Interessante Familiengeschichte

Eine Haushalts-Inventarliste aus dem Jahre 1785

August Meyer, Daun

 

Kaspar Thull stammte aus Schalkenmehren. Er verliebte sich in ein Dauner Mädchen. 1750 heiratete er die Tochter des Martin Bors, Maria, die gerade 21 Jahre alt war. Bis zum Jahre 1762 war die Familie um vier Personen gewachsen, vier Mädchen hatten sich eingestellt. 1770 kam dann auch ein Junge dazu, der Nachkömmling Johann Peter.

Die Mutter Maria starb im März 1774. Kaspar Thull und die großen Mädchen führten den Haushalt gemeinsam weiter. Die 22jährige Maria verließ zuerst das Haus und folgte 1780 dem Rengener Philipp Schneider als dessen Ehefrau. Im folgenden Jahr heiratete die Älteste, Luzia, den Karl Maas aus Mehren. Nach 9 Jahren als Witwer heiratete auch Kaspar Thull selbst wieder. Zuvor aber nahm er eine Vermögensaufteilung vor. An der nahmen seine Kinder, Schwiegersöhne und der Vormund des unmündigen Sohnes teil. Dinge, die keiner wollte oder brauchte, wurden versteigert und so zu Geld gemacht.

Dann fand im Juni die Hochzeit statt. Die neue Frau des Kaspar war eine Witwe. Mit ihrem Mann Lukas Raab hatte sie in Cochem gelebt. Sie selbst stammte aus Blankenheim. Beide lebten zufrieden miteinander. Beide starben im selben Jahr 1803. Christina im Mai, Kaspar im Juli.

Im November 1785 reichten die Schwiegersöhne Karl Maas und Philipp Schreiner Klage gegen Kaspar Thull ein. Sie warfen ihm vor, die Töchter um ihr Erbe betrogen zu haben. Kaspar traute seinen Augen und Ohren nicht, als er davon erfuhr. In seiner Erwiderungsschrift berichtete er von seiner Vermögensaufteilung und gab Männer und Frauen an, die das bezeugen konnten. Die Sache zog sich hin. Im Mai 86 stellten die Kläger eine Liste zusammen von allen Gegenständen, Feldern und Vieh, die zum Besitz des Kaspar Thull gehörten, als die erste Frau starb, die aber bei der Vermögensaufteilung nicht mit aufgeführt worden waren. Und darum ging es den Klägern, denn er sei verpflichtet, alles das anzugeben, was beim Tod der Mutter vorhanden gewesen sei.

Der Ausgang des Prozesses ist leider nicht mehr zu erkennen. Aber aus einem noch vorhandenen juristischem Gutachten läßt sich vermuten, daß die Kläger Recht bekamen und Kaspar Thull für die aufgeführten Dinge noch zur Kasse gebeten wurde. Diese Inventarliste ist sehr interessant. Einmal darf der Leser nicht vergessen, daß es sich nur um Dinge handelt, die in einer ersten Inventarliste nicht aufgeführt waren, ein Haushalt also vieles mehr enthielt. Zum ändern sind manche genannten Geräte im Laufe der Zeit verschwunden und mit ihnen auch der Name. Weiter ist die Schreibweise, die sich nach dem gesprochenen Wort richtet, interessant. Deshalb wird die Liste für alle, die ihre Mundart noch kennen und lieben ein kleiner Leckerbissen sein und ist hier so wiedergegeben, wie sie geschrieben ist, in schwierigen Bezeichnungen erläutert.

Verzeichnis des Haus-Mobilium und der Felder, welche in dem Inventarium nicht aufgeführt waren:

Ein schwein

Ein bröling — ein junges Schwein, älter als ein Ferkel.

Drey Eissen Kesselen — drei eiserne Kessel.

Ein brant reill — eine kleine Haol, Eisenhaken zum Feuerschüren.

Ein stock Hauw — eine Platthacke zum Schiffein.

Ein schauffei — eine Schaufel.

Ein pott — ein Topf.

Einen Krautstein — Stein zum Beschweren von Sauerkraut.

Einen Disch — ein Tisch.

Eine mohl mit Einem Disch — ein Backtrog, im Tisch eingebaut.

Eine feur scheeb — eine Feuer-Kohleschaufel.

Ein Klugt — eine Art Stocheisen.

Einen Drey fuß — ein dreifüßiger Schemel, auch Melkstuhl.

Ein grof — eine Art Gabel zum Abhängen von Würsten.

Ein fleisch gestell — Fleischständer.

Ein blechen Melch seey — ein Milchsieb aus Blech.

Ein blechen giess töpen — ein Blechtopf mit Ausguß.

Ein Kleck wag — eine Hebelarm-Waage.

Ein balcken wag — eine Balkenwaage.

Ein Haeb — ein Haumesser.

Einen schlauß Korff — ein Schließkorb

Ein gröf pann — eine Pfanne mit Holzgriff.

Zwey eimmeren mit Eissen bänen — Zwei Holz-Eimer mit eisernen Bändern.

Ein Kombig Eissen pann — eine tiefe Pfanne.

Ein brat spiss — ein Bratspieß.

Einen Eisen beissell — ein Keileisen zum Holzspalten.

Ein frucht sömmer — ein Maß zum Abmessen von Fruchtmengen.

Einen frucht wann — eine Fruchtwanne.

Zwey Köh Knetten — zwei Kuhketten.

Ein blechen lander — eine Stallaterne mit Blechbeschlag.

Ein schaf schier — eine Schafschere zur Wollschur.

Ein Hoff Zanc — eine Hufzange (Schmiedewerkzeug).

ungefähr 1 1/2 Zäner potasch — eineinhalb Zentner Pottasche.

ungefähr 80 bauschen — ungefähr 80 Bauschen (Garben) Stroh.

Ein Kühhaut — eine Kuhhaut.

Ein Kalf haut — eine Kalbshaut.

Ein mehll romp — ein Mehibehälter.

Ein olligs Krug — ein Ölkrug.

Einen mehll sack — ein Mehlsack.

Einen Eissen schunn digell — ein eiserner Tigel (Topf mit Stiel).

Ein sömmer Erbessen — ein Sommer (Maß) Erbsen.

sömer Korn — Sömmer Korn.

Ein sömmer Heyden Korr — ein Sömmer Heidenkorn.

Ein sömer gerst — ein Sömmer Gerste.

item Ein feit auf pötzber höhe — Feld auf Pützborner Höhe.

Item Ein feit auf dem champpüchell — Feld auf dem Kampbüchel.

Item Einen Garten under niclas Hommeles seinem Haus.

Das fleisch von einem schwein und einer Kühe.

Die nasse äschen die Er hin und wieder Verkauft hat — nasse Asche.