Hausmarken aus Boverath

1785 wurde die erste Schule des Dorfes errichtet

Alois Mayer, Daun-Pützborn

 

Der letzte Trierer Kurfürst und Erzbischof Clemens Wenzeslaus (1768 - 1792) war während seiner Regierungszeit bemüht, dem »ungebildeten, schulisch kaum ausgebildeten« Untertan schulischen Unterricht angedeihen zu lassen. So legte er großen Wert darauf, ermunterte Pfarrer, Amtsverwalter und Sendschöffen, in den Orten seines Herrschaftsbereiches Volksschulen einzurichten. Eine rege Bautätigkeit setzte auch in der Eifel ein. (Vgl. Berichte über das Volksschulwesen in den JbKD 1981, 82, 83).

1785 baute Boverath (Stadtteil von Daun) eine einstöckige Schule. Sie war 24 Fuß (8 m) lang, 16 Fuß (5,3 m) breit und 8/2 Fuß (2,8 m) hoch. (Die Garage meines Nachbarn hat ähnliche Maße!). Die Baukosten waren auf 17 Taler geplant. In ihr wurden 24 Schüler unterrichtet, die bis dahin die Volksschule in Daun besuchten. Diese war drei Kilometer entfernt und die Schulwege waren in sehr schlechtem Zustand. Daher drängten auch die Eltern auf eine Loslösung von der Dauner Schule (»... wir möchten von Daun abgesinnert werden«), was sicherlich kommunale Machtkämpfe mit sich brachte, da das Gehalt des Lehrers und der Unterhalt der Schule von der Schülerzahl abhängig waren.

Eine bisher unveröffentliche Urkunde über den Bau dieser Boverather Volksschule soll hier vorgestellt werden. Interessant ist sie vor allem in drei Punkten:

a) Namen von Boverather Familien vor 200 Jahren; viele davon existieren heute noch.

b) Der Ausbildungsstand der damaligen Zeit. Die Unterzeichner der Urkunde waren bis auf fünf Personen nicht in der Lage, mit ihrem Namen zu zeichnen. Sie gaben dem sicherlich von einem Amtsschreiber verfaßten Dokument dadurch Rechtskraft, in dem sie mit ihren Hauszeichen (-marken) unterschrieben. (Über den Sinn und Wert von Hausmarken vgl. Peters, Wilhelm, JbKD, 1986)

c) Es sind 22 Unterschriften zu zählen. Ich glaube nicht, daß es u.a. nur die Unterschriften der Eltern waren, die schulpflichtige Kinder hatten. Bei der hohen Kinderzahl in damaligen Familien sind es für 24 Schulkinder zu viele Unterschriften. In der Urkunde steht, daß »die Einwohner und Bürger« Boveraths unterzeichneten. Das leuchtet ein, denn laut damaliger Gesetze hatten für die Kosten von Schule und Lehrer alle aufzukommen, gleich ob sie schulpflichtige Kinder hatten oder nicht. Für »alle« Einwohner sind aber 22 Unterschriften zuwenig. Es können demnach nur Haushaltsvorstände gewesen sein, was bedeutet, daß 1785 Boverath 22 Haushaltungen hatte. Dies deckt sich mit den Angaben von Schannat/Bärsch, der für 1854 an Wohnhäusern 22 mit 118 Personen angibt! (Also in 69 Jahren kein Zuwachs an Familienhäusern!)

Ferner könnte man noch vorsichtig folgern, -betrachtet man die Handzeichen von Frauen -, daß es 1785 drei Witwen (oder Unverheiratete?) bei dem juristischen Akt anwesend waren. Die Urkunde lautet: »heuth dato 13ten febry 1785: Eine gemeine Volmacht der gemeind Boverath wegen Einer Eigenen schull das wir möchten Von Daun abgesinnert werden weillen unsere kinder kaum den 5 Theil in winter zeit zur schull können gihn also haben wir Ein wohner und bürger Eigen händig Ver hant zeichnet Ein schul haus zu bauen haben schul bahre kinder per - 24«

Es folgen dann die Unterschriften. Folgende fünf haben persönlich unterschrieben: pitter langenpfelt, für Steher; hanß petter marethen; matteis null; Cornills gräfen; hans adam burchhart.

Die anderen Namen schrieb der Verfasser der Vollmacht. Die Betreffenden setzten dann ihre Hausmarke zwischen die Worte »hantzeichen«.

Lit.: Mayer, Alois: Die Entwicklung des Volksschulwesens im Kreis Daun, JBKD 1981, 1982, 1983 Peters Wilhelm: Hausmarken als Familienwappen, JBKD 1986