Zeugen der Mühlenromantik

Mühlen an Salm und Kleiner Kyll (Teil III)

Friedbert Wißkirchen, Daun

Die Regmühle in Schutz um 1900. Der Müller Josef Weber mit Angehörigen der Familie.

Schutz — das Mühlendorf

Die »Eiflia illustrata« von Johann Friedrich Schannat, übersetzt und bearbeitet von Landrat Georg Barsch, weist 1854 Schutz mit 18 Wohnhäusern und 114 Einwohnern sowie zusätzlich 3 Mühlen mit 3 Wohngebäuden und 17 Einwohnern aus. Weiter heißt es: »Schutz liegt östlich von Weidenbach am linken Ufer der Kleinen Kyll unterhalb Nieder-Stattfeldt. Dieser Bach treibt auch zwei Mühlen, die Beisen- und die Heckelsmühle. Die dritte, die Regenmühle, liegt im Dor-fe.« Soweit Schannat-Bärsch.

Die in der »Eiflia illustrata« gegebene Darstellung ist nur bedingt richtig. Schutz hatte zum damaligen Zeitpunkt vier Mühlen, drei davon im oder unmittelbar am Dorf, wovon jedoch nur eine, und zwar die »Heckelsmühle« (richtig: Hinkelsmühle) von der Kleinen Kyll angetrieben wurde. Die beiden anderen, »Regmühle« und »Rutschmühle« lagen am Wallenborner Bach bzw. einem Nebengewässer dieses Baches. Die »Beisenmühle«, vermutlich ist die »Binsenmühle« gemeint, liegt an der Salm, aber noch in der Gemarkung Schutz.

Schutz kann auf eine lange Mühlentradition zurückblicken, denn im Jahre 1238 trug »Diedrich von Hanxler... ein Haus in dem Thale und den Hof und die Mühle zu Schütze von Heinrich, Herrn zu Manderscheid und Kerpen, zu Lehen«. In den Kellereirechnungen des Kurtrierischen Amtes Manderscheid findet sich 1478 eine Einnahme der »Molle zu Schotze«. Der Müller hatte als jährliche Abgabe 1 Malter Korn an die Kellerei nach Manderscheid zu liefern. Schutz gehörte nämlich ebenso wie die Dörfer Ober- und Niederstadtfeld zum Amte Manderscheid. 1479 und in den darauffolgenden Jahren ist die Abgabe für die Schutzer Mühle gleich geblieben. Auch 1497 ist die »Molle zo Schütze« in den Rechnungseinnahmen mit 1 Malter Korn verzeichnet. Im Zeitraum von 1580 - 1699 ändert sich an der Abgabe und deren Höhe nichts. Immer jedoch ist nur von »der« Schutzer Mühle, nie von mehreren Mühlen die Rede, wie dies in anderen Orten, z. B. Meerfeld, der Fall war. Erstmals 1760 ist in den Aufzeichnungen des Amtskellners vermerkt: »Die Schutzer Mühlen zusammen 6 Scheffel Korn«. Schon geraume Zeit vorher gab es in Schutz eine zweite Mühle. Dies beweist ein Schreiben des Manderscheider Amtskellners an die kurfürstliche Regierung aus dem Jahre 1718, in dem über den Streit wegen der Zulassung der Bleckhausener Mühle berichtet wird: ». . . der zu Schutz gelegener zweier Mahlmühlen . . .«.

Weshalb wurde aber für die zweite Mahlmühle keine Abgabe verlangt? War die zweite Mühle, evtl. die »Rutschmühle«, anfangs keine kurfürstliche Mühle?

Die Regmühle

Die wohl älteste Schutzer Mühle, die bereits 1238 erwähnt wurde, ist die Regmühle. Auch in den folgenden Jahren wird in Kellereirechnungen die Schutzer Mühle ständig genannt. Sie liegt am westlichen Ortsrand, am Fuße des Burberges und erhielt ihr Wasser aus dem »Wallmer Bach« oder auch »Wallenborner Bach«. Obwohl in den Kellereiabrechnungen die Mühle ständig aufgeführt wird, fehlen Angaben über den Müller selbst. In den Steuerlisten des Amtes Manderscheid wird 1654 ein »Webers Theis« wegen zwei Pferden besteuert. 1663 erscheint vermutlich der gleiche, diesmal jedoch mit »Webers Mattheis« in den Steuerlisten. Er mußte 1 Taler und 3 alb. zahlen, weil er einen Knecht hatte. Pferde und Knecht deuten darauf hin, daß es sich hierbei um den Müller gehandelt haben könnte. Pferde waren in damaliger Zeit als Zugtiere für die kleinen bäuerlichen Betriebe nicht erschwinglich. Vielmehr wäre es denkbar, daß Müller Weber mit dem Pferdegespann das Korn von und zur Mühle transportierte und für die Arbeiten in der Mühle einen Knecht benötigte. 1702 findet sich der erste Nachweis über den Müller. In den Steuerlisten des Amtes Manderscheid ist eingetragen: »Joes Weber in Ehe und wegen der Mühlen 1 Thlr. 6 alb«. Joes (Johannes) Weber hatte neben dem »Ehegulden« also auch eine Abgabe für die Mühle zu entrichten. Um was für eine Mühle handelte es sich? 1695 hatte Johann Weber die Erlaubnis erhalten, an seine Walkmühle, für die er 24 alb. jährlich zu zahlen hatte, einen Mahlgang zur besseren Bedienung der »erzstiftischen und ahngelegene Grafschaft Manderscheid Untertan« anzubauen. Gleichzeitig wurde die jährliche Abgabe mit 1 Malter Korn Manderscheider Maß festgesetzt. 1708 läuft die Erlaubnis, die auf 12 Jahre ausgesprochen war, für die Walk- u. Ölmühle aus. Mit Schreiben vom 21.5.1708 bestätigt die kurfürstliche Regierung Niclas Weber die Verlängerung um weitere 12 Jahre. Auch 1718 ist er noch Besitzer der Mühle, wie aus einem Rechtsstreit mit der Gemeinde Bleckhausen hervorgeht.

Am 22.2.1787 erblickt Johann Peter Weber auf der Regmühle das Licht der Welt. Seine Eltern, der Müller Peter Weber und Anna-Maria, geb. Zirbes, haben zu diesem Zeitpunkt die Mühle im Besitz. Der Müllerssohn Johann. Peter Weber wurde Arzt, promovierte in Straßburg am 23. 7. 1813 zum Doktor der Medizin, praktizierte zunächst in Niederstadtfeld, ehe er am 9.12.1833 zum 1. Kreisarzt des Kreises Daun ernannt wurde. 1860 verstarb er in Daun. Daß die Regmühle gute Erträge lieferte, davon zeugt, daß der Müller Peter Weber seinen Sohn sogar in Straßburg studieren lassen konnte.

Die Regmühle in Schutz — heute ein Feriendomizil.

1804 heiratet Niclas Weber, ein Bruder von Dr. Weber, Eva Eisen aus Mötsch. Um 1810 übernimmt er die Leitung der Mühle und wird in den Standesamtsbüchern 1817 und 1820 als Müller genannt. Seine Ehefrau Eva Eisen stirbt bereits 1820 im Alter von 40 Jahren. Im Mühlenkataster wird Niclas Weber sowohl 1826 als auch 1827 als Müller und Eigentümer der Mühle genannt. 1840 wohnten der Müller Nicolas Weber, seine Söhne Simon und Matthias und die Töchter Angela, Katharina und Barbara mit Knecht und Magd auf der Mühle. 1843 scheint Nicolaus Weber verstorben zu sein, denn als Haushaltsvorstand wird sein Sohn Simon in den Einwohnerlisten geführt. 1844 heiratet Simon Weber Susanne Otten aus Udler und übernimmt die Leitung der Mühle. 1854 wird, nachdem dazu die Erlaubnis erteilt wurde, ein Schälgang angebaut. 1857 verfügte die Regmühle über 2 Wasserräder; ein Rad trieb den Mahlgang, ein weiteres Rad einen Mahl- und Schälgang an. Es wird im Kataster vermerkt, daß bei reichlichem Wasser alle Gänge zusammen betrieben werden können. Die Steuer betrug 1856 8 Rt. 1872 ist Simon Weber verstorben; die Mühle wird von seiner Ehefrau geführt. Im Mühlenkataster wird ein ziemlich umfangreicher Betrieb verzeichnet. 1877 hat der Sohn Matthias Weber, der mit Gertrud geb. Uller, verheiratet ist, den Mühlenbetrieb kurzzeitig übernommen. Bereits 1879 wird sein Bruder Josef Weber, der mit Margarethe, geb. Clemens, verheiratet war, als Müller bezeichnet. 1880 finden wir bei Matthias Weber die Berufsbezeichnung »Ackerer«. Josef Weber war der letzte Müller aus der traditionsreichen Mühlenfamilie Weber. Außerdem hatte er auch lange Jahre das Amt des Ortsbürgermeisters in-ne. Erstarb 1911 im Alter von 67 Jahren.

Der Müller Josef Weber hatte 6 Töchter und keinen Sohn, der die Mühle hätte weiterführen können. Als nach 1900 in Schutz ein neuer Lehrer eingeführt wurde, sprach der Schulrat bei der Familie Poß vor und bat um Aufnahme. Damals war es noch üblich, daß der Lehrer in einer Familie des Dorfes, meistens der wirtschaftlichbestgestellten, untergebracht wurde. Der Hinweis der Familie Poß, der Müller Weber habe doch bessere Möglichkeiten, den Lehrer aufzunehmen, wurde vom Schulrat abgelehnt, weil er der Meinung war, der Lehrer könne bei 6 hübschen jungen Mädchen zu großen sittlichen Anfechtungen ausgesetzt sein. Jakob Nikolai, der aus Tettscheid stammte und als Mahlgeselle nach dem Tode des Müllers die Regmühle führte, heiratete 1917 die Müllerstochter Maria Weber. Bis 1953 führte Jakob Nikolai die Mühle. Dann übernahm Erich Fiebig den Mühlenbetrieb, stellte ihn 1960 jedoch endgültig ein. Eine Zeitlang wurde danach auf der Mühle Schweinezucht betrieben, bevor die Mühlengebäude in das Eigentum eines Architekten übergingen, der den Wert der alten Bausubstanz erkannte und sorgfältig renovierte. Heute dient die Mühle als Wochenend- u. Feriendomizil.

Wie kommt nun die Mühle zu ihrem Namen? Auf einer Katasterkarte um 1800 wird die Bezeichnung »Raechmühl« gebraucht. Davon hat sich wahrscheinlich die heutige Bezeichnung »Regmühle« abgeleitet. Der »Raech« ist nach unserer Mundart ein Bergabhang. Eingangs wurde schon ausgeführt, daß die Mühle am Fuße des Burberges gelegen ist, so daß man die natürliche Umgebung der Mühle für den Namen heranzog. Die Bezeichnung »Regenmühle«, die Landrat Barsch in der »Eiflia illustrata« gebraucht und »Reg« von dem Wort Regen ableitete, ist also unzutreffend. Auch in der Umgebung der Mühle finden sich viele Distrikt- und Flurbezeichnungen, die mit »Reg« beginnen.

Die Hinkelsmühle

»Hinkelsmühle« heißt vermutlich die jüngste der Schutzer Mühlen. Sie liegt, wenn man der Landesstraße 27 von Niederstadtfeld in Richtung Schutz folgt, am Ortseingang von Schutz zwischen Straße und Kleiner Kyll. Es ist ein schmaler, aus Bruchsteinen hergestellter Bau, von dem heute nur noch der Wohnhausbereich vorhanden ist. Der Teil, der die Mühleneinrichtung beherbergte, ist dem Abriß zum Opfer gefallen. Eigentlich ist es unverständlich, daß in Schutz erst so spät eine Mühle an der Kleinen Kyll errichtet wurde, obwohl dieses Gewässer im Vergleich zu den anderen Bächen das meiste Wasser führte.

Einen urkundlichen Nachweis über die Errichtung der Mühle gibt es nicht. Vermutlich ist sie vor 1800 gebaut worden. Einer der ersten Müller war Johannes Wilhelmus Üdelhoven aus Schutz. In einem Sterbeeintrag zeigt er 1819 den Tod seiner Schwiegermutter an. 1826 und 1827 wird als Besitzer der Mühle Peter Joseph Schmitt im Mühlenkataster verzeichnet. Die Mühle stand in seinem Eigentum und wurde auch durch ihn selbst betrieben. Sie verfügte über einen Mahlgang und ein Wasserrad. Im Mühlenkataster wird vermerkt, daß die Mühle durch die Kleine Kyll wohl Wasser genug hätte, bei Wassermangel jedoch nicht ausreichend wegen der zu hohen Lage der Mühle versorgt werden könne. Im Winter würde auch dadurch bedingt das Mühlrad des öfteren einfrieren. Die Steuer wurde wegen dieser Umstände auf 6 Taler jährlich festgesetzt. 1846 wird die Mühle von Johann Adam Stolz und seinem 15jährigen Sohn Matthias betrieben. Vermutlich stammte Johann Adam Stolz aus Weidenbach, denn 12 Jahre später wird sein Wohnort wieder mit Weidenbach angegeben. 1852 ist Johann Adam Stolz nach wie vor Eigentümer der Mühle; Pächter und Müller ist jetzt Franz Budinger. Der Molterlohn in Natura beträgt pro Scheffel Korn 1 2/8 Metzen. 1856 hat Niklas Dosiert die Mühle im Besitz, jedoch nur für kurze Zeit.

Nikolaus Stoffels, der mit Margaretha Servatius aus Landscheid verheiratet war, wird 1858 als Müller bezeichnet. Er hatte das Mühlenhandwerk bei seinem Vater Wilhelm Stoffels auf der Turnemühle (Deudesfeld) erlernt, der zu djesem Zeitpunkt schon verstorben war. Die Turnemühle führte sein Bruder Johann. In der Zeit des Müllers Nikolaus Stoffels wurde ein zweiter Mahlgang angebaut, wie das Mühlenkataster 1852,1872 und 1873 vermerkt. Zu diesem Zeitpunkt wird »kein bedeutender Betrieb« angegeben. Nach dem Tode von Nikolaus Stoffels, 1873, führt die Witwe Margaretha Stoffels den Betrieb fort. Aus der Ehe war kein Sohn hervorgegangen, der die Mühle hätte weiterführen können. Angela Stoffels, eine Tochter des verstorbenen Müllers Nikolaus Stoffels, heiratete um 1895 den Müller Wilhelm Konrad aus Plein bei Wittlich. Beide lebten zunächst auf der Dier-felder Mühle, bevor sie um 1900 die »Hinkelsmühle« übernahmen.

Die Hinkelsmühle in Schutz — nur noch das Wohnhaus ist vorhanden.

1914 führte der Sohn Jakob Konrad den Mühlenbetrieb. Er wurde bald zum Kriegsdienst einberufen. Um den Mühlenbetrieb aufrecht erhalten zu können, übernahm seine Schwester Maria Stoffels die Führung und sorgte in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten dafür, daß den Bauern der Umgebung das Korn vermählen wurde. Wie sich eine noch lebende Schwester von Maria Stoffels erinnert, geschah dies oft zu nächtlicher Stunde, weil Korn rationiert war und die Bauern bei Dunkelheit mit einem Kornsack auf dem Rücken erschienen und auch das gemahlene Mehl wieder im Dunkeln nach Hause bringen mußten.

Nach Rückkehr aus dem Krieg betrieb Jakob Konrad, der letzte Müller auf der Hinkelsmühle, den Betrieb noch bis nach dem 2. Weltkrieg. Die Hinkelsmühle hatte Kunden aus Überdorf, Ne-roth und Oberstadtfeld. Nach Stillegung der Mühle wurde die Mühleneinrichtung nur noch dazu benutzt, um Schrot zu mahlen.

Der Name Hinkelsmühle findet schnell eine plausible Erklärung. Der »Hinkelsbach« fließt in der Nähe der Mühle vorbei in die Kleine Kyll.

Die Rutschmühle

Die bekannteste, weil sagenumwoben, ist die Rutschmühle. Heute ist von dieser Mühle nichts mehr zu sehen. An der Stelle, an der ehemals das Mühlengebäude stand, hat die Gemeinde Schutz einen kleinen Stauweiher angelegt. Die Rutschmühle, in der Heimatliteratur durch den Brudermord bekannt, lag etwa 800 m vom Dorf entfernt, ebenfalls wie die Regmühle im Tal des »Wallmerbaches«, jedoch auf der gegenüberliegenden Seite des Burgberges. Die Mühle lag einige Meter höher wie der Wallmerbach selbst, so daß dieser für den Antrieb der Mühle nicht in Frage kam. Welches Gewässer trieb aber nun das Mühlenrad?

In dem Berghang oberhalb der Mühle gab es, und gibt es auch heute noch, eine Reihe von Quellen. Die Distriktbezeichnungen »Taubenhorn« »Bornreg« weisen auf diese Quellen hin. Das Wasser mehrerer Quellen wurde aufgefangen und gesammelt einem kleinen Staubecken oberhalb der Mühle zugeführt, so daß es über das Mühlrad in den Wallmerbach fließen konnte. Wann ist die Rutschmühle entstanden? Einen urkundlichen Beweis hierfür gibt es nicht. Lediglich in den Akten des Landesarchivs über die Bleckhausener Mühle wird 1718 bereits von den »zwei« Schutzer Mühlen gesprochen. In den Rechnungseinnahmen des Kurfürsten findet sich 1760 erstmalig die zweite Schutzer Mühle verzeichnet, jedoch Namensangabe. Vermutlich handelte es sich hierbei um die Rutschmühle.

1785 wird bei einer Taufe in Weidenbach als Pate ein Peter Theisen von der »Rutsch Mühl zu Schotz« genannt. Ein Jahr vorher bereits ist in den Kirchenbüchern die Taufe des Kindes Joannes Petrus vermerkt; als Eltern sind Joannis Petri und Catharina Theisen von der »R.. Mühle« genannt. Der Name der Mühle ist leider unleserlich, vermutlich handelt es sich um den Müller der Rutschmühle. Auch 1787 ist Joannis Peter Theisen noch Müller der Rutschmühle, wie der Taufeintrag seiner Tochter Margaretha beweist. Am 13. 2.1794 wird das Kind Franciscus Hugo getauft. Seine Eltern sind Joannis Mathiä Ehlen und Barbara Pitzenbach von der Rutschmühl. Als Berufsbezeichnung wird hinter Joannis Mathiä Ehlen »molitoris« angegeben. 1798 ist ebenfalls im Taufbuch die Geburt von Anna Margaretha Zeitz eingetragen, ihre Eltern Matthiä und Maria geb. Schäfers werden als wohnhaft auf der Rutschmühl angegeben. Ob es sich hierbei um den Müller handelt, ist aus dem Geburtseintrag nicht ersichtlich, jedoch unwahrscheinlich.

Die Ruine der Rutschmühle in Schutz um 1930 — im Hintergrund der Burberg.

1812 wird beim Standesamt Weidenbach die Heirat von Marguerite Theis beurkundet, die den Francois Gibels aus Schutz ehelichte. Eltern der Braut sind Jean Piere Theis, Meunier und Catherine Theis aus Schutz.

Damals befand sich also die Rutschmühle noch im Eigentum von Johannes Peter und Katharina Theis, die schon 1787 unter dem Namen »Theisen«, der sich inzwischen in »Theis« gewandelt hat, die Rutschmühle betrieben.

Im Mühlenkataster 1826 wird vermerkt: »Der Mahlgang ist noch, da die Mühle vor 2 Jahren (1824) erst gebaut wurde, nicht vollendet und kann also deswegen noch nicht betrieben werden. Übrigens könnten wegen Wassermangels diese Werke nie gleichzeitig betrieben werden, wohl aber hinsichtlich der Konstruktion. Die Ölpresse wird nur während der Herbstmonate nach der Ernte im Okt., Nov., und Dez. betrieben.«

Die Mühle war vermutlich 1824 wieder aufgebaut worden und zwar durch den Müller Nicolas Weber von der Regmühle, der in der Zwischenzeit Eigentümer der Mühle geworden war. Auch 1827 wird Nicolas Weber als Müller bezeichnet und in den Jahren 1852 und 1856 steht die Mühle im Eigentum des Regmüllers Simon Weber. Die Steuer betrug 1856 2 Rtlr. und 5 Silbergroschen. 1857 hatte die Mühle 1 Wasserrad, 1 Mahlgang und noch 1 Ölpresse. Wassermangel herrschte von Mai bis November. 1857 wird die Besteuerung gemindert, da der Schälgang defekt ist. 1872 erscheint die Rutschmühle nicht mehr in den Steuerlisten, ein Zeichen dafür, daß sie nicht mehr betrieben wurde. Der heute 90jährige Matthias Poss erinnert sich noch daran, daß die leerstehende Rutschmühle von den Schutzer Kindern gerne als Spielplatz benutzt wurde.

Langsam aber sicher verfiel die Mühle", nachdem man einen Teil der Steine als Baumaterial verwendet hatte. In den 30er Jahren war lediglich noch eine Hauswand stehengeblieben. Bis in die 50er Jahre hinein war der Standort der Mühle gekennzeichnet durch einen großen Steinhaufen und einige Öl- und Mahlsteine, die jedoch bei der Flurbereinigung beseitigt wurden. Das einzige, das auch heute noch an die Rutschmühle erinnert, ist ein kleiner, von der Ortsgemeinde vor eingen Jahren renovierter Weiher, der Wasserstau der Mühle. Die Rutschmühle hat ihren Namen von den Flurbezeichnungen der näheren Umgebung »Rutschklaus und Rutschreeg«.

Bleckhausener Mühle

Die letzte Mühle im Kreise Daun, die von der Kleinen Kyll angetrieben wurde, ist die Bleckhausener Mühle. Heute steht auch dort das Mühlrad still, es wird Landwirtschaft und Fremdenverkehr betrieben.

In den Cameralrechnungen der Kellnerei des kurfürstlichen Amtes Manderscheid befinden sich noch Unterlagen, die den Zeitpunkt des Entstehens der Mühle belegen. In einem Schreiben an die Gemeinde Bleckhausen, das unterzeichnet ist von dem Bürgermeister Adolf Christoffel und den Hochgerichtsscheffen Hans Michael Zimmer und Fetter Schifferens, wahrscheinlich vor 1710 verfaßt, wird der Antrag an die kurfürstliche Regierung in Koblenz gestellt, doch endlich den Mühlenbau zu genehmigen. Sie begründen ihren Antrag damit, daß sie vom Müller von Schutz abhängig wären und besonders in den harten Wintermonaten und trockenen Sommerzeiten nicht vom Schutzer Müller ausreichend bedient werden könnten. Sie müßten entweder nach Manderscheid, welches beinahe zwei Stunden entfernt, oder nach Weiers-bach oder aber nach Meerfeld fahren, um dort mahlen zu lassen. Der Standort liege nur 1/4 Stunde von Bleckhausen entfernt und eine Mühle könne ohne Schaden des Kurfürsten oder anderer Gemeinden errichtet werden. Wenn dem Antrag nicht entsprochen werde, müßte die Gemeinde selbst bauen oder aber die Mühle auf der anderen Seite des Dorfes, vermutlich an der Lieser, errichten.

Die Bewohner Bleckhausens machen ferner geltend, daß die »Fruchtstraße« des Schutzer Müllers sehr rauh und das Gemahlene dermaßen grob sei, daß man es fast nicht verwenden könne. Obwohl schon der Müller in Schutz Was-ser genug habe, mache er qualitativ schlechtes Mehl.

Das größte Problem, eine Mühle für die Bleck-hausener Bürger zu errichten, war nicht ein fehlender Bewerber, sondern der Müller von Schutz. Um 1690 hatte Wilhelm Esch von Man-derscheid von der Gemeinde Bleckhausen einen Bauplatz erworben, um eine Mahlmühle zu bauen. Schon seit dieser Zeit hatte es der Müller von Schutz, Nicolas Weber, verstanden, dies zu vereiteln. Durch zusätzliche Pachtleistungen konnte er den Amtsverwalter in Manderscheid und die kurfürstliche Regierung in Koblenz davon »überzeugen«, daß eine weitere Mühle erhebliche Nachteile verursachen und die ihm vom Kurfürsten bereits erteilte Konzession in starkem Umfange beeinträchtigt würde. In einem weiteren Antrag der Gemeinde Bleckhausen vom 10. 4. 1709, der unterzeichnet ist von Eberhardus Baur als Bürgermeister und Peter Schuster und Matheiß Weydenbach, beide Gerichtsscheffen im Gericht Manderscheid, wird nochmals auf die mißliche Situation aufmerksam gemacht.

Bereits vorhin war ausgeführt worden, daß Wilhelm Esch eine Mühle errichten wollte und von der Gemeinde Bleckhausen ein Grundstück an der Kleinen Kyll erworben hatte. Wilhelm- Esch war zwischenzeitlich wahrscheinlich verstorben und sein Schwiegersohn Wilhelm Schutz wollte etwa 1695 - 1698 an gleicher Stelle die Mühle errichten. Nachdem dies vom Schutzer Müller lange Zeit erfolgreich verhindert worden war, wird 1717 durch die kurfürstliche Regierung die Genehmigung zum Mühlenbau erteilt. Als Gegenleistung für das Wasserrecht hatte Simon Schutz jährlich 1 Malter Korn Manderscheider Maß an die Kellnerei nach Manderscheid zu liefern. Es wurde auch keine Bannung ausgesprochen, sondern die Mühle konnte von jedermann in Anspruch genommen werden. In einem Schreiben von 1718 teilt Matthias Schutz, ein Vetter des inzwischen verstorbenen Simon Schutz, der kurfürstlichen Regierung mit, daß mit dem Bau der Mühle begonnen worden sei; er fügt zur Untermauerung einige Belege (wahrscheinlich Rechnungen) bei und bittet nunmehr, die begonnenen Bauarbeiten fortsetzen zu dürfen. Ob der Müller Weber aus Schutz besonders gute Beziehungen zum Manderscheider Amtskellner hatte? Aus einem Schreiben der Witwe Barbara Schutz, Frau des verstorbenen Müllers Simon Schutz, an die kurfürstliche Regierung geht hervor, daß der Amtskellner aus Manderscheid den Bau der Mühle behinderte, obwohl ja in der Zwischenzeit eine Konzession erteilt worden war. Abschließend bittet die »Wittib« Schutz den Manderscheider Amtskellner anzuweisen, »den Mühlenbau ungehindert aufzurichten« und die Mühle betreiben zu lassen.

Die Bleckhausener Mühle hat sich seit der Jahrhundertwende kaum verändert. Lediglich das Mühlrad ist überbaut worden. Deutlich erkennbar der Wasserkanal, der mit Rundhölzern abgedeckt ist.

Mit der Regelung gibt sich jedoch der Schutzer Müller nach wie vor nicht zufrieden und versucht, Mühlenbau und Mühlenbetrieb zu unterbinden. Er wendet ein, daß er dem Wilhelm Esch einen Betrag von 29 Reichstaler gezahlt habe, »daß hierauf (auf dem Mühlengrundstück) keine Mahlmühle errichtet werden solle, welche der Schützer Mühlen nachteiligt seye«. Dann wird zwischen den Erben des Simon Schutz und des Müllers Niclas Weber aus Schutz durch die kurfürstliche Regierung ein Vergleich geschlossen. Danach durfte die Bleckhausener Mühle bis anno 1720 nicht mahlen, bis die Belehnung (Pachtzeit) der Schutzer Mahlmühle ausgelaufen war. Ferner sollte die Wittib Simon Schutz oder ihre Kinder am 1. 5. 1721 dem Niclas Weber oder seinen Erben eine Summe von 35 Reichstalern für die entstandenen Kosten zahlen. Weiter waren die Betreiber der Bleckhausener Mühle verpflichtet, ein halbes Malter Korn an die Kellnerei nach Manderscheid zu liefern, und zwar als Ersatz dafür, daß der Schutzer Müller gegenüber der kurfürstlichen Regierung erklärt hatte, ein halbes Malter Korn jährlich zu leisten, wenn in Bleckhausen keine Mühle errichtet werde. Ferner wurde bestätigt, daß eine Bannung der Mühle nicht vorgenommen werde und es jedem freistände, auf der Schutzer oder der neuen Bleckhausener Mühle mahlen zu lassen.

Damit enden die Akten des Landeshauptarchives Koblenz. Erwähnt wird die Mühle 1780 nochmals in den Rechnungseinnahmen des Kurfürsten mit 1 Malter Korn. Bei einer Taufe am 26. 10. 1785 in Weidenbach wird Magdalena Borns von der Bleckhausener Mühle als Patin genannt. War sie die Müllersfrau?

Wann die Mühle in den Besitz des Matthias Linden überging, ist nicht mehr ergründbar. Vermutlich ersteigerte er diese um 1800 im Zuge des Verkaufs der staatlichen und kirchlichen Besitztümer durch die französische Besatzungsmacht.

1820 wird im Heiratsregister von Weidenbach die Hochzeit des Wilhelm Linden, Müller, 22 Jahre alt, mit Gertrud Thönes aus Bleckhausen beurkundet. Damals lebte Matthias Linden, der mit Katharina Lehnen verheiratet war, noch auf der Bleckhausener Mühle und betrieb diese wohl gemeinsam mit seinem Sohn. 1826 wird im Mühlenkataster Wilhelm Linden als Müller angegeben. Die Mühleneinrichtung hatte 2 Mahlgänge, die jedoch nur einzeln wegen des Wassermangels betrieben werden konnten. Wo war in der Zwischenzeit der Vater, Matthias Linden, geblieben? Auch hier findet sich eine Erklärung in den Standesamtsakten Übersdorf. Johann Matthias Linden, ein Sohn des Matthias Linden, heiratete und betrieb die Übersdorfer Mühle; seine Eltern lebten dort zusammen mit ihm. 1827 ist ebenfalls noch im Mühlenkataster Wilhelm Linden als Betreiber der Mühle aufgeführt; als Eigentümer werden die Erben Franz Linz aus Manderscheid angegeben; Linz war Amtsverwalter des Amtes Manderstheid. Die Mühle verfügte über 2 Wasserräder; das Wasser floß aus einer Höhe von 12 Fuß auf die Räder. Wegen Wassermangels konnte die Mühle meist von Johannis bis Michaelis nicht betrieben werden. Deshalb war auch nur der verminderte Steuersatz von 6 Talern zu bezahlen.

In den Einwohnerlisten von 1840 finden wir als Müller auf der Bleckhausener Mühle Johann Matthias Hugo, 47 Jahre alt. Bei ihm wohnten seine Ehefrau, 4 Söhne und 3 Töchter. Außerdem lebten auf der Mühle die Magd Katharina Büchler mit ihrem neunjährigen Sohn, Der Müller Matthias Hugo und seine erwachsenen Söhne sollen von den Förstern der Umgebung als Wilderer gefürchtet gewesen sein. Nachdem scheinbar die Zusammenstöße mit Förstern immer mehr zunahmen, zog Müller Hugo es vor, mit seiner Familie auszuwandern, vermutlich um der polizeilichen Festnahme zu entgehen. 1843 heiratet Johann Kivel, geboren am 13.10. 1815, Barbara Hoffmann aus Tettscheid. Erbetrieb zusammen mit seinem noch unverheirateten Bruder Michel Kivel und dem Knecht Clemens Heid die Mühle. 1844 heiratete der Bruder, Michel Kivel, Anna Margareta Gerens aus Meerfeld.

Lange scheint es die Familie Kivel auf der Bleck-hausener Mühle nicht ausgehalten zu haben. Denn bereits in den Einwohnerlisten von 1846 ist als Bewohner der Bleckhausener Mühle Johann Schumacher, 36 Jahre, als Müller verzeichnet. Weiter lebten auf der Mühle seine Ehefrau, 3 Söhne, 1 Tochter und 1 Magd mit ihrem Kind. Auch 1852 wird Johann Schumacher als Müller im Mühlkataster verzeichnet. Der Molterlohn betrug 1852 1 2/8 Metzen pro Scheffel. Hierfür mußte der Müller außer dem Mahlen des Korns auch den Transport von und zur Mühle übernehmen.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse auf der Mühle scheinen zu diesem Zeitpunkt nicht sehr rosig gewesen zu sein. Die Gewerbesteuer von 6 Reichstalern kann nicht bezahlt werden. Der Steuereinnehmer schreibt am 6. 5. 1852: »Besitzt durchaus keine pfändbaren Objekte und hat infolge seiner schlechten Bewirtschaftung keine Mahlgänge mehr. Der amtliche Verschluß der Mühle vom Mai ab wurde bei Herrn Bürgermeister Reichartz beantragt und ist bereits vollführt.« Bürgermeister Reichartz aus Übersdorf bestätigt, daß die Mühle amtlich versiegelt worden ist. 1856 ist im Mühlenkataster verzeichnet, daß von dem früheren zweiten Mahlgang nur noch ein halbes Wasserrad und die unbrauchbare Maschine vorhanden ist. Besitzer war nach wie vor Johann Schuhmacher, ebenso im Jahr 1857. 1872 wird im Mühlenkataster vermerkt, daß die Mühle sehr zerfallen sei und nur noch ein sehr schwacher Betrieb verzeichnet werde. Müller Schuhmacher war 70 Jahre alt und wohl nicht mehr in der Lage, den Betrieb ordnungsgemäß zu führen.

1876 wird als Müller Peter Becker genannt. Er war mit Margaretha geb. Heck, aus Großlittgen stammend, verheiratet. Auf ihn traf das Lied vom stets durstigen Müller zu, denn er verachtete den Alkohol nicht, machte Schulden und konnte den Mühlenbesitz nicht mehr halten. 1886 verließ Peter Becker mit seiner Familie die Bleckhausener Mühle. Dann wird die Mühle von Jakob Kotz betrieben. Er war mit Margaretha, geb. Esper, verheiratet und blieb bis 1890.

1891 übernahmen Adam Bill und seine Ehefrau Barbara, geb. Haas, die Mühle. Vorher war Adam Bill als Landwirt in Bleckhausen ansässig. Müller Bill hatte 5 Söhne und 4 Töchter, die die Eltern beim Betrieb der Mühle und der Landwirtschaft unterstützen mußten. In der Zeit, in der Müller Bill die Mühle führte, zerstörte ein Brand einen Teil der Einrichtung. Noch heute zeugt ein schwerer, verkohlter Eichenbalken im Innern des Gebäudes von diesem Ereignis. 12 Jahre war es Müller Bill vergönnt, die Mühle zu betreiben, bevor ihn ein tragischer Unfall im Alter von 53 Jahren ereilte.

Der Winter 1902/03 war hart und frostig, ständig war der Wasserkanal mit einer dicken Eisschicht überzogen. Doch die Kunden wollten ihr Korn gemahlen haben. Mehrmals hatte Adam Bill bereits das Eis aufgehackt und das Mühlrad in Gang gesetzt. Stand das Mühlrad nachts still, war es am nächsten Morgen wieder eingefroren. So machte sich Müller Bill auch am 15. Januar 1903 daran, Mühlrad und Wasserkanal vom Eis zu befreien. Die Arbeit war schon fast geschafft, nur noch ein kleines Stück Eis mußte weggebrochen werden, als der Müller ausrutschte, zwischen Mühlrad und Eis geriet und vom laufenden Mühlrad zerquetscht wurde. Den schweren Verletzungen erlag er noch am gleichen Tag. Ein Heiligenhäuschen, etwas oberhalb der Mühle, wurde zu Ehren des toten Müllers erbaut und zeugt heute noch von dem tragischen Ereignis.

Ein Jahr später wird als Müller Johann Peter Thiel genannt, der vom nahen »Höfchen«, das in der Gemarkung Meerfeld liegt, stammte. Er blieb nicht einmal ein Jahr auf der Bleckhausener Mühle.

1904 steigerte Josef Sungen aus Schutz die Mühle und zog mit seiner Familie dort hin. 1910 übernahm der Sohn Matthias Sungen den Mühlenbesitz und gab ihn nach kurzer Zeit an seinen Bruder Johann weiter, weil er als Soldat nach Südwestafrika ging.

Der Müller Johann Sungen hatte 14 Kinder (10 Jungen und 4 Mädchen), die schon sehr früh in der Mühle und der Landwirtschaft mit anpacken mußten. Bis 1957 wurde der Mühlenbetrieb von Johann Sungen mit Hilfe seiner Söhne aufrecht erhalten, bis er verstarb. Der Betrieb ließ immer mehr nach, wurde jedoch noch vom jetzigen Eigentümer Nikolaus Sungen fortgeführt. Das Unwetter mit nachfolgendem Hochwasser am 1. Mai 1959 zerstörte einen Teil der Mühleneinrichtung, so daß der Betrieb stillgelegt wurde. Nikolaus Sungen würde die Mühle heute wieder gerne in Betrieb nehmen, wenn die Einrichtung vervollständigt wäre. Eine lohnenswerte Aufgabe, die auch die Unterstützung der öffentlichen Stellen des Denkmalschutzes verdiente und eine Bereicherung und Attraktion für den Fremdenverkehr wäre.

Mühlenbau und Mühlsteine

Wer baute die Mühleneinrichtungen? Woher kamen die Mühlsteine?

1824 wird die Einrichtung der Rutschmühle wiederhergestellt. Wer führte diese Arbeiten aus? Kleinere Reparaturen an der Mühleneinrichtung konnten wohl vom Müller oder einem ansässigen Schreiner oder Zimmermann erledigt werden. Kompliziertere Instandsetzungsarbeiten oder aber die komplette Erneuerung des Mahlwerks bedurften besonderer Kenntnisse und beruflicher Fertigkeiten. In solchen Fällen mußte man sich des Mühlenbauers bedienen. Der Mühlenbauer war noch vor 200 Jahren ein Handwerksberuf, der auch in unserer engeren Heimat Tradition hatte. 1868 wohnte auf der Weiersbacher Mühle bei seinem Bruder der Mühlenbauer Sebastian Caspers, der 1833 in Birgel geboren war. Er wanderte am 16.6.1896 nach Amerika aus, weil vermutlich nicht mehr genügend Arbeit für ihn vorhanden war. Ebenso Matthias Josef Rauen, 1841 in Immerath geboren, erlernte das Handwerk des Mühlenbauers. Auch er suchte im gleichen Jahre sein Glück in der neuen Welt. Mit dem Rückgang der Mühlen starb auch dieser Beruf aus.

Für die so zahlreichen Mühlen im Kreise Daun wurden auch Mühlsteine benötigt. Woher bezogen die Müller die Mahlsteine? Ein für den Mühlstein geeignetes Material war der Basalt. Aufgrund seiner großen Härte und Festigkeit nutzte der Basaltstein sich nur geringfügig ab. Gerade in Zeiten der nicht ausgebauten Transportwege mußte man versuchen, möglichst in der Nähe der Mühlsteine zu kaufen, um Kosten und lange Anfahrtswege zu vermeiden. So ist es nicht verwunderlich, daß ganz in unserer Nähe neben anderen Steinprodukten Mühlsteine gebrochen und bearbeitet wurden. Mühlsteinbrüche befanden sich am Ernstberg bei Hinterweiler, am Ne-rother Kopf und auch in Roth bei Gerolstein. Bis in die 30er Jahre wurden am Ernstberg noch Mühlsteine gebrochen. Diese Steine hatten sich nach einer gewissen Nutzungsdauer abgeschliffen und wurden mit dem Mühlenhammer erneut bearbeitet und geschärft. Nachdem sich Transportmittel und Wege immer mehr verbesserten und insbesondere die Eisenbahnlinie auch unser Gebiet erschloß, wurden die Mahlsteine nicht mehr in der näheren Umgebung besorgt, sondern teilweise in Frankreich gekauft.

Die murmelnden und rauschenden Bäche im Kreise Daun, die früher so manches Mühlrad trieben, haben heute nicht mehr die Funktion, die der bekannte Pfarrer Johann Hubert

Schmilz in einer Gedichtstrophe wie folgt beschrieben hat:

»Doch dient die Flut

mit ihrer Stärk,

gar manchem fleiß 'gen

Räderwerk.«

Bis Anfang der 30er Jahre wurden Mühlsteine auch am Ernstberg bei Hinterweiler gebrochen. Unser Bild zeigt die Arbeiter nach getaner Arbeit.

Nachträge zu den Jahrbüchern 1983/84

Die Mausenmühle

Nachtrag zum Bericht im Heimatjahrbuch des Kreises Daun 1983 - Seite 238 ff. - Der Name »Mausenmühle« wird im Mühlenbericht von einer in der Nähe liegenden Katasterbezeichnung »Im Mausenbruch« abgeleitet. Es könnte jedoch auch eine andere Erklärung für die Namensfindung geben. Im Zehntregister von Daun vor 1770 befindet sich ein Eintrag unter Deudesfeld mit Müllermeister Jakob Maus. An gleicher Stelle ist auch das Hauszeichen des Müllers angegeben. Es stellt in einfacher Form eine auf dem Rücken liegende Maus dar. Wahrscheinlich ist, daß die Mühle den Namen ihres Besitzers erhalten hat.

Die Binsenmühle

Im Heimatjahrbuch 1983 - S. 236 - wird die Vermutung ausgesprochen, daß die Binsenmühle im 18. Jahrhundert eine Zeitlang nicht betrieben worden sei. Daß Ende des 18. Jahrhunderts, und zwar von 1774 -1778, die Mühle nachweislich betrieben wurde, ergibt sich aus den entsprechenden Gemeinderechnungen von Niederstadtfeld. 1774 und 1775 wird der »Bunssenmüller« oder »Binssenmüller« ohne Namensangabe als Pächter von gemeindlichen Grundstücken in Niederstadtfeld aufgeführt. 1777 hat der »Bunßen Müller Piter Coorst« ein »Weidgeld« von 1 Gulden zu zahlen. Auch 1778 finden wir den Müller »Pitter Gorst« mit Weidegeld in den Gemeindeeinnahmen.

Niederstadtfelder Mühle

Nachtrag zum Bericht im Heimatjahrbuch des Kreises Daun 1984 - Seite 265 ff. - Neben der Mahlmühle gab es nachweislich in Niederstadtfeld eine Lohmühle. Im Niederstadtfelder

Grund- und Extraktbuch aus dem Jahre 1791 wird Johann Schmilz der Ältere, als Besitzer dieser Lohmühle »bei der gemeindlichen Mahlmühle« angegeben. Dieser Hinweis deutet darauf hin, daß die Lohmühle nicht allzuweit von der gemeindlichen Mühle entfernt gelegen war. In einer Lageskizze ist der ungefähre Standort der Mühle ersichtlich. Unweit des Kälberbaches, etwa dort, wo das heutige^ Wohnhaus Theodor Weber steht, befand sich das Mühlengebäude. Das Grundstück grenzte bis an den Kälberbach. — Für ergänzende Hinweise und Fundstellen dankt der Verfasser Herrn Helmut Pflüger, Oberstadtfeld.