Als Kölner in der Eifel

Streiflichter dörflichen Lebens aus den 60er Jahren

 

Hans Wilden, Oberehe

 

»Wat doot Ihr eigentlich ze Kölle?« So wurde ich gefragt, als ich zum ersten Mal den Frühschoppen des Eifeldorfs besuchte, in dem wir eine Wochenend-Wohnung bezogen hatten.

Fragestellung und Betonung lieferten die Antwort gleich mit: »Ihr doot secher net vill«. So war nun mal die Grundeinstellung der Einheimischen - die man damals noch Bauern nannte - zu den Städtern oder Zugereisten.

Noch deutlicher das Folgende:

Wir wohnten zunächst in einem sehr alten Haus (18. Jahrhundert), das zur Burg des Ortes gehört hatte. Hier lebten einst die Jäger des Burgherrn. Später wohnte hier zeitweise der Pfarrer, danach waren es Förster und nun wir. Dazu machte unser alter Nachbar zur Linken die zusammenfassende Bemerkung: »In dam Huus hätt noch nie einer gewunnt, da gearbeitet hätt.« Womit dann alle aufgeführten Berufe - ich eingeschlossen - gekennzeichnet waren. Dem gleichen Nachbarn halfen unsere Söhne auf dem Feld, vor allem beim Traktorfahren. Er sah nicht mehr gut und es reichte kaum noch zum landwirtschaftlichen Fahren. Über unseren Ältesten sagte er eines Tages: »Euere Jung es en echt Helf, da weeß immer genau wo hän anpacke moß.« Wir waren etwas überrascht, weil wir meinten, unser Sohn habe zwei linke Hände. Aber wer kennt schon seine Kinder!? Meine vorsichtige Anmerkung, daß wir ihn bisher für körperliche Arbeit unbegabt gehalten hätten, wurde lapidar abgeschmettert: »Ihr hätt jo och nix ze arbeide.«

Damals war auch das Gras — gesprochen Schras - noch eine Kostbarkeit. Als unsere Söhne mit anderen Jungen aus dem Dorf hinter unserem Haus Fußball spielten, geriet der Ball unvermeidlich auf angrenzende Wiesen. Kommentar von links: »Dat schöne Schras, wenn dat da Ühm süht«; Kommentar von rechts: »Ich sinn jo jän Foßball, äwer dat Schras hätt grad su schün anjesetzt.«

Heute muß man schon gute Worte und Geld dazu geben, um diese Wiesen gemäht zu bekommen.

Aus diesem Kicken hinterm Haus, wurden Wettspiele mit Nachbarorten und dann eine Art Jugend-Fußball-Klub. Nach kurzem Bestehen gab es die vereinsüblichen Querelen. Dann kam der Gründer des Klubs zu mir und sagte man habe mich zum Vorsitzenden gewählt (in Abwesenheit). Wahrscheinlich weil ich mich am Spielfeldrand immer so schön aufregte. Als dann die C-Jugend spielte - meist Sonntag vormittag zur Frühschoppenzeit - und ich immer der einzige erwachsene Begleiter war, kam mir der Verdacht, daß man mich nur gewählt hatte, damit die anderen in Ruhe Sibbe-Schröm spielen konnten.

Zum Schluß noch etwas - fast - Politisches. Wir nahmen nach einem Dutzend Jahren unseren Eifelort zum ersten Wohnsitz und so kam die erste geheime Wahl. Als wir kurze Zeit später mit einem der Gemeinderäte beim Bier saßen, zwinkerte er und sagte: »Ich weiß wat Dou gewählt haß.« Von Ferne zwinkerte das Grundgesetz, vielleicht lächelte es auch.

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