Zum Erntedankfest geschrieben
Erinnerungen an die gute alte Zeit
Hildegard Willems, Gillenfeld
Denkt man heut', ihr lieben Leut', / an die gute alte Zeit / was hatten die Bauern viel zu tun, / doch auch viel Zeit um auszuruhn.
Zwei Kühe und ein alter Pflug / zogen im Frühjahr Furchen genug, / um Kartoffel und Rüben einzupflanzen. / Da sah man fleißige Hände tanzen.
War endlich dann das Feld bestellt / wurd' abends sich zusammengesellt. / Man brauchte kein Fernsehn, kein Heizöl, kein Strom / und schlief zufrieden auf einem Sack mit Stroh.
Diese Gemütlichkeit und zufriedene Mienen / ersetzen heut Technik und moderne Maschinen. / Wie war sie doch schön die alte Zeit, / denkt mal nach ihr lieben Leut...
Bevor man dann die Saat gesät / wurd 'gepflügt und die Schollen geäscht (geeggt). / Der Bauer trug Leinensack und Bütte / vor dem Bauch - so in der Mitte / und streute mit der Hand in weitem Bogen / die Körner aus wie Wellenwogen. / Das flüssige Körnchen gabs abends Zuhaus / man ruhte sich gemütlich am Ofen aus. / Körperlich war man abgeschafft, doch Bratkrumpern, Klatschkäs und dicke Milch gaben Kraft. / Wie war sie doch schön die alte Zeit, denkt mal nach ihr lieben Leut...
War auf den Wiesen das Gras soweit / stand vor der Tür die Heuerntezeit. / In aller Früh' eh die Sonne erwacht / der Sensenschnitt war schon gemacht. / Stand auch das Gras ein wenig geringer, / man kannte noch Blumen, und keinen Dünger. / Nun ging die Arbeit Hand in Hand. / Wars trocken, wurd es zweimal gewandt / es wurde gehäuft und zusammengerecht / in Reihen geformt und auf den Leiterwagen gepreßt. / Ein Wiesbaum hielt die Ladung zusammen, / dann zogen zwei Kühe mit dem Heuwagen vondannen. / Ein Mann mußte sie leiten dann vom Fleck, / ein Mann kam nach hinten an die Kannig. / War die Arbeit getan, sah man zufriedene Mienen, / man brauchte keine Technik und keine Maschinen.
Nach Schulschluß für die Kinder dann / stand Kühe hüten im Programm / kein Limo - kein Cola kannt' man als Kinder / Natronwasser war viel gesünder. / Zum Spielen man sich zusammenfand / doch wenn das Vieh in Nachbars Klee mal stand, / dann kam der Feldschütz angerannt mit einem dicken Protokoll in der Hand.
Wie war sie doch schön die alte Zeit, / denkt mal nach ihr lieben Leut...
Kam dann der Herbst ins Land gezogen, / die Ähren sich goldgelb im Felde wogen, / brach für den fleißigen Ackersmann / die Getreideernte an. / Keinen Mähdrescher kannte man zur Zeit / stattdessen standen Sichel und Sense bereit. / Fleißige Hände banden enorm / Weizen, Gerste, Hafer und Korn / zu Garben zusammen und stellten sie auf / und setzten zum Schluß den Hut obendrauf. / Bevor es in die Scheune gebracht / wurde alles fein zusammengerafft / was an Ähren noch so liegengeblieben. / Nur saubere Stoppel brachte zufriedene Mienen.
Des Bauern Arbeit noch längst nicht erloschen / im Schuppen wurde das Samkorn gedroschen. / Dann ratterte die Dreschmaschine von Haus zu Haus / man half sich gegenseitig aus. / Bei Trester und bei Hefefladen / entstand dabei manch fröhlich Gelage. / Beim Dreschen staubte es ungemein / und in manches offene Hosenbein / trieb sich'ne Maus oft in die Enge, / denn davon gab es jede Menge. / Noch manch schöne Story weiß man davon zu berichten / man kannte noch Spaß und nicht nur Pflichten. Wie war sie doch schön die alte Zeit, / denkt mal nach ihr lieben Leut....
War das Kartoffelkraut fahl und welk / begann die Ernte im Kartoffelfeld. / Fleißig gruben Frauen und Männer / mit einem Koascht - ob Vieroder Zweizänner - / in gebückter Haltung Stammen für Stammen / bis ein langer Gang kam schließlich zusammen. / Tat einem danach - o jemine - / nach Reihen oft der Buckel weh, / wurd'ne lange Pause halt gemacht / und vom Nachbarsfeld - gebt acht - / kam man zusammen in froher Runde / So entstand manch' schöne Stunde. / Die Schmieren schmeckten in freier Natur, / von Hetze und Streß war keine Spur. / War'n alle Kartoffeln dann aufgerafft, / schön sortiert in den Keller gebracht, / sah man zum Schluß zufriedene Mienen. - / Ohne Technik und moderne Maschinen.
Nun hieß es, nicht viel Zeit verbummeln. / Zum Schluß gings fleißig an die Rummeln. / Die Knollen wurden zuerst entblättert / was hat man oft über kalte Finger gewettert. / Die Rummeln wurden eingeschlagen / den Rest der Speiß in die Scheune gefahren. War alles unter Dach und Fach, / die Ernte glücklich eingebracht, / zufrieden man sich dann besonnen - / nun konnte der lange Winter kommen.
Wie war sie doch schön die alte Zeit / denkt lange nach, ihr lieben Leut.