Unsere Heimat - früher und heute

Dr. Ulrich Soballa, Daun

 

Das Thomas-Morus-Gymnasium in Daun veranstaltete am 19./20. September 1985 Projekttage zum Thema »Unsere Heimat - früher und heute«. Unter dem Leitgedanken »Wer die Vergangenheit nicht kennt, der kann die Zukunft verpassen« (R. Kunze) erkundeten die Schüler dabei die örtlichen Besonderheiten, aber auch den Wandel, den die jeweilige Gemeinde, in der sie leben und aufwachsen, in jüngster Vergangenheit genommen hat: von den Lebensgewohnheiten früher, der Entwicklung der Landwirtschaft, des industriellen Gewerbes bis hin zu dem für unsere Region äußerst wichtigen Tourismus und den neuesten (verwaltungs-)technischen Einrichtungen der Gegenwart.

In Form von Gesprächswiedergaben, Berichten, Beschreibungen, Grafiken, Fotografien, Filmen etc. sollten ortsbedingte Sonderthemen erarbeitet und dokumentiert werden. Aus der Vielzahl der Themen, die für die Schüler zur Bearbeitung anstanden, seien hier nur einige herausgegriffen: Imkerei am Beispiel der Großimkerei in Wallenborn, Vulkanismus am Beispiel Wallenborns, Erweiterung der Bundesautobahn - Probleme für Landschaft und Bevölkerung (Darscheid, Mehren), Rolle der Eisenbahn früher am Beispiel der Strecke Ahütte Kerpen (Wanderung Ahütte-Kerpen am Bahnkörper entlang mit Streckenbeschreibung und Befragung der Bevölkerung), Ortssanierung am Beispiel der Mustergemeinde Hillesheim (Video-Dokumentationsfilm), Freizeitanlagen -Auswirkungen auf Landschaft und Bevölkerung am Beispiel Schutz, Naturschutz und Landwirtschaft am Beispiel des Mürmer Flachmoor. . . und viele andere Themen. Die Schüler ließen sich bei ihren Erkundungen von vielfältigen Zielen leiten. Ein Hauptziel der Veranstaltung der Projekttage bestand darin, eine intensivere Begegnung der Schüler mit ihren örtlichen Nachbarn möglich zu machen, denn da das Thomas-Morus-Gymnasium zu ca. achtzig Prozent von Fahrschülern besucht wird, verbringen diese zunehmend mehr Zeit außerhalb ihres eigenen Wohnortes, was zur Folge hat, daß die heimatlichen Beziehungen, die eigentlich gestärkt werden sollten, eher gelockert werden. Andererseits war beabsichtigt, die Beziehungen der Schüler des Thomas-Morus-Gymnasiums untereinander durch gegenseitiges Verständnis zu intensivieren, kennt doch kaum ein Schüler- bei einem so großen Einzugsgebiet -die nähere Umgebung des anderen Mitschülers. Das wichtigste Ziel jedoch war es, daß die Jugend durch die Projekttage ein stärkeres Bewußtsein von den geschichtlichen Veränderungen erlangte, die sich insbesondere zwischen 1945 und 1985 vollzogen haben; und ferner galt es, den jungen Menschen ein historisches Bewußtsein von dem zu vermitteln, was vielleicht zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist, und darüber hinaus von dem, was die einzelnen Generationen für die Gegenwart geleistet haben.

Alle Bewohner im Großraum der Kreisstadt Daun wurden vorab durch Schulleitung und Medien gebeten, recherchierenden Schülern und begleitenden Lehrern wohlwollend Auskunft zu geben oder gar Einsichtnahme in historische Dokumente etc. zu gewähren. Eine erste Sichtung und Auswertung der »Forschungsergebnisse« erfolgte dann am 20. September in der Schule. Als Ergebnis dieser ersten Sichtung und Auswertung der Erkundungsergebnisse der einzelnen Forschungsgruppen warteten die jungen »Forscher« zum Teil mit beachtlichen Funden und Leistungen auf: aus der Fülle der Resultate seien stellvertretend erwähnt: Sammlungen von Bauernregeln, Sprichwörter, Rezepten, Tischsitten und Speisen in Eifeler Mundart; eine Dia-Serie über »die Kornernte früher«, wobei alle Fachbegriffe und Bezeichnungen ebenfalls in Mundart aufindig gemacht wurden; eine Befragung über die Rolle der Frau in Haus und Hof einst und heute befand sich unter anderem unter den Ergebnissen. Ferner sind zu erwähnen: geographische, klimatische und soziologische Erkundungen; ein besonderer Stellenwert kam fraglos den Interviews mit Personen des öffentlichen Lebens und den Vertretern verschiedener Berufe zu, so der Befragung Bürgermeisters Ritzen von Hillesheim zur Stadtsanierung und dem Gespräch von Schülern des TMG mit dem Eifelmaler Peter Otten (Mehren), einem Schüler des verstorbenen, in der Eifel beheimateten Males, Pit Kreuzberg.

Pflügender Bauer in Kerpen um 1920 (Aus dem Bildband »Kreis Daun - Bilder aus vergangenen Tagen«)

Außerdem gelang es einem jungen Video-Füm-Team des TMG, zu dem Schüler der Mittel- und Oberstufe (Thomas Juli, Thomas May, Ralf Polcher, Daniel Porsch und Arnulf Woock) gehörten, einen Video-Film über die Altstadtsanierung von Hillesheim zu produzieren.

Als krönender Abschluß der Ergebnisse der Auswertung gelang es den Schülern und Lehrern des TMG, mit vereinten Kräften und mit großem Aufwand sowie dem dazu erforderlichen Engagement eine Dokumentationsausstellung über «Unsere Heimat in Geschichte und Gegenwart« zu realisieren und diese einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Das Interesse der Bevölkerung an der Ausstellung war-gemessen an den Besucherzahlen - überdurchschnittlich groß. Allen Beteiligten, ohne deren aktive Mithilfe die erfolgreichen Projekttage des Thomas-Morus-Gymnasiums wohl kaum hätten verwirklicht werden können, wurde herzlich gedankt. Die Schüler und Schülerinnen des Thomas-Morus-Gymnasiums haben ganz gewiß durch die Projekttage in dieser Form ein Stück Zukunft hinzugewonnen. An Projekttagen interessierten Schulen kann diese gelungene Form der Gestaltung nur zur Nachahmung empfohlen werden.

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