Umweltschutz beginnt zuhause

Müllberge müssen abgebaut werden!

»Recycling« Was ist das eigentlich?

Reinhard Adrian, Walsdorf

 

Führt man sich vor Augen, daß wir Bundesbürger im Jahresdurchschnitt etwa 25 Mio Tonnen Hausmüll produzieren, so nimmt sich die Menge, die in unserem Landkreis von den 60.000 Einwohnern dazu beigetragen wird, eher bescheiden aus. Und trotzdem sind es 28.000 Tonnen Hausmüll, Sperrmüll und hausmüllähnlicher Abfall aus dem gewerblichen Bereich. Immerhin 1.200 Lkw-Ladungen mit je 75 cbm Müll, die jährlich in Richtung Mülldeponie Mechernich rollen. Wir sollten nicht stolz auf eine solche Bilanz sein; nein, ganz im Gegenteil: »Müll verringern« muß die Devise der Zukunft lauten.

Umweltschutz, bezogen auf das Abfallproblem, beginnt tatsächlich zuhause. Denn wenn der Müll erst einmal im Mülleimer ist, dann ist es zu spät, den vielbesagten Umweltschutz zu praktizieren. Das Thema ist zwar in aller Munde, man muß jedoch kritisch dazu bemerken, daß vielen noch die nötige Motivation hierzu fehlt. Die Möglichkeiten sind in den letzten Jahren vielfältiger geworden und sowohl der Bundesais auch der Landesgesetzgeber wollen noch in diesem Jahr gesetzliche Grundlagen schaffen, diesem gestiegenen Bedürfnis zu genügen. Das wird bei einem »Verwertungsgebot« beginnen und bei Rücknahmeverpflichtungen des Handels für gewisse Abfallarten aufhören, die diesem durch Verordnung auferlegt werden können.

Wir wollen uns jedoch einmal mit der Situation in unserem Landkreis auseinandersetzen. Die Abbildung (l) verdeutlicht, wieviel Müll wir im Monat produzieren. Vergleichsweise ist hier eine Gegenüberstellung der Monate Januar bis Juni der Jahre 1985 und 1986 vorgenommen worden. Man sieht, daß in den Wintermonaten relativ wenig Abfall produziert wird, während im Monat März die Kurve erheblich anzieht, um im April/Mai ihren Höchststand zu erreichen. Dies ist ein klares Indiz dafür, daß bedingt durch unsere Struktur viel »schwerer« Abfall (Gartenabfall, Rasenschnitt usw.) anfällt, der nach wie vor in großen Mengen der Müllabfuhr zugeführt wird. Ein derart sprunghaftes Ansteigen der Müllmengen ist in dichtbesiedelten und städtischen Ballungsgebieten nicht zu beobachten. Und damit wären wir schon beim Thema: »Recycling«. Ein Schlagwort, in der Vergangenheit oft genannt. Unter Recycling versteht man zu Deutsch nichts anderes als die Wiederverwendung eines bereits benutzten Rohstoffes.

Die Graphik (II) gibt Aufschluß über die Zusammensetzung des Hausmülls. Über 73 % des gesamten Aufkommens setzen sich aus den Bestandteilen zusammen, die man gemeinhin als das »klassische« Recyclingmaterial bezeichnet, nämlich organische Masse, sowie Papier und Glas.

Entwicklung des Müllaufkommens im Landkreis Patin im Vergleich der Monate Januar bis Juni 1985 / 1986

Abbildung (I)

Organisches kann kompostiert werden. Dem Kompostieren wird ein hoher Stellenwert beigemessen, weil hierdurch mit wenig Aufwand ein erheblicher Beitrag zur Abfallreduzierung geleistet werden kann. Besonders wichtig erscheint hierbei, daß es die Absatzschwierigkeiten wie z.B. beim Altpapier nicht gibt, wenn jeder für seinen eigenen Bedarf Kompost produziert. Es wird erfahrungsgemäß nicht möglich sein, 42 % dem gesamten Hausmüll zu entziehen, jedoch auch mit Gewichtsreduktionen von etwa 20 % hätte man schon viel erreicht. Der Landkreis Daun wollte durch die Bezuschussung von 550 Kompostsilos einerseits Anreize schaffen, andererseits aber auch Denkanstöße geben, in dieser Richtung aktiv zu werden. Es liegt daher jetzt an jedem selbst, ob wir in Zukunft auf diesem Gebiet Erfolge verbuchen können oder nicht. Das Sammeln von Altpapier war mit das erste, um Abfälle zu verringern und einen wichtigen Rohstoff wieder zu verwenden. Etwa 11 % des Hausmülls in unserem Landkreis werden als Altpapier wiederverwendet. Das entspricht einer Menge von 3.000 Tonnen jährlich. Man kommt aber nicht umhin festzustellen, daß sich in den letzten Jahren bundesweit eine Sammeleuphorie entwickelt hat und dadurch bedingt der Altpapiermarkt kurz vor dem Zusammenbruch steht. Die Folgen hiervon sind ein Überangebot an Altpapier und damit verbunden ein totaler Preisverfall in den vergangenen Monaten. Vor etwa 6 Jahren gab es schon einmal ein solches Tief, das man dann jedoch relativ schnell wieder auffangen konnte. Leider zeichnet sich für die nahe Zukunft noch keine Besserung ab. Das sollte uns jedoch nicht davon abhalten, weiter gesondert zu sammeln, denn noch ist im Landkreis Daun die Abnahme sichergestellt.

Wenn auch nicht besonders gut, doch erheblich besser wie beim Altpapier, sieht die Situation am Altglasmarkt aus. Hier sind seitens des Landkreises in den letzten 3 Jahren Investitionen von 60.000 DM getätigt worden. Dieser Aufwand hat sich bereits jetzt amortisiert, da wir durch rd. 600 Tonnen Altglas jährlich fast 24.000 DM an Transport- und Deponierungskosten einsparen. Es zeigt sich also, daß wir den richtigen Weg eingeschlagen und entsprechende Mittel zur Beschaffung von Altglascontainern bereitgestellt haben. Ganz kurz sollte man auch auf die Müllverbrennung eingehen, denn auch das ist eine Form von Recyclings, da sie zur Energiegewinnung genutzt wird. Trotz aller Einwendungen hinsichtlich der Umweltbelästigungen durch eine

Verbrennungsanlage ist die Müllverbrennung eine zukunftsweisende Möglichkeit der Abfallwirtschaft. In mittlerweile vielen Bereichen der Bundesrepublik hat die Müllverbrennung sich als geeignet erwiesen. Der Stand der Technik und die Weiterentwicklung auf diesem Gebiet werden es ermöglichen, auch sie zu einer umweltunschädlichen Form der Abfall Wirtschaft werden zu lassen. Hierauf sollte unser Augenmerk in Zukunft gerichtet sein. Zum Abschluß wird nochmals auf die Abbildung (l) eingegangen. Hieraus ist auch zu ersehen, daß im ersten Halbjahr 1986 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum das Hausmüllaufkommen um über 3 % gesunken ist. Man kann nur wünschen, daß dieser Trend sich fortsetzt. Sollten wir auch in den kommenden Jahren ähnliche positive Ergebnisse erzielen, wären dies gute Ansätze, das Abfallaufkommen weiter zu verringern. Der Leser sollte sich mit diesen Überlegungen auch einmal kritisch auseinandersetzen und hierüber nachdenken.