Geschichte eines Heiligenhäuschens

Erbaut 1888 zwischen Ober- und Niederstadtfeld

Wilhelm Peters + 1892 - 1928 Lehrer in Oberstadtfeld

 

Die Straße Oberstadtfeld-Niederstadtfeld schneidet das Marktal, so genannt, weil es die Gemarkung der beiden Dörfer trennt. Hier befindet sich am Wegrand, an die Berghalde sich anlehnend und von zwei Linden beschattet, ein Kapellchen. Viele eilen hastigen Schrittes vorüber, ziehen nach frommer Väter Brauch den Hut oder bekreuzen sich. Manche bleiben auch wohl einen Augenblick stehen, senden der Gottesmutter Blick und Gruß. Wenigen ist die Geschichte des Heiligenhäuschens bekannt.

In den heißen Julitagen des Jahres 1870 hieß es für manchen Jüngling Abschied nehmen von Vater, Mutter, Geschwistern und der lieben Heimat. Zu den Einberufenen gehörte auch Friedrich Hein aus Oberstadtfeld. Er gelobte, bei seiner Rückkehr aus dem Kriege der schmerzhaften Mutter Gottes im Marktal ein Bildstöcklein zu errichten. Diese Stelle wählte er deshalb, weil von jeher sich dort ein hölzernes Kreuz befand und alljährlich die Fronleichnamsprozession bis dorthin ihren seiner Bestimmung übergeben wurde.Weg nahm. Wohlbehalten und mit der Tapferkeitsmedaille kehrte Mein aus dem Felde heim. Als er nun sein Vorhaben bekannt gab, wollte man es nicht mit einem einfachen Bildstöcklein bewenden lassen. Kirche und Gemeinde gaben Zuschüsse, und so wurde im Jahre 1888 mit dem Bau eines Kapellchens begonnen. Allein vier Jahre blieb es im Rohbau stehen, ehe es seiner Bestimmung übergeben wurde.

In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war Theoderich Thull (genannt Thies Dietrich) von Oberstadtfeld nach Minnesota in Nordamerika ausgewandert. Er war inzwischen alt geworden und gedachte, seiner Heimat vor dem Tode noch ein frommes Gedächtnis zu stiften, indem er ebenfalls im Marktale ein Bildstöckchen errichten lassen wollte. Sein Neffe Simon Sonnen, ebenfalls nach den Vereinigten Staaten ausgewandert, trat mit seinem Jugendfreunde Matthias Molitor in der alten Heimat in Unterhandlungen ein, die dazu führten, daß das Gnadenbild für das Kapellchen im Marktale - eine Statue der schmerzhaften Mutter Gottes - aus Amerika geschenkt werden sollte.

Die Statue wurde von dem damaligen Pfarrverwalter Gummich und dem derzeitigen Gemeindevorsteher Sprünker in Trier erworben und zunächst in der Kirche in Oberstadtfeld aufgestellt. Von hier aus bewegte sich am 21. August 1892 eine feierliche Prozession zum Marktal. Sechs Jungfrauen aus Oberstadtfeld trugen die Statue. Am Heiligenhäuschen hielt der Herr Pfarrverwalter eine Ansprache, dann fand die feierliche Benediktion von Statue und Kapellchen statt und zum Schluß wurde die Andacht von der schmerzhaften Mutter Gottes aus dem Gesangbuch gebetet.

Der hier abgedruckte Artikel wurde in den Kriegsjahren 1914/18 geschrieben und am 5.10.1922 in »Das Eifelhaus« (Eiflia), der Wochenbeilage der »Eifelzeitung« in Daun veröffentlicht. Er findet sich handschriftlich ebenfalls im »Heimatbuch der Schule zu Oberstadtfeld«, das von meinem Großvater im Herbst 1925 angelegt wurde. Hier ist auch ein altes Foto aus gleicher Zeit eingeklebt. Für diese Neuveröffentlichung wurde die ursprüngliche Druckfassung leicht gekürzt. Heimatbuch und Belegexemplar der Wochenbeilage der Eifelzeitung befinden sich im Familienbesitz. (Prof. Dr. Wilhelm S. Peters, 5205 St. Augustin 1, Am Dachsbau 18).