Initiativen eines Dorfes

Immerath - ein Beispiel

Dr. Edith Neubeiser, Immerath

 

Ein Dorf, das nur über 250 Seelen verfügt, hat keine unbegrenzten Möglichkeiten. Was aber Initiative und Zupacken hervorzubringen vermögen, das haben in den letzten Jahren die Immerather bewiesen.

Vor wenigen Jahren noch störte der völlig heruntergekommene Fachwerkbau des Schul- und Backhauses aus dem 18. Jahrhundert im Niederdorf die Gemüter so sehr, daß vom »Loswerden« an das Freilichtmuseum in Kommern bis zum Abriß alle Varianten geflüstert und lautstark erwogen wurden. Nur wenige wagten, dies alles zu verwerfen und die Restaurierung zu predigen. Das Backhaus wurde schließlich restauriert. 1979/80 entstand mit Eigenleistung der Bürger und Zuschüssen von Denkmalpflege, Kreisverwaltung und Verbandsgemeinde ein Kleinod, das nicht nur ästhetischen Wert besitzt, sondern den hintergrund für ein jährlichen Dorf- und Backfest liefert, das großen Zuspruch hat. Außerdem steht es den örtlichen Vereinen zur Verfügung. Heute sind alle begeistert über das Ergebnis ihrer Arbeit.

Doch es gab weitere Pläne. Man brauchte ein angemessenes Feuerwehrhaus, das alte wurde den Anforderungen nicht mehr gerecht. Wieder in Eigenleistung wird am alten Platz neben der früheren Schule ein kleines ansehnliches modernes Gebäude errichtet, das das Feuerwehrauto samt allem Gerät aufnimmt. Im Juni 1984 wurde das Feuerwehrhaus von Dechant Dunkel eingesegnet und mit einem Fest der Tag begangen. Den Winter 1984/85 nutzt man, um im Dachraum einen Aufenthaltsraum für die Wehr auszubauen.

Aber das ist nicht alles. Denn während des Jahres 1984 läuft ein weiteres, viel umfassenderes Projekt. Die schöne alte Kirche, wahrscheinlich etwa 1600 erbaut, die das Oberdorf überragt, wird renoviert. Sie hat es bitter nötig. Leider war sie in den letzten Jahren vernachlässigt. Denn der Ort hat drei Kirchen zu erhalten, die neue Pfarrkirche von 1965, die Dreifaltigkeitskapelle hoch oben über dem Vulkanrand des Risch, deren Anfänge ins 11. oder 12. Jahrhundert zurückgehen, der heutige Zustand aber ins 19. Jahrhundert. Auch sie wurde vor einigen Jahren völlig renoviert. Es blieb also die alte Kirche, die nach dem Bau des neuen Gotteshauses in den Besitz der Zivilgemeinde übergegangen war, und die als Friedhofskapelle genutzt werden soll, weil sie mitten auf dem Friedhof steht.

Und die Immerather haben es geschafft. Bis Ende 1984 wurde mit erheblichem Anteil an Eigenarbeit der Innen- und Außenputz abgeschlagen, der 1904 angebaute Teil des Langhauses abgerissen, sodaß ein harmonisches Gesamtbild der Kirche entstand. Der Fußbodenwurde erneuert. Vor allem erhielt die Kirche ein neues Naturschieferdach, neue Fenster und die Gaupen im Helm des Turmes wurden mit jalousieartigem Verschluß wetterfest gemacht. Ein Kreuz mit neuem Hahn schließt das Turmdach ab. Farbliche Abstimmung des weißen Außenputzes, der dunkelroten Turmgaupen, des vergoldeten Hahnes sind wohlgelungen. Der Denkmalschutz stand beratend zur Seite und gab einen Zuschuß neben finanzieller Hilfe der kommmunalen Behörden.

Ich bin kein Immerather, nur ein Zugezogener. Aber mir nötigt es Bewunderung ab, dies alles innerhalb weniger Jahre in einer so kleinen Gemeinde gemeistert zu sehen, ohne die Kommune in Schulden zu stürzen. Manche Stadt könnte sich ein Beispiel daran nehmen.