Landrat Karl-Adolf Orth

Mit Vertrauen zu neuen Impulsen

Kreiskommunales Leben im Spiegel der Legislaturperiode 1979/84

 

»Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern«. Dieser saloppe Ausspruch trifft auf unsere Heimatjahrbücher mit Sicherheit nicht zu. Sie bleiben aktuell als Nachschlagewerk, als kleine Geschichtskunde, aber auch als kreiskommunales Gewissen der gewählten Volksvertreter in den Kreisgremien, in den Verbandsgemeinden, unseren Städten und Ortsgemeinden. Jeder Bürger kann Jahr für Jahr nachlesen, mit welchem Elan und mit welcher Einsatzfreude die Bevölkerung und einzelne Bevölkerungsgruppen daran gehen, unseren Landkreis zu gestalten und Kreisgeschichte möglich zu machen.

Konstruktive Arbeit geleistet

Alle fünf Jahre schließt sich im kreiskommunalen Lebenslauf ein Ring; neue kommunale Parlamente werden gewählt. Es ist gut so, daß alte, bewährte Mitglieder für Kontinuität der Kommunalpolitik sorgen und neue Persönlichkeiten helfen, Verkrustungen zu vermeiden und neue Ideen einzubringen. So möchte ich zunächst den Damen und Herren danken, die viele Jahre konstruktiv in den beiden Fraktionen mitgewirkt haben und die nicht mehr im neuen Kreistag vertreten sind. Ich hoffe aber, daß sie weiterhin mit wachem Interesse unsere Kreispolitik verfolgen und in anderen Gruppen, sei es in den Parteien, den Vereinen, in den Feuerwehren und im sozialen Bereich mitwirken. Wir brauchen ja auch weiter ihre Erfahrungen und ihre Ideen zur Zukunftsgestaltung des Kreises. Die neuen Mitglieder des Kreistages begrüße ich sehr herzlich und ich hoffe, daß wir in fünf Jahren sagen können: Sie haben Ihre Sache gut gemacht.

Fünf ruhelose Jahre

Ich habe das Jahrbuch 1979 des Kreises Daun in die Hand genommen und nachgelesen, was damals an Aufgaben vor uns stand. Was haben wir erreicht, was ist neu dazugekommen?

Als drängende Probleme habe ich 1979 u. a. genannt: die Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, eine noch bessere verkehrsmäßige Anbindung des Kreises an die großen Fernverkehrsstraßen und den Erhalt der Eisenbahnstrecken in unserem Kreis. Verstärkt wollen wir uns dem sozialen Bereich zuwenden, dem Ausbau der Sozialstationen und dem Bau des Altenzentrums in der Kreisstadt Daun.

Selbstkritische Analyse

Wir müssen uns heute beim Wort nehmen. Das Problem der Schaffung und des Erhalts von Arbeitsplätzen belastet uns nach wie vor, wenn wir auch punktuell Erfolge durch Firmenneugründungen und Betriebserweiterungen verzeichnen können. Unsere mittelständischen Betriebe sind von der weltweiten Rezession nicht verschont geblieben. Besonders hart betroffen war jedoch der Raum Obere Kyll durch die Schließung des Maschinenbaubereiches bei der Firma Mannesmann-Demag in Jünkerath. Die Kreisverwaltung und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft haben sich gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung nachdrücklich bemüht, betroffene Arbeitnehmer soweit wie möglich in andere Betriebe zu vermitteln. Zu begrüßen sind die von der Werksleitung ergriffenen Initiativen und Maßnahmen, die eine langfristige Sicherung der Gießerei zum Ziele haben.

Gemeinsame Aufgaben zu lösen

Ausbildungsplätze schaffen!

Es ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben, gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung die Handwerker, die Unternehmer, die Dienstleistungsbetriebe und die freiberuflich Tätigen zu ermuntern, jungen Menschen einen Ausbildungsplatz zu bieten. Den Betrieben sei ein Wort des Dankes gesagt, die uns im Vorjahr bei unserer Aktion »Ich suche einen Ausbildungsplatz« unterstützten und zusätzlich Lehrlinge einstellten. Wir wollen uns ebenso intensiv weiterhin für die starken Entlaßjahrgänge um Ausbildungsmöglichkeiten bemühen. Die Wirtschaft investiert damit in die Gesellschaft von morgen und denkt nicht nur an die Wirtschaftlichkeit von heute.

Wir bieten unserer Jugend eine Berufsschule an, die zu den modernsten im Lande Rheinland-Pfalz zählt. Vor allem der Erweiterungsbau der Berufsbildenden Schule in Gerolstein hat uns einen erheblichen Schritt nach vorne gebracht.

Intensive Wirtschaftsförderung

In der Kreis-Chronik lesen wir ein wichtiges Datum: 2. 4. 1981: Gründung der WFG — Wirtschaftsförderungsgesellschaft Daun/Vulkaneifel. Ihre bewußt weit gefaßte Aufgabenstellung lautet: »Förderung der Wirtschaftsund Sozialstruktur im Landkreis Daun«. Um was geht es?

Der Landkreis Daun hat sich seit Jahrzehnten mit besonderer Intensität der Förderung der Wirtschaftsbetriebe angenommen. Dazu gehören neben Industrie, Handel und Handwerk in unserem landschaftlich bevorzugten Landkreis auch die Fremdenverkehrsbetriebe und -einrichtungen. Eine der Hauptaufgaben dieser Gesellschaft ist es, die Wirtschaft des Kreises zu stärken und ihr in dem möglichen Umfange Hilfen anzubieten. Diese beziehen sich auf die umfassende Beratung vor allem in Förderungsfragen bei Neuansiedlungen, Erweiterungen oder auch, um die bestehenden Arbeitsplätze zu erhalten. Darunter fallen auch Modernisierungen der Betriebe, um den Anschluß an die Konkurrenz nicht zu verlieren und damit betehende Arbeitsplätze zu sichern.

Wir können und werden die wirtschaftlichen Probleme meistern, wenn Unternehmer, Landkreis und WFG gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten und die Rahmendaten sich nicht verschlechtern. Beide Partner müssen den Mut haben, auch Neuland zu erschließen, sei es im technologischen Bereich oder auch auf dem Fremdenverkehrssektor.

Reststrecke A 1 bauen!

Der Punkt »bessere verkehrsmäßige Anbindung des Kreises Daun an die großen Fernverkehrsstraßen« heißt auf gut Kreis-Dauner-Deutsch baldiger Bau der Autobahn A 1 von Mehren nach Tondorf. Hier ist im letzten Jahr Bewegung in die Sache gekommen und wir stehen mit dem Verkehrsministerium, der Landesstraßenverwaltung und mit den betroffenen Ortsgemeinden in ständigen Verhandlungen. Für die Wirtschaft des Kreises und damit das Arbeitsplatzangebot ist es von entscheidender Bedeutung, daß den vielen Jahren der Gespräche und Planungen baldmöglichst die Realisierung folgt.

Leere Züge auf Nebenstrecken

Sorge macht uns der Rückzug der Bundesbahn aus unserem Kreisgebiet. Wir sind dem Bundesverkehrsminister Dr. Dollinger sehr dankbar für die Zusage, die Strecke Köln - Trier zu erhalten. Leider konnten wir aber nicht den vollen Erhalt der Nebenstrecken erreichen. Unsere ganze Aufmerksamkeit richtet sich nunmehr darauf, daß unserer Bevölkerung ein vollwertiger Ersatz mit Bussen geboten wird. Es muß aber auch einmal darauf hingewiesen werden, daß nicht nur die Bundesbahn, sondern auch die Bevölkerung mitverantwortlich für die Schließung der Eisenbahnstrecken ist. Denn wenn ein Zug leer oder nur mit zwei Personen besetzt durch die Lande fährt, steht das Argument der Wichtigkeit dieser Strecke auf schwachen Füßen.

Landrat Karl-Adolf Orth mit dem neuen Kreistag.         Foto: Helmut Klassmann

Die Müllprobleme gelöst

Unruhe entstand in einzelnen Orten, die die neue Mülldeponie für den Landkreis Daun schon in ihrer unmittelbaren Nähe sahen. Am 1.6.1983 befaßte sich der Kreistag mit dem Standort für die neue Mülldeponie, nachdem vorauszusehen war, daß Dohm-Lammersdorf in absehbarer Zeit keinen Müll mehr aufnehmen kann. Am 11.7. 1983 war die Verhandlung mit dem Landkreis Euskirchen abgeschlossen, unseren Müll in Mechernich in einer großen Mülldeponie abzulagern und am 7. 11. 1983 konnte bereits der Zustimmungsvertrag mit dem Landkreis Euskirchen vorgelegt werden und das Planfeststellungsverfahren für die Umladestation in Walsdorf eingeleitet werden. Es ist ein Glücksfall für den Landkreis Daun und seine Bewohner, daß im Nachbarkreis Euskirchen sich diese Mülldeponie angeboten hat. Ich bin erfreut darüber, daß die Bevölkerung sowohl die Umstellung auf die großen Müllbehälter als auch die Entscheidung, die Zentrale Mülldeponie des Kreises Euskirchen in Mechernich zu benutzen, angenommen hat.

Jeder muß die Natur schützen

Das Wort »Waldsterben« war zu Beginn der Legislaturperiode 1979 noch nicht in aller Munde. Wahrscheinlich haben wir alle dieses Problem damals noch nicht so ernst genommen. Wir hatten genug Wald. Heute ist »Waldsterben« nicht nur in aller Munde, sondern sogar die französische Sprache hat dieses deutsche Wort als Fremdwort in ihre Sprache aufgenommen. Es soll uns aber nicht beruhigen, daß andere Länder und Landstriche noch stärker betroffen sind als wir. Der Kreistag und alle Verantwortlichen haben die Gefahr erkannt, und in seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl hat der Kreistag einstimmig eine Resolution zum Schütze unserer Umwelt gefaßt. Diese Resolution allein bewirkt aber noch nichts. Die Industrie ist aufgerufen, die Luftschadstoffe zu verringern. Sehr viel kann aber jeder einzelne dazu tun: der Autofahrer, der Energieverbraucher im privaten Haushalt, der Spaziergänger im Wald, der ihn schonend behandeln möge. Mit einem gesunden Wald erhalten wir uns auch eine gesunde Luft, sauberes Wasser, die wir umso mehr schätzen, je mehr sie bedroht sind.

Seniorenheim vollendet

Als ich 1979 mein Grußwort zum Heimatjahrbuch schrieb, war noch dort grüne Wiese, wo heute in das Stadtbild von Daun eingebunden, das schöne Altersheim steht. 1978 habe ich die ersten Gespräche in Mainz geführt, ohne eine Ahnung zu haben, wo in Daun das Heim vom Orden der Katharinenschwestern für unsere alten und pflegebedürftigen Mitbewohner gebaut werden sollte. Weitere wichtige Daten auf dem Weg zum Bau sind: 18. 9.1980 die Grundsteinlegung, 4. 12. 1981 Richtfest, 11.6. 1983 Einweihung und gerade zum Schluß der Legislaturperiode, am 18. 5. 1984, wurden Hauskapelle und Glockenturm mit dem Glockenspiel eingeweiht. Wer heute von Rengen, oder von Dockweiler her kommend, in die Kreisstadt Daun einfährt, hält inne und fragt, was das für ein schloßartiges, schönes Gebäude sei, was da vor ihm liegt. Mancher Landkreis ist sogar etwas neidisch auf uns. Und wer Glück hat, den begrüßt am Morgen, zur Mittags- oder Abendzeit ein Glockenspiel, das in der Hektik des Straßenalltags zum Hören und Besinnen einlädt. Mancher Einwohner der Stadt Daun wartet schon jetzt auf den musikalischen Gruß und singt mit, sei es das »Ännchen von Tharau« oder auch »Die Gedanken sind frei«.

Heimatverbundenheit gestärkt

Ein erfreuliches Zeichen in den finanziell schwierigen Jahren ist das Wachsen des Gespürs für unser Brauchtum und die Erhaltung wertvoller Bausubstanz. Wir haben nicht nur Kirchen unter Schutz gestellt, sondern auch alte Bürgerhäuser. Als Einzelmaßnahme darf ich auch die Sanierung der Burgruine Jünkerath-Glaadt erwähnen, die von der Bevölkerung des Nordkreises mit großer Sympathie aufgenommen und vom Landkreis Daun unterstützt wird.

Die Besuche des Herrn Ministerpräsidenten Dr. Vogel und des 1984 aus seinem Amt ausgeschiedenen Bundespräsidenten Dr. Carstens im Landkreis Daun waren Höhepunkte im Alltagsleben unseres Kreises. Wir haben das erste Kreisfest 1981 gefeiert. Kreismusikfeste, Kreis-Chorfeste waren weitere kulturelle Höhepunkte. Unsere Dörfer sind schöner geworden und das Dorfbewußtsein der Bevölkerung ist gewachsen. Manches Dorfgemeinschaftshaus wurde eingeweiht, andere sind im Bau oder in der Planung.

Das Dorferneuerungsprogramm wird auch in den nächsten Jahren fester Bestandteil unserer Arbeit sein. Wir werden die noch nicht zu Ende geführten Aufgaben zielstrebig zu einem guten Ende führen und werden aufgeschlossen für das Neue, unsere Tradition zu wahren wissen und darauf aufbauen.

Den Bürgersinn bewahren!

Inzwischen ist der neue Kreistag gewählt und die konstituierende Sitzung hat am 11. Juli stattgefunden. Auch die Ausschüsse sind gewählt und können mit ihrer Arbeit beginnen. Ich freue mich aber auch darauf, möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern im Laufe der nächsten Jahre bei Gesprächen über einzelne Probleme, aber auch bei Veranstaltungen des Sports, bei Spiel und Feier zu begegnen, denn das alles gehört auch zum Leben. Ich könnte mich mit Ihnen noch über vieles unterhalten. Sehen sie es bitte nach, wenn Sie das ein oder andere für Sie wichtig erscheinende Thema vermissen. Ich verlasse mich für die nächsten fünf Jahre nicht nur auf die Mitglieder des Kreistages, sondern auf jede einzelne Kreisbürgerin und auf jeden einzelnen Kreisbürger und ich gebe mir größte Mühe, daß Sie sich auch auf mich verlassen können.