Von alten Eifeler Originalen

Aussprüche, die in Stadt und Dorf weiterleben

Elisabeth Münch, Daun

 

Sie sind alle längst dahingegangen, die alten Originale. Aber manche ihrer Aussprüche leben noch heute weiter, und diese sind oft so treffend, daß es schade wäre, wenn sie vergessen würden.

Im Ortsteil Gemünden lebte der alte Ritter Ürs-feld mit seinen beiden Schwestern Ammi und Treinchen; alle drei waren ziemlich schwerhörig. Eines Tages wurde Ammi von einem Nachbarn gefragt, wie alt sie eigentliche wäre. Darauf Ammi: »Dat jeht Dech joarneijst on. Mr fräächt keen Dam' noa hirrem Alter«. Und nach einer kleinen Weile: »Äwer wenn De et jenau wesse wellst, ech sejn fünfunsiebzig«. Darauf der Nachbar: Wat, esu alt bost Dou? Daan sollste Dech schoamen, datste iwwerhoopt noch doa bost«.

Die Eifeler waren von jeher nicht mit Glücksgütern gesegnet, und da soll es gelegentlich einmal vorgekommen sein, daß der eine oder andere Mein und Dein verwechselte. So vermißte eines Tages ein Mann seine Säge, und er glaubte, daß die Säge in der Nachbarschaft einen neuen »Herrn« gefunden hätte. Aber dieser beschwor hoch und heilig, daß die Säge schon immer sein Eigentum gewesen sei. Auch als es zur Verhandlung beim Gericht kam, blieb der Verdächtige bei seiner Behauptung. Darauf machte der Richter ihm die Auflage, einen glaubwürdigen Zeugen, eventuell einen Nachbarn, zu benennen, der bestimmt auch das Eigentum seines Nachbarn wiedererkennen würde. Nun wurde ihm doch etwas ungemütlich; er kratzte sich am Kopf und meinte: »En glaubwürdigen Zeugen, Herr Richter? Ja oußer dem heiligen Donatus un der Kabell weßt ech um janzen Dorf keenen«.

Das Hotel Hommes war von altersher dafür bekannt, daß es sein Personal immer jahrelang beschäftigt hatte, so u. a. auch seinen Knecht Josef Otten aus Tettscheid. Jusepp war das Muster des alten getreuen Knechts. Er starb später im hohen Alter in seinem Heimatort Tettscheid. In früheren Jahren kamen die Gäste des Hotels nicht wie heutzutage mit dem Auto an, sondern mit der Bahn. Jusepp holte die Gäste dann mit dem Fuhrwerk am Bahnhof ab. Gezogen wurde das Fuhrwerk von einem Schimmel. Jusepp und sein Schimmel waren ein Begriff. Jusepp sprach auch mit seinem Schimmel, und der verstand den Jusepp auch. Eines Tages zog der Schimmel nicht richtig, vielleicht hatte er keine rechte Lust zum Ziehen. Da sagte der Jusepp zu ihm: »Nou je, Schimmel, zeech. Wennste net wellst zeejen, daan hättste sollen fir Pastur studeeren, daan brauchste net zu zeejen«.

Manchem alten Dauner ist auch Christjes Kloas und seine Frau Lien (Magdalena) noch ein Begriff. Kloas erzählte sehr gerne von seinen Erlebnissen beim Militär, und besonders von der Schlacht bei Gravelotte im siebziger Krieg. (Dabei war Kloas aber gar nicht Soldat, und seine Teilnahme an der Schlacht bei Gravelotte existierte nur in seiner Phantasie). So erzählte er, eines Tages sei der Kaiser Wilhelm da last (vorbei)-gekommen, der auch von Kloas' »Heldentaten« gehört hatte. Als Kloas seinen Bericht beendet hatte, zog der Kaiser eine Zigarre aus seiner Tasche, reichte sie dem Kloas mit den Worten: »Klaas, das habst Du gut gemacht, hier habst Du auch eine Zigarr«. (Hier sprach Kloas kein Platt, sondern Hochdeutsch »mit Streifen«).

Als das getreue Eheweib des Kloas, die Lien, zum Sterben kam, kam der Pastor, um ihr die Sterbesakramente zu bringen. Dann unterhielt er sich noch ein wenig mit ihr und erzählte ihr, daß sie es nun, wenn sie tot sei, im Himmel viel besser habe als hier auf dieser Erde. Darauf antwortete Lien: »Joa, Herr Pastur, wat Irr mr eloa verzellt, dat oss joa alles janz schien un joot. Äwwer, ehrlich jesoat, leewer bliew ech hej. Hej weeß ech, wat ech hoan«.

Da wo später der Schmied Neis seine Schmiedewerkstatt hatte, war früher die Wirtschaft Schommers. Sie gehörte drei ledigen Geschwistern Schommers, Luisjen, Treinchen und ihrem Bruder Rafael, im Ort als Schummischs Rafel bekannt. Eines Tages starb Treinchen. Ihr Sarg wurde von einigen jungen Männern getragen, die in der Wirtschaft Schommers Stammgäste waren, nach dem Sterbeamt unterhielten sie sich auf dem Kirchplatz noch einige Minuten und warteten auf Luisjen, die so ziemlich als letzte aus der Kirche kam. Darauf luden die jungen Männer Luisjen noch zu einem Glas Bier ein. Luisjen aber war der Meinung, sie könne doch jetzt nicht mitgehen, wo gerade ihre Schwester Treinchen beerdigt worden sei. Mit dieser Absage waren aber die jungen Burschen nicht einverstanden, und mit den Worten: »Luisjen, jeckiges Fraumensch, maach keen Dinger un jank mot oos« nahmen sie Luisjen in ihre Mitte, worauf sie meinte: »Nun ja, man kann ja auch nicht ewig trauern« und es soll dann hinterher gar nicht mehr so ernst und traurig zugegangen sein.

Im Jahre 1885 kam als neuer Landrat der Graf Brühl nach Daun. Eines Tages sprach der alte Herr Pick aus Boverath in irgendeiner Angelegenheit bei dem Herrn Landrat vor, der zusagte, sich der Sache annehmen zu wollen. Herr Pick bedankte sich hocherfreut, verneigte sich tief mit den Worten: »Gestatten Herr Graf, daß ich mich rückwärts der Entfernung preisgebe«. Und er gab sich sogleich rückwärts der Entfernung preis und war stolz, daß er sich so »gebildet« verabschiedet hatte. Daß es bei späteren Landräten ähnlich vornehm zugegangen ist, ist nicht überliefert, allerdings waren das ja auch keine Grafen.

Der alte Herr E. aus G. war ein ziemlicher Haustyrann und nicht immer der netteste Ehemann. Eines Tages hing der Haussegen mal wieder schief und der alte E. hockte, von seiner Frau allein gelassen, allein in der Stuff«. Da kam eines seiner Kinder herein fragte: »Vatter, wo os de Motter«? Antwort: »Ech weeß et net. Se hoat jesoat, se jing op de Spicher un wollt sech ophänken. Ech weeß net, ob se sech opjehangen hätt. Kuck ees noa. Hätt se sech opjehangen daan war et joöd. Hätt se sech net opjehangen, daan soll se jefälligts en Kort Holz mot'eraaf brengen«.