Der Ziegenmelker

Begegnung mit der Nachtschwalbe

Otto Jung, Daun

 

Vor einigen Jahren kam ich etwa Mitte April am »Welschenkäulchen«, unterhalb der Warth bei Daun (Wald gegenüber der früheren Müllkippe) vorbei. Auf einmal gespenstige Geräusche über mir. Ich fuhr erschreckt zusammen. Was war das nur für ein Gespenst über mir? Es ertönte ein eigenartiges Pfeifen und dann ein noch viel selteneres Schnurren. Danach einige knallende Peitschenhiebe, sie ließen mich erschreckt zusammenfahren.

Die Angst war aber unbegründet, denn über mir flog die Nachtschwalbe, wie ihr Name verrät. Was wie ein gruseliges Geisterkonzert anmutet, gehört zum Liebesspiel der Nachtschwalbe, die mit klatschenden Flügelschlägen durch die Luft wirbelt, dann wieder rüttelnd stillsteht und schließlich scheinbar taumelnd und völlig geräuschlos in den Wald gleitet.

Woher nur der absonderliche Name »Ziegenmelker«? Der amselgroße Vogel hat rindenfarbiges — Schutzfarbe — entenartiges weiches Gefieder und hat als nachtaktives Tier die Phantasie der Menschen beschäftigt. Der Volksaberglaube besagt, daß der Ziegenmelker nachts den Ziegen die Milch aus dem Euter sauge. Wahrscheinlich wurde ihr die Milchräuberei deshalb nachgesagt, weil sie zu nächtlicher Stunde weidende Tiere anschwirrt, um in ihrer Nähe Insekten zu fangen. Der Ziegenmelker hat nämlich einen winzigen zum Melken völlig ungeeigneten Schnabel. Die Nachtschwalbe war aus ihrem afrikanischen Winterquartier zurückgekehrt. Sie ernährt sich von großen, fliegenden Insekten (Nachtfalter), Schmetterlingen und anderen Insekten. Ein schönes Exemplar befindet sich unter den 33 ausgestopften Vögeln der Eifel im Dauner Heimatmuseum.