Erinnerungen an Anno dazumal

Anekdote vom Schweinehirt zu Mannebach

Franz Josef Stern, Mannebach

 

Schon seit jeher gilt das Schwein als Hauptlielieferant von Fleisch in unserem Heimatgebiet. Durch das gesamte Mittelalter gab es weitaus größere Schweineherden als heute; in Urkunden werden Stückzahlen von hundert bis zu tausend genannt. Im Frühjahr, wenn die Witterung es eben erlaubte, wurde die Schweineherde in die Wälder getrieben, wo reichlich Nahrung an Bucheckern und Eicheln vorhanden war. Da die meisten Waldungen in gräflichem oder kirchlichem Besitz waren, erhoben deren Eigentümer für das Austreiben der Schweine eine Abgabe, die »Dem« genannt wurde.

Diese Demabgabe war für die damaligen Waldbesitzer eine bedeutende Einnahmequelle und häufig höher als der Erlös vom Holzverkauf. So ist in einer Halbjahresrechnung der Grafen von Manderscheid von 1590 zu lesen, daß die Demabgabe halbjährlich 494 Gulden betrug. Das waren fast 40% des Halbjahreseinkommen der Manderscheider Grafen.

Auch in Mannebach hatte es dereinst eine Schweineherde mit Schweinehirten gegeben, die von der Gemeinde angestellt wurden. 1751 wird eine Schweinehirtin namens Margaretha Schäffers zu Mannebach erwähnt. 1778 wird berichtet, daß der Frühmesser und Schulmeister Jacob Philipp Mannebach bei seiner Einstellung die Erlaubnis erhielt, jährlich ein Schwein kostenlos mit der Schweineherde treiben zu lassen. Heute noch wird die Flur »Am Gaisberg« im Volksmund »De Säusua« (der Säusuhr) genannt. Vor der Flurbereinigung 1904/08 führte die Dorfstraße von Mannebach zur Landstraße Kelberg-Mayen durch einen Hohlweg, in dem sich große Wasserlachen befanden. Dorthin trieb der Schweinehirt seine Herde, damit sie sich in den Pfützen suhlen konnte.

Von einem der letzten Schweinehirten aus Mannebach erzählt man sich eine nette Anekdote: Es war uralter Brauch, daß der Schweine-hirte vom Besitzer ein Ei zur Belohnung erhielt, wenn er diesem meldete, daß eine seiner Sauen brünstig war. Da der Schweinehirt nicht immer satt wurde, meldete er eines Tages dem Bauer »Deine Sau ist bierig« in der Hoffnung, ein dickes Ei zu bekommen. Doch als der Bauer genauer hinsah, sah er, daß das gemeldete Schwein ein kastrierter Eber war, und statt der Ei-Belohnung erhielt der Schweinehirt Schimpf und Spott.