Sanierung der Burg Freudenkoppe

Die Ruinen auf dem Nerother Kopf gesichert

Gerhard Becker, Daun und Jürgen Mathar, Hillesheim

 

»Rabenschwarze Winternacht! Kein Sternenschimmer durchdringt die Finsternis. Die Stürme heulen unheimlich um die Burgruinen auf dem Nerother Kopf. Die dürren Äste der Buchen ächzen und stöhnen wie sterbende Menschen. Die Eule läßt ihr unheimliches Geschrei hören. Steine lösen sich von der morschen Mauer und torkeln polternd den Berg hinab«. So miterlebend im Erzählerstil der Jahrhundertwende, hat Lehrer Wilhelm Peters (+9) aus Oberstadtfeld (1892 - 1928) eine Sage vom Nerother Kopf beschrieben, wenn es dem »Koppermännchen« gefiel, die Leute in Angst und Schrecken zu versetzen1. "Geschrei winseln, Peitschengeknall und Hundegekläff! Es naht die wilde Jagd. Voran der Wüterich auf achtbeinigem Rosse, bleich das Gesicht, wirr das Haar und feurig die Augen, angetan mit bleischwerem grauem Mantel.

Grüne Flammen grell sich ranken

von des Tieres mächtigen Flanken,

die der Reiter voller Härte

quält mit blutgefärbter Gerte.

Hinter ihm eine fürchterliche Schar: Männer, die den Kopf unter dem Arme und die Beine auf den Schultern tragen«.

Das Koppermännchen ist kein geringerer als Kaiser Nero, den die Sage auf dem Nerother Kopf ein Jagdschloß erbauen ließ. Als Verfolger der Christen im alten Rom ergötzte er sich an den »brechenden Blicken der sterbenden Tiere«.

Die restaurierte Ruine der Burg Freudenkoppe auf dem Nerother Kopf

»Auf dem Nerother Kopp

sitzt der Teufel drob

und fährt unter der Erde durch

bis in die Altburg«.

Wie dem auch sei. Spätestens im Sommer 1984 dürfte dem Spukgeist der Schrecken selbst in die Glieder gefahren sein. Mehrere Wochen lang lärmte und krachte es, klopfte und ächzte es auf dem Nerother Kopf und das nicht nur zur bevorzugten Spukzeit bei Regen und verhangenem Himmel oder Nebel, sondern auch zur Unzeit, bei herrlichem Sonnenschein. Dies wäre ein Grund mehr für das Koppermännchen gewesen, in die Erde zu fahren und zu verschwinden; denn große Raupenfahrzeuge bahnten sich einen Weg auf den Bergkegel, um nachfolgenden Baumaschinen und Gerätschaften den Weg zu den Burgruinen zu ebnen. Im Jahre 1981 war sich zum ersten Male ernsthaft mit der Sanierung des Bergfriedes, des Burghauses und der Wehrmauern befaßt worden, wobei die damals ermittelte Kostenhöhe die Verantwortlichen zunächst wohl mehr schockte als ermunterte. Zwangsläufig mußten neue, kostengünstigere Sanierungskonzepte erarbeitet werden, auf deren Grundlage auch eine Finanzierung möglich werden konnte.

Zunächst wurde der Zustand der Mauerreste, besonders in den Kronenbereichen, untersucht. Da die Zugänglichkeit der Burghaus-Ruine infolge der dichten Bewachsung sehr schlecht und ein Besteigen der Mauerkrone unmöglich war, konnte deren Zustand nur nach dem Augenschein aus respektierlicher Entfernung beurteilt werden. Bis zu einer Höhe von etwa 4 m wies der Fugenmörtel eine gute Festigkeit auf, wenn auch tiefe Aushöhlungen durch ablaufendes Regenwasser entstanden waren. Die Baufachleute vermuteten ein tragendes, nach oben hin kegelförmig abnehmendes Mörtelskelett, wie es die herausgefallenen Steine des Mauerwerkes sowie die größer und tiefer werdenden Mörtelfugen anzeigten. Für den mit Trümmern und Erdreich verschütteten Mauerbereich konnte von einem relativ guten Erhaltungsgrad, auch des Mörtels, ausgegangen werden.

Eine große Unsicherheit in der Bestimmung der notwendigen Maßnahmen für eine Sanierung lag in der Ungewißheit des Mörtel- und Mauerwerkszustandes im oberen nicht erreichbaren und nicht einsehbaren Bereiche bis zu einer Höhe von 14 m über dem Gelände. Ohne eine Einrüstung konnten keine verbindlichen Aussagen über den Zustand des oberen Mauerwerks getroffen werden.

Lediglich in Teilbereichen zeigten sich in der Höhe des Erdanschlusses und Wurzelbereiches von Strauchwerk Ausbrüche im Mauerwerk. Durch den stetigen Schwund des Fugen-Mörtelmaterials nach oben hin mußte befürchtet werden, daß bald in das Füllmauerwerk der massiven Außenwände Regenwasser in großen Mengen eintreten könne und durch Gefrieren das Mauergefüge zerstöre und somit der Zerfall noch beschleunigt würde. Als Sicherung vor einem weiteren Verfall und zum Schutz vor eindringendem Regenwasser sollten die Mauerkronen eine Art Mörtelkappe erhalten. Die so vorläufig abgesicherte Ruine würde dann später komplett neu ausgefugt werden.

Erst als die Baugerüste standen, die allein 1/3 des Betrages der ersten Kostenschätzung verschlangen, konnten die Mauern genau untersucht werden. Die oberen Mauerteile waren in einem weitaus schlechteren Zustand, als dies zu Anfang vemutet wurde. In großen Abschnitten war das Aufbringen der Mörtelkappe nicht möglich. Dies war auf die stark unterschiedlichen Mörtelqualitäten zurückzuführen. Am östlichen Giebel sowie an der nordöstlichen Längseite lagen die Steinschichten lose, fast ohne Mörtel, bis etwa 1,50 m Höhe aufeinander. Allein schon aus Sicherheitsgründen mußten die losen Steinschichten abgetragen werden. Um die Ruine nicht noch weiter zu dezimieren, sollten die abgetragenen Mauerteile wieder im festen Fugenverbund neu aufgebaut werden.

Diese Überlegungen sprengten den vorgegebenen Kostenrahmen bei weitem. Da aber bereits das teure Gerüst stand, wurde nun auch notwendigerweise die gesamte Ruine durchsaniert. Mit diesem abgeänderten aber kompletten Sanierungsverfahren wurde schließlich erreicht, daß der Baukörper bis in ferne Zukunft unterhaltungsfrei bleibt.

Die Sanierung des Bergfriedes konnte vorerst noch nicht abgeschlossen werden. Die gesamte Sanierungsmaßnahme hat bis heute 270.000 DM gekostet. Der Eifelverein Daun hat durch einen Vertrag mit der Stadt Daun die Sanierungsträgerschaft übernommen, wobei der Stadt Daun die Sicherstellung der Finanzierung obliegt. Zuschüsse des Landesamtes für Denkmalpflege und des Landkreises Daun sind geflossen und werden noch fließen. Eine beachtliche Spende der Kreissparkasse konnte mit Freude verzeichnet werden2.

Die Geschichte der Burg Freudenkoppe auf dem Nerother Kopf ist nicht unbekannt. Das »castrum Froudenkube« auf dem Nerother Kopf, auch als »Schloß Kopp bei Daun in der Eifel« urkundlich oft genannt, gehörte zu der Zahl von Befestigungen, die Johann, König von Böhmen (f 1346) in der Grafschaft Luxemburg hat erbauen lassen, die aber von König Karl gleich nach seiner Wahl zum deutschen König, dem Erzbischof Balduin von Trier 1346 überlassen wurden. Balduin verwendete die Burg Freudenkoppe zur Bezwingung der Burg Daun im Jahre 1352, und fast 100 Jahre später übergab Erzbischof Jakob Sirk 1439 seinem Vetter Arnold von Sirk Burg Freudenkoppe und ernannte ihn zum erblichen Burggrafen. An dessen Sohn Philipp wurde die Burg dann mit der Bestätigung des Besitzes im Jahre 1460 übergeben. Das feste Haus bzw. Burghaus am Südabhange des Berges außerhalb des Burgbereiches dürfte von diesem Burggrafen erbaut worden sein. In der Zeit um 1340 entstand wahrscheinlich die Burg Freudenkoppe, denn im Jahre 1344 erklärten Konrad von Schleiden und sein Bruder Dietrich von Schleiden, Herrvon Jünkerath, dem König Johann »das halbe Teil des Perges der da heißt Cup, da uf... unser Herre nu hat ein Hus gesatzt« verkauft zu haben, zusammen mit der Hälfte des Dorfes Neunkirchen3.

Es gehört wohl zur Ironie der Geschichte, daß ausgerechnet die Burg, von der aus die Burg Daun bekämpft wurde, in das Eigentum der Stadt Daun kam, als die Kosten für eine Sanierung der Ruine erforderlich wurden. Sie gehörte bis zum Jahres 1970 zur selbständigen politischen Gemeinde Neunkirchen und kam durch Eingemeindung im Zuge der Gebietsreform zur Stadt Daun.

»Nerother Burg — Vergessene Burg«? — so fragte noch im Heimatjahrbuch des Kreises Daun im Jahre 1983 Siegfried Stahnke, als er um die Erhaltung der Burgruine fürchtete4. Er hat, wie viele andere, seinen Beitrag dazu geleistet, daß die Burg nicht vergessen, bis heute die Ruine des Burghauses gesichert und dem Burgturm zumindest die Baufälligkeit genommen wurde. Es bleibt zu hoffen, daß in einem zweiten Sanierungsabschnitt auch die Restmauersubstanz gesichert werden kann. In einem Arbeitsbeschaffungsprogramm sollen die Zugänglichkeit des Burgbereiches verbessert sowie weitere Ruinenteile freigelegt und saniert werden. — Das Koppermännchen könnte dann auf den Nerother Kopf zurückfinden.

Literaturverzeichnis:

1) Das Koppermännchen (eine Sage vom Nerother Kopf) von Lehrer Wilhelm Peters, Oberstadtfeld, Fundstelle/Jahrgang unbekannt

2) Vergleiche: Sanierung der Burg Freudenkoppe auf dem Nerother Kopf, Stadt Daun, Teil 1, 1984 von Jürgen Mathar und Gerhard Becker

3) Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun, Ernst Wackenroder, Düsseldorf 1928

4) Nerother Burg - Vergessene Burg? von Siegfried Stahnke, Heimatjahrbuch Kreis Daun 1983, Seite 47 ff.