Am Stammtisch gelauscht .

Dem Bauer »Pitt« sein ertragreichster Kuhverkauf

Andreas Kösler, Gönnersdorf

 

Der schlaue Bauer »Pitt«, so wurde er überall genannt, war mal in Geldnöten und sagte zu seiner Frau Maria: »Hör zu Frau, ich muß die Leni (gemeint die älteste Kuh im Stall) verkaufen!« »Mach was Du willst«, meinte die Frau, »hoffentlich kommt was dabei heraus?!«

Der Pitt schlüpfte in die Stiefel, band die Leni los und wanderte zum Hillesheimer Viehmarkt. Nach einer Weile kam der erste Metzger und fragte: »Na Pitt, was soll das Tier kosten?« »900 Mark«, sagte Pitt. »Der Metzger meinte: »Pitt, ich gebe Euch 800 mehr nicht.« »Na gut«, meinte Pitt, »einverstanden.« Der Metzger zahlte und wollte die Kuh mitnehmen. Da sagte der Pitt ganz liebevoll: »Ach Meister, ich komm' doch bei Euch vorbei, da bring' ich sie Euch selbst hin.« Dem Metzger war das nur recht. Kaum hatte Pitt die 800 Mark verstaut, da kam der zweite Metzger. Auch hier wandte Pitt denselben Trick an und es klappte. Kurze Zeit danach kam der dritte Käufer. Auch diesmal klappte alles wie am Schnürchen. So waren es schon 2 400 Mark geworden. - »Jetzt aber schnell weg hier«, sagte sich da der Pitt. In einem abgelegenen Gasthof band Pitt seine Leni draußen fest und genehmigte sich ein großes helles Bier und einen doppelten Wacholder. Da ging die Tür auf, ein Metzger ging direkt auf den Pitt zu und fragte ihn, ob die Kuh da draußen noch zu haben sei. »Ja«, sagte der Pitt kurz entschlossen, »gebt 600 Mark dann könnt Ihr sie mitholen.« Pitt kam dann gegen Mitternacht in guter Wacholderlaune heim, berichtete lallend von seinem tollen 3 000-Mark-Gewinn und legte sich befriedigt schlafen. Seine Frau aber versteckte schnell das Geld, damit es keiner mehr finden sollte.

Daß die Sache nicht gut enden würde, zeigte sich nach einigen Tagen, als eine Vorladung vom Gericht kam. Die betrogenen Käufer hatten Anzeige erstattet. So mußte Pitt also wohl oder übel einen Anwalt aufsuchen, um aus der Geschichte so einigermaßen heil herauszukommen.

Der Anwalt sagte: »Lieber Pitt, da müssen wir uns was gutes einteilen lassen, hört also genau zu! Ich hole einen Freispruch für Euch heraus, aber dafür verlange ich die Hälfte von Eurem Gewinn als Honorar.« »Einverstanden«, sagte Pitt, »aber den Betrag bekommt Ihr erst, wenn ich den Freispruch wirklich habe.« »Na gut, es gilt«, sagte der Anwalt, »wenn die Verhandlung vorbei ist und der Freispruch erfolgt, dann warte ich unten an der Pforte, Ihr gebt mir in einem Umschlag die 1 500 Mark und wir sind quitt.« »Also hört zu, Bauer Pitt, wenn der Richter bei der Verhandlung euch fragt, gleich was auch immer, Ihr antwortet nur mit dem Satz: Das kann nicht sein, das ist nicht möglich! Dabei schüttelt Ihr nervös den Kopf.« »Alles klar, Herr Anwalt, schon verstanden!«

Der Verhandlungstag war gekommen, Pitt stand vor dem Richter, der energisch zu fragen begann: »Angeklagter, Sie heißen?« Pitt nun: »Das kann nicht sein, das ist nicht möglich!« Der Richter nochmals, aber schon erboster, »Angeklagter, Sie heißen?« Wieder kam wehmütig der Spruch von Pitt. Da fragte der Richter den Anwalt nach seiner Meinung, der sagte: »Ja Herr Vorsitzender, bei mir faselt er auch immer genau dasselbe! Ich beantrage als Verteidiger Freispruch, wegen Unzurechnungsfähigkeit.« Das Gericht sah auch keine andere Möglichkeit und schloß sich dem Antrag an. Der Anwalt verneigte sich vor dem Gericht, zog schnell seine Robe aus und eilte an die Pforte, um auf Bauer Pitt, wie vereinbart, zu warten. Da kam er auch schon angetrottet. »Also Bauer Pitt, her mit dem Umschlag und dem vereinbarten Inhalt.« Da schüttelte der Bauer Pitt andachtsvoll den Kopf und sprach laut und deutlich:

»Das kann nicht sein, das ist nicht möglich!« Langsam schlich er sich von dannen. Was wollte der Anwalt da machen, er ging zurück in seine Kanzlei, setzte sich verärgert an seinen Schreibtisch und murmelte nun sogar selbst seine eigenen Ratschlagsworte vor sich hin: »Das kann nicht sein, das ist nicht möglich!« Solche Verteidigungsratschläge, das versprach er sich heiligst selbst, würde er jedenfalls nie mehr machen.

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