fehlen).

Für die Entwicklung in den Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Kelberg, die insgesamt eine positive Entwicklung genommen hat, sind bei der Verbandsgemeindeverwaltung Gründe für vom Durchschnitt abweichende Ergebnisse nicht bekannt, werden aber in der »normalen Wanderungsbewegung« gesehen. Tatsächlich wird es schwierig sein, für die einzelnen Ortsgemeinden Gründe zu finden, weil die absoluten Bevölkerungszahlen in der Regel sehr gering sind, wenngleich man Unterschiede nicht übersehen kann.

Schlußbetrachtung

Die Untersuchung ergab, daß die Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungszeitraum im Vergleich zu der Entwicklung im Landesdurchschnitt seit vielen Jahren vielfach weitaus weniger positiv verlief. Die oft negative Bilanz in den kleinen Ortsgemeinden gilt auch dann, wenn man berücksichtigt, daß Veränderungen von kleinen Zahlen oft große Verhältniszahlen zur Folge haben. Die Ursache dieser negativen Entwicklung liegt wesentlich in der preußischen Herrschaft, unter der das Land an der Westgrenze nur unter militärisch-strategischen Gesichtspunkten gesehen und im übrigen vernachlässigt wurde. Einen Ausdruck dieser Einstellung muß man auch in dem oft starken Bevölkerungsanstieg 1939 sehen, verbunden mit dem folgenden Rückgang. Demgegenüber sind die staatlichen, kommunalen und privaten Anstrengungen der letzten Jahrzehnte hervorzuheben, die frühere Benachteiligung des Regierungsbezirks Trier möglichst auszugleichen. Nicht zu unrecht weist der Bericht der Planungsgemeinschaft Region Trier darauf hin, daß aus dem »Armenhaus der deutschen Wirtschaftslandschaft« eine leistungsfähige und attraktive Region geworden sei. Dazu wird auf die heutige zentrale Lage und die hohen Arbeitskräftereserven hingewiesen. Es bleibt zu hoffen, daß die hier sich notwendigerweise noch ergeben habende vergleichsweise negative Bevölkerungsbilanz ein weiterer Anlaß ist, gerade dem Land in der Eifel weiter zu helfen.

Quellen:

Die Bevölkerung der Gemeinden in Rheinland-Pfalz 1815 bis 1980. Band 299 der Reihe Statistik von Rheinland-Pfalz, herausgegeben vom Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems 1982

Bericht zur Dorferneuerung in Rheinland-Pfalz für die Haushaltsjahre 1984/85. Landtagsdrucksache Rheinland-Pfalz 10/567 vom 30. März 1984.

Region Trier — Ländlicher Raum mit hohen Entwicklungsmöglichkeiten, herausgegeben von der Planungsgemeinschaft Region Trier, Trier 1982.

Schreiben der Kreisverwaltung Daun vom 4. Mai 1984 und die zugrundeliegenden Schreiben der Verbandsgemeindeverwaltungen, für die allen sehr zu danken ist.