Dauner Theatertage

Was junge Leute interessiert

Malte Blümke, Daun

Im Herbst '85 fanden für Theatergruppen des Kreises Daun zum ersten Mal die »Dauner Theatertage« statt. Veranstalter war der Kreis Daun, der die Theatertage in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe von Spielleitern verschiedener Theaterarbeitsgemeinschaften vorbereitet hatte. Während in den drei vorangegangenen Jahren der Kreis Daun jeweils Theaterseminare durchgeführt hatte, bildeten die Dauner Theatertage eine neue Form der Theaterarbeit, indem Workshops und Theateraufführungen miteinander verbunden wurden.

Die Einladung zu den Theatertagen hatten neun Theatergruppen, darunter auch Marionetten-, Figuren- und Musiktheatergruppen, angenommen. Leider waren die Laienspielgruppen, die bisher immer sehr rege an den Seminaren teilgenommen hatten, nur spärlich vertreten, so daß die Theatertage hauptsächlich von schulischen Theatergruppen getragen wurden.

Höhepunkt der Theatertage war die Aufführung des Pantomimenkrimis »Ebbes« durch die Plümo-Theater-AG des Hindenburg-Gymnasiums Trier (unter der Leitung von Bruno Plum) und die große Theaterparty. »Ebbes« stellt eine lockere Szenenfolge dar, in der stereotype Verhaltensweisen mit vorwiegend pantomimischen Mitteln gekonnt parodiert werden. Daß die anschließende Diskussion zu einer Fortsetzung des Theaterspiels wurde, ist typisch für das Plümo-Theater, das spontan aus Situationen heraus Spieleinfälle realisiert.

Den Hauptteil der Dauner Theatertage stellten jedoch die Workshops dar. Anhand von Alltagsszenen führte Bruno Plum in »Spielformen der Improvisation« ein. Frau Maria Michels von dem Figurentheater Hillesheim bastelte in den zwei Tagen rund ein Dutzend Stabpuppen mit Teilnehmern der Theatertage. Günther Reim, Kammerschauspieler des Trierer Stadtthßaters, führte in die Sprech- und Atemtechnik ein. In einem weiteren Workshop für Fortgeschrittene zeigte er am Beispiel der Brecht-Texte »Der Spitzel« und »Wenn die Haifische Menschen wären«, wie professionelle Regiearbeit abläuft. Die Teilnehmer des Workshops waren sehr beeindruckt, was man alles aus einem Text herausholen kann. Der Liedermacher Sigurd Rentz aus Mainz zeigte in einem weiteren Workshop, wie man Texte vertonen kann. Als sehr geeignet erwiesen sich Gedichte von Erich Kästner.

Am Ende der Dauner Theatertage fand dann die große Theaterparty statt, an der alle Beteiligten mitwirken konnten. Günter Reim rezitierte Kästner, Kishon, Tucholsky. Sigurd Rentz trug auch eigene, sehr empfindsame Lieder vor. Die Teilnehmer des Stabpuppenworkshops zeigten ihre selbst hergestellten Stabpuppen in Aktion und erhielten sehr viel Applaus. Die Musiktheater-AG des Geschwister-Scholl-Gymnasiums trug Songs aus ihrem Musical »Der Traumtänzer« und aus »Der Konferenz der Tiere« vor. Das Musiktheater des Thomas-Morus-Gymnasiums zeigte Ausschnitte aus seinem Musical »Anatevka«. Die Theaterparty fand bei den ca. 250 Zuschauern eine gute Resonanz; sie war ein Spiegel der Dauner Theatertage, die viele neue Impulse geben konnten.

Es gab allerdings auch kritische Stimmen, die bemängelten, daß die Laienspielgruppen so gering vertreten waren und nicht alle beteiligten Theatergruppen an den Workshops teilgenommen haben. In Zukunft werden die Dauner Theatertage und die Theaterseminare sich stärker auf die Zielgruppen einzustellen haben, so daß möglicherweise eigene Veranstaltungen für die Laienspielgruppen und die Schülertheatergruppen angeboten werden. Auch sollte man bedenken, daß das Theaterspiel keine Fortsetzung der Schule mit anderen Mitteln darstellt und sich die Schauspieler nicht gern in ein festes Tagungsprogramm zwängen lassen. Mit etwas gutem Willen und besserer Abstimmung innerhalb der Theatergruppen lassen sich diese Probleme jedoch sicherlich lösen. Bei den nächsten Theatertagen sollen Aufführungen der beteiligten Theatergruppen und Diskussionen im Vordergrund stehen. Über die Kreisgrenzen hinausgehend soll mit Theatergruppen aus dem Koblenzer und Trierer Raum Kontakt aufgenommen werden. Bestehende Kontakte nach Luxemburg und Belgien sollen ausgebaut werden. Vielleicht lassen sich diese Pläne im Rahmen eines Regionalen Schülertheatertreffens in Daun verwirklichen.

Szenenfoto aus der der Inszenierung Anatevka im Frühjahr 1986 am TMG