Nachtrag zu »Jodokus«

Auszug aus: P. Hermann Fischer: Missionsbrüder, Steyl, 1938

 

Zu dem Aufsatz von Alois Mayer, Daun, über »Jodokus« im Heimatjahrbuch 1984 erreichte die Redaktion eine Zuschrift aus Papua/Neuguinea, in der weitere Einzelheiten über Bruder Wendelin mitgeteilt werden.

»Es war nicht leicht für Bruder Wendelin, Josef Meyer aus Duppach, in Amerika Fuß zu fassen, zumal er die Sprache zuerst nur mangelhaft beherrschte. Doch mit starkem Opferwillen setzte er sich durch, mochte er auch oft kaum Obdach und Lebensunterhalt finden. Allmählich gewann er Freunde und Förderer ... Br. Wendelin war die Seele in der Propagandaabteilung; seine Person war der Inbegriff der neuen Gründung in Techny. Seine gute Bildung, dazu eine eigene Gabe mit Leuten zu verkehren, ein heiteres und mutiges Wesen machten ihn beliebt, und er konnte dem Werke viele Freunde erwerben.

Für sich war er ganz anspruchslos, liebte die Armut, wenn er auch peinliche Sauberkeit hielt und pflegte eine gediegene Frömmigkeit. Er war Poet und Sänger, Musiker und Künstler. Zahlreiche Gedichte sandte er unter dem Namen Jodokus in die Welt hinaus, meist humoristische, von denen er manche selbst illustrierte, auch religiöse, die als Gebetszettel Verbreitung fanden ... Er spielte gut Geige und Klavier. Lange Jahre war er Organist und Choral-Sänger in Techny und wenn er fehlte, ging's nicht gut.

Einer seiner Mitbrüder, der fast 40 Jahre mit ihm zusammenlebte, schrieb bei seinem Tode: »Ich habe mir immer gedacht, der Grundsatz unseres Br. Wendelin sei, viel Sonnenschein zu verbreiten und immer ein Beispiel zu geben. Sein heiteres, hilfsbereites Wesen hat viele froh gemacht, und gar manchen Trauernden hat er mit neuem Mut und Gottvertrauen gestärkt. In den letzten Jahren befiel ihn ein Lungenleiden. Er wollte trotz seiner bald 70 Jahre noch so gerne arbeiten und hoffte auf Genesung. . . Als er von seinen Mitbrüdern Abschied nahm, griff er nochmals zur Geige und spielte: Das Wandern ist des Wendels Lust. . . Es war sein letztes Liedchen auf der Geige. Das Übel war schon so weit fortgeschritten, daß keine Heilung mehr möglich war. Ein Franziskanerpater stand ihm im Sterben bei. Eines der letzten Worte des Br. Wendelin war: »Ach wie ist das Leben kurz; es ist ja nur eine Vorbereitung auf den Tod.«