Berühmte Gelehrte, verdiente Forscher

im Spiegel der Namen devonischer Eifel-Fossilien

Heinz Kowalski, Moers/Rhld.

 

Versteinerungen (Fossilien) pflegt man im wissenschaftlichen Sprachgebrauch mit mindestens zwei lateinischen oder latinisierten Namen zu bezeichnen. Ursprünglich benutzte man zur Bezeichnung der Fossilien fast ausschließlich lateinische oder latinisierte griechische Substantive und Adjektive und wählte sie so, daß dadurch kennzeichnende Merkmale ausgedrückt wurden. So weist z.B. der Name des Trilobiten (Dreilappers) Phacops latifrons, der ins Deutsche übersetzt, »breitstirniges Linsenauge« lauten müßte, auf die breit gerundete Stirn des Kopfschildes (lat. latus = breit, frons = Stirn) und die aus zahlreichen Einzellinsen zusammengesetzten Augen (gr. phacos = Linse, ops = Auge) hin.

Abb. 1

Phacops (Geesops) schlotheimi (Bronn) — Ahrdorf-Schichten, Mitteldevon, Gees; Länge: 18 mm.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Brauch, neben der alten klassischen Namensgebung unter anderem auch die Namen bekannter Forscher und Wissenschaftler in die Fossilienbenennung einfließen zu lassen.

Einer der ältesten Namen dieser Art ist der von dem Heidelberger Professor H.G. Bronn im Jahre 1825 für den Trilobiten Phacops (Geesops) schlotheimi— Abb. 1 —

gewählte Artname, womit Bronn dem berühmten gelehrten Sammler und Mitbegründer der wissenschaftlichen Versteinerungskunde, dem herzoglich gothaischen Geheimen Rat und Kammerpräsidenten Baron Ernst Friedrich von Schlotheim (1764 - 1832), seine Ehrerbietung und Wertschätzung ausdrücken wollte.

Abb. 2

Proetus (Gerastos) cuvieri Steininger — Ahrdorf-Schichten, Mitteldevon, Gees; größter Durchmesser: 14,6 mm.

Dem nicht minder berühmten französischen Zoologen Baron Georges de Cuvier (1769 -1832), der neben von Schlotheim als einer der Väter der Paläontologie in die Annalen derWissenschaftsgeschichte eingegangen ist, widmete J. Steininger 1831 seinen

Proetus (Gerastos) cuvieri - Abb. 2 -.

Das Andenken an Leopold Freiher von Buch (1774 - 1852), den größten Geologen seiner Zeit, bewahren

Goniatites buchi ARCHIAC & VERNEUIL,

Devonopyge buchi (Schnur).

Der Berliner Gelehrte erwarb sich nicht nur große Verdienste um die Erforschung der Brachiopoden (Armfüßer) und Cephalopoden (Kopffüßer), sondern war bahnbrechend auf dem Gebiete des Vulkanismus und gab darüberhinaus 1826 eine 24 Blätter umfassende geognostische Karte von Deutschland heraus, die 5 Auflagen erlebte.

In Plicostropheodonta murchisoni— Abb. 3 —,

Strophodonta sedgwicki,

aufgestellt im Jahre 1842 von D'Archiac und de Verneuil, sollten die beiden berühmten englischen Geologen Sir Roderik Impey Murchison (1792 - 1871) und Adam Sedgwick (1785 -1873) geehrt werden, die sich um die Erforschung des älteren Paläozoikums hoch verdient gemacht hatten. Ihre Untersuchungen in Devonshire und Cornwall führten 1839 zur Erkenntnis der Selbstständigkeit der zwischen dem Silur und dem Kohlenkalk liegenden Grauwacken-, Schiefer- und Kalksteinserien, denen sie den Namen Devon gaben. Anschließend weiteten sie ihre Forschungen auch auf das Gebiet des rheinisch-ardennischen Schiefergebirges aus und erkannten das devonische Alter der Eifeler Kalke.

Abb. 3

Plicostropheodonta murchisoni (Archiac & Verneuil) — Gladbach-Schichten, Unterdevon, Oberstadtfeld; Maßstab mm Slg. O. Jung, Daun.

Abb. 4

Davidsonia verneuili Buchard — Loogh-Schichten, Mitteldevon, Gondelsheim; Maßstab: mm.

Abb. 5

Dechenella verneuili (Barrande) — Loogh - Schichten, Mitteldevon, Gerolstein.

Cyrtospirifer verneuili Murchison, Davidsonia verneuili Bouchard — Abb. 4 —, Dechenella verneuili (Barrande) — Abb. 5 — bewahren das Gedächtnis an Edouard Philippe Poulletier de Verneuil (1805 - 1873), der zusammen mit seinem Landsmann Vicomte d'Ar-chiac (1802 - 1869) im Jahre 1842 eine erste zusammenfassende Darstellung der Versteinerungen des Rheinischen Schiefergebirges veröffentlichte.

An Georg August Goldfuss (1782 -1848), Professor an der Universität Bonn und Verfasser des groß angelegten, aber leider unvollendet gebliebenen Tafelwerkes »Petrefacta Germaniae«, erinnern u.a.

Favosites goldfussi Milne Edwards & Haime, Uncinulus (Kransia) goldfussi (Schnur), Omphalocirrus goldfussi (Archiac & Verneuil) — Abb. 6 —. Arduspirifermosellanus steiningeri (Solle) lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Johannes Steinin-ger (1794 - 1874), der sich sowohl um die Erforschung des Eifeler Vulkanismus als auch um die Devonfauna der Eifel bleibende Verdienste erwarb. Im Jahre 1853 faßte er seine Erkenntnisse in der »Geognostischen Beschreibung der Eifel« zusammen, nachdem er sich bereits 1820 und 1821 als erster ausführ lieh mit den erloschenen Vulkanen der Eifel auseinandergesetzt hatte.

Abb. 6

Omphalocirrus goldfussi (Archiac & Verneuil) — Givetium, Mitteldevon, Rinnen; Maßstab: mm.

 

Abb. 7

Schnurella schnürt (Archiac & Verneuil) — Loogh-Schichten, Mitteldevon, Gerolstein, Breite des unt. Expl.: 12,5 mm.

J. Schnur, wie Steininger Gymnasialprofessor in Trier und mit ihm befreundet, verdanken wir die auch heute noch unverzichtbare grundlegende Bearbeitung der Eifeler Devon-Brachio-poden aus dem Jahre 1853. Sein Name lebt fort in

Schnurella schnuri (Archiac & Verneuil) — Abb. 7—.

Auch der Breslauer Professor Ferdinand Roe-mer (1818 - 1891) widmete lange Jahre derErforschung des Rheinischen Schiefergebirges und der Eifel. An sein Wirken erinnern:

Pleurodictyum roemeri Kayser,

Burmeisteria (Digonus) roemeri De Koninck.

Die Gattung Dechenella Kayser (Abb. 5) bewahrt den Namen des Bonner Oberberghauptmannes Heinrich von Dechen (1800 - 1889) der Nachwelt. Von Dechen beschäftigte sich eingehend mit den vulkanischen Erscheinungen der Eifel und führte in den Jahren 1855 -1884 die geologische Kartierung der damaligen preußischen Rheinlande und Westfalens im Maßstab 1 : 80.000 durch. Das Ergebnis dieser wissenschaftlichen Leistung ersten Ranges liegt in 35 Kartenblättern und zwei voluminösen Erläuterungsbänden vor.

Der Marburger Ordinarius für Geologie Emanu-el Kayser (1845 - 1927) blieb während seines ganzen langen Lebens dem Devon der Eifel verbunden. In seinen jungen Jahren hatte er die ersten tragfähigen Grundlagen einer modernen Stratigraphie des Eifel-Devons erarbeitet und beschäftigte sich seitdem wiederholt mit den Fossilien der Region. Wir begegnen seinen Namen in den Gattungsbezeichnungen

Kayseria Davidson,

Kayserops Delo,

sowie in Dechenella (Basidechenella) kayseri Rud. Richter.

An Fritz Frech (1861 -1917), der sich vor allem mit den Korallen und den Muscheln des Rheinischen Schiefergebirges und der Eifel beschäftigte, erinnern die Korallengattung Frechastra-ea und die Muschel Nuculana frechi Beushausen.

Dem berühmten Trilobitenforscher Rudolf Richter (1881 -1957), dem die Eifelgeologie so viel zu verdanken hat, widmete sein Schüler W. Struve Phacops (Pedinopariops) richterianus.

Abschließend sei eines Kindes der Eifel gedacht, dessen systematische Forschungs- und Sammeltätigkeit im Jahre 1903 zur Gründung des »Geognostischen Eifelmuseums« in Gerolstein führte, das 1944 leider ein Opfer des Krieges wurde. Gemeint ist Stephan Dohm (1862 - 1924), ehedem Rektor in Gerolstein, dessen Verdienste in einer Reihe ihm zu Ehren benannten Art- und Gattungsnamen gewürdigt wurden, von denen hier nur

Dohmophyllum Frech — Abb. 8 —,

Eifelocrinus dohmi Wanner,

Pterichthys dohmi Gross

genannt seien.

Das Gedächtnis seines Sohnes, dem erst vor wenigen Jahren verstorbenen bekannten Ge-rolsteiner Geologen Dr. Batti Dohm (1897 -1977), lebt fort in Phacops (Geesops) battidoh-mi (Struve), einem von ihm selbst entdeckten Trilobiten.

Damit ist die Reihe der Forscher und Gelehrten, deren Namen mit denen von Eifel-Fossi-lien verbunden sind, bei weitem nicht erschöpft. Sie alle anzuführen, würde indes den Rahmen dieses Beitrages sprengen. So stehen die Genannten stellvertretend für all' jene, die sich darüber hinaus um die Erforschung der Eifel-Geologie und ihre versteinerte Lebewelt verdient gemacht haben.

Für die Überlassung von Fundstücken als Bildvorlagen danke ich den Herren Martin Krämer, Gerolstein, Dieter Schachinger, Rommerskirchen und Otto Jung, Daun.

Dohmophyllum helianthoides (Goldfuss) — Junkerberg-Schichten, Mitteldevon, Gerolstein, Breite: 64 mm.