Jugendpressepreis für den »Klecks«

20 Jahre Schülerzeitung beim Thomas-Morus-Gymnasium

Hubert Eiden, Mehren

 

Am Thomas-Morus-Gymnasium Daun wurde im März 1986 Geburtstag gefeiert: das zwanzigjährige Bestehen der Schülerzeitung »DER KLECKS«. Das war für das ca. 30köpfige Redaktionsteam ein erfreulicher Anlaß, in den neu eingerichteten SMV-Aufenthaltsräumen zu feiern, wobei die Gespräche natürlich um das Geburtstagskind, d. h. seine bewegten 20 Jahre, kreisten.

Im Gründungsjahr des KLECKS war das damalige Aufbaugymnasium gerade acht Jahre alt ; der erste Abiturjahrgang war 1964 entlassen worden. Nach dieser Phase der Normalisierung des Schulalltages regte Rudolf Schu (heute Studiendirektor am MPG, Trier) als Vertrauenslehrer an, eine Schülerzeitung zu gründen. Die Zielsetzung war zunächst durchaus bescheiden, wie R. Schu 15 Jahre später bekannte. Der Hauptgrund für die Gründung der Schülerzeitung bestand darin, daß es keine Kommunikationsmöglichkeit innerhalb der Schule gab und somit besonders die jüngeren Schüler kaum etwas über innerschulische Aktivitäten und Probleme wußten. Daher wurde zunächst jede Woche ein doppelseitig bedrucktes DIN-A-4-Blatt hergestellt, was den Vorteil hatte, daß eine lebendige Berichterstattung vom Schulleben bzw. dessen Kommentierung möglich war. Dazu gab es dann jährlich eine »große« Ausgabe (ca. 80-100 Seiten), in welcher alle Themen, die in irgendeinem Bezug zur Schule und den Schülern standen, aufgegriffen werden konnten. Diese Praxis wurde beibehalten bis zum Jahre 1979, wenn man davon absieht, daß der »Wochenklecks« Mitte der 70er Jahre nur alle 14 Tage erschien. Erst ab dem Schuljahr 1979/80 entschloß sich die Redaktion zur Herausgabe von zwei gebundenen »großen« Ausgaben im Jahre (Umfang: 140 -160 Seiten).

Bleibt noch zu erwähnen, daß bis zur räumlichen Trennung der beiden Dauner-Gymnasien 1968 der KLECKS für Schüler beider Schulen erschien. Danach verblieb der KLECKS, der die Stammredaktion gestellt hatte, am Aufbaugymnasium, während am damaligen NSG (heute GSG) eine eigene Zeitung gegründet wurde.

Bemerkenswert am Klecks ist zweierlei: Erstens die Tatsache eines über 20 Jahre sich erstreckenden ununterbrochenen Erscheinens dieser Schülerzeitung - das dürfte im Regierungsbezirk Trier einmalig sein. Wer nach Gründen dafür sucht, wird u. a. eine Erklärung darin finden, daß von Anfang an engagierte Beratungslehrer (und zwar relativ wenige in den 20 Jahren) im Redaktionsteam mitgearbeitet haben:

1966 Rudolf Schu, 1967 Günther Heiland, Gerhard Röckel, 1968-74 Horst Grethen, 1975 - 78 Bernd Gross, Hanns-Jörg Wildner, 1979 Franz-Josef Hassemer, ab 1980 Hubert Eiden (zeitweilig mit Leonie Eiden, ab 1986 mit Bernd Krings).

Sie sahen und sehen eine Hauptaufgabe ihrer Arbeit darin, »eine Klammer zu bilden über die Zeit zwischen neuen und alten Redakteuren« (so Rudolf Schu), also für personelle Kontinuität, für Nachwuchs zu sorgen. Darüber hinaus sind für diese Entwicklung weiterhin entscheidend gewesen: eine Schulleitung bzw. ein Kollegium, das der Zeitungsarbeit insgesamt aufgeschlossen gegenüberstand und steht, sowie die Tatsache, daß das Aufbaugymnasium und heutige TMG eine relativ kleine Schule ist und somit die Chance bietet, in einem positiven Schulklima ein ausgeprägtes Wir-Gefühl zu entwickeln.

Als zweite Besonderheit ist zu erwähnen, daß die KLECKS-Redaktion in den 20 Jahren ihres Bestehens immer wieder den Vergleich mit anderen Schülerzeitungen gesucht hat, indem sie sich an verschiedenen Wettbewerben beteiligte. Hierbei wurde den jeweiligen Redaktionsteams über Jahre hinaus eine ausgezeichnete Leistung von verschiedenen Jurys bescheinigt. So war der KLECKS im Landeswettbewerb für Schülerzeitungen des Kultusministeriums 1973 und 1981 die beste Schülerzeitung (bezogen auf alle Schularten). In den übrigen Jahren konnte sie sich immer im Spitzenfeld behaupten, wobei sie für die Schulart Gymnasien mehrfach Landessieger war. Der Höhepunkt wurde 1986 erreicht, als der »Jugendpressepreis 1986« gegen starke Konkurrenz verschiedener Zeitungen in Rheinland-Pfalz gewonnen werden konnte (Veranstalter: LBS und Kultusministerium). Es gibt nicht wenige, die eine Beteiligung an solchen Wettbewerben von einem ideologischen Standpunkt aus kritisieren (» . . wer da mitmacht, paßt sich an . . .«). Das ist, wie die Kleckser meinen, eine nicht zutreffende Argumentation. Für sie sind diese Wettbewerbe ausgezeichnete Möglichkeiten, sich mit anderen Zeitungen zu messen, d. h. den eigenen Standort bzw. die eigene Arbeit immer wieder zu reflektieren und zu verbessern. Das hohe Niveau der Schülerzeitung des Thomas-Morus-Gymnasiums über Jahre hinweg hat ein gutes Echo in zahlreichen Anerkennungen gefunden und verdient Respekt.

Auschwitz 1986. Titelblatt der Sommerausgabe des Klecks nach einem Foto von M. Seggewiß

Wer sich heute die »Gesammelten Werke« des KLECKS aus den vergangenen 20 Jahren anschaut, der hält ein hochinteressantes Dokument zur Entwicklung des Thomas-Morus-Gymnasiums in der Hand; ein Dokument, das Aufschluß gibt über die Art und Weise des Umgangs von Schülern und Lehrern im Laufe der Zeit, ein Spiegelbild der Entwicklung der Schulpolitik in Rheinland-Pfalz in den letzten 20 Jahren, schließlich ein Zeugnis, das dem aufmerksamen Leser Aufschluß über die Jugend, ihre Interessen, Neigungen usw. seit dem Umbruch in den späten 60er Jahren gibt. Von daher gesehen sind diese Erzeugnisse über den engeren Raum der Schule hinaus von Interesse. Die Themenvielfalt ist mittlerweile breit gestreut: die klassischen Ressorts einer großen Tageszeitung finden sich auch (en miniature) im KLECKS wieder: Politik, Kultur, Sport, Unterhaltung, ergänzt um den Bereich Informationen und Meinungen aus dem Schulaltag.

Die 30köpfige Redaktion bereitet ihre zwischen 140 -160 S. starken Ausgaben in zahlreichen Redaktionssitzungen, in denen die Konzeption erarbeitet, die Artikel geschrieben und bekanntgemacht werden, vor. Die »heiße Phase« 3 - 4 Wochen vor Drucklegung (Umbruch, Layout) nimmt dann jede Minute Freizeit des »harten Kerns« der KLECKS-Mannschaft (ca. 10 Leute) in Anspruch, Wochenend- und Nachtsitzungen gehören dazu. Wer will bestreiten, daß gerade dies die anstrengendste, aber auch die schönste Phase der Zeitungsarbeit ist. Lohnt sich denn ein solcher Einsatz für die Schüler? Ich meine: unbedingt! Wer sich in der Arbeitsgemeinschaft »Schülerzeitung« engagiert, lernt Dinge, die im normalen Schulalltag nicht primär gefordert werden (Wie arbeite ich im Team? Wie argumentiere ich, um mein Ziel zu erreichen? Wie leite ich eine Gruppe, organisiere ich meine Arbeit?) Erziehung zur Selbständigkeit» zur Toleranz und zum verantwortlichen Umgang mit dem geschriebenen Wort stehen im Vordergrund. So besteht die Chance, daß sich im spielerischen Umgang mit dem gedruckten Wort ein Gespür für die Verantwortlichkeit des Schreibers für sein Produkt herausbildet: Worte, gedruckte Worte vor allem, haben Wirkung. Derjenige, der mit ihnen umgeht, muß sich darüber im klaren sein und vorausdenkend verantwortlich schreiben. Das ist nicht, wie manche gerne behaupten, gleichzusetzen mit einer unkritischen, angepaßten, affirmativen Haltung, ganz im Gegenteil: Wer sich beim Schreiben an diesen Grundsätzen orientiert, respektiert die Würde des Menschseins auch und gerade bei dem, den er angreift, kritisiert - ohne ihn bloßzustellen. Und ich denke, auf diese Weise sind sogar die Chancen, in überschaubaren Bereichen Veränderungen herbeizuführen, größer als für denjenigen, der »losfetzt, was das Zeug hält«, ganz nach dem Motto: »Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne«.

Wenn es der Schule in ihrer Arbeit in einer solchen AG gelingt, diese Aufgabe deutlich zu verdeutlichen, ein Angebot für eine Handlungsorientierung in diesem Bereich zu machen, dann hat sie etwas Wichtiges für die Zukunft der Schüler geleistet, etwas, wovon sie in der sogenannten Welt der Erwachsenen durchaus profitieren und womit sie bestehen können. Daß man am Thomas-Morus-Gymnasium Daun in diesem Sinne auf dem richtigen Wege ist, glaube ich als jemand, der seit der Gründung der Zeitung mit dem KLECKS eng verbunden ist, sagen zu können.

Rudolf Schu, der »Vater« des KLECKS, hat in einem Interview auf die Frage, ob einer Schule etwas fehle, wenn sie keine Schülerzeitung habe, geantwortet: »Ja, es fehlt sogar ein ganz wesentlicher Bereich. Eine Schule, die keine Schülerzeitung, keinen Chor, kein Orchester hat, die ist tot, was ist dann noch Schule? Doch nicht nur 45 Minuten ein Häppchen Mathe, 45 Minuten ein Häppchen Englisch usw. Das andere macht die Schule aus, und ich habe oft das Gefühl, daß gerade das andere bildender ist als dieses Häppchengemüse.«

(Klecks, 16. Jg., Nr. 2, S. 7)