Rückblende - Juli zu Juli 1985/86

Jahres-Umschau des Zeitgeschehens

Zusammengefaßt von Alois Mayer, Daun-Pützborn

 

Hilfe für kranken Wald Pilotprojekt in Ormont

1984 begann in Ormont in Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und der Raiffeisenbank Schneifel eine bislang einmalige Initiative zur Linderung der Schadensbilder eines kranken Waldes durch gezielte Bedarfsdüngung. 1984 war diese sog. Suspensionsdüngung durch die Raiffeisenbank (Raiba) soweit ausgearbeitet, daß großflächige Walddüngungen mit Hubschraubern vorgenommen werden konnten. Diese Form der Düngung bringt folgende Vorteile: die notwendigen Inhaltsstoffe können in feinster Verteilung und geringstmöglicher Konzentration oberflächenintensiv auf die Pflanzen aufgebracht werden, wo sie relativ rasch absorbiert werden und dem pflanzlichen Organismus somit schnell zur Verfügung stehen. Die Düngerlösung ist auf magnesiumreichen, carbonatischen Kalken aufgebaut und führt in allen Fällen zur Anhebung des pH-Wertes in den Böden, was einer schädlichen Versauerung entgegenwirkt. Untersuchungen, Tests und Auswertungen haben ergeben, daß diese Therapie erfolgreich ist und die behandelten Flächen gesunden, was den Kreistag Daun bewog, der Gemeinde Ormont einen Zuschuß für dieses Pilotprojekt zu gewähren. Inzwischen steht in Ormont ein computergesteuertes Labor, in dem in kürzester Zeit Bodenanalysen vorgenommen und ausgewertet werden können. Erst solche Ergebnisse machen einen Düngereinsatz bei erkrankten Nadel- und Laubbäumen sinnvoll. Die Raiba Ormont und die Raiba in Monreal sind die beiden einzigen Lizenznehmer des Flüssigdüngungsverfahrens in der Bundesrepublik, das von der belgischen Chemiefirma Rosier entwickelt wurde. Intensivste Kontakte wurden in jüngster Zeit zu forstwirtschaftlichen Abteilungen an den Universitäten Bayreuth und Freiburg geknüpft, deren Wissenschaftler die anstehenden Walddüngungsmaßnahmen auswerten und dokumentieren werden. Die Kosten dafür übernimmt das Bundesforschungsministerium.

Goldene Ehrennadeln

Im Dezember 1985 wurden durch den Präsidenten der Handwerkskammer Trier, Ludwig Weber, wegen ihren politischen, ehrenamtlichen, aktiven und erfolgreichen Tätigkeiten und Verdienste um Handwerk und berufliche Bildung mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet: Landrat Karl-Adolf Orth (Daun) und Kreishandwerksmeister Hilarius Müller (Gerolstein).

Verkehrsberuhigte Hauptstraße

Im Juni 1986, dem Jubiläumsjahr der Stadt Gerolstein, übergab Landtagsabgeordneter Günther Wollscheid im Beisein zahlreicher Honoratioren und Gäste die verkehrsberuhigte Hauptstraße offiziell dem Verkehr. Durch deren Ausbau ist nun ein lebendiges städtisches Innenleben möglich und die neugestaltete, menschenfreundliche Straße wird als »Prachtstück« von Einheimischen und Feriengästen gut angenommen. Bürgermeister Geiser, der an die Anlieger die Bitte richtete, die verkehrsberuhigte Zone nun durch Straßencafes und bunte Stände zu beleben, kündete an, daß als nächstes Projekt die Rondellbebauung mit Errichtung eines Bürgersaales anstehe.

Über 1 000 TuS-Mitglieder

Mit über 1 000 Mitgliedern, von denen sich rund 80 % aktiv am sportlichen Geschehen beteiligen, ist der TuS Daun 05 nicht nur der größte Verein innerhalb des Kreises Daun, sondern zählt auch zu den an Mitgliedern stärksten Vereinen im Regierungsbezirk Trier.

Militärgeschichte präsentiert

Im April 1986 wurde im Foyer der Dauner Kreisverwaltung und damit erstmalig in der Eifel eine große Wanderausstellung eröffnet, die regen Zuspruch in der Bevölkerung fand. »30 Jahre Bundeswehr 1955 bis 1985, Friedenssicherung im Bündnis« so lautete ihr Thema. Rund 50 Schautafeln, ergänzt durch Videos, dienten vornehmlich der historisch-politischen Bildung und lieferten einen wertvollen Beitrag zum Selbstverständnis und zur Standortbestimmung der Bundeswehr und den in ihr dem Frieden dienenden Soldaten.

Zehn Jahre Schulpartnerschaft

Die älteste deutsch-französische Schulpartnerschaft im Kreis Daun, aus der enge Kontakte und viele freundschaftliche Bindungen erwuchsen, pflegt die Augustiner-Realschule Hillesheim, mit dem College Rene Bernier aus Frankreich nunmehr seit zehn Jahren.

Gegen Tieffluglärm

im Dezember 1985 verabschiedete der Dauner Kreistag einstimmig eine Resolution gegen den Lärm tieffliegender Militärmaschinen, der für Bürger, Gäste und Erholungssuchende immer unerträglichere Formen angenommen hat. Antwort erhielt der Kreistag sowohl von der rheinland-pfälzischen Landesregierung als auch vom Bonner Verteidigungsministerium, die auf die Sicherung von Frieden und Freiheit durch Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft hinwiesen. Man ist sich bewußt, daß der Tieffluglärm gerade bei Schönwetterlagen große Probleme mit sich bringt. »Zur Durchführung des militärischen Tiefflugbetriebes sind Sichtflugbedingungen erforderlich. Diese sind in der Bundesrepublik Deutschland nur an 110 bis 140 Tagen gegeben. Dies führt zu periodischen Lärmkonzentrationen.« Bundesverteidigungsminister Dr. Manfred Wörner teilte weiter mit, daß ab 1. Mai 1986 Tiefflüge von 12.30 bis 13.30 Uhr für das gesamte Bundesgebiet untersagt sind.

Außenstelle in Gillenfeld

Langes und gemeinsames Bemühen von Kreisverwaltung Daun, Ortsgemeinde Gillenfeld und Verbandsgemeindeverwaltung Daun führten zum Ziel, in Gillenfeld eine Außenstelle des Wehrbereichsverpflegungsamtes IV zu schaffen. Dadurch können ca. 10 Arbeitsplätze eingerichtet werden.

Kreissieger im Dorfwettbewerb

Als die zwei schönsten Orte des Kreises Daun gingen im 26 Landeswettbewerb «Unser Dorf soll schöner werden« nach Meinung der Bewertungskommission unter Leitung von Amtsrat Mein, Kreisverwaltung Daun, die Gemeinde Wiesbaum-Mirbach und Gerolstein-Müllenborn als Kreissieger hervor.

2 000 DM für Zeichenwettbewerb

Der im Jahrbuch des Kreises Daun 1985 ausgeschriebene Wettbewerb »Darstellung der Heimat« stieß erfreulicherweise auf große Resonanz bei der Bevölkerung, Die Jury unter der Leitung des Mehrener Malers Peter Otten hatte es nicht leicht, bei der Vielfalt der Einsendungen und den ideenreichen Motiven in den verschiedensten Altersklassen die insgesamt 30 Sieger zu ermitteln. Nico Sastges, der Leiter des Redaktionsteams des Jahrbuches, nahm mit Abteilungsleiter Helmut Klassmann die Preisverteilung in Höhe von 2 000 DM vor. Die Idee, auf Wettbewerbsebene noch mehr Bürger zu aktiver und kreativer Mitarbeit zu gewinnen, wird durch einen »Karikatur-Wettbewerb« fortgesetzt.

Aktiver Eifelverein

Viele hundert Wanderfreunde kamen im Juni 1986 bei einer zentralen Sternwanderung nach Gerolstein, wo bei strahlendem Sonnenschein der Rhein-Maas-Weitwanderweg eröffnet wurde. Der Vorsitzende des Eifelvereins, Staatssekretär a. D. Konrad Schubach, der besonders die vielen Wanderfreunde aus Belgien, Luxembug und Frankreich willkommen hieß, wies darauf hin, daß man mit dieser Initiative nicht nur den Wanderfreunden einen zusätzlichen Reiz bieten, sondern auch einen Beitrag zur grenzüberschreitenden Aktivität der Menschen leisten wolle, um den Gedanken an ein vereinbartes Europa in Frieden und Freiheit aufrecht zu erhalten. Deutlich betonte er, daß die Idee zur Ausweisung dieses europäischen Weitwanderweges in Gerolstein entstanden sei und sprach dafür Wanderwart Karl Thormann und allen Helfern, die sich um Wartung und Markierung des Weges kümmerten, Dank und Anerkennung aus.

Bezirkswandertag in Kerpen

Anläßlich der 850-Jahr-Feier der Gemeinde Kerpen wurde am 17. Juni 1986 der Bezirkswandertag der 13 Ortsgruppen des Kreises Daun, die in der Bezirksgruppe Vulkaneifel zusammengefaßt sind, unter großer Beteiligung in Kerpen durchgeführt. Vorsitzender Landrat Orth konnte eine stattliche Zahl Wanderer, darunter erfreulicherweise viele Kinder und Jugendliche, begrüßen, die an zwei Wanderungen, die durch die Ortsgruppe Uexheim vorbildlich organisiert waren, teilnahmen. Viele Sehenswürdigkeiten (seltene Steinkreuze, Römersiedlung, Nohner Wasserfall, Grab des Malers Fritz von Wille u. a. ) konnten erlebt werden. Erfreulicher Abschluß bildete der historische Handwerkermarkt im sehenswerten Ortskern Kerpen.

Ferienwanderwoche angenommen

Aus dem großen Veranstaltungsangebot der Dauner Eifelvereins-Ortsgruppe wurde die seit Jahrzehnten durchgeführte Ferienwanderwoche angenommen. 30 Wanderfreunde aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen 1986 das Angebot »Zur Ginsterblüte in die Vulkaneifel« wahr und durchwanderten rund 120 Kilometer die Landschaft, vorbildlich betreut durch die Wanderführer der Dauner Ortsgruppe. Neu in diesem Jahr war die Teilnahme eines Teams des ZDF, die diese Form der Gästebetreuung und Urlaubsgestaltung in Ton und Bild festhielt und durch einen längeren Sendebericht würdigen wird.

Sicherung der Höhlendecke

Die Mühlsteinhöhle auf dem Nerother Kopf, Ziel der Nerother Wandervögel, zahlreicher Jugendgruppen und Wanderer, ist seit Herbst 1985 für Besucher gesperrt. Sicherungsmaßnahmen stehen an. Es gilt, zwei Felsbrocken vor ihrem Ausbrechen aus der Höhlendecke abzufangen. Für diese Sicherungsmaßnahmen sind rund 40 000 DM erforderlich.

»Karl Carstens«-Wanderweg

Am 16. April 1983 wanderte Bundespräsident Karl Carstens mit Gattin von Daun nach Manderscheid. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde der Vulkanweg im September 1985 vom Präsidenten der europäischen und deutschen Wandervereine, Staatssekretär a. D. Konrad Schubach, in »Karl-Carstens-Weg« umbenannt. Er bedankte sich ferner bei dem Dauner Hofer, der kostenlos neue Wegeschilder entwickelte, die künftig in den Bereichen Daun, Schalkenmehren, Gillenfeld und Manderscheid auf den Wanderweg des ehemaligen Bundespräsidenten hinweisen werden.

65 Jahre Dauner SPD

Der SPD-Ortsverein Daun feierte am 8. Juni 1986 seinen 65. Geburtstag. Er zählt zu den ältesten Parteigruppierungen innerhalb der Verbandsgemeinde Daun. Kurz nach dem 1. Weltkrieg war es im damaligen Kreis Daun nicht leicht, 1921 eine SPD-Ortsgruppe zu gründen. Nach vielen Jahren des Parteiverbots durch die braunen Machthaber gründete sich der Dauner Ortsverein am 29. April 1946 neu, 23 Mitglieder ließen sich eintragen und wählten Johann Borsch (Daun) zu ihrem ersten Vorsitzenden. Weitere Vorsitzende waren Peter Hartmann, Alois Leif, Peter Weniger, Karl-Heinz Berlingen und seit 1985 ist es Joachim Mauer, der anläßlich des Geburtstages die verdienstvolle Arbeit des Ortsvereins und dessen Geschichte skizzierte. Er erinnerte an Männer wie Gerd Gniffke, langjähriger Kreisvorsitzender, Josef Hartmann, der 1972 für seine kommunalpolitische Arbeit im Stadtrat und in der Verbandsgemeindevertretung mit Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, und Wolfgang Jenssen, der als ehemaliger Landtagsabgeordneter das höchste  politische Mandat der Dauner SPD erreichte. Der SPD Kreisvorsitzende Berlingen verdeutlichte an geschichtlichen Daten die Lernprozesse, die die SPD durchmachte und beschäftigte sich mit der Rolle der Ideologie in der Politik. Er unterstrich, daß die SPD-Ortsgruppe die breite, auch kontroverse, innerparteiliche Diskussion, die stets der korrigierenden Impulse von außen bedürfe, an die Stelle festgenagelter Thesen gesetzt habe.