Als wir noch Kinder waren

Anna Pörings, Leudersdorf

 

Ich möchte Euch erzählen aus längst vergangnen Jahren, als wir noch Kinder waren. Man denkt noch oft daran zurück, denn es war für uns die schönste Zeit, die Jugend mit all ihrem Glück, wie liegt sie doch so weit.

Die Schule hatten wir noch im Ort und brauchten nicht wie heut, mit dem Busse fort. Auf dem Schulhof fanden wir uns pünktlich ein, denn keiner wollte der Letzte sein. Dann wurde gelernt wie verrückt, dabei wurde auch oft das Stöckchen gezückt. Die Buben mußten über die Bank sich legen, voll Kummer tat sich dann unser Herz bewegen. Aber schnell war wieder alles gut, und weiter gings mit neuem Mut.

Um 12 Uhr klang das Glöckchen von unserer Kapelle nebenan, wir hatten wieder unsere Pflicht getan. Fröhlich gings zu Mutter nach Hause. Nach dem Essen gabs dann eine kleine Pause. Dann wurden die Hausaufgaben geschrieben, denn lange wurde nicht zu Hause geblieben. Die Kühe wurden gekoppelt, den Stecken in die Hand, so zogen wir los mit unserm Verband.

Auf der Wiese gings dann auf und ab mit dem Vieh, gelernt wurde dabei das Gedicht oder die Bibel wie noch nie. Man meinte die Zeit bliebe dabei stehn und die Sonne wollte gar nicht untergehn. War's dann endlich doch so weit, zogen wir heim mit großer Freud.

Dann dauerte es nicht mehr lange, wir mußten ins Bett, so früh wie die Hühner auf die Stange. Aber das war nicht schlimm, wir hatten noch Obst in der Mutsche drin. Das wurde verkimmelt, wenn's mäusch und saftig war und bald lagen wir im Kaafsack wunderbar.

Hatten wir einmal einen Nachmittag frei gings zum Spielen hinaus juchei. Schlagball spielten wir auf »Konzen Peisch« dabei wurde es einem oft sehr heiß.

Räuber und Schanditz spielten wir auch gerne dann gings rund durch Nah und Ferne. Auch wurde oft Bauer gespielt, dabei kam es drauf an, wer am besten die Mütze abwerfen kann. Bei »Tönnes Eichen« ging es oft lustig her, da wurde Heppenhäuschen und Klickern gespielt und noch vieles mehr.

Im Winter hatten wir große Freud, die Straßen gehörten uns, wenn es hatte geschneit. Wir holten unsre Schlitten heraus und los gings zum Hof hinaus. Am Berg »ob der Hell« fing das Rennen an, durchs ganze Dorf bis in die »Steinbütt« dann. Wollten wir mal aufs Eis dinzeln gehn, konnte man uns auf »Brang« dann sehn. Da wurde Eisbahn geschlagen, es gab manchen Fall, wir waren naß bis zum Kragen, aber das war uns egal. Gings abends dann nach Haus, wie sahen unsere Kleider aus. Steif gefroren, genau wie die Beine, denn lange Hosen hatten wir keine.

Abends wurde noch ein Spielchen Mensch ärgere Dich nicht gemacht, dann wünschten wir allen eine gute Nacht. Bald lagen wir mollig warm im Bett und träumten dem nächsten Tag entgegen, ach war das damals doch ein Leben. Wir waren glücklich ohne Radio, Fernsehen und Partystunden, o schöne Jugendzeit wie bist du doch so schnell entschwunden!