Das Siechenhaus am Mäuseberg

Jakob Schmilz, Daun

 

Aussatz — schon aus biblischer Zeit kennen wir diese Krankheit. Menschen, die von dieser Krankheit befallen waren, wurden von Mitmenschen isoliert und mußten sich, wenn Gesunde in ihre Nähe kamen, durch Rufen bemerkbar machen.

Auch heute kennen wir noch, daß Menschen, die z.B. unter einer ansteckenden Krankheit leiden, unter Quarantäne gestellt werden; d.h., sie können mit anderen Menschen nicht mehr in Berührung kommen.

Im 15. und 16. Jh. waren auch in der Eifel Menschen von einer pestartigen, ansteckenden Krankheit befallen. Es fielen dieser Krankheit ganze Dörfer zum Opfer, so z.B. Weinfeld bei Schalkenmehren und Hillscheid bei Salm. Auch in jener Zeit versuchte man, die von der Krankheit befallenen Menschen abzusondern. Am Südhang des Mäuseberges auf der Gemarkung Tommerscheid stand ein solches Haus.

Bei Umlegungsarbeiten in der Gemeinde Schalkenmehren im Jahre 1912 wechselten viele Grundstücke den Besitzer. Ein Landwirt hob während des Ersten Weltkrieges auf einem der seiner so neu erworbenen Felder eine Miete aus, um Kartoffeln zu verstecken und sie so der Beschlagnahme zu entziehen. Beim Graben stieß er auf Platten aus Naturstein, die sauber verlegt waren. Er konnte sich keinen Reim darauf machen und befragte den vorherigen Besitzer. Dieser konnte keine Auskunft geben, berichtete aber, er wisse von den Platten und habe selbst welche in seiner Küche verlegt.

Ein Verwandter des neuen Besitzers arbeitete beim Bauamt Trier. Ergebnis von dessen Recherchen war, daß an besagter Stelle ein Siechenhaus gestanden habe, erbaut zum Zwecke der Unterbringung von mit einer ansteckenden Krankheit befallenen Menschen. Es ließ sich nicht mehr genau feststellen, wann das Haus dort gestanden hat. Auf jeden Fall habe das Haus so weit im Tal gestanden, daß die Kranken ausreichend mit Quellwasser versorgt waren.

Alte Schalkenmehrener Bürger konnten sich noch erinnern, daß ca. 200 m oberhalb der Stelle (in Richtung Schalkenmehren), wo das Haus gestanden haben soll, ein schwerer Stein gelegen hatte, der jedoch nach dem Ersten Weltkrieg gesprengt wurde. In diesen Stein war oben eine Mulde gemeißelt. Vermutlich stellten dort die Angehörigen der Kranken das Essen ab, welches abgeholt wurde, sobald diese wieder verschwunden waren. Dieser Stein lag so, daß er von dem Standort des Siechenhauses gut zu sehen war.