Soldatengräber in der Normandie

Die deutschen Kriegstoten in Frankreich nicht vergessen

Peter Jakobs, Simmern

 

Einen hohen Blutzoll mußte der kleine Eifelort Niederbettingen mit seinen damals 230 Seelen im 2. Weltkrieg entrichten. Elf Väter und Söhne blieben draußen und wurden als gefallen gemeldet. Als vermißt gelten noch heute fünf Wehrmachtsangehörige, drei Einwohner starben an Kriegsfolgen in der Heimat. Im »Eifeldom« Niederbettingen erinnert eine Gedenktafel, die nach dem Krieg von der Freiwilligen Feuerwehr errichtet wurde, an die Opfer, die das Dorf bringen mußte. Glimpflich ging es in den ersten drei Kriegsjahren 1939 - 1941 ab. Josef Istas fiel als erster Sohn des Dorfes am 11. Januar 1942 in Rußland. Dann kam die Schicksalszeit. Mütter, Frauen und Kinder bangten um das Leben ihrer Lieben, die auf allen Schlachtfeldern Europas und Afrikas kämpften. In den harten Kämpfen nach der geglückten Invasion in der Normandie blieben fünf Opfer aus Niederbettingen zu beklagen.

Friedhof La Cambe mit Blick auf die Kameradengräber

Das Grab von Sebastian Weber

Einer von ihnen war der Pionier Sebastian Weber, der im Alter von 27 Jahren am 5. Juli 1944 in La Haye du Puits sein junges, hoffnungsvolles Leben opferte. Gerade um diesen Ort in der Normandie wurde erbittert gekämpft. Dieser Kampf wird an fünf folgenden Tagen im deutschen Wehrmachtsbericht erwähnt. Für uns ist es 40 Jahre später sehr schwierig, sich in die Lage der Normandiekämpfer zu versetzen, die gegen eine bis dahin nie gekannte Übermacht namentlich in der Luft einen aussichtslosen Kampf zu führen hatten. In dem wohl bedeutendsten deutschen Werk über die Kämpfe in der Normandie mit dem Titel »Sie kommen« von Paul Carell wird diese Schlacht um La Haye du Puits wie folgt beschrieben:

»Die Stadt La Haye du Puits selbst wurde vom Pionierbataillon 353 unter Hauptmann Pillmann gehalten. Wie ein Wellenbrecher standen die Pioniere gegen eine zehnfache Übermacht. 40 Mann waren es noch, als sich die Amerikaner im Nordteil der Stadt festsetzten.«

Fast fünf Jahre hatte Sebastian Weber den Krieg, von kleineren Verwundungen abgesehen, überlebt. Am 5. Juli 1944 brachte er das höchste Opfer, daß ein Mensch zu bringen vermag. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem größten deutschen Soldatenfriedhof der Normandie, in La Gambe.

Bei einem Besuch dieses Friedhofes fand ich das Grab dieses treuen Eifelers unter 21 148 Gräbern in einem überaus gepflegten Zustand. Deutsche und französische Jugendliche waren gerade dabei, die Gräber zu pflegen und losgelöste Grabplatten zu befestigen. Wenn man sieht, mit welchem Eifer diese jungen Leute bei der Arbeit sind, kann man sich oft der Tränen nicht erwehren. Diese Arbeit zeigt den jungen Menschen das Ausmaß des Krieges, hier an den Gräbern von Gleichaltrigen werden sie nachdenklich. Sucht man das Gespräch mit diesen jungen Menschen, stellt man eine große Nachdenklichkeit fest.

Am Grabe unseres Niederbettinger Freundes legten wir einen Feldblumenstrauß nieder, entzündeten ein Grablicht und sprachen ein stilles Gebet stellvertretend für alle Einwohner seines Heimatortes und für alle toten Soldaten. Mit dem Versprechen, bei der nächsten Norman-diefahrt wiederzukommen, verabschiedeten wir uns von den Toten von La Gambe und von Sebastian Weber. Wer sie gesehen hat, die unzähligen Grabplatten auf dem unendlich weiten Gräberfeld, zum großen Teil mit der Aufschrift »Geboren 1926 - gefallen 1944« oder »Ein unbekannter Deutscher Soldat«, wer das große Kameradengrab mit den unzähligen Namen betrachtet hat, der kann unsere Vergangenheit nicht vergessen, denn in ihr sind Mahnung und Verpflichtung für die nachfolgenden Generationen begründet, Versöhnung zu suchen und den Frieden als höchstes Gut zu bewahren.

Junge Leute, ja die Blüte der Nation hat hier ihr Leben beenden müssen, ehe es überhaupt richtig begonnen hatte. Dank gebührt dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge für die hervorragende Pflege und Gestaltung der Ruhestätten unserer Gefallenen. Er arbeitet in millionenfachem Auftrag und sorgt dafür, daß unsere Gefallenen nicht vergessen werden.