Brücken über die Kreisgrenze

Partnerland Ruanda näher gerückt

Rheinland-Pfalz gibt Beispiel zur Hilfe für Dritte Welt

Helmut Klassmann, Daun

 

Wer sich dem Thema »Ruanda« zuwendet, muß fragen: Was bedeutet eigentlich Partnerschaft mit einem Land der Dritten Welt? Gewiß steht für viele das Kennenlernen des Landes, seiner Kultur und der Lebensgewohnheiten der Bevölkerung im Vordergrund. Partnerschaft mit einem Entwicklungsland bedeutet aber mehr. Um Freundschaft zu entwickeln, muß auf die Probleme, Sorgen und Nöte der Menschen eingegangen werden, die unter ganz anderen Bedingungen leben als wir. Partnerschaft zwischen einem Industrieland und einem Land der Dritten Welt soll Hilfe zur Selbsthilfe sein.

Anläßlich der Unterzeichnung der Begründung der Partnerschaft sagte Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel: »Mit der Partnerschaft können wir etwas Wichtiges und Unentbehrliches leisten. Wir können Entwicklungshilfe vermenschlichen, personalisieren. Wir können über technische und administrative Beziehungen hinaus persönliche Beziehungen scharfen und damit manches leisten, was im großen Rahmen der offiziellen Hilfe nicht möglich ist. Wir in Rheinland-Pfalz können dabei besser verstehen lernen, vor welchen Aufgaben und Problemen ein Staat der Dritten Welt steht. Und ich hoffe, daß wir bei der Lösung dieser Probleme unseren Freunden in Ruanda ein wenig hilfreich und nützlich sein können.«

1982 hat Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland eine Partnerschaft mit dem zentralafrikanischen Land Ruanda abgeschlossen. Ruanda, eines der ärmsten Länder der Welt, ist ein Binnenland mit einer Fläche von 26 400 qkm und einer Einwohnerzahl von 5,1 Millionen Menschen (Vergleich mit Rheinland-Pfalz: 20 000 qkm und 3,6 Millionen Einwohner), umgeben von Zaire, Uganda, Tansania und Burundi. Die Entfernung zum wichtigsten Seehafen Mombasa (Kenia) beträgt fast 2 000 km. So dauert ein Gütertransport mit dem Lkw an die Küste ca. 10 bis 12 Tage. Die größten Probleme hat das landwirtschaftlich strukturierte Land mit der hohen Zuwachsrate der Bevölkerung. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird sie sich fast verdoppeln und die Ernährungslage weiter verschlechtern.

Die Partnerschaft mit der Republik Ruanda soll in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe sein. Wandtafeln für Schulen, Nähmaschinen, Neubau einer Grundschule, Errichtung eines Gesundheitszentrums und Hilfe beim Bau von Trinkwasserbrunnen sind einige Beispiele von bisher geförderten Projekten.

Das von der Fläche her mit Rheinland-Pfalz vergleichbare Land im Herzen Afrikas bietet wegen seiner Überschaubarkeit gute Voraussetzungen für die Hilfe bei konkreten Projekten. Der Erfolg einzelner Hilfsmaßnahmen läßt sich gut und wirklichkeitsnah darstellen. Die 1982 begonnene Partnerschaft hat sich schnell entwickelt. Viele Landkreise, Gemeinden, Städte, Vereine, Schulen, Jugendgruppen und sonstige Organisationen beteiligen sich aktiv an unterschiedlichen Maßnahmen. Darüber hinaus wurden Partnerschaften zwischen rheinlandpfälzischen Landkreisen und Gemeinden mit ruandischen Gemeinden geschlossen.

Der dezentralisierte Verwaltungsaufbau in Ruanda bietet die Möglichkeit, auch auf der Gemeindeebene zwischen beiden Ländern Freundschaft zu schließen. Kommunale Partnerschaften können kleine Projekte, die unmittelbar der Bevölkerung zugute kommen, schnell und ohne großen Verwaltungsaufwand verwirklichen. Sie wecken auf beiden Seiten ein größeres Bewußtsein für die Ziele der Partnerschaft und helfen, die wachsenden Spannungen zwischen Nord und Süd zu verringern.

Unser Schnappschuß zeigt rechts einen Blick in die Ausstellung »Ruanda« in der Eingangshalle des Landratsamtes. Links Landrat Karl-Adolf Orth und Dr. Karl Heinz Weichen von der Landesbildstelle Rheinland-Pfalz bei der Eröffnung der Ausstellung. Foto: Heinz-Peter Hoffmann

In der Eingangshalle der Kreisverwaltung Daun wurde in der Zeit vom 19. 6. bis 10. 7. die Wanderausstellung »Partnerland Ruanda« gezeigt. Die eindrucksvolle Dokumentation der Landesbildstelle informierte viele Besucher. Verbunden mit dieser Ausstellung war ein Basar, dessen Verkaufserlös und Spenden von zusammen 2 000.- DM dem Ruanda-Komitee Trier zur Verfügung gestellt werden konnten. Im Landkreis Daun laufen auch Bestrebungen, einen eigenständigen »Freundeskreis Ruanda« zu gründen.

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