Im Garten macht Erfahrung klug

Opas Hand-Arbeit trägt die saftigsten Früchte

Brigitte Müller, Rockeskyll

 

Pa trägt eine alte graue Arbeitsjacke, die vom vielen Waschen fast farblos ist und die Ma am liebsten schon längst in die Kleidersammlung gegeben hätte. Aber nein, Pa braucht diese Kluft; er liebt es, darin zu arbeiten. Und schaffen kann er gut; es ist wunderbar ihm zuzusehen. Diesmal sollen Erdbeeren gepflanzt werden, Ableger vom Vorjahr. »Da schau her, die Britta. Joh mei, so geht das net! Gib mir halt die Pflanzen her, ich helfe Dir.«

 Wenn ich so etwas mache, nehme ich mir ein extra hierfür gekauftes Pflanzen-Setzgerät, drücke damit ein Loch in die Erde, packe meinen Setzling hinein, den Boden wieder zu, Wasser dabei und fertig. Punkt, ab, aus! Nicht so unser Pa. Erst wird der Boden vorbereitet, ja genauestens auf Unkrautwurzeln abgesucht, sorgfältig durchgeharkt, und mit dem Rechen glattgezogen. Fertig? »Nein, nein. Da liegen noch ein paar Steine, die werfe ich noch in den Eimer, sonst müßt Ihr Euch nächstes Jahr erneut darüber ärgern.« Spricht's und sammelt ohne Hetze Steine und Steinchen auf, seinem vom Alter gebeugten Rücken scheint das garnichts auszumachen.

»Nun brauche ich die Pflänzchen. Paß auf, daß Du sie mit den Erdballen umfaßt, sonst reißt's die Wurzeln ab. Mit solchen Ablegern muß man sorgfältig umgehen. Schau her, so mußt Du das machen. Host' mi?« Er kniet sich auf den Boden. Vorsichtig, ja fast liebevoll-behutsam legt er seine Hände von beiden Seiten um den Setzling, prüft die Beschaffenheit des Erdballens und wässert ihn in einem Eimer solange, bis keine Wasserblasen mehr aufsteigen. Dann nimmt er ihn heraus und setzt ihn mit der Linken in das vorher gegrabene Loch, während er mit der Rechten Boden herbeiholt, erst sehr feine weiche Erde, dann oben drauf die etwas derberen Brocken. Jetzt drückt er das Pflänzchen fest, behutsam, damit es keinen Schaden leidet und gießt ein klein wenig Wasser dazu. Langsam steht er auf, tritt einen halben Meter zurück und begutachtet sein Werk. »Schau Britta«, sagt er, »wenn man Pflanzen so behandelt, wenn man gut zu ihnen ist und ihnen eine rechte Pflege zukommen läßt, braucht man im nächsten Jahr über ein schlechte Ernte nicht zu klagen. Diese Erdbeeren stehen gut, die wachsen! Du wirst es sehen! Das werden solche Dinger, glaub' es mir!«

Opas Gesicht strahlt vor Begeisterung, während er mir mit den Fingern die Größe der Beeren beschreibt.

. . . und wieder einmal genießen wir diese phantastischen, saftigen, roten »Dinger«. Opa hat Recht behalten, die Arbeit seiner Hände trägt reiche Früchte!

 

AN EINEN DEN ICH MAG

Du bist für mich

eine Blume,

die ich betrachten möchte

ganz nah

Eine Blume,

an deren Duft ich mich

zuweilen

auch berauschen möchte.

Doch ich will dich

nicht brechen,

nicht in eine Vase stellen,

denn du wächst

nicht in meinem Garten.

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