Content-Type: text/html Berndorf Ende November

Berndorf Ende November

Stimmungsbild

Heinz Schmilz, Berndorf

 

Mein Heimatort ist von einem Punkt aus besonders gut zu überblicken. Folgt man der Straße zum Sportplatz und hat den kleinen Anstieg erreicht, so lädt eine Bank zur Rast ein. Von dort kann man das gesamte Panorama Berndorfs überblicken.

Heute ist ein grauer Novembertag. Im Sommer verdecken die Bäume um die Friedhofsmauer die alte Wehrkirche. Jetzt im November, wo die Blätter sich alle mit einem Wirbeltanz verabschiedet haben, ist die Kirche umgeben von blattlosen Ästen. Sie gleicht einer Trutzburg, die über das Dorf wacht.

Dunkele Wolken ziehen dahin. Sie sind träge und schwer und hängen tief über dem in Morgentau gehüllten Eifeldörfchen. Aus den Schornsteinen steigt hellbrauner Rauch zum Himmel. Eine Sturmböe rauscht, zischt und pfeift über das Land. Der Himmel wird düster und schwärzer - man meint, die schweren Wolken würden augenblicklich auseinanderbersten. Sekunden danach fallen die ersten Schneeflocken in blendendem Weiß auf die Dächer und Straßen. Wirbelnd wie sie gekommen sind, lösen sie sich als winzige Punkte auf der Straße in kleine Wassertropfen auf. Doch in den Morgenstunden meldet sich vorwinterliche Kälte an.

Frühaufsteher verlassen, scheinbar widerwillig, ihre warmen Stuben, um zur Arbeit zu fahren. Beim Ausatmen bilden sich weiße Hauchschwaden vor dem Mund eines Jeden. Die Schritte beschleunigen sich ob des frühen Kälteeinbruchs. Bald sind auch die Dächer mit einer weißen Schicht überzogen. Besonders schön finde ich die Nadelbäume mit der auffallenden Schneedecke im Farbenspiel der Natur. Das Rattern, Knattern, Tuckern, Brausen, Rauschen und Sausen von Fahrzeugen stört die zauberhafte Morgenstille der Landschaft. Jetzt liegen die Häuser des Dorfes nicht mehr so verkapselt wie noch vor einer Stunde. Die Jalousien der Fenster sind hochgezogen und ein dämmeriger Schein fällt in die Zimmer. Die Kinder müssen zur Schule. Sie erfreuen sich am Flockentanz. Ihr Schreien und Jauchzen beim ersten Schneefall übertönt das Rauschen des Windes. In den Straßen plätschert der Schneematsch, der von den Autoreifen an den Straßenrand spritzt.

Auf dem Springbrunnen hat sich eine feine Eisschicht gebildet, die hellen Glanz ausstrahlt. Das sonst schwarze Dach der Wehrkirche auf dem dorfüberlagernden Hügel ist in blendendes Weiß des Winters getaucht. Fast weihnachtlich mutet die alte Kapelle an. Schneefall wirkt friedlich. Es naht vorweihnachtliche Stille, meine liebste Zeit des Jahres.