Freude an bildender Kunst

Begegnung mit zwei Eifeler Künstlerinnen in Trier

Nico Sastges, Daun

 

Das Kurfürstliche Palais in Trier, obwohl Sitz der Bezirksregierung, ist kein prosaisches Haus. Erbaut als Residenz der Kurfürsten, haben bedeutende Architekten, Bildhauer, Stukkateure und Maler an Fassaden und Treppen, im Innenhof und in den Sälen der Kunst glanzvoll Reverenz erwiesen. Da ist die Nüchternheit einer Verwaltungszentrale in die Büroräume verwiesen. Das Palais bietet Repräsentation. Neben der monumentalen Basilika erweist sich die Residenz als ein Juwel der 2.000-jährigen Moselmetropole.

Diese kunstumwobene Kulisse nutzte der in Daun beheimatete Regierungspräsident Julius Saxler in den siebziger Jahren als Odeum für gehaltvolle Konzerte des Großen Orchesters des Südwestfunks. Damit wurde das Tor zur Begegnung von Menschen mit der Kunst in einem ansonsten gitterverschlossenen Verwaltungshaus aufgestoßen. Der nachfolgende Regierungspräsident Gerhard Schwetje belebte die »Begegnung von Menschen zur Freude an bildender Kunst« mit Ausstellungen heimischer Künstler. Die dritte Ausstellung im Mai 1985 machte mit zwei Künstlerinnen aus dem Kreise Daun vertraut: mit Christel Schneider (Daun) und Christine Henn (Hillesheim).

»Die Präsentation von Künstlern aus den Landkreisen soll«, so betonte Präsident Schwetje, »zum Kulturaustausch innerhalb des Regierungsbezirks beitragen und diesen fördern«. Bei der erfreulichen Zunahme des kulturellen Engagements in breiten Bevölkerungskreisen müßten auch Staat und Verwaltungen einen Beitrag dazu leisten, daß die Vielfalt künstlerischer Subjektivitäten angemessen und deutlich zum Vorschein kommen könne.

Dem fügte der Direktor der Katholischen Akademie, Dr. Jürgen Wichmann, zur Einführung in die Ausstellung Lebenslauf und Wirken der beiden Künstlerinnen hinzu und ließ die augenfälligen Gegensätzlichkeiten in deren Werken aufleuchten. Doch er fand Gemeinsamkeiten und Verbindendes in den Arbeiten und begründete dies in den weiblichen Seh- und Empfindungsweisen.

Christel Schneider, der als Eifelmalerin von der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen 1984 der Kaiser-Lothar-Preis der Stadt Prüm verliehen wurde, verdeutlichte mit 25 Aquarellen die landschafts-verbundene Palette ihres Schaffens. Sie läßt in zarten Farben die heimatliche Landschaft freundlich aufleuchten oder taucht sie ins fahle Licht eines gewitterverhangenen Himmels, rückt bewußt die Schönheit der einfachen Dinge in den Dialog mit dem Betrachter. In den Heimat-Jahrbüchern des Kreises Daun 1981 (S. 118/119 und 1985 (S. 143) sind der Dauner Malerin besondere Beiträge gewidmet.

Mit 22 teils großformatigen Ölbildern und Acryl-Zeichnungen dokumentierte die junge Christine Henn ihre künstlerische Empfindsamkeit, Gegenständliches in Natur und Leben der Phantasie anzuvertrauen. Ihr Kunststil verlangt behutsames Rückversetzen in kindliche Traumwelt, um emotionale Aussagen der Bilder zu erfassen. Nach vielerlei Studien in europäischen Ländern arbeitet Christine Henn in ihren Ateliers in Hillesheim und London. Ihr Lebenslauf ist in einem Porträt im Heimat-Jahrbuch des Kreises Daun 1983 (S. 122/123) beschrieben.

Daß die Ausstellung im Kurfürstlichen Palais in Trier die Erwartungen bezüglich der Besucherzahl bei weitem übertraf, spricht für beide Künstlerinnen und auch für den vom Regierungspräsidenten angesprochenen integrierenden Wert von Brücken über die Kreisgrenzen.

Aquarell »Schlehen blühen.« aus der Trierer Ausstellung von Christel Schneider,

»Geheimnisvolle Pforte — von Christine Henn — ist kein Abbild einer bestimmten, an versteckter Stelle entdeckter Tür, es ist eine zum Bild gewordene Erinnerung an Wesentliches. Ein Tor, das alt, verwittert und überwachsen den Betrachter vom Garten trennt und nur durch die kleine Öffnung etwas vom Zauber des Blühenden und Wachsenden dahinter ahnen läßt.