Auf der Dorfbühne in Mückeln

Historisches Heimatgeschehen: »Weinfeld, Pest und Untergang«

Franz Josef Ferber, Hörschhausen

 

Nichts, außer das weit und breit bekannte Kirchlein am Weinfelder Maar (Totenmaar), erinnert daran, daß hier, in östlicher Richtung der Kapelle, einst ein blühendes Dorf, der Pfarrort Weinfeld, gestanden hat. Es ist urkundlich bezeugt, daß das Dorf im Jahre 1512 noch existierte. Fünfzig Jahre später, 1562, war es, wahrscheinlich mit Ausnahme des Pfarrhauses, das etwas abseits stand, vom Erdboden verschwunden. Der Letzte, der in diesem Jahr den Ort verlassen hat, soll der Pfarrer von Weinfeld, Peter von Mehren, gewesen sein. Er sei, so wird berichtet, seinen Pfarrangehörigen nachgefolgt, die sich teils in Schalkenmehren ansiedelten. Aus Furcht vor der unheimlichen Krankheit, der Pest, auch der »Schwarze Tod« genannt, sollen sie ihr Dorf verlassen haben.

Ein Szenenbild der Aufführung 1984. Die Laienspielgruppe der »Historischen Bühne Mückeln«

Die wahren Gründe des Dorfuntergangs? Nun, man weiß sie nicht genau. Vulkanausbrüche können daran nicht schuld gewesen sein; denn die Vulkane waren längst erkaltet, bevor das Dorf entstanden ist. Und eine Feuersbrunst, wie manche meinen? Es ist wohl kaum anzunehmen, daß ein ganzes Dorf abbrannte. Und wenn doch, so sollte man annehmen, daß ihre Bewohner es wiederaufgebaut hätten. Schließlich lagen ihre schöne Ländereien dort und ihr Kirchlein, wahrscheinlich auch das Pfarrhaus, blieb stehen. Der Dreißigjährige Krieg, der viele Dörfer zum Untergang verurteilte, kann ebenso wenig hierfür verantwortlich gemacht werden; er fand nämlich zu einer Zeit statt, als Weinfeld bereits über hundert Jahre in Trümmern lag. Bliebe eigentlich nur noch eine Erklärung: die Pest. Sie, die Todesgeißel von damals, die zahlreiche Dörfer ausrottete, ist zwar hier nicht nachgewiesen, sie ist aber, mangels anderer Erklärungen, plausibel.

Wie sich der Niedergang des einst blühenden Dorfes Weinfeld vollzogen haben könnte, das hat die »Historische Bühne Mückeln« anschaulich dargestellt. Sie ist eine der vielen aktiven Laientheatergruppen im Kreis Daun und zeichnet sich dadurch aus, daß sie stets historisches Quellenmaterial verarbeitet; deswegen führt sie ihren Namen zu Recht.

Szenenbild aus der jüngsten Aufführung.

»Weinfeld, Pest und Untergang«, so heißt das Stück, das am 16. März 1985 vor geladenen Gästen uraufgeführt und danach noch einige Male in vollem Saal gespielt wurde. Selbst das extreme Schneetreiben am Premiereabend vermochte nicht die Gäste von der Fahrt nach Mückeln zurückzuschrecken. Ihre Erwartungen wurden, wie in den Jahren zuvor, nicht enttäuscht. Manfred Sänger oblag es, die Theaterfreunde zu begrüßen. Dann lief alles programmgemäß, sozusagen wie am Schnürchen ab, nach dem Drehbuch von Günter Steffes, der zugleich Spielleiter ist und als einer der Hauptdarsteller füngierte. Seine souveräne Darstellungsweise hat längst auf seine Spielgefährten abgefärbt. Die Theatererfahrung war allen anzumerken. Die Darsteller, die Kinder eingeschlossen, verfügten über ein gerüttelt Maß an Eigenschaften, die bei Theaterleuten dominierend zu sein haben: Ausdruckskraft in Sprache, Mimik und Gestik. So verwunderte es nicht, daß es diesen rührigen Amateurtheatermachern glänzend gelang, in allen Phasen des Dramas zu überzeugen. Hervorragend simulierten sie ihre Gemütsbewegungen - Angst, lähmendes Entsetzen, Hilflosigkeit und Verzweiflung - bei der Nachricht von der sich ausbreitenden Seuche oder beim Pesttod eines Familienmitgliedes; sie ließen ihre Zuschauer mitfühlen. Langeweile hatte keine Chance. Die stilgerechte Bühne tat ihr übriges. Alles in allem: Wer in Mückeln zu Gast war, ist um ein Theatererlebnis reicher geworden.